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ALTERNATIV
/ DARK WAVE
Cure:
Join The Dots: 1978-2001 (4 CD)
The
Cure könnten sich auch getrost in "Robert Smith Band"
umbenennen, denn der Sänger und Komponist ist seit dem Rauswurf von
Lol Tolhurst Anfang der 90er sozusagen der letzte Mohikaner und außerdem
unumstritten der Kopf der Band. Lediglich Basser Simon Gallup, der kurz
nach der Gründung zur Band hinzustieß, stieg gegen 1982 kurzzeitig
aus und kann sich heute rühmen, mit zweifelhaften Popperlen wie "The
Walk" oder "The Lovecats" nichts zu tun gehabt zu haben.
1977 starten Smith, Tolhurst und Dempsey in klassischer Drei-Mann-Besetzung.
Ihr rauher, ungestümer Sound klingt punk-infiziert, weist aber auch
schon düstere Ansätze auf ("Subway Song") und landet
bald in den Independent-Charts der Insel. Für Dempsey kommt Gallup
und die dunkelste, von Sehnsucht zerfressene Cure-Phase
nimmt ihren Lauf. Sah die Band anfangs noch wie eine nette Bande Schulbuben
aus, ändern hochtoupierte Haare, Schminke und weite Klamotten schlagartig
das Image und The
Cure finden sich in der Gothic-Schublade wieder. Zusammen mit Bands
wie Siouxsie
& The Banshees, Bauhaus
und Sisters
Of Mercy stehen Cure
mit Sound und Outfit für den neuen Lebensstil. Mit der Hinwendung an
poppigere Töne kommt es innerhalb der Band auch wieder zu mehreren
Umbesetzungen. 1986 erlebt das schon 1979 veröffentlichte und kaum
beachtete "Boys don't cry" einen zweiten Frühling und mit
der Platte "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" mutieren The
Cure endgültig zum Stadion-Rock-Act. Umso verwunderlicher,
dass die Band 1989 mit "Disintegration" die melancholischste Scheibe
seit Jahren abliefert, die alte Fans und Schwarzkittelträger zu Jubelstürmen
hinreißt. Nach der dazugehörigen Tour verkündet Robert Smith
nicht nur das Ende der Live-Aktivitäten, es kommt auch zum Eklat mit
Gründungsmitglied Tolhurst. Nachdem er zunächst in beiderseitigem
Einvernehmen die Band verlässt, tauchen plötzlich finanzielle
Forderungen in der Presse auf, die zu einem anderthalbjährigen Gerichtsstreit
ausarten und dem Image von The
Cure durch allerlei Halbwahrheiten nachhaltig schaden. (Angeblich
musste Tolhurst bei der Aufnahme des Songs "Shiver And Shake"
im Studio direkt vor Smith stehen, damit dieser die benötigte Portion
Ekel für die Performance aufbringen konnte). "Wish" wurde
1992 zu einem weiteren Highlight der Bandgeschichte und die Tour geriet
länger und erfolgreicher denn je. Mit dem darauf folgenden "Wild
Mood Swings" trafen The
Cure mal ausnahmsweise nicht den Nerv der Zeit und auch die Singles
interessierten fast niemanden. Somit blieben die MTV-Kids den Konzerten
der Swing-Tour fern und die Band schüttelte schon verschollen geglaubte
Oldies zur Freude der Spätgeborenen aus den Ärmeln. Am Valentinstag
2000 erscheint nach langen Vertröstungen das mittlerweile 12. Studiowerk
der Düsterrocker. Zum VÖ passender Titel: "Bloodflowers".
Nur wenige Monate später erklärt Smith, der "Bloodflowers"-Song
"Maybe Someday" beschreibe seinen Abschied von The
Cure. Sein ganzes Leben habe er der Band gewidmet, nun sei es Zeit
für etwas Neues. In dem Song heißt es: "No, I won't do it
again, I don't want to pretend, If it can't be like before, I've got to
let it end."
Abschied? Alles Quatsch. Im November 2001 bringt Smith als letzte Platte
für Polydor ein weiteres "Greatest Hits"-Album mit limitiertem
Unplugged-Special sowie zwei neuen Songs heraus. Sein angekündigtes
Solo-Album wartet zudem seit 10 Jahren auf einen Release. Ende Februar 2003
haben die Spekulationen über die Zukunft von The
Cure dann ein Ende. Smith, Gallup und Co. unterschreiben einen Vertrag
über drei Alben bei I Am Recordings/Artistdirect Records, dem Label
des NuMetal-Produzenten Ross Robinson. "The
Cure waren jahrelang meine Lieblingsband und haben meinen Produktionsstil
geprägt", meint Robinson, der ansonsten Acts wie Korn,
Limp
Bizkit oder Slipknot
produziert. Ein neues Cure-Album
soll Ende des Jahres in die Läden kommen.
In mehr als zwanzig Jahren und auf 20 außergewöhnlichen Alben
sind The
Cure nie von ihrem Weg abgekommen. Frei, unabhängig, eigenwillig
und uneingeschränkt haben sie ihren ganz eigenen Stil kreiert und sich
auf Gebiete vorgewagt, in denen Mainstream und Alternative aufeinander treffen.
Sie haben einzigartige Sounds geschaffen und ihre Musik war in allen Zeitspannen
prägend für den allgemeinen Musikstil. Mit der Box »Join
The Dots - B-Sides & Rarities 1979-2001« setzen sie sich selbst
ein amtliches Denkmal, wie es umfassender nicht sein könnte: Insgesamt
70 Tracks auf 4 CDs von Robert Smith persönlich ausgewählt &
zusammengestellt und komplett digital remastered. Davon 25 Tracks zum allerersten
Mal auf CD und 10 bisher komplett unveröffentlicht. Ein 76seitiges
Booklet mit vielen raren und bisher nicht gezeigten Fotos und einer kompletten
Diskographie runden dieses "Geschenk"ab!
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ALTERNATIV
/ POP/ROCK
Melissa
Auf Der Maur: Auf Der Maur
Irgendwann muss jeder aus dem Schatten treten. Manche tun das klammheimlich,
andere in einem hellen Lichtstrahl. Ex-Hole-
und -Smashing
Pumpkins-Bassistin Melissa
Auf Der Maur hat den strahlenden Weg ins Licht angetreten. Mit ihrem
abgehangenen und doch modernen 90ies-Rock lässt sie alle Exes hinter
sich, wandelt sich zum Ich. Ihr Innerstes möchte sie mit diesem selbst
betitelten Fels von einem Album nach außen kehren. "Auf Der Maur"
besticht vor allem durch seine perfekt aufgebaute Vielschichtigkeit und
Dynamik; durch Melissas wandelbare und anpassungsfähige Stimme. e öfter
man die Platte hört, desto intensiver dringt sie in den Hörer
ein. "Feel me" fleht Melissa in "Followed The Waves".
Wenn man richtig hinhört, ist das nicht zu vermeiden. Fragilität
und Härte prallen hier aufeinander, wie man es selten gehört hat.
Wer glaubte, krachende Gitarren und wummernde Bässe würden eine
schöne Frauenstimme schlucken, den bekehrt dieses Album.
Einer Jam-Session gleich entstand das Werk, mit der Crème-de-la-Crème,
der alternativen Rockszene zusammen (u.a. Twiggy Ramirez (Marilyn
Manson), Josh Homme/Nick Oliveri/Mark Lanegan (Queens
of the Stone Age), John Stanier (Helmet),
Paz Lenchatin (Zwan),
Brandt Bjork (Kyuss,
Fu
Manchu)). Die Aufnahmen zum Album gestalteten sich so zu einer einzigartigen
Star-Session. Melissa
AUF DER MAUR hat diese hochqualitative Unterstützung genutzt
und sich direkt für die 1. Rockliga qualifiziert!. Wer aber nun auf
welchem Track zu hören ist, möchte Melissa nicht verraten. Denn
es geht ihr nicht darum, mit einem berühmten Künstlerkollektiv
zu protzen.
Vielmehr ist es ihr Anliegen, sich selbst in der Musik auszuleben, Musik
zu leben. Dabei zieht sie den Hörer mit Songs wie "Head Unbound"
oder "Taste You" hemmungslos mit. Zwischen großer Distanz
und emotionaler Auflösung ist jede Reaktion möglich
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OPER
/ ARIEN
Anna
Netrebko: Opera Arias
Wunder singen immer wieder!
Die schöne Sopranistin Anna
Netrebko wundert sich, dass sich alle immer noch auf diese Aschenputtel-Geschichte
stürzen. Ja, sie ging putzen, um sich Geld für ihr Gesangsstudium
zu verdienen. Aber das ist doch nicht Grund, warum die Welt der Oper heute
komplett ausrastet, wenn die begnadete Schönheit irgendwo auftritt.
Wenn es solche Sänger gibt, muss man sich um die Nachfolge großer
Vorbilder keine Sorgen mehr machen. Ihre Stimme hat die bemerkenswerte Kombination
aus Leichtigkeit und genügend Gewicht, ist technisch ausgereift, in
allen Lagen sicher und mit berührendem Timbre gesegnet. Noch dazu spielt
die Sängerin ihre Partie ausgezeichnet. Dass sie wie eine junge Hollywood-Diva
aussieht, wird ihr auf dem weiteren Weg auch nicht schaden.
Die internationale Presse feiert sie als neuen Stern am Opernhimmel: Anna
Netrebko. Kritiker vergleichen die junge Sopranistin bereits mit
Maria
Callas. Auf ihrer ersten Solo-CD singt sie die schönsten Arien
junger Opernheldinnen aus Opern von Mozart,
Puccini,
Massenet,
Donizetti,
Bellini
und anderen. Begleitet wird die gebbürtige Russin von niemand Geringerem
als den Wiener
Philharmonikern
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ROCK
/ INTERNATIONAL
Dover:
The Flame
Es ist amtlich: Jesus weilt wieder unter den Menschen, und Gott hat ein
Herz für Rock'n'Roll. Der Sohn des Herrn hat es sich hinter der Kiste
von Dover
gemütlich gemacht und treibt seine drei Bandmitglieder zu Höchstleistungen
an. Nein, ganz so verhält es sich dann doch nicht. Die Band mit dem
irreführenden Namen stammt aus Madrid, und dort ist es durchaus normal,
dass Männer den Namen des Messias tragen. Dennoch hat der Sound von
Spaniens Exportschlager Nummer eins, nach Heroes
Del Silencio, in Sachen Gitarrenmusik manchmal etwas heilsbringend
Erlösendes. Wäre Rock ein Stück Schwarzwälder Kirsch,
Dover
wäre die Zuckerkirsche obendrauf. Dabei können sie durchaus auch
anders, der Vorgänger zu "I Was Dead For Seven Weeks In The City
Of Angels" klang verglichen mit "The Flame" noch wesentlich
düsterer und fast negativ. Dennoch blieben Dover
mit Poppunkperlen wie "King George" in den Gehörgängen
kleben wie Kaugummi am Schuh, daher überwiegt die Verzückung,
wenn das neue Album vom Laser abgetastet wird.
Um es gleich vorweg zu nehmen: They've done it again. Dover
packen das offene Ohr und stecken eine Zuckerwattestange ganz tief rein,
stöpseln das Ende des Holzsplints direkt in den Verstärker und
drehen voll auf. Genau so der klingt "The Flame", Titeltrack,
Opener und erste Single in Personalunion. Man will grooven, Haare schütteln,
obwohl das vielleicht gar nicht angebracht und wohl auch nur mit sehr ausgefeilter
Feinmotorik zu bewerkstelligen ist. Doch zum Rocken laden Dover
auf "The Flame" gleich mehrmals ein: bei Midtempo-Nummern mit
fiesen Drumbreaks wie "Leave Me Alone", straighten Punk-Dampfhämmern
wie "Afterhours" oder "My Fault", oder aber bei fast
poppenden Stampfern wie "Honest".
Die Einladung nimmt man gerne an, denn wer Dover
bereits live gesehen hat, der weiß, dass die Madrilenen trotz der
Tiefgründigkeit der Texte und der manchmal fast übermäßig
zweifelnden Sängerin Christina Llanos ganz große Partysäue
sein können. Die nachdenkliche Seite der Band erstaunt dabei immer
wieder. Die dunkelhaarige Llanos sinniert über die letzten "27
Years", über Paul
McCartney ("'Band On The Run' was all that I could sing")
und die Figur ("All I wanted was to be thin"). Auch in "Mi
Sombrero" setzt sie sich mit ihrer Unsicherheit auseinander. Wenn solch
schöne Songs dabei herauskommen. Die paritätisch besetzte Combo
bringt mit "The Flame" ihr bis dato vielseitigstes und wohl auch
bestes Album an den Start, das Rock mit ganz hohem Spaß- und Körperertüchtigungsfaktor
verspricht. Der Live-Sommer kann kommen.
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DANCE
/ DETROIT HOUSE
Jeff
Mills: Exhibitionist
Gute Produzenten, DJs und Komponisten gibt es nach rund zwanzig
Jahren Tanzflächenkultur wie Sand am Meer. Wenn der hagere Mann aus
Detroit, dem schon ganz zu Beginn seiner Karriere der Beiname 'The Wizard'
verpasst wurde, dennoch lorbeerumrankt in den Himmel aufragt, so sagt dies
einiges über sein Schaffen aus.
Ob als stilbildender Produzent, visionärer Labelchef oder fingerfertiger
DJ, Jeff
Mills strebt stets den Superlativen entgegen. Zeugnis vom beispiellosen
Status des 'Zauberers' in der elektronischen Musik legt nun seine neue Mix-CD
"Exhibitionist" ab, auf der er seine Vision von Techno in Reinkultur
zum Leben erweckt. Insgesamt 45 mal greift Mills für den "Exhibitionist"-Mix
in sein Plattenköfferchen, und gibt sich für seine Verhältnisse
ungewohnt zahm und groovy.
Technisch knüpft Jeff
Mills mit "Exhibitionist" nadlos an seine bekannten Qualitäten
an. 45 Tracks in genau 70 Minuten mixt er an drei Turntables, und stellt
damit auch notorische Flickfinger wie Ben Sims, Samuel L. Session, Derrick
May oder Adam Beyer in den Schatten. Wie kein zweiter versteht es Mills,
seine Sets immer auch zu einem optischen Erlebnis zu machen. Nur zu gerne
schaut man 'The Wizard' staunend auf die schnellen Finger. Vielleicht begleitet
deshalb eine gleichnamige DVD mit drei DJ-Sets das CD-Release von "Exhibitionist".
Weit mehr Eindruck als die bloßen technischen Skills von Jeff
Mills hinterlässt jedoch seine feinfühlige Art, aus dem
Rohmaterial, den Tracks, etwas im positiven Sinne unerhört Neues zu
erschaffen. Da kann es nur heißen: Augen schließen und genießen.
Denn jetzt tritt Jeff
Mills die begnadete Künstlerpersönlichkeit in das Licht
der Scheinwerfer. Kaum ist die erste Platte aufgelegt, packt der Groove
zu und lässt einen bis zum letzten Ton von "Exhibitionist"
nicht mehr los. Schnell beginnen die einzelnen Stücke miteinander zu
flirten, schieben sich innig Schicht für Schicht übereinander,
gehen kurz getrennte Wege und finden sich doch wieder. Der isolierte Track
verkommt zur Nebensache und stellt sich ohne wenn und aber in den Dienst
des Mixes. Der gibt sich energetisch und leicht zugleich, ist in Detroit
zu Hause und kennt doch die ganze Welt. So nimmt er die Zuhörer mit
Tribal- und Latintechno-Rhythmen aus den Studios von Oliver Ho, Monika Kruse,
Samuel Session oder Mark Williams für sich ein. Gibt zwischendurch
mit Klassikern wie Mills Hymne "The Bells" und präzise gesetzten
Breaks ordentlich Gas, bevor er schließlich mit DJ Rolandos neuem
Track "Aquila" zum Abflug einlädt.
Dass Jeff
Mills sich gegen Ende einmal leicht vermixt, macht sein Mixkunstwerk
erst im eigentlichen Sinne perfekt weil menschlich, und trübt das Hörerlebnis
nicht im mindesten. Alles ist hier live, alles trägt die spontane Handschrift
des Meisters, der es nicht nötig hat, seinen Mix im Studio zu glätten,
wie viele seiner Kollegen. Wie kein zweiter Techno DJ versteht Jeff
Mills es, seine visionären Ideen mit dem Hauch des entspannten
Genusses zu umwehen. Über die gesamten 70 Minuten seines Sets bewahrt
er eine tänzelnde Leichtfüßigkeit, die beinahe schon beängstigende
Züge annimmt. In der Verbindung von intellektuellem Anspruch mit sinnlichem
Genuss gleichen sich ein Bild von Michelangelo und ein Mix von Jeff
Mills wie ein Ei dem anderen. Große Kunst, die Spaß
macht.
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GOTHIC
/ ALTERNATIV
Joachim
Witt: Pop
"Pop" nennt sich das inzwischen vierte Album jüngerer Zeitrechnung
des bekennden Wagner
an und NDW-Veteranen Joachim
Witt. Anfangs noch müde als Altstar belächelt, gelang
es Joachim
Witt in den vergangenen Jahren, sich mit vergleichsweise unpeinlichen
Veröffentlichungen wieder ins Gespräch zu bringen. Damit hat er
sich vor allem unter den Freunden dunkler Musik eine solide Fangemeinde
erarbeitet. So ist "Pop" der passende Titel für das Album
eines Künstlers, der endlich wieder dort angekommen ist, wo er hin
möchte, und die damit verbundene Anerkennung in vollen Zügen genießt.
Ein Grund für den selbstzufriedenen Gestus, der aus jedem Ton von "Pop"
unmissverständlich spricht, mag Joachim
Witts Label "Ventil" sein, das nun auch als Plattform
für sein aktuelles Release dient. Hier hat er sich eine eigene Oase
geschaffen, in der er entspannt und ohne Druck arbeiten kann. Dreizehn Songs
haben schließlich die Hürde genommen und ihren Weg auf "Pop"
gefunden, dessen Titel, so versichert Witt, durchaus einen ernst gemeinten
Hintergrund hat.
Das Attribut 'poppig' verspricht bei Joachim
Witt wie in der Vergangenheit eine Vorliebe für wuchtige, von
üppigen Streichern getragene Arrangements, die immer wieder in teutonisch
stampfende Rhythmen gepresst werden und ihren Dancefloor-Appeal manchmal
gar zu plakativ vor sich her tragen. "Vorwärts" und "Fluch
der Liebe" bedienen diese Schublade in Reinkultur.
Doch das ist nur die eine Seite des Joachim
Witt. Die andere zeigt den gebbürtigen Hamburger mit einem
feinen Gespür für Melodien, die auf Anhieb im Ohr hängen
bleiben. Bei Liedern wie "Für den Moment" oder "Später"
geht das Album voll in seinem Titel auf, hat seine besten Phasen. Und selbst
das Cover des Alexandra-Hits
"Mein Freund der Baum" darf sich zu Gute halten, das Original
weit hinter sich zu lassen. Unterm Strich wandelt Joachim
Witt mit "Pop" auf sicheren Pfaden. Seine Fans werden
das Album dankend aufnehmen, und wer bisher mit seinem 'Spätwerk' nichts
anfangen konnte, der muss jetzt auch nicht gleich in den Plattenladen rennen.
Bei Freunden von Wolfsheim und Deine
Lakaien darf sich "Pop" aber mit Sicherheit gut aufgehoben
fühlen.
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SOUNDTRACK
/ ETHNO
Soundtrack:
Lisa Gerrard: Whale Rider
Lisa
Gerrard, ein Teil der leider viel zu früh verschiedenen Dead
Can Dance, hat wieder einmal einen Soundtrack komponiert. Die Vertonungen
für "Gladiator",
"Ali"
und "The
Insider" sind nur die bekanntesten ihrer Werke. Mit "Whalerider"
fügt sie ihrer Diskografie ein weiteres Juwel hinzu. Die Storyline
des preisgekrönten Filmes spielt in Neuseeland und dreht sich um einen
Mythos der Maori, der erzählt, dass dereinst ihre Vorfahren auf dem
Rücken eines Wales die Inseln erreichten. Die bezaubernde Neuentdeckung
Keisha Castle-Hughes spielt dabei die Hauptrolle.
Die Musik des Films, dem Lisa
Gerrard einmal mehr ihre Interpreatation von Stimmung und Atmosphäre
hinzu fügt, unterscheidet sich jedoch von ihren sonstigen Arbeiten.
Ihre Stimme hält sie bewusst im Hintergrund, um alleine die Kompositionen
für sich sprechen zu lassen. Einerseits ist das schade, da die gute
Lisa über ein Organ verfügt, dass die allermeisten Sängerinnen
vor Neid im Boden versinken lässt. Andererseits erscheint es durchaus
nachvollziehbar, denn eine Stimme wie diese dominiert jeden Song unweigerlich
und lässt für filmische Interpretationen nur begrenzten Raum.
Auf 41 Minuten erschlägt sie somit den Hörer nicht mit ihrer Vokalkunst,
sondern durch geschickt intonierte Traurigkeit und ambient-artige Sounds.
Mit dem Grollen von Wellen und dem Rauschen des Wassers führt uns der
Soundtrack in das dominierende Element des Films ein. Nur sphärische
Keyboard-Teppiche und sparsame Soundspielereien begleiten den Walreiter
auf dem Weg nach Neuseeland. In "Journey Away" erklingen reduziert
perkussive Rhythmen, die jedoch alles andere als beschwingte Stimmungen
transportieren, sondern stets im melancholisch-traurigen Tal der Tränen
verharren. Ebenjenes verlässt Lisa
Gerrard erst, als das großartige und sanfte, mit spinett-ähnlichen
Klängen verzierte "Biking Home" erklingt. Keyboard-Akkorde
im Breitwand-Format wechseln sich mit Gerrads glasklarem Gesang ab, der
jedoch - wie gehabt - im Hintergrund verbleibt. Bleischwer tönen die
Stücke, die leider nur selten die zwei Minuten überschreiten.
Wie es sich jedoch für (Süß-)Wasser gehört, befinden
sich alles im steten Fluss. Und der umspült den Hörer mit einer
derart penetranten Konsequenz, dass es schon wieder schön ist. Lisa
Gerrad beweist erneut, dass ihr auch nach dem Ende von Dead
Can Dance die kreativen Ideen noch lange nicht ausgehen.
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ITALO
/ POP/ROCK
Gianna
Nannini: Perle
Die Bezeichnung Rockröhre hing der italienischen Sängerin Gianna
Nannini lange an und wie das mit solchen Titulierungen immer ist:
Frau und Mann werden diese schwer wieder los. Inzwischen ist Gianna
Nannini 47, da hilft alles Rock-Geröhre der Vergangenheit nichts
und sie hat beschlossen mal komplett anders zu arbeiten. "Rockmusik
wird langweilig, wenn sie nicht jemand ganz neu erfindet. Ich will weg vom
Klischeerock mit Gitarre, und mehr klassische Elemente berücksichtigen,
die auch Stille, Leerstellen aushalten können. Von elektrischen Gitarren
habe ich genug. Ich will Stille in die Musik bringen", erzählt
Gianna
Nannini in einem Interview zum vorliegenden Album "Perle".
Ein Ansatz, der auf Papier schwer vorzustellen ist: Wie soll sich ihre kratzige
Stimme ohne krachenden Sound nur anhören? Trotz kämpferischer
Worte zeugt die Tracklist von Reaktion in der Revolution: Es handelt sich
hier um die Neuinterpretation bekannter Lieder. - Also, keine elektrischen
Gitarren und kein Schlagzeug sondern, mit Streichern und Konzertflügeln.
Dabei herausgekommen ist "Perle" ein Album mit 14 Stücken
aus der 30 jährigen Karriere der Italienerin und sie werden überrascht
sein, was man aus Stücken wie Latin Lover herausholen kann. Ein Vorgehen,
das überzeugen kann. Ein Pianobar-Klavier, dezente Streicher und zarte
Perkussionen untermalen Gianna
Nanninis ausdrucksstarke Stimme im Eröffnungsstück "Notti
Senza Cuore". Auf "Ragazzo Dell'Europa" feiert ein wirbelndes
Klavier seinen Auftritt und erinnert an Claudio
Baglioni oder Riccardo
Cocciante, stellenweise sogar an Chopin.
Hinter "Perle" steckt viel Arbeit: Nannini
hat intensiv Klavier geübt, das neapoletanische Solis String Quartet
verpflichtet und wie schon 2002 bei "Aria" den Klangtüftler
Christian Lohr mit ins Studio genommen.
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ROCK
/ ALTERNATIV
Incubus:
A Crow Left Of The Murder: Limited Edition (2 CD)
Länger als bisher haben sich Incubus
für ihr neues Album Zeit gelassen. Doch schon die ersten Takte des
Openers "Megalomaniac" zeigen, dass sich das Warten gelohnt hat.
Der Song mit dem kontroversen Video, das in eine ähnliche Richtung
geht, wie ehemals eine Äußerung von Herta Däubler-Gmelin,
macht einerseits klar, dass der Fünfer aus Kalifornien wieder eine
Spur lauter daher kommt. Andererseits ist er ein gutes Beispiel für
das hohe songschreiberische Level, auf dem Incubus
sich bewegen. Ein Großteil der alternativen Rockszene bekommt hier
vorgeführt, wie Spannungsbögen aufgebaut werden und was druckvoll
wirklich heißt. Bei "A Crow Left Of The Murder" dringt dann
zum ersten Mal der typischen Klang von Incubus
aus den Boxen. Ein Gitarrensound, der warm, organisch und einfach angenehm
wirkt. Wenn es im Refrain auch etwas hektisch zur Sache geht, so bietet
"A Crow Left Of The Murder" doch großen (Incubus-)
Sport. Ebenso melodisch kommt "Agoraphobia" daher, im Refrain
läuft die Band erneut zur Höchstform auf, und wenn der Chorgesang
einsetzt, sind selbst die Red
Hot Chili Peppers nicht mehr weit. Nach dem ruhigeren, aber nicht
minder schönen "Talk Show On Mute" geht es mit "Beware!
Criminal" wieder heftiger zur Sache. Wenn der Song nach einigen Durchläufen
auch mitreißt, so folgt der nächste echte Höhepunkt erst
kurz darauf: "Sick Sad Little World" groovt wie Hölle, haut
einem den Bass von Rage
Against The Machine und eine volle Gitarrenpackung um die Öhrchen.
Die Endlosschleife gegen Ende hat somit ihre volle Berechtigung. "Pistola"
geht ähnlich ab, wieder werden die typischen Incubus-Elemente
in einen Topf geschmissen, dazu Brandon Boyds wütender Gesang. Überhaupt
geht dem Frontmann zur Zeit einiges gegen den Strich, und Incubus
haben plötzlich eine leicht politische Note bekommen. Zeilen wie "My
pen is a pistola / It's a fountain of youth and a patriot's weapon of choice"
unterstreichen dies. Nach den hektischen Ausbrüchen geht es etwas ruhiger
weiter. "Southern Girl" ist die erste wirkliche Ballade auf "A
Crow Left Of The Murder" und kann an frühere Großtaten in
dieser Richtung anschließen. Beatleske Streicher im Wechsel mit Gitarrenbreitwänden
und das Ausreizen des Laut-Leise-Schemas erinnern stellenweise an das, was
man früher mal Grunge nannte. Im Anschluss an das geradeaus rockende
"Smile Lines", steht mit "Here In My Room" noch eine
weitere Ballade an, Piano und Geräusche aus dem Paralleluniversum sorgen
für einen angenehmen und sanften Ausklang des Albums. "Leech"
rüttelt am Ende zwar noch einmal wach, aber "Here In My Room"
hat sich da schon so im Kopf festgesetzt, dass der Schlusstrack glatt unwichtig
erscheint.
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MUSIK
DVD
John
Mayall & The Bluesbreakers: 70th Birthday Concert
"Ich denke, dass es eine solche Nacht nicht mehr geben wird",
schreibt John
Mayall auf der Hülle dieser DVD. Eine Äußerung,
die durchaus nachvollziehbar klingt, standen bei seinem Geburtstagskonzert
in Liverpool am 19. Juli 2003 doch gleich drei Stargäste mit auf der
Bühne: Mick Taylor, glückloser Ersatz von Brian Jones bei den
Rolling
Stones, Chris
Barber, legendärer englischer Bluestrompeter, und Eric
Clapton, der zum ersten Mal nach 37 Jahren wieder mit seinem Mentor
spielte. Der Mitschnitt beginnt etwas unvermittelt beim dritten Stück
des tatsächlichen Konzerts: Die Bluesbreakers
spielen den Anfang von "Southside Story" und kündigen das
Geburtstagskind an, das gut gelaunt und jünger wirkend als seine siebzig
Jahre auf der Bühne erscheint. Ausgelassen im eigens errichteten Festzelt
ist auch die Stimmung mehrerer tausend Zuschauer, deren Durchschnittsalter
nur gering unter dem des Gefeierten liegt.
Die Begleitband hat im Laufe der Jahrzehnte unzählige Veränderungen
erfahren, Mayalls glückliches Händchen bei der Auswahl seiner
Mitstreiter zeigt sich aber auch am aktuellen Lineup, das aus Joe Yuele
(Schlagzeug), Buddy Whittington (Gitarre), Harry Van Sickle (Bass) und Tom
Canning (Keyboard) besteht. Ihr angerockter Blues entlockt von Beginn an
entzückte Jubelschreie und führt zu wippenden Häuptern. Selbst
Whittington gibt sich keine Blöße; trotz seiner Körperfülle
wandern seine Wurstfinger erstaunlich agil übers Griffbrett. Nachdem
Mayall und Band mit Auszügen aus ihrem Album "Stories" (2002)
das Publikum in Wallung gebracht haben, erscheint Mick Taylor zu "Somebody's
Acting Like A Child", gekleidet wie ein Hafenarbeiter, der nach Feierabend
zufällig vorbei kommt. Auch er hat in den letzten Jahren gut zugelegt
und dürfte nun etwa so viel wiegen wie Mick
Jagger und Keith
Richards gemeinsam. "Acting Like A Child" und "Walking
On Sunset" führen zurück ins Jahr 1970, als Mayall mit "Blues
From Laurel Canyon" sein erstes Album ohne Bluesbreakers aufnahm. "Oh,
Pretty Woman" stammt dagegen von 1967, als Taylor noch Teil der offiziellen
Begleitband war.
Zwischendrin erscheint auch Chris
Barber, der unspektakulär agiert, aber effektiv seine Trompete
einsetzt. Eric
Claptons Comeback erfolgt schließlich bei "No Big Hurry".
Mit T-Shirt, Jeans und Turnschuhen sieht auch er so aus, als schaute er
bei einen Spaziergang kurz rein, seine Hommage an den Pianisten Big
Maceo, alleine mit Mayall
auf der Bühne, ist aber der schönste Moment des Konzerts. Allem
Anschein zum Trotz bleibt Eric
Clapton bis zum Ende, wobei die weiteren Teilnehmer nach und nach
wieder auf die Bühne zurückkehren. Mit "Hideaway", "All
Your Love", "Have You Heard" und "It Ain't Right"
geben sie gleich vier Stücke des Durchbruchalbums "Blues Breakers
With Eric Clapton" (1966) zum Besten, zwischendrin Willie
Dixons "Hoochie Coochie Man" und Freddy Kings "I'm
Tore Down". Den großen Abschluss bildet J.B. Lenoirs "Talk
To Your Daughter". Ein glücklicher John
Mayall ist schließlich auch bei einem wenig aussagekräftigen
zehnminütigen Interview zu sehen. Für seine Fans bleibt zu hoffen,
dass es entgegen seiner Ankündigung doch noch einmal zu einem Konzert
wie diesem kommt. Vielleicht zum 80. Geburtstag? So fit, wie sich der Vater
des britischen Blues in Liverpool präsentiert hat, dürfte er noch
einige Jahre auf der Bühne für Begeisterung sorgen.
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Text-Quellen:
Diverse |
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09.02.2004 14:15:33 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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