News Detail: CD: Top Tipps

HIP HOP/RAP
50 Cent: The Massacre
Alle haben sich geirrt. 50 Cent will nicht der nächste 2Pac sein, das nächste Idol. Sein Vorbild ist vielmehr Rap-Mogul Shawn "Jay-Z" Carter. "Jada don't fuck wit me if u wanna eat, cause I'll do ya little ass like Jay-Z did Mobb Deep", teilt der G-Unit-Boss im Diss-Track "Piggy Bank" gegen Label-Kollege Jadakiss aus. Frei nach dem Prinzip: Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf. Man kennt das. Uli Hoeness-Style in Perfektion. Jay-Z lässt eben grüssen. In jenem Track spuckt Fifty auch noch gegen Shyne und Fat Joe, in dem er ihnen fehlende Millionenverkäufe und daraus resultierend fehlende Relevanz vorhält. "Ihr verkauft nichts, ihr seid nichts". Doch ohne künstlerische Leistung nützt keine Geld-Angeberei und bei "The Massacre" geht 50 Cent trotz top-produzierter Beats und schmissiger Hooks zu berechnend zu Werke. Alles klingt wie ein, zugegeben wohlschmeckender, Aufguss seines G-Unit-Debüts "Beg For Mercy". Die clubbige Lover-Single "Candy Shop" ist die solistische Fortsetzung der "Groupie Love" und "In My Hood" ist "I'm So Hood" Teil 2. Dazu stossen noch die üblichen, superben Dr. Dre-Stomper "Disco Inferno" und "Get Into My Car" sowie die soulig-smoothen Momente, die bei Hi-Teks "Ryder Music" am hellsten strahlen.
Wie sagte der Produzenten-Newcomer 9th Wonder noch: "Fifty know how to pick beats". Ähnliche Qualitäten sagt man ja auch Jay-Z nach. The Game, Rap-Emporkömmling des Jahres und frischgebackener G-Unit-Vertriebener, darf nur noch auf dem "Hate It Or Love It"-Remix rappen.
Auch in der Behandlung seiner Untergebenen nimmt sich 50 Cent Jay-Z zum Vorbild, der ja damals The Roc-Mitglied Cam'ron demontierte, als dieser sich zum gleichwerten Partner/Gegner entwickelte. Aber Hauptsache: "Clickity clank, clickity clank. The money goes into my piggy bank." 50s neues Album wird sich auf jeden Fall gut verkaufen. Ob er aber ein ganz grosser Player wie Uli und Jigga, oder nur ein Aufschneider wie Borussia Flopmund ist, wird erst die Zukunft zeigen.
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FRANÇAIS / COMPILATION/SAMPLER
Verschiedene: Le Tour 2
Thomas Bohnet dreht auf. In jeder Hinsicht. Nachdem der Münchner DJ bereits seine berühmt-berüchtigten "Tour de France"-Parties erfolgreich nach Berlin exportierte, kamen mittlerweile Gastspiele in Konstanz, Köln, Frankfurt und mit St. Johann, Baden und Zürich (Liste unvollständig) auch Reisen nach Österreich und in die Schweiz hinzu. Freunde französischer Töne, die im angrenzenden Ausland leben, seine Parties aber dennoch verpasst haben, dürfen "Le Tour 2" nun bequem per Klick auf obigen Link "Preisvergleich" ordern und ihr schlechtes Gewissen besänftigen. Dies ist eine Empfehlung. Denn in Zeiten, in denen jedes zweite Label eine wie auch immer geartete Franzosen-Werkschau veröffentlicht, steckt Connaisseur Bohnet knietief in der Szene und hat wahrscheinlich schon "Le Tour 3" im Kopf. Auf vorliegende Fortsetzung seiner "Sampler-Reihe passt jedenfalls erneut das im letzten Jahr sogar von der Süddeutschen Zeitung erteilte Lob, es würde "kenntnisreich und liebevoll" kompiliert. Heisst: Wir begegnen haufenweise Ohrwürmern diverser Genres, wie sie im französischen Radio dank nationaler Quote tatsächlich laufen könnten.
Wieder dabei ist beispielsweise das Trio Mickey 3D, das frei von Scheu vor Stilüberschreitungen in der Fussballer-Hommage "Johnny Rep" Gitarren, Akkordeon, Drumcomputer und Sprechgesang zusammen bringt, um am Ende im Stile eines Stadionkommentators gar ein wenig an Jacques Dutronc zu erinnern. Ebenso gelungen ist die vielsagende Nummer "Sex, Accordéon et Alcool" der Chanson-Rocker Java, eine Art musikalische Fortsetzung von Molotovs alter Groovenummer "Gimme Tha Power". Die vier Köpfe hinter Phonoboy stammen dagegen nicht aus Frankreich, sondern aus München, was aber schon beim Szene-Hit "C'est Ma Vie" auf dem "French Cuts 2"-Sampler niemand bemerkt hat. Die Indie-Nummer "Laisser Faire" lässt wieder Keyboards zu Handclaps jubeln, und da macht man gerne mit. "Très chic, trashig" eben, wie auch ihr Debütalbum heisst. Auch wenn Romeo mit "Petite Conne" wohl den eingängigsten Beitrag liefert, kommt der Smash-Hit des Albums für mich von den Prototypes, einem jungen Quartett aus Paris: Auf "Médicalement" leiht sich Sängerin Isabelle le Dousalle ein bisschen Girl Power der B-52s, von den Chicks On Speed gleich noch den Elektro-Wumms, und fertig ist der Disco-Hit. Dass die US-Band Nada Surf, die gerade Coralie Cléments Interesse an Rockmusik wach küsste, den Indochine-Klassiker "L'Aventurier" (1982) respektvoll covern würden, war natürlich eh klar.
Natürlich dürfen auch französische Sommer-Vibes nicht fehlen: Manu Chao-Fans sollten Tryo antesten, Reggae/Ska-Freunde fühlen sich bei Kana und K2R Riddim wohl, und mit den Rai-Poppern Sawt Et Atlas wird's dann richtig orientalisch. Insgesamt 17 Songs, verpackt im schicken Digipack sowie ausführlichem Booklet, die die ein oder andere Perle bereit halten.
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POP/ROCK / DANCE
Jennifer Lopez: Rebirth
Normalerweise würde diese Review mit dem Satz: "Die Latin-Queen of Pop ist zurück" beginnen. Aber war sie wirklich weg? Sie hatte sich ja offiziell eine Pause von der Musik genommen, um sich auf ... auf was eigentlich zu konzentrieren? Filmkarriere? Privatleben? Doch dann wurde "Jenny From The Block" zum Dauerbrenner und das Hollywood-Traumpaar Lopez- Ben Affleck verschwand nicht aus den Klatschspalten. Bennifer war das Paar der feuchten Träume aller Paparazzi und ihre Trennung, in Hollywood so sicher wie das Amen in der Kirche, kam für alle recht überraschend. Im Dezember verkündete sie dann bei grossem Presserummel in Berlin, sie habe sich komplett neu erfunden und werde deshalb das neue Album "Rebirth" nennen. Die versammelte Presse schnalzte mit der Zunge, als sie erklärte, Latin Wave wäre jetzt vorbei, und insgeheim erwartete mancher schon Kollaborationen der runderneuerten J.Lo mit Jimmy Page (Led Zeppelin), Slayer oder Rancid. Aber nein, neu erfunden heisst bei La Lopez nicht neu erfunden, sondern nur: "Ich habe hier einen anderen Beat genommen, und da ein bisschen Saxofon." Die versammelte Presse seufzte und nahm brav hin, was es da "Neues" zu hören gab. Die Tatsache, dass sich Jennifer Lopez für "Rebirth" von alten Soul- und Motown-Platten hat inspirieren lassen, betont sie zwar gerne, nur leider lässt sich das kaum hören. Bei der Vorabsingle, gleichzeitig auch der erste Albumtrack, kann man nicht mal heraus hören, ob das Sax live eingespielt wurde, oder ein Sample in der Schleife läuft. Ohne Zweifel ist die Produktion fett und der Pop-Appeal enorm, aber eine Wiedergeburt hören wir hier nicht. "Get Right", ob in der Single-Version oder der Variante mit Rapper Fabulous am Ende der Scheibe, ist einer der besseren Tracks auf "Rebirth". "Step Into My World", die Ballade mit Beat geht auch grade noch so durch, danach aber alles immer schneller bergab. Das Duett mit Pop-Rapper Fat Joe (auf den Ziehvater Big Pun sicher nicht stolz wäre, hörte er dieses hier) langweilt kollektiv Hip Hopper und Pop-Fan, und der Beat bounct ungefähr so viel wie eine Bowlingkugel. Mit dem funkenden Rhythmus von "Whatever You Wanna Do" hat die Lopez nur am Anfang so ihre Probleme, aber der Sound klingt hölzern und würde Bootsy Collins wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben. Etwas über den niedrig angesetzten Durchschnitt erhebt sich ein letztes Mal "Cherry Pie", das popmässig direkt an die goldenen Eighties anschliesst und dadurch fast ein wenig aus der Zuckerwattepop-Beliebigkeit heraussticht. Über den Rest der mehr oder minder Niveau befreiten Nummern verliert man besser keine weiteren Worte (man höre sich nur die billigen Synthie-Bläser auf "Still Around" an), lediglich die Kollabo mit Timbaland sei noch erwähnt, doch auch von ihm hat man schon Innovativeres vernommen. Das slow-jammende "He'll Be Back" reicht bei weitem nicht an ein "Cry Me A River" heran. Wie es sich gehört, kommt der Höhepunkt auch auf "Rebirth" zum Schluss. Eine schrecklich überladene Pop-Ballade, an der Jennifers neue Flamme, Latin-Schleimer Marc Anthony, mitgeschrieben hat. Pop-Guru Cory Rooney hat ganze Arbeit geleistet.
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DEATH-/TRASH METAL
Soilwork: Stabbing The Drama
Steckt der Wurm drin in der schwedischen Metal-Szene? Während sich der eine Teil ihrer einst so innovativen Bands irgendwie orientierungslos durch seine Songs experimentiert (allen voran In Flames), hält sich der andere Teil (Dark Tranquillity und eben Soilwork) an etablierte Rezepte. Das Revolutionäre scheint irgendwie flöten gegangen zu sein. Was den Sound angeht, haben sich die Schweden eine Diät verordnet und klingen deutlich rauer als auf "Figure Number Five". Anstatt mit mächtigen und flächendeckenden Keyboards zu arbeiten, sind die Gitarren das tonangebende Instrument. Daran werden sich aber vermutlich nur die Wenigsten stören. Ganz im Gegenteil dürften viele die zurück gekehrte Härte begrüssen, da das letzte Werk etwas zu glatt klang. Diese Problem wird man mit "Stabbing The Drama" ziemlich sicher nicht haben, denn die Gitarren dürfen angenehm heftig braten und hämmern sich im Stakkato durch den Grossteil der Songs.
Für den richtigen Schuss Melodie sorgt Fronter Björn "Speed" Strid. Mit dem Kerl haben Soilwork einfach einen begnadeten Sänger in ihren Reihen, der so gut wie jeden Chorus zu einem Earcatcher macht. Während er auf der einen Seite eine herrlich brachiale Stimme für die aggressiveren Sachen parat hat, scheint seine klare Gesangsstimme noch sicherer geworden zu sein. Und doch scheinen auch ihm etwas die Ideen ausgegangen zu sein. Vor allem was die cleanen Gesangslinien angeht, klingen manche Sachen (beispielsweise der Chorus von "Weapon Of Vanity" und "Distance") älterem Material doch sehr ähnlich. Wie gesagt, was das Innovative angeht, ist die Luft etwas raus.
Dafür halten sie sich in punkto Härte jedoch nicht mehr zurück. Riffen die Klampfen eigentlich bei allen Songs ganz ordentlich, so stehen "Stalemate" und das "Blind Eye Halo" auf der Härteskala ganz weit oben. Zwar sind auch kommerziellere Sachen der Marke "Nerve" oder das abschliessende "If Possible" vertreten, aber die Mischung macht's eben. Vielleicht sollte man sich nicht so viele Gedanken über fehlende Weiterentwicklung machen und einfach schon dankbar sein, dass die Songs soweit ganz gut aus dem Gebälk krachen. Aber irgendwie sind die Erwartungshaltungen an diese Bands eben doch ein Stück grösser, als an irgendwelche Newcomer.
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TRIPHOP / TECHNO
Thievery Corporation: Cosmic Game
Die Thievery Corporation bleibt auch beim vierten Album seinem Lieblingsgebräu zwischen Dub und Downbeat treu. Eric Hilton und Rob Garza drehen aber an der Feinjustierung und strecken ihre Fühler mit den Flaming Lips ("Marching The Hate Machines (Into The Sun"), David Byrne ("The Heart's A Lonely Hunter") und auch Perry Farrell dezent in Richtung Rock aus. Gleichwohl fliessen die Neuerungen nur sehr dosiert ein. Die Vocals der oben genannten Herren kommen natürlich mit reichlich Delay aus den Boxen. Dominant bleibt auch die Vorliebe für Perkussion sowie indisch-karibische Sounds. Der grösste musikalische Bonus des Duos aus Washington bleibt allerdings die Rhythmusgruppe: körnige Beats und ein oft analog groovendes Bassgerüst. Eine Live-Einspielung kann eben Wunder wirken: trotz digitaler Bearbeitung klingen die Tracks runder und organischer als sie es mit programmierten Beats vermögen. Thievery Corporation lassen dazu unaufgeregt die Elektronik pluckern, filtern schon mal und breiten ambient harmonische Synthieflächen aus. Und so präsentiert sich "The Cosmic Game" bei gewohnt hohem Space-Faktor wohltuend geerdet.
"Warning Shots" dreht nach dem Opener an der Temposchraube. Dazu brummen dubbig tief die Synthies, wechseln sich funky Beats ab, tragen weiche Flächen und toasten zwei Dancehaller. Ein weiterer Höhepunkt die Kollabo mit Farrell. "Revolution Solution" integriert schlüssig den obligatorischen indischen Touch, den auch "Shiva" oder "Wire And Watchtowers" versprühen.
"Amerimacka" überrascht als eingängige Dub-Komposition inklusive Bläsersatz. Mit Songcharakter punktet auch das südamerikanisch groovende "Sol Tapado". "The Cosmic Game" gewährleistet mit zahlreichen Gastsängern einen abwechslungsreich warmen Trip. Zumal man sich angesichts der liebevoll konstruierten Sound-Arrangements nicht so schnell satt hört. Allerdings wäre die ein oder andere Sitar-Schleife weniger ein Gewinn gewesen. Trotzdem, sicher eines der besten Alben der beiden Amerikaner.
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POP/ROCK
Stereo Total: Do The Bambi
Die Texte von Stereo Total sind sicher nicht jedermanns Sache. Ist das jetzt Geschmacksverirrung oder einfach nur frech-naiv? Aus der Kontroverse heraus entsteht schliesslich nicht selten erst das öffentliche Interesse. Aber gilt das wirklich immer? "Mir tut alles weh/ Ich habe TBC im Herzen/ Kinderlähmung im Kopf/ Mein Gewicht beträgt 25 Kilo/ Ich möchte, dass er zurückkommt" ("Helft mir") Noch einen Schritt weiter und Sängerin Francoise Cactus fällt von der schmalen Serpentine namens "unschuldig-geradeheraus" in die tiefe Schlucht des Geschmacklosen. Knappe Sache. Einen ähnlichen Eindruck hinterlässt auch der Song "Babystrich". Die Verarbeitung des Themas Christiane F. und Kinderprostitution am Bahnhof Zoo mit einem Bee Gees-Gedächtnis-Falsett wirkt dem Ernst des Themas nicht angemessen. Rein musikalisch betrachtet bescheren uns Stereo Total ihre eigene, inzwischen bekannte Version von tanzbarem Synthiepop samt "Do-It-Yourself"-Flair. Alles in allem ganz nett. Markenzeichen bleibt die niedliche und charmante Stimme von Sängerin Francoise. Textlich ist Minimalismus Trumpf und so schafft es die Chanteuse auch spielend, den kompletten Songtext von "Cinémania" mit Namen berühmter Schauspieler und Regisseure zu bestreiten. Ob das nun grosse Kunst oder noch grössere dichterische Faulheit ist - jedenfalls bezaubert ihre Stimme auch hier. Bezüge zum Thema "Film" gibt es auf "Do The Bambi" auch sonst reichlich. Neben bereits erwähntem Christiane F.-Bezug bei "Babystrich", nimmt sich "Orange Méchanique" Stanley Kubricks "Clockwork Orange" an. Hinter dem unschuldigen, neonblauen Gesicht des Rehkitzes auf dem Cover verbirgt sich ein schillernder Absturz-Cocktail aus Drogen, Party, Gewalt, Sex, Naivität und Berechnung. Nicht schlecht gemacht, jedoch gerät die Masche, Elektropop mit wirren Texten samt französischem Akzent zu verbinden, irgendwann auch langweilig.
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POP/ROCK
Amos Lee: Amos Lee
Amos Lees Stimme befördert den Zuhörer bereits nach den ersten Takten in einen Zustand vollkommener Entspannung. Hoch, aber nicht überzogen, ruhig, aber nicht lasch, vibrierend, aber nicht künstlich, lässt sie sich von einzelnen Klaviernoten, einer Akustikgitarre und einer leisen Rhythmusgruppe einfühlsam begleiten. Kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes zustande gekommen. Wobei der Name des Labels, Blue Note, eher auf die falsche Spur führt: Es handelt sich hier weniger um Jazz, als vielmehr um eine Mischung aus dem Folk Neil Youngs und dem Soul Stevie Wonders. Das Ergebnis erinnert entfernt an Tracy Chapmans langsame Stücke.
Lee ist ein Wunderknabe, der bereits vor der Veröffentlichung des vorliegenden Debüts im Vorprogramm von Bob Dylan, B.B. King und Norah Jones gespielt hat. Eine Vergangenheit, die Früchte trägt: "Seen It All Before" folgt der Struktur von Bob Dylans "Knocking On Heaven's Door", ohne zum Plagiat zu verkommen, während das Wundermädchen Jones beim Opener und in "Colors" in die Tasten des Klaviers greift. Schlagzeuger James Gadson und Lee Alexander am Bass ergänzen die Liste bekannter Szene-Namen. Auf leisen Sohlen führt Lee durch die elf Stücke des Albums. Zu den verhältnismässig schnelleren "Give It Up", "Bottom Of The Barrel" und "Lies Of A Friend" gesellen sich wunderbare Balladen wie "Arms Of A Woman", "Colors" und der Blues "Dreamin'". "Soul Suckers" stellt mit einer dezenten Streicheruntermalung den Höhepunkt dar.
Mit knapp 36 Minuten ist das Album etwas kurz geraten, zumal viele der Lieder bereits auf Lees selbst produzierten EPs erschienen sind. Das bleibt aber auch der einzige Kritikpunkt. Ansonsten ist "Amos Lee" eine wunderbare Scheibe, die immer wieder im CD-Player liegt, ohne Langeweile zu erzeugen.
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JAZZ / FUNK
Meshell Ndegeocello: Dance Of The Infidels
Meshell Ndegeocello widersetzt sich genussvoll allen Erwartungen, die an kommerziell erfolgreiche Musikprojekte gestellt werden. Die Rolle der Verweigererin lebte sie bisher in ihrem angestammten Genre Urban Funk aus, den sie mit Zutaten aus Soul, Reggae, Hip Hop, Jazz, Blues und Folk zu nonkonformistischen Leben erweckte. Mit "Dance Of The Infidel" verlässt sie diese Bühne und begibt sich eindeutig auf die Bretter, die den Jazz bedeuten. Gemeinsam mit namhaften Hochkarätern der improvisierten Musik (Jack DeJohnette, Kenny Garrett, Roy Hargrove, Mino Cinelu, Don Byron u.a.) zelebriert sie einen abwechslungsreichen und spannenden Ausflug in den Kosmos des modernen Jazz. Freilich nicht, ohne ihre grossstädtischen Groove-Vorstellungen zum Ausgangspunkt ihrer Reise zu machen. "The Believer" deutet mit freakigem Thema, eigensinnigem Mix und kurzem Soloausflug nur an, was einen in der folgenden Stunde erwartet. "Al Falaq 13" offenbart mit voller Wucht die Intensität der improvisierten Musik. Auf einem soliden Bassmotiv entfaltet sich zunächst das eigentlich nebensächliche Thema. Denn seine Kraft bezieht "Al Falaq 13" aus den (Kollektiv-)Improvisationen und den annähernd zwölf Minuten Spielzeit, die genügend Raum für solistisch-ekstatische Entfaltung lassen. Die von Stimmungswechseln durchwobene Atmosphäre folgt dabei der Maxime, grösstmögliche künstlerische Gestaltungsfreiheit zu garantieren und der musikalischen Ausdruckskraft keine Grenzen aufzubürden. Angetrieben von Bass und Schlagzeug steigern sich die Solisten in einen kollektiven Rausch. Das Fest aus Spannung und Entspannung, Orgasmus und Zigarette danach, beinhaltet nicht nur drei (!) musikalische Höhepunkte - "Al Falaq 13" stellt als Gesamtkunstwerk den Höhepunkt des Albums dar.
Nach diesem Ausflug in ausdrucksstarke Höhen bietet das Drum'n'Bass-lastige "Aquarium" die nötige Stimmung, um den in heftige Wallung geratenen Hormonhaushalt wieder ins Lot zu pegeln. Das ambiente und balladeske "Papillon" becirct anschliessend mit sanften Sounds, lieblicher Melodie und einfallsreichem, reisefreudigem Solohandwerk. "The Chosen" atmet eine dezente Hip Hop-Attitüde, der Cassandra Wilson ihren sonnengegerbten Mississippi-Blues-Stempel aufdrückt.
"Dance Of The Infidel" trägt am deutlichsten die kompositorische Handschrift Meshell Ndegeocellos. Harmonisch, rhythmisch und atmosphärisch abwechslungsreich gestaltet sie ihre Songverläufe, die sich allen herkömmlichen Formaten verweigern. Swing-Bluesig führt "Heaven" die Hörer zuletzt aus dem Album. Viel Raum für solistische Ausflüge, eine hochkarätige Besetzung, der Mut zum Jazz, kompositorische und improvisatorische Freiheit und schweisstreibende Soloverläufe kennzeichnen "Dance Of The Infidel" als herausragendes und eigenwilliges Album einer Querdenkerin. Der fortwährende wärmende Groove, angetrieben und getragen von Meshells Bassspiel, ist es, der "Dance Of The Infidel" im Jazz-Teich als Seerose erblühen lässt.
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INTERNATIONAL
Manu Chao & Wozniak: Siberie M'etait Contee (CD + BUCH)
1961 in Paris als Sohn spanischer Eltern geboren, lernte Manu Chao bereits früh, was es heisst zwischen den Kulturen zu leben. Sein Vater, zunächst selbst als Musiker aktiv, war vor dem faschistischen Franco-Regime geflohen und machte sich in seiner Heimat bald als einer der wenigen Franco-kritischen Jounalisten einen Namen. Manu Chao selbst wurde zunächst als Leadsänger von Mano Negra bekannt, einer innovativen, vor allem aber ungeheuer energetischen französischen Combo. Mano Negra, 1988 von Manu Chao und seinem Bruder Antoine gegründet, hatten sich auf vier Alben mit einer Art World Punk mit afro-karibischen, lateinamerikanischen und mediterranen Rhythmen eine feste Fangemeinde erspielt. Mittlerweile haben sich Mano Negra aufgelöst und so begab sich der kreative Kopf der Band zunächst auf eine längere Südamerikatour und sodann gleich ins Studio, um die Reiseimpressionen auf Platte zu bannen. Dabei heraus kam "Clandestino" (dt.: Flüchtling, Reisender ohne Pass), eine ausgesprochen schöne und eingängige Melange aus Mano Negra-Zitaten und spanisch-südamerikanischen Einflüssen, die klassische Rockgitarre mit mexikanischen Marriachibläsern in Einklang bringt und auch vor nahezu babylonischem Sprachgewirr nicht zurück schreckt. Kein Wunder also, dass zunächst Spanier und Franzosen auf den furiosen Latino-Dub aufmerksam werden. Von dort gelangt die Kunde von Manu Chaos Solodebut zunächst in die Schweiz, schwappt dann nach und nach über die Grenze, um schliesslich, mit einem knappen Jahr Verspätung, "Bongo Bong" auch noch in Deutschland zu einer Art Sommerhit zu machen. 2001 erscheint sein zweites Album: Reggae-Einflüsse und die südamerikanischen Stilrichtungen, dazu ein Schuss Nordafrika: Einer der 17 neuen Titel ist auf Französisch, einer auf Portugiesisch, einer auf Arabisch, zwei auf Englisch, neun auf Spanisch und einer auf Portuñol, einer Mischsprache aus Spanisch und Portugiesisch, wie sie von den Menschen, die in den Grenzgebieten leben, gesprochen wird. "Genau meine Welt!" sagt Manu Chao.
Deutsch scheint nun nicht zu seinen grossen Vorlieben zu gehören, doch um "Proxima Estaciòn: Esperanza" zu promoten, ging Manu Chao im Sommer erstmals auf eine kleine Deutschland-Reise. Auf dem Southside-Festival und bei anderen Gelegenheiten brachte er eine amtliche Show auf die Bühne. Dabei sprühte seine locker zusammen gewürfelte Combo Radio Bemba über vor Spielfreude und Einfallsreichtum, und auch die alten Mano Negra (Rock-)fans kammen auf ihre Kosten.
Nach drei CDs verliess er sein Plattenlabel Virgin und so hat sich Manu Chao mit Wozniak zusammengetan und eine EP mit Buch veröffentlicht - erhältlich nur am "Kiosk". Nun folgt die vollständige CD und das Buch. Manu Chao hat offenbar in seiner mutigen Entscheidung, den Plattenlabels den Rücken zu kehren, eine Chance gesehen - dass er ein Faible für Grafik hat, beweisen ja seine alten Booklets, die er mitgestaltet hat. Auf der CD meldet sich Manu Chao mit sehr viel Wortwitz zurück als Sohn Frankreichs und der Welt. Multikulturell inspirierte Chansons - grösstenteils en français - sind zu finden auf "Siberie m'etait contéee" (sic!), so der orthografisch eigenwillige Titel. Musikalisch gibt sich Manu Chao konservativer als auch schon - sicherlich, es ist nach wie vor Manus eigenwillige Mischung, die den Ton angibt, und letztlich waren Mano Negra mit ihrem eklektischen Mix eher näher beim Zeitgeist als Manu Chao solo. Doch gerade in der Low-Fi-Retro-Ästhetik äusser sich Manus Rebellentum - und seine Fans werden auch im Buch das eine oder andere déjà-vu bzw. entendu erleben... Manu Chao bleibt sich treu, auch ohne Plattenlabel. Vielleicht sogar mehr denn je. Auch sprachlich mag "Siberie" einigen als Rückschritt erscheinen, doch das Spiel mit der Sprache bleibt Manus Kerngeschäft, egal, ob im eigens kreierten "Portuñol" oder auf Französisch.
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MUSIK DVD
Chic: Live at the Budokan
Es ist so eine Sache mit Legenden, deren Zeit vorüber ist. Entweder sie erfinden sich immer wieder neu, wie Madonna, Miles Davis und Sting es tun und taten. Oder sie bleiben Sklaven ihres verblassten Ruhms. Michael Jackson ist hier sicherlich das abschreckendste Beispiel. Sein Los teilen viele Heroen der 70er und 80er, die mit ihrer Musik einst Geschichte schrieben. Da das Rad der Zeit aber nicht still steht, und damit auch die musikalische Entwicklung unaufhörlich voran schreitet, fällt die Musik der Helden von damals einem natürlichen Alterungsprozess zum Opfer. Auch wenn bei dieser Annahme Ausnahmen die Regel bestätigen, fällt die Musik von Chic diesen evolutionären Geschehnissen gnadenlos anheim. Ihre grosse Zeit war Ende der 70er, Anfang der 80er mit Megasellern wie "Le Freak" oder "Good Times", dessen Basslinie sich Grandmaster Flash einst für "Rapper's Delight" auslieh, um damit den Hip Hop zu erfinden. Disco-Funk heisst die Genreschublade, die Chic massgeblich mitgestalteten. Ihr Einfluss auf die Black-Music und Popmusikhistorie ist dabei unbestritten. 1983 löste sich die Band offiziell auf. Nile Rodgers und Bernard Edwards, die kreativen Köpfe von Chic, sind jedoch alles andere als Stillstandsknechte. Als Knöpfchendreher im Hintergrund sind sie aus dem Musikgeschäft der letzten drei Jahrzehnte nicht wegzudenken. Zuletzt griffen Joss Stone und Maroon 5 auf die Dienste von Nile Rodgers zurück. Sein bassspielender Kollege Edwards starb bereits 1996. Mit "Live At The Budokan" veröffentlicht Rodgers nun das letzte Chic-Livezeugnis seines langjährigen Weggefährten. Aufgenommen wurde das Tribute-Konzert zwei Tage vor seinem Tod, am 16. April 1996 in Tokio/Japan. Als Gäste gesellen sich die legendären Sister Sledge und Slash von Guns N' Roses auf die Bühne. Nach der Chic-internen Eröffnung mit "Do That Dance" entern bereits nach knapp vier Minuten die drei Damen von Sister Sledge die Bühne. Ihr "He's The Greatest Dancer" geht noch in Ordnung. Die auf zehn unerträglich lange Minuten gedehnte Version von "We Are Family" nicht mehr. Bei aller Liebe zur Disco-Funk-Romantik, hier wird die Nostalgie-Willigkeit doch sehr in Anspruch genommen. Immerhin erhebt sich das höfliche japanische Publikum dazu aus seinen Sitzen, um trotzdem wie angewurzelt vor den ihnen zugewiesenen Plätzen zu verharren. Man sollte Popmusikkonzerte einfach nicht bestuhlen. Auch nicht in Japan. Allen Animierungsversuchen von Nile Rodgers zum Trotz mag im Saal einfach keine wirkliche Tanzatmosphäre aufkommen. Schade eigentlich bei einem Disco-Funk-Konzert, das genau darauf hin angelegt ist. Daran ändern auch "Dance, Dance, Dance", "I Want Your Love" und "Good Times" nichts, die Chic wieder ohne Unterstützung performen. Mit einer Überraschung wartet "Le Freak" auf, als zum Solo unvermittelt Slash auf die Bühne stürmt. Er weiss, wie Mann ein Gitarrensolo inszeniert, deshalb bekommt er gute drei Minuten dafür zugestanden. Sein Aussehen verleiht dem schicken Chic-Line Up etwas Skurriles und passt zum Songtitel wie der Senf zur Wurst. Mit der anschliessenden 15-Minuten-Version von "Chic Cheer" überstrapazieren Chick den 80er-Groove ein weiteres Mal, bevor "Just One World" die Zeitreise beendet. "Live At The Budokan" besitzt zwar enormen nostalgischen Wert. Die Zeiten, in denen die Musik von Chic wirklich etwas bewegen konnte, sind jedoch definitiv vorbei. Dennoch besitzt die DVD den Charme vergangener Tage, den das spärliche Bonusmaterial nur in geringen Mass zu steigern vermag. Es ist halt so eine Sache mit Legenden ...!
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BUCH TIPP
POLO - eine Oral History
Am 16. März 2005 wird Polo Hofer 60 Jahre alt. Er ist der bekannteste Rock-Musiker der Schweiz,
vielleicht der einzige Schweizer Entertainer, der Klassenunterschiede überbrückt und Generationen überdauert. Polo amüsiert, provoziert und polarisiert - auch weil er als Erster seinen Dialekt mit dem Rock n'Roll verbunden und so eine neue Volksmusik und einen neuen Wirtschaftszweig geschaffen hat. Der Autor Samuel Mumenthaler, Autor des Schweizer Sixties-Buchs
"BeatPopProtest", hat die helvetische Ikone für dieses Buch in stundenlange Gespräche verwickelt.
Freimütig erzählt Polo über seine Jugend im Berner Oberland und das Älterwerden, über Tiefschläge und Hochgefühle, über Einsichten aus 60 Jahren intensivem Leben und -
vor allem über seine Musik. Auch Polos musikalische Weggefährten, seine Freunde, Geliebte, Schüler, Kritiker und seine Familie melden sich zu Wort: Sie alle nehmen kein Blatt vor den
Mund und steuern ihre Sicht zu dieser bewegenden Oral History bei.
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Text-Quellen: Diverse
17.03.2005 13:04:35 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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