News Detail: CD: Top Tipps
ALTERNATIV / DARK WAVE
Cure: Join The Dots: 1978-2001 (4 CD)
The Cure könnten sich auch getrost in "Robert Smith Band" umbenennen, denn der Sänger und Komponist ist seit dem Rauswurf von Lol Tolhurst Anfang der 90er sozusagen der letzte Mohikaner und außerdem unumstritten der Kopf der Band. Lediglich Basser Simon Gallup, der kurz nach der Gründung zur Band hinzustieß, stieg gegen 1982 kurzzeitig aus und kann sich heute rühmen, mit zweifelhaften Popperlen wie "The Walk" oder "The Lovecats" nichts zu tun gehabt zu haben.
1977 starten Smith, Tolhurst und Dempsey in klassischer Drei-Mann-Besetzung. Ihr rauher, ungestümer Sound klingt punk-infiziert, weist aber auch schon düstere Ansätze auf ("Subway Song") und landet bald in den Independent-Charts der Insel. Für Dempsey kommt Gallup und die dunkelste, von Sehnsucht zerfressene Cure-Phase nimmt ihren Lauf. Sah die Band anfangs noch wie eine nette Bande Schulbuben aus, ändern hochtoupierte Haare, Schminke und weite Klamotten schlagartig das Image und The Cure finden sich in der Gothic-Schublade wieder. Zusammen mit Bands wie Siouxsie & The Banshees, Bauhaus und Sisters Of Mercy stehen Cure mit Sound und Outfit für den neuen Lebensstil. Mit der Hinwendung an poppigere Töne kommt es innerhalb der Band auch wieder zu mehreren Umbesetzungen. 1986 erlebt das schon 1979 veröffentlichte und kaum beachtete "Boys don't cry" einen zweiten Frühling und mit der Platte "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" mutieren The Cure endgültig zum Stadion-Rock-Act. Umso verwunderlicher, dass die Band 1989 mit "Disintegration" die melancholischste Scheibe seit Jahren abliefert, die alte Fans und Schwarzkittelträger zu Jubelstürmen hinreißt. Nach der dazugehörigen Tour verkündet Robert Smith nicht nur das Ende der Live-Aktivitäten, es kommt auch zum Eklat mit Gründungsmitglied Tolhurst. Nachdem er zunächst in beiderseitigem Einvernehmen die Band verlässt, tauchen plötzlich finanzielle Forderungen in der Presse auf, die zu einem anderthalbjährigen Gerichtsstreit ausarten und dem Image von The Cure durch allerlei Halbwahrheiten nachhaltig schaden. (Angeblich musste Tolhurst bei der Aufnahme des Songs "Shiver And Shake" im Studio direkt vor Smith stehen, damit dieser die benötigte Portion Ekel für die Performance aufbringen konnte). "Wish" wurde 1992 zu einem weiteren Highlight der Bandgeschichte und die Tour geriet länger und erfolgreicher denn je. Mit dem darauf folgenden "Wild Mood Swings" trafen The Cure mal ausnahmsweise nicht den Nerv der Zeit und auch die Singles interessierten fast niemanden. Somit blieben die MTV-Kids den Konzerten der Swing-Tour fern und die Band schüttelte schon verschollen geglaubte Oldies zur Freude der Spätgeborenen aus den Ärmeln. Am Valentinstag 2000 erscheint nach langen Vertröstungen das mittlerweile 12. Studiowerk der Düsterrocker. Zum VÖ passender Titel: "Bloodflowers". Nur wenige Monate später erklärt Smith, der "Bloodflowers"-Song "Maybe Someday" beschreibe seinen Abschied von The Cure. Sein ganzes Leben habe er der Band gewidmet, nun sei es Zeit für etwas Neues. In dem Song heißt es: "No, I won't do it again, I don't want to pretend, If it can't be like before, I've got to let it end."
Abschied? Alles Quatsch. Im November 2001 bringt Smith als letzte Platte für Polydor ein weiteres "Greatest Hits"-Album mit limitiertem Unplugged-Special sowie zwei neuen Songs heraus. Sein angekündigtes Solo-Album wartet zudem seit 10 Jahren auf einen Release. Ende Februar 2003 haben die Spekulationen über die Zukunft von The Cure dann ein Ende. Smith, Gallup und Co. unterschreiben einen Vertrag über drei Alben bei I Am Recordings/Artistdirect Records, dem Label des NuMetal-Produzenten Ross Robinson. "The Cure waren jahrelang meine Lieblingsband und haben meinen Produktionsstil geprägt", meint Robinson, der ansonsten Acts wie Korn, Limp Bizkit oder Slipknot produziert. Ein neues Cure-Album soll Ende des Jahres in die Läden kommen.
In mehr als zwanzig Jahren und auf 20 außergewöhnlichen Alben sind The Cure nie von ihrem Weg abgekommen. Frei, unabhängig, eigenwillig und uneingeschränkt haben sie ihren ganz eigenen Stil kreiert und sich auf Gebiete vorgewagt, in denen Mainstream und Alternative aufeinander treffen. Sie haben einzigartige Sounds geschaffen und ihre Musik war in allen Zeitspannen prägend für den allgemeinen Musikstil. Mit der Box »Join The Dots - B-Sides & Rarities 1979-2001« setzen sie sich selbst ein amtliches Denkmal, wie es umfassender nicht sein könnte: Insgesamt 70 Tracks auf 4 CDs von Robert Smith persönlich ausgewählt & zusammengestellt und komplett digital remastered. Davon 25 Tracks zum allerersten Mal auf CD und 10 bisher komplett unveröffentlicht. Ein 76seitiges Booklet mit vielen raren und bisher nicht gezeigten Fotos und einer kompletten Diskographie runden dieses "Geschenk"ab!
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ALTERNATIV / POP/ROCK
Melissa Auf Der Maur: Auf Der Maur
Irgendwann muss jeder aus dem Schatten treten. Manche tun das klammheimlich, andere in einem hellen Lichtstrahl. Ex-Hole- und -Smashing Pumpkins-Bassistin Melissa Auf Der Maur hat den strahlenden Weg ins Licht angetreten. Mit ihrem abgehangenen und doch modernen 90ies-Rock lässt sie alle Exes hinter sich, wandelt sich zum Ich. Ihr Innerstes möchte sie mit diesem selbst betitelten Fels von einem Album nach außen kehren. "Auf Der Maur" besticht vor allem durch seine perfekt aufgebaute Vielschichtigkeit und Dynamik; durch Melissas wandelbare und anpassungsfähige Stimme. e öfter man die Platte hört, desto intensiver dringt sie in den Hörer ein. "Feel me" fleht Melissa in "Followed The Waves". Wenn man richtig hinhört, ist das nicht zu vermeiden. Fragilität und Härte prallen hier aufeinander, wie man es selten gehört hat. Wer glaubte, krachende Gitarren und wummernde Bässe würden eine schöne Frauenstimme schlucken, den bekehrt dieses Album.
Einer Jam-Session gleich entstand das Werk, mit der Crème-de-la-Crème, der alternativen Rockszene zusammen (u.a. Twiggy Ramirez (Marilyn Manson), Josh Homme/Nick Oliveri/Mark Lanegan (Queens of the Stone Age), John Stanier (Helmet), Paz Lenchatin (Zwan), Brandt Bjork (Kyuss, Fu Manchu)). Die Aufnahmen zum Album gestalteten sich so zu einer einzigartigen Star-Session. Melissa AUF DER MAUR hat diese hochqualitative Unterstützung genutzt und sich direkt für die 1. Rockliga qualifiziert!. Wer aber nun auf welchem Track zu hören ist, möchte Melissa nicht verraten. Denn es geht ihr nicht darum, mit einem berühmten Künstlerkollektiv zu protzen.
Vielmehr ist es ihr Anliegen, sich selbst in der Musik auszuleben, Musik zu leben. Dabei zieht sie den Hörer mit Songs wie "Head Unbound" oder "Taste You" hemmungslos mit. Zwischen großer Distanz und emotionaler Auflösung ist jede Reaktion möglich
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OPER / ARIEN
Anna Netrebko: Opera Arias
Wunder singen immer wieder!
Die schöne Sopranistin Anna Netrebko wundert sich, dass sich alle immer noch auf diese Aschenputtel-Geschichte stürzen. Ja, sie ging putzen, um sich Geld für ihr Gesangsstudium zu verdienen. Aber das ist doch nicht Grund, warum die Welt der Oper heute komplett ausrastet, wenn die begnadete Schönheit irgendwo auftritt. Wenn es solche Sänger gibt, muss man sich um die Nachfolge großer Vorbilder keine Sorgen mehr machen. Ihre Stimme hat die bemerkenswerte Kombination aus Leichtigkeit und genügend Gewicht, ist technisch ausgereift, in allen Lagen sicher und mit berührendem Timbre gesegnet. Noch dazu spielt die Sängerin ihre Partie ausgezeichnet. Dass sie wie eine junge Hollywood-Diva aussieht, wird ihr auf dem weiteren Weg auch nicht schaden.
Die internationale Presse feiert sie als neuen Stern am Opernhimmel: Anna Netrebko. Kritiker vergleichen die junge Sopranistin bereits mit Maria Callas. Auf ihrer ersten Solo-CD singt sie die schönsten Arien junger Opernheldinnen aus Opern von Mozart, Puccini, Massenet, Donizetti, Bellini und anderen. Begleitet wird die gebbürtige Russin von niemand Geringerem als den Wiener Philharmonikern
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ROCK / INTERNATIONAL
Dover: The Flame
Es ist amtlich: Jesus weilt wieder unter den Menschen, und Gott hat ein Herz für Rock'n'Roll. Der Sohn des Herrn hat es sich hinter der Kiste von Dover gemütlich gemacht und treibt seine drei Bandmitglieder zu Höchstleistungen an. Nein, ganz so verhält es sich dann doch nicht. Die Band mit dem irreführenden Namen stammt aus Madrid, und dort ist es durchaus normal, dass Männer den Namen des Messias tragen. Dennoch hat der Sound von Spaniens Exportschlager Nummer eins, nach Heroes Del Silencio, in Sachen Gitarrenmusik manchmal etwas heilsbringend Erlösendes. Wäre Rock ein Stück Schwarzwälder Kirsch, Dover wäre die Zuckerkirsche obendrauf. Dabei können sie durchaus auch anders, der Vorgänger zu "I Was Dead For Seven Weeks In The City Of Angels" klang verglichen mit "The Flame" noch wesentlich düsterer und fast negativ. Dennoch blieben Dover mit Poppunkperlen wie "King George" in den Gehörgängen kleben wie Kaugummi am Schuh, daher überwiegt die Verzückung, wenn das neue Album vom Laser abgetastet wird.
Um es gleich vorweg zu nehmen: They've done it again. Dover packen das offene Ohr und stecken eine Zuckerwattestange ganz tief rein, stöpseln das Ende des Holzsplints direkt in den Verstärker und drehen voll auf. Genau so der klingt "The Flame", Titeltrack, Opener und erste Single in Personalunion. Man will grooven, Haare schütteln, obwohl das vielleicht gar nicht angebracht und wohl auch nur mit sehr ausgefeilter Feinmotorik zu bewerkstelligen ist. Doch zum Rocken laden Dover auf "The Flame" gleich mehrmals ein: bei Midtempo-Nummern mit fiesen Drumbreaks wie "Leave Me Alone", straighten Punk-Dampfhämmern wie "Afterhours" oder "My Fault", oder aber bei fast poppenden Stampfern wie "Honest".
Die Einladung nimmt man gerne an, denn wer Dover bereits live gesehen hat, der weiß, dass die Madrilenen trotz der Tiefgründigkeit der Texte und der manchmal fast übermäßig zweifelnden Sängerin Christina Llanos ganz große Partysäue sein können. Die nachdenkliche Seite der Band erstaunt dabei immer wieder. Die dunkelhaarige Llanos sinniert über die letzten "27 Years", über Paul McCartney ("'Band On The Run' was all that I could sing") und die Figur ("All I wanted was to be thin"). Auch in "Mi Sombrero" setzt sie sich mit ihrer Unsicherheit auseinander. Wenn solch schöne Songs dabei herauskommen. Die paritätisch besetzte Combo bringt mit "The Flame" ihr bis dato vielseitigstes und wohl auch bestes Album an den Start, das Rock mit ganz hohem Spaß- und Körperertüchtigungsfaktor verspricht. Der Live-Sommer kann kommen.
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DANCE / DETROIT HOUSE
Jeff Mills: Exhibitionist
Gute Produzenten, DJs und Komponisten gibt es nach rund zwanzig Jahren Tanzflächenkultur wie Sand am Meer. Wenn der hagere Mann aus Detroit, dem schon ganz zu Beginn seiner Karriere der Beiname 'The Wizard' verpasst wurde, dennoch lorbeerumrankt in den Himmel aufragt, so sagt dies einiges über sein Schaffen aus.
Ob als stilbildender Produzent, visionärer Labelchef oder fingerfertiger DJ, Jeff Mills strebt stets den Superlativen entgegen. Zeugnis vom beispiellosen Status des 'Zauberers' in der elektronischen Musik legt nun seine neue Mix-CD "Exhibitionist" ab, auf der er seine Vision von Techno in Reinkultur zum Leben erweckt. Insgesamt 45 mal greift Mills für den "Exhibitionist"-Mix in sein Plattenköfferchen, und gibt sich für seine Verhältnisse ungewohnt zahm und groovy.
Technisch knüpft Jeff Mills mit "Exhibitionist" nadlos an seine bekannten Qualitäten an. 45 Tracks in genau 70 Minuten mixt er an drei Turntables, und stellt damit auch notorische Flickfinger wie Ben Sims, Samuel L. Session, Derrick May oder Adam Beyer in den Schatten. Wie kein zweiter versteht es Mills, seine Sets immer auch zu einem optischen Erlebnis zu machen. Nur zu gerne schaut man 'The Wizard' staunend auf die schnellen Finger. Vielleicht begleitet deshalb eine gleichnamige DVD mit drei DJ-Sets das CD-Release von "Exhibitionist". Weit mehr Eindruck als die bloßen technischen Skills von Jeff Mills hinterlässt jedoch seine feinfühlige Art, aus dem Rohmaterial, den Tracks, etwas im positiven Sinne unerhört Neues zu erschaffen. Da kann es nur heißen: Augen schließen und genießen. Denn jetzt tritt Jeff Mills die begnadete Künstlerpersönlichkeit in das Licht der Scheinwerfer. Kaum ist die erste Platte aufgelegt, packt der Groove zu und lässt einen bis zum letzten Ton von "Exhibitionist" nicht mehr los. Schnell beginnen die einzelnen Stücke miteinander zu flirten, schieben sich innig Schicht für Schicht übereinander, gehen kurz getrennte Wege und finden sich doch wieder. Der isolierte Track verkommt zur Nebensache und stellt sich ohne wenn und aber in den Dienst des Mixes. Der gibt sich energetisch und leicht zugleich, ist in Detroit zu Hause und kennt doch die ganze Welt. So nimmt er die Zuhörer mit Tribal- und Latintechno-Rhythmen aus den Studios von Oliver Ho, Monika Kruse, Samuel Session oder Mark Williams für sich ein. Gibt zwischendurch mit Klassikern wie Mills Hymne "The Bells" und präzise gesetzten Breaks ordentlich Gas, bevor er schließlich mit DJ Rolandos neuem Track "Aquila" zum Abflug einlädt.
Dass Jeff Mills sich gegen Ende einmal leicht vermixt, macht sein Mixkunstwerk erst im eigentlichen Sinne perfekt weil menschlich, und trübt das Hörerlebnis nicht im mindesten. Alles ist hier live, alles trägt die spontane Handschrift des Meisters, der es nicht nötig hat, seinen Mix im Studio zu glätten, wie viele seiner Kollegen. Wie kein zweiter Techno DJ versteht Jeff Mills es, seine visionären Ideen mit dem Hauch des entspannten Genusses zu umwehen. Über die gesamten 70 Minuten seines Sets bewahrt er eine tänzelnde Leichtfüßigkeit, die beinahe schon beängstigende Züge annimmt. In der Verbindung von intellektuellem Anspruch mit sinnlichem Genuss gleichen sich ein Bild von Michelangelo und ein Mix von Jeff Mills wie ein Ei dem anderen. Große Kunst, die Spaß macht.
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GOTHIC / ALTERNATIV
Joachim Witt: Pop
"Pop" nennt sich das inzwischen vierte Album jüngerer Zeitrechnung des bekennden Wagner an und NDW-Veteranen Joachim Witt. Anfangs noch müde als Altstar belächelt, gelang es Joachim Witt in den vergangenen Jahren, sich mit vergleichsweise unpeinlichen Veröffentlichungen wieder ins Gespräch zu bringen. Damit hat er sich vor allem unter den Freunden dunkler Musik eine solide Fangemeinde erarbeitet. So ist "Pop" der passende Titel für das Album eines Künstlers, der endlich wieder dort angekommen ist, wo er hin möchte, und die damit verbundene Anerkennung in vollen Zügen genießt. Ein Grund für den selbstzufriedenen Gestus, der aus jedem Ton von "Pop" unmissverständlich spricht, mag Joachim Witts Label "Ventil" sein, das nun auch als Plattform für sein aktuelles Release dient. Hier hat er sich eine eigene Oase geschaffen, in der er entspannt und ohne Druck arbeiten kann. Dreizehn Songs haben schließlich die Hürde genommen und ihren Weg auf "Pop" gefunden, dessen Titel, so versichert Witt, durchaus einen ernst gemeinten Hintergrund hat.
Das Attribut 'poppig' verspricht bei Joachim Witt wie in der Vergangenheit eine Vorliebe für wuchtige, von üppigen Streichern getragene Arrangements, die immer wieder in teutonisch stampfende Rhythmen gepresst werden und ihren Dancefloor-Appeal manchmal gar zu plakativ vor sich her tragen. "Vorwärts" und "Fluch der Liebe" bedienen diese Schublade in Reinkultur.
Doch das ist nur die eine Seite des Joachim Witt. Die andere zeigt den gebbürtigen Hamburger mit einem feinen Gespür für Melodien, die auf Anhieb im Ohr hängen bleiben. Bei Liedern wie "Für den Moment" oder "Später" geht das Album voll in seinem Titel auf, hat seine besten Phasen. Und selbst das Cover des Alexandra-Hits "Mein Freund der Baum" darf sich zu Gute halten, das Original weit hinter sich zu lassen. Unterm Strich wandelt Joachim Witt mit "Pop" auf sicheren Pfaden. Seine Fans werden das Album dankend aufnehmen, und wer bisher mit seinem 'Spätwerk' nichts anfangen konnte, der muss jetzt auch nicht gleich in den Plattenladen rennen. Bei Freunden von Wolfsheim und Deine Lakaien darf sich "Pop" aber mit Sicherheit gut aufgehoben fühlen.
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SOUNDTRACK / ETHNO
Soundtrack: Lisa Gerrard: Whale Rider
Lisa Gerrard, ein Teil der leider viel zu früh verschiedenen Dead Can Dance, hat wieder einmal einen Soundtrack komponiert. Die Vertonungen für "Gladiator", "Ali" und "The Insider" sind nur die bekanntesten ihrer Werke. Mit "Whalerider" fügt sie ihrer Diskografie ein weiteres Juwel hinzu. Die Storyline des preisgekrönten Filmes spielt in Neuseeland und dreht sich um einen Mythos der Maori, der erzählt, dass dereinst ihre Vorfahren auf dem Rücken eines Wales die Inseln erreichten. Die bezaubernde Neuentdeckung Keisha Castle-Hughes spielt dabei die Hauptrolle.
Die Musik des Films, dem Lisa Gerrard einmal mehr ihre Interpreatation von Stimmung und Atmosphäre hinzu fügt, unterscheidet sich jedoch von ihren sonstigen Arbeiten. Ihre Stimme hält sie bewusst im Hintergrund, um alleine die Kompositionen für sich sprechen zu lassen. Einerseits ist das schade, da die gute Lisa über ein Organ verfügt, dass die allermeisten Sängerinnen vor Neid im Boden versinken lässt. Andererseits erscheint es durchaus nachvollziehbar, denn eine Stimme wie diese dominiert jeden Song unweigerlich und lässt für filmische Interpretationen nur begrenzten Raum. Auf 41 Minuten erschlägt sie somit den Hörer nicht mit ihrer Vokalkunst, sondern durch geschickt intonierte Traurigkeit und ambient-artige Sounds. Mit dem Grollen von Wellen und dem Rauschen des Wassers führt uns der Soundtrack in das dominierende Element des Films ein. Nur sphärische Keyboard-Teppiche und sparsame Soundspielereien begleiten den Walreiter auf dem Weg nach Neuseeland. In "Journey Away" erklingen reduziert perkussive Rhythmen, die jedoch alles andere als beschwingte Stimmungen transportieren, sondern stets im melancholisch-traurigen Tal der Tränen verharren. Ebenjenes verlässt Lisa Gerrard erst, als das großartige und sanfte, mit spinett-ähnlichen Klängen verzierte "Biking Home" erklingt. Keyboard-Akkorde im Breitwand-Format wechseln sich mit Gerrads glasklarem Gesang ab, der jedoch - wie gehabt - im Hintergrund verbleibt. Bleischwer tönen die Stücke, die leider nur selten die zwei Minuten überschreiten. Wie es sich jedoch für (Süß-)Wasser gehört, befinden sich alles im steten Fluss. Und der umspült den Hörer mit einer derart penetranten Konsequenz, dass es schon wieder schön ist. Lisa Gerrad beweist erneut, dass ihr auch nach dem Ende von Dead Can Dance die kreativen Ideen noch lange nicht ausgehen.
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ITALO / POP/ROCK
Gianna Nannini: Perle
Die Bezeichnung Rockröhre hing der italienischen Sängerin Gianna Nannini lange an und wie das mit solchen Titulierungen immer ist: Frau und Mann werden diese schwer wieder los. Inzwischen ist Gianna Nannini 47, da hilft alles Rock-Geröhre der Vergangenheit nichts und sie hat beschlossen mal komplett anders zu arbeiten. "Rockmusik wird langweilig, wenn sie nicht jemand ganz neu erfindet. Ich will weg vom Klischeerock mit Gitarre, und mehr klassische Elemente berücksichtigen, die auch Stille, Leerstellen aushalten können. Von elektrischen Gitarren habe ich genug. Ich will Stille in die Musik bringen", erzählt Gianna Nannini in einem Interview zum vorliegenden Album "Perle". Ein Ansatz, der auf Papier schwer vorzustellen ist: Wie soll sich ihre kratzige Stimme ohne krachenden Sound nur anhören? Trotz kämpferischer Worte zeugt die Tracklist von Reaktion in der Revolution: Es handelt sich hier um die Neuinterpretation bekannter Lieder. - Also, keine elektrischen Gitarren und kein Schlagzeug sondern, mit Streichern und Konzertflügeln. Dabei herausgekommen ist "Perle" ein Album mit 14 Stücken aus der 30 jährigen Karriere der Italienerin und sie werden überrascht sein, was man aus Stücken wie Latin Lover herausholen kann. Ein Vorgehen, das überzeugen kann. Ein Pianobar-Klavier, dezente Streicher und zarte Perkussionen untermalen Gianna Nanninis ausdrucksstarke Stimme im Eröffnungsstück "Notti Senza Cuore". Auf "Ragazzo Dell'Europa" feiert ein wirbelndes Klavier seinen Auftritt und erinnert an Claudio Baglioni oder Riccardo Cocciante, stellenweise sogar an Chopin. Hinter "Perle" steckt viel Arbeit: Nannini hat intensiv Klavier geübt, das neapoletanische Solis String Quartet verpflichtet und wie schon 2002 bei "Aria" den Klangtüftler Christian Lohr mit ins Studio genommen.
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ROCK / ALTERNATIV
Incubus: A Crow Left Of The Murder: Limited Edition (2 CD)
Länger als bisher haben sich Incubus für ihr neues Album Zeit gelassen. Doch schon die ersten Takte des Openers "Megalomaniac" zeigen, dass sich das Warten gelohnt hat. Der Song mit dem kontroversen Video, das in eine ähnliche Richtung geht, wie ehemals eine Äußerung von Herta Däubler-Gmelin, macht einerseits klar, dass der Fünfer aus Kalifornien wieder eine Spur lauter daher kommt. Andererseits ist er ein gutes Beispiel für das hohe songschreiberische Level, auf dem Incubus sich bewegen. Ein Großteil der alternativen Rockszene bekommt hier vorgeführt, wie Spannungsbögen aufgebaut werden und was druckvoll wirklich heißt. Bei "A Crow Left Of The Murder" dringt dann zum ersten Mal der typischen Klang von Incubus aus den Boxen. Ein Gitarrensound, der warm, organisch und einfach angenehm wirkt. Wenn es im Refrain auch etwas hektisch zur Sache geht, so bietet "A Crow Left Of The Murder" doch großen (Incubus-) Sport. Ebenso melodisch kommt "Agoraphobia" daher, im Refrain läuft die Band erneut zur Höchstform auf, und wenn der Chorgesang einsetzt, sind selbst die Red Hot Chili Peppers nicht mehr weit. Nach dem ruhigeren, aber nicht minder schönen "Talk Show On Mute" geht es mit "Beware! Criminal" wieder heftiger zur Sache. Wenn der Song nach einigen Durchläufen auch mitreißt, so folgt der nächste echte Höhepunkt erst kurz darauf: "Sick Sad Little World" groovt wie Hölle, haut einem den Bass von Rage Against The Machine und eine volle Gitarrenpackung um die Öhrchen. Die Endlosschleife gegen Ende hat somit ihre volle Berechtigung. "Pistola" geht ähnlich ab, wieder werden die typischen Incubus-Elemente in einen Topf geschmissen, dazu Brandon Boyds wütender Gesang. Überhaupt geht dem Frontmann zur Zeit einiges gegen den Strich, und Incubus haben plötzlich eine leicht politische Note bekommen. Zeilen wie "My pen is a pistola / It's a fountain of youth and a patriot's weapon of choice" unterstreichen dies. Nach den hektischen Ausbrüchen geht es etwas ruhiger weiter. "Southern Girl" ist die erste wirkliche Ballade auf "A Crow Left Of The Murder" und kann an frühere Großtaten in dieser Richtung anschließen. Beatleske Streicher im Wechsel mit Gitarrenbreitwänden und das Ausreizen des Laut-Leise-Schemas erinnern stellenweise an das, was man früher mal Grunge nannte. Im Anschluss an das geradeaus rockende "Smile Lines", steht mit "Here In My Room" noch eine weitere Ballade an, Piano und Geräusche aus dem Paralleluniversum sorgen für einen angenehmen und sanften Ausklang des Albums. "Leech" rüttelt am Ende zwar noch einmal wach, aber "Here In My Room" hat sich da schon so im Kopf festgesetzt, dass der Schlusstrack glatt unwichtig erscheint.
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MUSIK DVD
John Mayall & The Bluesbreakers: 70th Birthday Concert
"Ich denke, dass es eine solche Nacht nicht mehr geben wird", schreibt John Mayall auf der Hülle dieser DVD. Eine Äußerung, die durchaus nachvollziehbar klingt, standen bei seinem Geburtstagskonzert in Liverpool am 19. Juli 2003 doch gleich drei Stargäste mit auf der Bühne: Mick Taylor, glückloser Ersatz von Brian Jones bei den Rolling Stones, Chris Barber, legendärer englischer Bluestrompeter, und Eric Clapton, der zum ersten Mal nach 37 Jahren wieder mit seinem Mentor spielte. Der Mitschnitt beginnt etwas unvermittelt beim dritten Stück des tatsächlichen Konzerts: Die Bluesbreakers spielen den Anfang von "Southside Story" und kündigen das Geburtstagskind an, das gut gelaunt und jünger wirkend als seine siebzig Jahre auf der Bühne erscheint. Ausgelassen im eigens errichteten Festzelt ist auch die Stimmung mehrerer tausend Zuschauer, deren Durchschnittsalter nur gering unter dem des Gefeierten liegt.
Die Begleitband hat im Laufe der Jahrzehnte unzählige Veränderungen erfahren, Mayalls glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Mitstreiter zeigt sich aber auch am aktuellen Lineup, das aus Joe Yuele (Schlagzeug), Buddy Whittington (Gitarre), Harry Van Sickle (Bass) und Tom Canning (Keyboard) besteht. Ihr angerockter Blues entlockt von Beginn an entzückte Jubelschreie und führt zu wippenden Häuptern. Selbst Whittington gibt sich keine Blöße; trotz seiner Körperfülle wandern seine Wurstfinger erstaunlich agil übers Griffbrett. Nachdem Mayall und Band mit Auszügen aus ihrem Album "Stories" (2002) das Publikum in Wallung gebracht haben, erscheint Mick Taylor zu "Somebody's Acting Like A Child", gekleidet wie ein Hafenarbeiter, der nach Feierabend zufällig vorbei kommt. Auch er hat in den letzten Jahren gut zugelegt und dürfte nun etwa so viel wiegen wie Mick Jagger und Keith Richards gemeinsam. "Acting Like A Child" und "Walking On Sunset" führen zurück ins Jahr 1970, als Mayall mit "Blues From Laurel Canyon" sein erstes Album ohne Bluesbreakers aufnahm. "Oh, Pretty Woman" stammt dagegen von 1967, als Taylor noch Teil der offiziellen Begleitband war.
Zwischendrin erscheint auch Chris Barber, der unspektakulär agiert, aber effektiv seine Trompete einsetzt. Eric Claptons Comeback erfolgt schließlich bei "No Big Hurry". Mit T-Shirt, Jeans und Turnschuhen sieht auch er so aus, als schaute er bei einen Spaziergang kurz rein, seine Hommage an den Pianisten Big Maceo, alleine mit Mayall auf der Bühne, ist aber der schönste Moment des Konzerts. Allem Anschein zum Trotz bleibt Eric Clapton bis zum Ende, wobei die weiteren Teilnehmer nach und nach wieder auf die Bühne zurückkehren. Mit "Hideaway", "All Your Love", "Have You Heard" und "It Ain't Right" geben sie gleich vier Stücke des Durchbruchalbums "Blues Breakers With Eric Clapton" (1966) zum Besten, zwischendrin Willie Dixons "Hoochie Coochie Man" und Freddy Kings "I'm Tore Down". Den großen Abschluss bildet J.B. Lenoirs "Talk To Your Daughter". Ein glücklicher John Mayall ist schließlich auch bei einem wenig aussagekräftigen zehnminütigen Interview zu sehen. Für seine Fans bleibt zu hoffen, dass es entgegen seiner Ankündigung doch noch einmal zu einem Konzert wie diesem kommt. Vielleicht zum 80. Geburtstag? So fit, wie sich der Vater des britischen Blues in Liverpool präsentiert hat, dürfte er noch einige Jahre auf der Bühne für Begeisterung sorgen.

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Text-Quellen: Diverse
09.02.2004 14:15:33 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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