News Detail: CD: Top Tipps

POP/ROCK / DEUTSCH
Kettcar: Von Spatzen Und Tauben, Dächern Und Händen
Kettcar sind zurück! Vor zwei Jahren überraschte ... But Alive-Sänger Marcus Wiebusch die deutschsprachige Musiklandschaft mit einer Platte, die so manchem den Glauben an die Schönheit im Einfachen zurückgab. "Du Und Wieviel Von Deinen Freunden" sorgte für Gänsehaut und Überschwang allenthalben. Entsprechend euphorisch wurde das Zweitwerk erwartet. "Von Spatzen Und Tauben, Dächern Und Händen" heisst es und feiert das grosse Gefühl im einfachen Leben. So weit so gut, doch im Grossen und Ganzen hat sich im Vergleich zu "Du Und Wieviel Von Deinen Freunden" nicht viel getan. Musikalisch unverkennbar Kettcar: mal mit mehr Drang, mal mit Akustikgitarre. Der Opener "Deiche" erinnert in der Tat an die Up-Tempo-Nummer "Ausgetrunken", eigentlich ein guter Einstieg. Auch die ruhigen Stücke wie die erste Single "48 Stunden" oder "Tränengas Im High-End-Leben" muten seltsam bekannt an. Kettcar überladen auch "Von Spatzen Und Tauben, Dächern Und Händen" derart mit Pathos, dass ein genaues Hinhören über die gesamte Länge anstrengt. Zwei durchaus hörenswerte Höhepunkte hat die Platte dennoch. Zum Einen "Balu", eine leise Schmonzette über eine ungleiche, unspektakuläre aber tiefe Liebe und der wohl grössten Textzeile der ganzen Platte: "Du bist New York City und ich bin Wanne-Eickel". Zum Anderen "Stockhausen, Bill Gates Und Ich". Von einem Kinderchor unterstützt, erzählt Wiebusch die Geschichte, wie er mit dem Komponisten und dem Nerd im Fahrstuhl stecken bleibt.
Doch das wars auch schon. Das grosse Gefühl, das der Vorgänger auszulösen vermochte, kann die zweite Langrille nicht mehr entfachen. Zwischendurch nervt Kettcars Duselei fast ein wenig. Bands aus Hamburg sind manchmal schwer zu verstehen.
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JAZZ / FUNK
Marcus Miller: Silver Rain
In Musikerkreisen ist dieser Mann eine Legende. Er war mit so unterschiedlichen Musikern wie Mariah Carey, Bill Withers, Elton John, Bryan Ferry, Frank Sinatra oder LL Cool J im Studio. Vor allem aber hat er Miles Davis nicht nur als Tour-Bassist jahrelang begleitet, sondern auch die drei letzten Alben des Jazz-Genies produziert. Dass Marcus Miller nicht zum populären Superstar geworden ist, liegt sicher auch an seinem Instrument. Zwar lässt er den Bass singen wie kein anderer, indem er mit einem unglaublich harten und metallischen Anschlag reichlich Obertöne erzeugt und dadurch den eng beschränkten Frequenzbereich seines Instrumentes doch deutlich erweitert. Dennoch gilt der Viersaiter vielen als natürliches Begleitinstrument, das nur ausnahmsweise für solistische Höhenflüge von der Leine gelassen wird. Vor allem aber war Miller nie ein Songwriter - die vielen Cover-Versionen und die eher einfachen Song-Konstruktionen bilden so ziemlich die einzige Schwäche des vorliegenden Albums. Trotzdem ist "Silver Rain" eine fantastische Scheibe zwischen Pop, Funk, Soul und Jazz geworden, auf der so gekonnt wie entspannt musiziert wird, und deren Cover die Originale nicht selten in den Schatten stellen.
Im selbst geschriebenen "Bruce Lee" fällt Miller sogleich mit dem Refrain ins Haus, ohne ansonsten die üblichen Song-Konventionen in Frage zu stellen. Meist sind es vor allem die fein ausgearbeiteten Bridges oder Interludes, die Millers Stücke vom üblichen Pop-Einerlei abheben.
Von hervorragenden Musikern und Gaststars begleitet, bringt Miller zusammen, was nicht zusammen gehört. Da folgt unmittelbar auf Beethovens "Mondschein Sonate" das Stevie Wonders-Cover "Boogie On Reggae Woman" - gar kein so grosser Unterschied, denn zumindest in Millers Version haben beide Stücke eine ziemlich kranke Bassline. Als ganz klar single- bzw. radiotauglich geht das von Eric Clapton mitgeschriebene Titelstück "Silver Rain" durch, nicht nur wegen seiner Stellung der Mittelpunkt des Albums. Noch bevor der Bassist im weiteren Verlauf Duke Ellington covert (einfühlsam) oder Jimi Hendrix (virtuos), zeigen er und Macy Gray dem ehemaligen Kronprinz des Funk, wo heutzutage der Rhythmus-Hammer hängt. Um abschliessend noch ein fieses Name-Dropping zu betreiben: Dies ist die Platte, die Hellmut Hattler gerne gemacht hätte.
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LOUNGE / POP/ROCK
De Phazz: Natural Fake
"Niveauvolle, groovige Unterhaltung mit einer Prise Komik und Sarkasmus." Wäre man böswillig, könnte man das Kredo von De-Phazz auch als Stillstand auslegen - und die aktuelle Review per copy/paste aus vorhandenen generieren. Denn natürlich ist der Sound auf dem mittlerweile fünften Album derselbe geblieben: Soul, (Nu-)Jazz, Latin/Mambo, dubbiges After Working und was der Pop seit den 60er Jahren so her gibt. Nur: Wen kümmert's, wenn er so rund, stilsicher und international aus den Boxen kommt. Ihre Plattenfirma Universal betont zwar die neuesten Seiten der Heidelberger und führt Adjektive wie "kernig" oder "robust" ins Feld. Doch im Ernst: Würden sich ein Soul-Designer wie Pit Baumgartner, Posaunist Otto Engelhardt und die beiden erstklassigen Black Music-Stimmen Pat Appleton und Karl Frierson wirklich der verzerrt rumpelnden E-Gitarre verschreiben? Ja. Für einen Song zumindest. Auf "Car Eats Town" rollen, wenn auch dezent, rotzige Crossover-Licks neben einem knarzenden Funk-Bass durchs De-Phazz-Klangspektrum, ohne einen Widerspruch zu Appeltons bezauberndem Organ zu bilden. Die für De Phazz-Verhältnisse ungewohnt eingesetzten Gitarren setzt die Band verstärkt in der zweiten Hälfte des Albums ein. "Who The Pop Cares" zieht das Tempo mit gefährlichem Bass, lässigem Lick und Sax-Part an. Persons "Backstreets Of My Mind" kommt mit Slide-Guitar daher. "Message To The Cool" geht mit Gitarren- (und Querflöten-)Improvisation fast als einen De-Phazz-Variante von Jazzmatazz (Guru) durch. Schön kantig dampft "Make Heaven My Home" mit seinen Live-Drums aus den Boxen. Baumgartner hat sich hierfür den Titel eines Fleisch-gewordenen Interfaces verdient: ein oberlässiger Mix aus Live-Feeling und Rechnern. Mehr solcher Stücke, bitte. Pierson schwoft zuvor perfekt zu "Stumble" mit seinen swingenden Bläsern. Mit der gut gewählten Single "Astrud Astronette" und "Garbo Goodbye" knüpft Sängerin Appleton an frühere Lounge-Brenner wie "The Mambo Craze" und "Something Special" an. "Dépression Royale" oder "Excursion En Mer" schlagen ebenfalls in die gewohnte Kerbe. Beides Songtitel, die die luftige Atmosphäre einer De-Phazz-Platte bestens in Worte kleiden. Gleichzeitig sorgen teils kräftige Rhythmen und, wie gewohnt, massenhaft Live-Instrumente (Piano, French Horn, Keys, Electricbass oder Flöte) für genügend Schweiss im Club. Wer De-Phazz noch nicht in seinem iPod gelistet hat, ist ein armer Tropf. Im Sommer wird's dafür höchste Zeit.
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SOUL / R & B - SCHWEIZ
Seven: Lovejam
Nach seinem Konzert im Vorprogramm von Lionel Richie bei der AVO Session im November 2004 wurde Seven mit einer Standing Ovation verabschiedet - und mit dem Newcomer-Preis als grösste Schweizer R'& B'-Hoffnung ausgezeichnet. Die 14 Songs der neuen CD «Lovejam» bestätigen seine Klasse als Sänger und klingen wärmer als die Lieder auf «Sevensoul».
Die Stimme haben ihm ein Opernsänger und eine Pianistin - seine Eltern - in die Wiege gelegt. Sevens Jugendidole waren Stevie Wonder, George Michael und Prince, dem er mit «Blonde» die Reverenz erweist. Die übrigen Songs seiner brandneuen CD erinnern eher an den Soul der 60er- und 70er-Jahre. Ausser seinem Stil sind die analoge Aufnahmetechnologie und seine um einen Bläsersatz ergänzte und nun zehnköpfige Profiband dafür verantwortlich. Während Seven die Musik mit Bassist Andreas Canzani und Keyboarder Andi Seiler komponiert, stammen die Texte alle aus seiner Feder. «Dieses Konzeptalbumist meine Art Tagebuch. Ich erzähle darauf, wie ich nach dem Ende meiner Beziehung leide, zu vergessen versuche und meine Freundin schliesslich zurückgewinne», sagt Seven - nicht ohne zu betonen, dass er sich bei der Umsetzung seiner Erfahrungen gewisse künstlerische Freiheiten nimmt. In musikalischer wie emotionaler Hinsicht der Höhepunkt der CD ist «Sign», die aktuelle Radio-Single. «Den habe ich geschrieben, um meine Freundin zu überzeugen, wie ernst ich es mit ihr meine», erzählt Seven. «Bei der Taufe des letzten Albums sang ich es erstmals und eroberte mit diesem öffentlichen Bekenntnis ihr Herz zurück.» Träumen ist für die weiblichen Fans trotzdem erlaubt. Mehr lässt das Temperament seiner Freundin allerdings nicht zu!
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ELECTRO / TRIPHOP
Kaos (Terranova): Hello Stranger
Nach einem Song von Marianne Faithfull benennt Kaos seinen neuesten Output. Die Referenz ist gut gewählt, denn genau wie die vollbusige Grand Dame des Groupietums auf ihren letzten Veröffentlichungen, versammelt auch der alte Terranova-Spund eine Schar von Musikern um sich, mit denen sich gut produzieren, und noch besser namedroppen lässt. Und wie so oft ist das Ergebnis dann doch nicht der grosse Wurf geworden, den die namhafte Gästeliste vielleicht vermuten lässt. Denn Kaos und Freunde begehen einen schwerwiegenden Fehler: sie reiten zu sehr auf alten Ideen herum, anstatt sie mit neuen Geistesblitzen anzureichern. Hello Stranger" zielt treffsicher in das musikalische Mekka New York, und dort exakt in die Schnittmenge des heissen Scheiss' aus The Rapture und Metro Area. Der Bass italo-diskotizert also lässig und geht nach vorne, es raschelt und ding-dongt ordentlich in der hinteren Percussion-Abteilung und natürlich funkt es krächzend aus allen Ecken. "Now And Forever" - der grossartige Hit der Platte wäre auf jeder bisherigen Rapture-Veröffentlichung nicht weiter aufgefallen. Alles ist vorhanden: die obligatorischen schrägen Gitarren, die Percussions und das Geschrei eines Eunuchen. Mit Hilfe von Boy From Brazil, Electrocute und Daniel Wang vereint Kaos im knalligen "My Reputation" die Energie der Girl-Power sehr stimmig mit den üblichen DFA-Kuhglocken, während das achtminütige "Feel Like I Feel" zusammen mit Matt Safer von The Rapture nett in schwülstigen Disco-Klängen um die heissen Hüften groovt. Auch die Arbeiten mit Captain Comatose im dunklen Elektro-Rocker "Boogie Boy" und Kaos' verspielte Eigenproduktion "Bang The Box" können im New Yorker Hybrid aus Disco, Funk und Rock-Kontext überzeugen. So offensichtlich die Einflüsse von New Yorker Bands hier auch zu hören sind, so ist "Hello Stranger" im Grundsatz eigentlich ein Berlin-Album. Bis auf Mattie Safer und Jason Friedman wohnen alle beteiligten Musiker in der Hauptstadt. Aber was ist das für ein Berlin, das wie nach New York klingt? Sicherlich ein durchaus solides, aber nicht sehr eigenständiges. Diese Platte zeigt somit glasklar, wer auf der Achse Berlin-New York die Nase vorn hat.

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SCHLAGER / COMPILATIONS/SAMPLER
Verschiedene: Melodien Für Millionen: Frühling (2 CD)
"Wieder leben ohne Tränen" ist das Motto der Deutschen Krebshilfe. Und "Melodien für Millionen", die erfolgreiche Spendensendung mit Dieter Thomas Heck trägt jedes Jahr wieder dazu bei, dass die Deutsche Krebshilfe ihrer wichtigen Arbeit nachgehen kann. Anrührende persönliche Schicksale, emotionale Wiedersehen mit längst verloren geglaubten Freunden oder Verwandten, ein engagierter Gastgeber, wunderschöne Lieder und Stars wie Mireille Mathieu, Roger Whittaker, Alexander, Stefanie Hertel, Hartmut Engler & Nubya - dies ist die Mischung, die Millionen von Zuschauern Jahr für Jahr wieder begeistert. Enthalten sind dieses Mal die schönsten und beliebtesten Chöre. Von "Freude schöner Götterfunken" über das "Amazing Grace" der Wiener Sängerknaben, vom Triumphmarsch aus "Aida" bis hin zu "La Montanara"- ein Festival der ergreifendsten Chorgesänge - für jedermann ein Genuss.
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PUNK / POP/ROCK
Billy Idol: Devil's Playground
Scream" gibt den richtigen Vorgeschmack auf das neue Studioalbum von Billy Idol. Als Produzent fungierte Keith Forsey, mit dem Billy schon auf seinen 80er-Jahre-Alben gearbeitet hat, und als Sound Engineer Brian Reeves, der auch auf der ersten GENERATION X Platte dabei war. Das Wichtigste ist aber: Gitarrist Steve Stevens ist wieder dabei. Billy Idol kann zu recht als Ikone bezeichnet werden. Eine Rückkehr dieses Megastars könnte den Höhepunkt des 80er-Revivals darstellen - das neue Songmaterial knüpft mühelos an die alten Erfolge an.
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ACID JAZZ / FUNK
US 3: Questions
Eine Single, ein Hit, ein Song für die Ewigkeit - so ist es bereits vielen Bands ergangen. Eine, die sich ebenfalls ins Buch der One-Hit-Wonder eintragen kann, ist die Formation US 3. Mit einer Coverversion des Herbie-Hancock-Klassikers "Cantaloupe Island", erstürmten US 3 1993 weltweit die Charts und regierten mit dem Song in den grössten Tanztempeln. Ein absoluter Megahit. Die Band nannte den Song kurzerhand "Cantaloop". Veröffentlicht wurde "Cantaloop" auf dem ersten US-3-Album "Hand On The Touch", das eine Mischung aus Jazz und Soul, angereichert von hippen und hoppen Grooves und diversen Rap-Spielarten bot. Ein absoluter Meilenstein, auf dem die Band Jazz-Klassiker des BlueNote Labels in tanzbare Partynummern verwandelte.
Bis 1996 tourte die Band kreuz und quer durchs Universum. Mit "Jazz Corner Of The World" und "Broadway And 52nd" veröffentlichen US 3 dann weitere jazzige HipHop-Alben. Was sich im Wesentlichen veränderte, war jedoch weniger der Musikstil, vielmehr drehte sich im Hintergrund gewaltig das Personalkarussell. Einzige Konstante: Geoff Wilkinson - Produzent und Mann an den Turntables. 2001 sorgten US 3 in Insiderkreisen wieder für Aufmerksamkeit. Diesmal mit an Bord: Rapper Michelob und die New Yorker Sängerin Alison Crockett. Mit "An Ordinary Day In An Unusual Place" veröffentlichten US 3 ein tolles und abwechslungsreiches Album, gespickt mit souligen Jazz-Adaptionen voller Kraft und Ausdruck. Daran sollte es der aktuellen US-3-Produktion "Questions" ebenfalls nicht mangeln. Knapp 10 Jahre ist es nun her, dass "Cantaloop" einschlug wie eine Bombe. Da liegt es doch eigentlich auf der Hand, sich zum Jubiläum wieder seinem grössten Hit zu nähern, ihn frisch zu polieren und ihn dann erneut auf den Plattenteller zu werfen. Mit zwei Mixes halten US 3 die Erinnerung warm: "Cantaloop 2004" als Soul Mix und "Cantaloop 2004" als Bossa Mix. Beide nicht zu verachten. Ob es allerdings nötig gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Doch fangen wir vorne an. Bereits der erste Song weist den aktuellen Weg der Band. "A New Beginning" vermittelt Ruhe und Gelassenheit. Weg vom treibenden HipHop-Jazz, hin zum unaufdringlichen, beruhigend wirkenden, sogenannten Nu-Jazz. Dazu tragen besonders die beiden neuen Vokalisten bei: der New Yorker Rapper Reggi Wyns und die in London lebende Südafrikanerin Mgho Skeef. Natürlich hält Mastermind Geoff Wilkinson wieder alle Fäden zusammen. Komplettiert wird die aktuelle Formation durch erstklassige Instrumentalisten, die dem Gesamtwerk ihren Stempel aufdrücken. Da wären u.a. Chris Storr (Trompete) Ed Jones (Saxophon), Neil Angilley und Mike Gorman (Piano), sowie Femi Temowo und Tony Rémy an der Gitarre. Dem Nu-Jazz-Gefühl schliessen sich die ausdrucksstarken, tanzbaren Songs "Whatcha Gonna Do?", "Get Together", "What Does That Mean?" und "Believe In Yourself" an. Ein Rhythmus, bei dem man mit muss. Tolle, eindringliche Vocals und heisse Beats. Etwas aus dem Rahmen fällt der Song "Can You Feel It". Schnelle Raps, fette Grooves und aggressive Beats dröhnen mächtig aus den Lautsprechern. Das war es aber schon fast an Hitzigkeit. Lediglich "The Truth" und "Goodbye" schweben im Mittelfeld, begeben sich auf Gradwanderung. Zu guter Letzt bildet "The Healer" einen würdigen Abschluss. Eine hörenswerte Hommage an Geoff Wilkinsons Tochter Asa.

Fazit: "Questions" ist ein gelungenes Werk voll positiver Energie, auf dem sich US 3 von ihrer wandlungsfähigsten Seite zeigen.
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POP/ROCK / INDEPENDENT
The Kills: No Wow
Als nächstes kommt eine total durchgeschossene Band, besser gesagt ein Duo, das es sich halb in England und halb in Amerika gemütlich gemacht hat, um einer Form von Rock'n'Roll zu huldigen, die anderen "The"-Bands wie den Strokes oder den Killers - und die bitte niemals verwechseln, liebe Leute! - mal so richtig den Allerwertesten kaputt haut. Freunde dieser Sendung erinnern sich natürlich an die hier gepriesene Band, bzw. an das formidable, um nicht zu sagen superbe Video zu "Fried My Little Brains" der Formation The Kills, die vor etwa zwei Jahren ein ultra-rohes, Hirn- und Darmtrakt zermalmendes - und da spreche ich keineswegs nur für mich! - Debütalbum vorgelegt haben. So ähnlich hätte Charlotte Roche dieser Tage wohl die beiden Punkrocker von The Kills in ihrer Sendung "Fast Forward" anmoderiert. Dass die Veröffentlichung eines zweiten Albums eher als Überraschung zu werten ist, hätte die Indie-Expertin sicher auch nicht vergessen zu betonen. Fürchtete doch nicht nur Kollege Schiedel damals angesichts des aggressiven Untertons der Kills-Kompositionen ein Zerstörungspotenzial, dem sich die Protagonisten VV (Gesang) und Hotel (Gitarre) anschliessend auf einer 18 Monate andauernden Tournee wie eine kampflustige Raubkatze im Fieber entgegenstellten. Auch "No Wow" steckt wieder voller Krallen, die sich einem hinterrücks in die Haut schlagen. Da mag der gleichnamige Opener, ähnlich der Single "The Good Ones", mit trippelnden, steinalten Computerdrums noch so eine familienfreundliche Vorstellung ankündigen. Das Blut rinnt bald in Bächen. The Kills sind noch dunkler geworden, die Songstrukturen noch minimaler, das Ergebnis, genau wie das RAF-kompatible Cover: böse. Aufgeplatzte Adern, Schürfwunden, Blut, Liebe. Nicht weniger vermittelte seinerzeit ein Kills-Auftritt im Münchner Hansa 39, wo sich Sängerin VV vor etwa 40 Zuschauern zu den Riffs und Hard Disc-Beats ihres Kollegen kettenrauchend auf dem Boden wälzte, als gelte es, den Lebenslauf von Iggy Pop in 45 Minuten nachzustellen. Ob Album-Hits oder Durchhänger; sämtliche Kills-Songs verwoben sich an jenem Abend zu einem Rausch aus Adrenalin, Magie und Sex. Ein bisschen von allem muss das Duo auch beim neuerlichen Songwriting-Prozess im US-Kaff Benton Harbor/Michigan freigesetzt haben. Eineinhalb Stunden von Chicago und der Zivilisation entfernt, kleben die Kills Mitte vergangenen Jahres ihre neuen Stücke zusammen. Als Beatnik-Bewunderer arbeiten sie nach wie vor gerne mit Textcollagen aus Tagebucheinträgen, bleiben bewusst vieldeutig, und besingen auch mal ohne ironische Brechung einen Supermarkt-Einkauf in God's own Niemandsland, um genau damit die gefühlte Oberflächlichkeit der Gegenwart anzuprangern. "There ain't no wow now" predigen sie im Opener und begeben sich anschliessend auf Sinnsuche in einer schnellebigen, scheinbar inhaltsarmen Welt. Tragik und Wut lagen bei den Kills schon immer nahe beisammen. Die neuen Songs klingen jedoch kompakter und zielgerichteter als noch vor zwei Jahren, ob im zeternden Electro-Punk von "Love Is A Deserter" oder dem früher nicht für möglich gehaltenen Melodie-Ausbruch in "Rodeo Town". Stooges, Velvet Underground, Patti Smith; "No Wow" klingt wie eine digital überarbeitete Demokassetten-Bewerbung fürs CBGB's aus dem Jahr 1976. Auch die Umstände stimmen: Alle Songs wurden in 47 Tagen komponiert, gemixt und tiptop aufgenommen. Wow!
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BUCH TIPP
Rastafari.: Von Babylon nach Afrika
Hintergrundwissen zum aktuellen Reggae-Boom
Rastafari bedeutet mehr als Kiffen, Reggae-Musik, Dreadlocks und die rot-gelb-grünen Farben Jamaikas. Rastafari ist eine religiöse, aber auch - ebenso wie HipHop - eine soziale Bewegung. Eine Lebenseinstellung, die den gesamten Alltag ihrer Anhänger weltweit bestimmt.
Mit fasziniertem, aber kritischem Blick schildert Volker Barsch die Geschichte, Hintergründe und Werte der Rasta-Bewegung. Hier geht es um die Rückkehr in die innere Heimat Afrika, um eine eigene, "schwarze Sprache" als Gegenentwurf zum "weissen Babylon".
Das Buch beschreibt diese Suche nach Identität und den mythischen Wurzeln, ohne die Problematik einer dadurch möglicherweise bedingten essenzialistischen Weltsicht und von überkommenen Geschlechterbildern aus den Augen zu verlieren.
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Text-Quellen: Diverse
23.03.2005 19:56:38 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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