News Detail: CD: Top Tipps

POP/ROCK
Maroon 5: 1.22.03 Acoustic (EP)
Och nö, liebe BMG-Leute, hat sich nach der Fusion mit Sony jetzt ein bisschen Torschlusspanik im Finanzsektor breit gemacht, oder wie? Zwar erscheint "1.22.03 Acoustic" etwas zu spät fürs Weihnachtsgeschäft, dafür sind Maroon 5, die musikalische Gelddruckmaschine der vergangenen Saison, aber immerhin frisch mit Grammy-Ehren ausgestattet. Also schnell raus mit einem Unplugged-Album. Album? Blöderweise standen nur sechs Songs zur Verfügung, aber hey, dann legt man halt einfach noch einen Kracher von der letzten Tournee mit dazu, dann hat man schon sieben, und der Kaufgrund sollte doch bitteschön legitimiert sein. Dass es sich bei dem Bonustrack ausgerechnet um "Highway To Hell" handelt, die AC/DC-Zugabe und gleichzeitig der lauteste Moment der Maroon 5-Liveshow, zeugt leider auch nicht von gesteigertem Interesse an einer stimmigen Kompilation. Aber Schwamm drüber, 500.000 US-Käufer können nicht irren.
Oder doch? Braucht ein Normalsterblicher tatsächlich akustische Versionen von Maroon 5-Songs, zu denen sich besinnlich schunkeln und kuscheln lässt, obwohl sich dies doch schon mit den Originalen ganz gut machen liess? Nein. "1.22.03 Acoustic" richtet sich ausschliesslich an den Fan, und auch der muss sich ob der Lieblosigkeit der Aktion ziemlich verschaukelt fühlen. Aufgenommen vor fast genau zwei Jahren (oder ist das vielleicht der Grund der Veröffentlichung?) orgeln sich die Senkrechtstarter in der Hit Factory in New York vornehmlich mit Akustikgitarren durch ihre drei Single-Hits "Harder To Breathe", "She Will Be Loved" und "This Love", alles natürlich ein bisschen langsamer und verschmuster. Dabei hat Sänger Adam Levine (trotz herrlicher Cover-Schweissflecken) genug Zeit zum Verschnaufen, und das kommt seinem live doch oftmals arg beanspruchten Organ auch entgegen, wenngleich seine Stimme im ruhigen Reigen auf Dauer etwas Kermithaftes entwickelt. An der musikalischen Umsetzung ist nichts auszusetzen, die schönsten Momente bieten die Mitgröhlnummer "Sunday Morning" mit akzentuierten Basstupfern und schickem Piano/Percussion-Break, oder "The Sun", das in dieser Version auch beinahe von Travis stammen könnte. Mit den Beatles hatten es Maroon 5 live ja auch schon, doch statt "(I Want You) She's So Heavy" präsentieren sie hier lieber eine wimmernde Version der John Lennon/ Paul McCartney-Ballade "If I Fell". Endgültig Schluss mit besinnlichem Schunkeln und Kuscheln ist selbstredend beim Live-Spass "Highway To Hell" vom Hamburg-Konzert 2004 mit Stamm-Drummer Ryan Dusick am Mikro. Verliebte sollten sich daher vor Einsatz der heimischen Romantik-Runde auf alle Fälle mit der "Program"-Taste bekannt machen, bevor Dusick seinen australischen Charme spielen lässt. Den Eindruck, dass mit "1.22.03 Acoustic" einfach nur der Geldhahn ein bisschen weiter aufgedreht werden soll, kann auch sein an sich stattlicher Krächzvortrag nicht verdrängen.
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HARD ROCK
Steve Vai: Real Illusions: Reflections
Zwischen dem vorliegenden Album und seinem Studiovorgänger "The Ultra Zone" (1999) liegen sechs Jahre. Untätig war Steve Vai in diesem Zeitraum nicht: Neben der Veröffentlichung verschiedener Raritäten-CDs war er mehrmals auf Tour und hat sich um den Ausbau seines Labels Favoured Nations gekümmert, bei dem er eine ganze Reihe an wenig bekannten, aber feinen Künstlern untergebracht hat. Dabei hat er bewiesen, dass er auch mit ruhigen Tönen umgehen kann. "Real Illusions: Reflections" erscheint jedoch bei Sony und zeigt Vai von seiner bekannten Seite: laut und spektakulär. Der Opener "Building The Church" ist zwar nicht aberwitzig schnell, besitzt aber alle Zutaten, die Vai bekannt gemacht haben: Experimentierfreude, der virtuose Bass Billy Sheehans, ein wuchtiges Schlagzeug und der unverkennbare Killer-Gitarrensound.
Ab "Glorious" entfaltet sich ein gewaltiges Klangfeuerwerk. Davor wartet "Dying For Your Love" mit einer Überraschung auf: Begleitet von Mönchschören und Synthie-Akkorden, übernimmt der Maestro selbst das Mikrophon. Offensichtlich hat die Tour mit Yngwie Malmsteen im Herbst 2003 ihre Spuren hinterlassen. Vais Hang zur Esoterik zeigt sich am Konzept des Albums, das eine Reihe an Szenen darstellen soll, die "auf den verstärkten mentalen Übertreibungen eines Wahrheit suchenden Irren" gründen. Im Kopf des Hauptcharakters Captain Drake Mason spielen sich interessante Dinge ab, zum Beispiel ein "Freak Show Excess", der seinen Namen durchaus verdient. "K'm-Pee-Du-Wee" und das orchestrale, live aufgenommene "Lotus Feet" sorgen für nachdenkliche Momente, während "Firewall" und "Yai Yai" die Leidenschaft des Gitarristen für vertrackte Rhythmen und abgefahrene Basteleien am Sound-Computer offenbaren.
"Unter alledem liegt so viel mehr", verspricht der Titel des letzten Stücks. "Wenn alles eine Illusion ist, warum ist dann alles so wichtig?" fragt der Diener Pamposh seinen Herrn, Captain Drake, zum Schluss. "Es mag alles eine Illusion sein, aber es ist eine sehr reale Illusion" lautet die Antwort. Eine Feststellung, die auch für Steves Vais Musik zutrifft.
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POP/ROCK
Tori Amos: The Beekeeper
Als Tori Amos im September 2003 die erfolgreiche Tour zu "Scarlet's Walk" (2002) abschloss, kündigte sie an, sich erst mal zurück ziehen zu wollen. Eine Pause, die sie und ihr Label geschickt kaschierten, denn anschliessend erschienen mit "Tales Of A Librarian" (2003) eine Neuinterpretation alter Stücke und mit "Welcome To Sunny Florida" (2004) ein gelungener Livemitschnitt. "The Beekeeper" beweist von Beginn an, dass Amos auch über die Schwelle der 40 weder ihren Biss noch ihren Drang zur Weiterentwicklung verloren hat. Die Grundlage des Albums sei die Feststellung des Klaviers, dass es ein "organ" besitzt, verkündet die US-Amerikanerin auf ihrer Webseite. Was angesichts ihrer Texte und Posen durchaus zweideutig klingen könnte, ist einigermassen wörtlich gemeint: "Mit meiner rechten Hand an ihrer Orgel und meiner linken auf den Klaviertasten hat mich die Beziehung zwischen diesen wunderbaren Geschöpfen, dem Bösendorfer-Klavier und der Hammond B3-Orgel, verändert". Revolutionen sind deshalb keine zu erwarten. Der Opener "Parasol" besticht mit Amos' ausdrucksvoller Stimme und einem einfachen, aber wirkungsvollen Klavier. Das ist ebenso wenig neu wie ihre Begleitung, die seit Jahren unverändert aus Matt Chamberlain (Schlagzeug) und Jon Evans (Bass) besteht. Die Orgel spielt lediglich im Hintergrund eine Rolle. Im Gegensatz zur Vergangenheit verzichtet Amos darauf, ihre Zuhörer mit melodischen Brüchen aufzuschrecken. "Sweet The Sting", "Sleeps With Butterflies", "Ribbons Undone" oder "Original Sinsuality" fliessen gemächlich vor sich hin und offenbaren eine tiefe Zufriedenheit. Die Texte handeln nach eigenen Angaben von den tiefgründigen Problemen der US-Gesellschaft, dennoch stehen eher die gekonnt gewobenen Klangkonstrukte und weniger die Aussagen im Vordergrund. Obwohl sie erst 2004 fünf neue Stücke auf den Livemitschnitt packte, hatte Amos immer noch genüg Material übrig, um "The Beekeeper" bis fast zur letzten Rille voll zu packen. Respekt, zumal die CD keine nennenswerten Durchhänger enthält. Wer dennoch nicht genug hat, sollte sich in einen Bücherladen begeben: Zeitgleich mit dem Album erscheint die Autobiografie "Piece By Piece".
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PUNK
Lagwagon: Live In A Dive
Im letzten Jahr schien es zeitweise so, als würde die grosse Punk-Community namens Fat Wreck ihre ganze Energie darauf verwenden, das Böse in Form von Präsident Bush abzuwenden. Allen voran Label-Inhaber Fat Mike, bei dem man manchmal den Eindruck hatte, er zöge in seinen privaten Kreuzzug gegen George W. Bush hat mit einem Grinsen die Präsidentschaftswahl im November gewonnen (diesmal scheinbar wirklich), und nachdem seine Gegner die Nachwahl-Lethargie überwunden haben, schaut man auch beim fettesten aller Punklabel wieder nach vorne. Was eignet sich da besser als ein Live-Album einer der umtriebigsten Label-Bands?
Lagwagon haben in den letzten zehn Jahren weiss Gott genügend Material angehäuft, um einen guten Querschnitt ihres Gesamtwerks live zu präsentieren. Auch in Deutschland ein Dauergast bei der Deconstruction Tour (dieses Jahr sind die fünf Kalifornier auch wieder dabei), erfreut sich die Band hierzulande einer fast unerklärlichen Beliebtheit. Auch die siebte Folge der Fat-Wreck-Reihe "Live In A Dive" kann da nur bedingt Aufklärungsarbeit leisten. Klar gibt es Fun-Skate-Punk auf ganz hohem Level zu hören, aber unterhaltsam ist das nur für begrenzte Zeit. Den begeisterten Konzertgängern in der ehrwürdigen House Of Blues-Filiale in Hollywood scheint es immerhin gefallen zu haben. Und so schrammeln sich die Drei-Akkord-Helden um Joey Cape durch ihre Platten und sparen zwischendurch nicht mit Blödeleien. Mit dem für sie sehr typischen "The Chemist" haben sie nur einen neuen Song zu bieten, mittlerweile sollten noch ein paar mehr dazu gekommen sein, denn dieses Album wurde bereits Mitte 2003 aufgenommen. Also: ab ins Studio, Jungs und die nächste Platte aufnehmen!
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POP/ROCK
Doves: Some Crites
Rein äusserlich bleibt alles beim Alten: Eine düstere Szenerie mit wenig Licht und viel Schatten macht sich auf dem Cover breit. Musikalisch kommen die Doves aber mit einem Album um die Ecke, auf dem sich einiges geändert hat. Bisher für elegische Indie-Popsongs mit elektronischen Versatzstücken bekannt, kommen sie nun mit teils ordentlich rockenden Stücken daher.
Manches Mal ruft "Some Cities" aber auch melancholischen Gitarrenpop im Fahrwasser Coldplays und den kürzlich wieder auferstandenen Embrace ab. Wenigstens jene Stimmen, die früher immer Einflüsse von Radiohead in ihrer Musik ausmachten, dürften jetzt langsam verstummen.
Eigentlich hätte es das Trio von der Insel gar nicht nötig gehabt, diesen Schritt zu machen. Wurmt die Briten etwa, dass sie zwar mit Radiohead und Coldplay verglichen wurden, bei den Plattenverkäufen international aber nicht mithalten konnten? Wohl kaum: Ausverkaufte US-Tourneen und beste Chartpositionen in der Heimat liefern dafür kaum einen Grund.
Dennoch hätte "Black & White Town" auch einen Platz auf dem Comeback-Album von Embrace gefunden und "Almost Forgot Myself" wäre wohl in absehbarer Zeit in einer kompakteren Version von Coldplay geschrieben worden. Abgesehen davon ist "Some Cities" ein recht gutes Album - und zwar immer dort, wo sich das Trio aus Manchester auf seine Stärken besinnt: Verträumte und unscheinbare Melodien, die sich bisweilen zu kleinen Hymnen aufschwingen.
Manche Songs kränkeln an ihrer eigenen Harmlosigkeit. Der Opener "Some Cities" driftet samt recht lautem Gitarrengeschrammel durch die nahezu unendlichen Weiten der Belanglosigkeit. Ganz anders "One Of These Days". Der Song komprimiert auf seinen etwa fünf Minuten das Wichtigste aus dem musikalischen Spektrum der Doves: aussergewöhnliche Gitarrensounds, eine geheimnisvolle Atmosphäre und starke Melodien. Grossartig klingt auch "Ambition". Da sind sie wieder, diese schwebenden Gitarren, die klingen, als wären sie in einer Tropfsteinhöhle eingespielt worden. Dazu der butterweiche, unendlich melancholische Gesang Jimi Goodwins. Fast von einer anderen Welt scheint "Shadows Of Salford" zu stammen: düster schweben gehauchte Melodien über einen samtigen Teppich aus Klavier und Chören. "Some Cities" ist letztlich ein durchschnittliches Album mit einigen herausragenden Momenten. Mehr Doves und weniger Songs, die auf andere Bands schielen, wären wünschenswert gewesen.
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HEAVY METAL
Addiction Crew: Break In Life
Mit Addiction Crew dreht sich die zweite CD einer mir bekannten italienischen Band in meinem Player, die sowohl Sänger, als auch Sängerin in ihren Reihen vereint. Im Gegensatz zu den wesentlich bekannteren Lacuna Coil spielen Addiction Crew aber keinen Gothic-Metal. Die Mannen um Sängerin Marta sind musikalisch eher in den Gefilden von Linkin Park, P.O.D., und aufgrund der weiblichen Komponente, vielleicht noch Evanescence anzusiedeln. Vor allem die Verbindung zu Linkin Park ist nicht von der Hand zu weisen, dazu ähneln die Raps von Yuri in Tracks wie "Callin'", "Break In" oder "Disconnect" denen von Mike Shinoda zu sehr. Da Addiction Crew mit Gitarrist Alex sogar noch einen dritten Shouter in ihren Reihen haben, ermöglicht das eine recht grosse Variationsmöglichkeit. Leider werde ich aber irgendwie das Gefühl nicht los, dass Martas Stimme ein wenig in den Hintergrund gemischt wurde, selbst wenn sie mal eine der spärlich gesäten Gesangslinien alleine bestreitet, wie in der ganz gut gelungenen Single "What About". Der Dame sollte man definitiv mehr Spielraum einräumen. Mit der Eigenständigkeit sieht es dennoch nicht sonderlich gut aus, denn der Linkin Park-Schatten scheint ständig am musikalischen Horizont zu dräuen. Das Riff zu "Break In" ist dem von "One Step Closer" viel zu ähnlich, um es mal gelinde auszudrücken. Die Riffs von Alex sind zwar schön fett, aber über das übliche Nu Metal-Schema trauen sie sich einfach zu selten raus. Das macht "Break In Life", um es mit Kollege Doblers Worten zu formulieren, zwar solide, aber nicht aussergewöhnlich. Da es mit "Dust In The RMX" noch eine richtigen Nervtöter als Rausschmeisser gibt, müssen sich die Italiener dieses mal mit drei Punkten zufrieden geben. Sollte sich bei der Addiction Crew in Zukunft etwas mehr Eigenständigkeit einstellen, ist da mehr drin.
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POP/ROCK
Pat Metheny: The Way Up
Der Pat Metheny Group ist mit ihrem neuen Werk ein grosser Wurf gelungen. Eine ungewöhnliche Platte. Nicht wie sonst: Stücke zwischen fünf und sieben Minuten Länge, bei denen das Thema vorgestellt wird, jeder einmal improvisieren darf (sogar der Drummer wenn er brav ist), und am Ende kommt nochmal das Thema. Nein, hier ist es anders! Vier Stücke auf einer CD, die eigentlich doch nur ein einzelnes Stück sind, aber wohl der besseren Verdaulichkeit wegen aufgeteilt wurden. So hat nur das "Opening" eine "normale" Länge, die anderen drei Teile "Part One", "Part Two" und "Part Three" bewegen sich zwischen 15 und knappen 26 Minuten. Aus dem Infoblatt lässt sich entnehmen, dass Pat Metheny und sein Bandkollege Lyle Mays sich als Komponisten richtig ausleben und ihre gemeinsamen musikalischen Erfahrungen der letzten 25 Jahre in ein Musikwerk einfliessen lassen wollten. Dieser Umstand erschliesst sich erst nach vielen CD-Durchläufen. Es ist ein episches Werk, strukturiert durch An- und Abschwellen von Intensität, die sich durch Dynamik, Tempo und kompositorische Dichte vermittelt. Dabei ist immer der typische Sound der Pat Metheny Group mit den breiten schönen Klängen vorhanden. Mal unterlegt von hektischem Uptempogezucke, mal ganz sparsam mit nur einer clean gezupften Gitarre und einer Harmonika. Die verschiedenen Themen beziehen sich immer wieder aufeinander. Entweder die Akkordfolgen klingen ähnlich, oder die Melodien sind miteinander verwandt. Dazwischen entfernt sich die Band von dem ursprünglichen Bezugspunkt, so dass sich einem eben erst nach einer Eingewöhnungsphase der grössere Rahmen erschliesst. Das Kompositionsprinzip hat eigentlich schon etwas Orchestrales und erinnert an die Art Rock-Eskapaden der 70er Jahre. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied: die Improvisation. Zu Beginn hat man den Eindruck, dass über weite Strecken die Band nur improvisiert. Was aber nicht in Frage kommt, da immer wieder Unisono-Teile auftauchen oder sie ein paar Akzente gemeinsam setzen. Pat Metheny und Lyle Mays ist eine sehr interessante Mischung aus einem komplexen kompositorischen Gesamtzusammenhang und genügend improvisatorischem Freiraum gelungen, bei dem sich die Rhythmusgruppe mit dem Solisten steigern und ausleben kann.

Einziger Wermutstropfen der Aufnahme ist der manchmal leicht übertriebene Hang zum Schönklang. Die schmeichelnden Akkorde und tragenden Melodien könnten ein wenig sparsamer eingesetzt sein. Aber so ist sie, die Klangwelt der Pat Metheny Group, und es gibt auch einige Stellen, an denen sie es richtig kreischen und krachen lassen, wobei der harmonische Rahmen nicht gänzlich gesprengt wird. Darüber hinaus kann sich der Zuhörer neben dem Genuss der Klänge und spontanen musikalischen Einfällen als Forscher betätigen und versuchen herauszufinden, was nun eigentlich komponiert und was improvisiert ist.
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DRUM'N BASS / ELECTRO
Asian Dub Foundation: Tank
Asian Dub Foundation melden sich zurück und ihr neuester Rundling passt als Soundtrack zu dem, was mir gerade meine Glotze ohne Ton an Bildern liefert, ganz vorzüglich. Wie kaum anders zu erwarten, präsentieren sich die asiatisch-orientalischen Londoner textlich wieder äusserst politisch engagiert und der texanische Warlord zählt da ebenso wenig zum engsten Freundeskreis, wie Prediger des Neoliberalismus oder Globalisierer. Musikalisch erfindet die ADF das Rad nicht unbedingt neu, aber im Gegensatz zum etwas verplanten 2003er Album "Enemy Of The Enemy" weiss die Melange aus Drum'n'Bass, Ragga, Hip Hop, dubby Reggae und Orient-Sounds diesmal wieder zu überzeugen. Ein bisschen Elektronik-lastiger als sonst sind sie es angegangen. Wahrscheinlich haben sowohl Co-Produzent Ben Watkins - sonst bei Juno Reactor und nebenbei Erschaffer des Matrix-Soundtracks - als auch Mixing-Engineer Adam Wren ihren Einfluss geltend gemacht, was als Bereicherung des ADF'schen Soundkosmos zu werten ist. So reicht die Palette von ganz abgehangenen Space-Dub-Schleichern bis zu bassigen Uptempo-Böllern, deren Beats so gebrochen sind wie Satzfragmente, die bisweilen aus George W. Bushs Mund purzeln. Schon der Opener "Fly Over" ist gleich ein Basspanzer, der durch die Boxen rollt und einem ordentlich in die Magengrube haubitzt. Gesangliche Unterstützung erfährt die ADF von Ghetto Priest aus dem On-U-Sound-Kollektiv, und es scheint fast logisch, dass man es hier mit der ersten Singleauskopplung zu tun hat. Im weiteren Verlauf wühlt sich der Hörer durch ein dichtes und intensives Album, dessen Vielschichtigkeit endlich wieder beeindruckt. Man möge sich nur einmal den rauen Titeltrack anhören, hernach das strange, mit hip-hopesken Beats unterfütterte "Round Up", um sich dann bei "Tomorrow Begins Today" eine süsse Portion Concious Reggae Vibes abzuholen. Der rein instrumentale Track "Melody 7", der einen in den E-Dub-Space entführt, schliesst das Album ab. Ach wie schön, da gibt es wenigstens keine grinsenden Texaner, sondern nur Schall und vielleicht auch ein bisschen Rauch ...
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SOUNDTRACK / METAL
Alone In The Dark (2 CD)
Es ist schon lange nichts ungewöhnliches mehr, dass Metal-Bands auf Soundtracks zu Hollywood Streifen vertreten sind. Dass aber der komplette Score aus Bands besteht, die munter die härteste Metal-Harke pflügen, ist allerdings eine Ausnahme. Eine solche ist "Alone In The Dark" auch; spontan fällt mir höchstens noch "Resident Evil" ein. Bei diesem Film handelt es sich einmal mehr um die Adaption eines ziemlich erfolgreichen Video-Games. Ausschnitte aus dem Movie konnte man schon im letzten Nightwish-Video bewundern. Wer jetzt aber der Meinung ist, dass auf der Doppel-CD nur ausgesuchte Chartstürmer vertreten sind, ist ganz schön schief gewickelt.
Nuclear Blast hat den Soundtrack zusammen gestellt und dabei das volle Pfund verbraten. Nightwish, Lacuna Coil und Angelzoom sind absoluten Ausnahmen, ansonsten siedelt sich der Hauptteil der Bands im extremen Sektor an. Wer hätte schon erwartet, Bands wie Dimmu Borgir, Strapping Young Lad, Nevermore oder Bloodbath jemals auf einem Soundtrack zu einem Film zu sehen, egal ob Horrorstreifen oder nicht? Schade nur, dass die Chance nicht genutzt wurde, Bonus- oder unveröffentlichtes Material für die Silberlinge zu verwerten. Der einzige exklusiv für den Streifen verwendete Song stammt von Agathodaimon, die mit dem Track "Alone In The Dark" ein ziemlich starkes Stück abgeliefert haben, das nicht nur sehr melodisch, sondern auch ausgesprochen atmosphärisch ist. Erneut ist es liefert Ophelia eine vorzügliche Kostprobe ihrer Stimme. Prinzipiell ist "Alone In The Dark" eine unterstützenswerte Sache und auch wenn der Film bislang sehr unterschiedliche Kritiken hervorgerufen hat, so kann man bei der Doppel CD bedenkenlos zugreifen. Als Unterstützung für das Zocken des Games macht man damit auch nicht viel falsch.
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MUSIK DVD
Guano Apes: Planet Of The Apes - Best Of
Nach über zehn Jahren Bandgeschichte machten die Guano Apes es im Dezember letzten Jahres amtlich: Sie stehen vor der Trennung. Die Göttinger verabschieden sich nach fünf Alben mit "The Documentary" von ihren Fans. Dank seiner grossen Anhängerschaft räumte das Quartett zwischen 1998 und 2000 so ziemlich alles ab, was es zu holen gibt: Platin und Gold, Auszeichnungen beim Comet und der Echo-Verleihung sowie Nominierungen für den MTV-Award. "The Documentary" lässt die Katze aus dem Sack. Im "Me & Me"-Teil sprechen Dennis, Henning, Sandra und Stefan offen über das vergangene Jahrzehnt: Jede Platte soll ein Kampf gewesen sein. Obwohl die Guanos auf musikalischer Ebene prima harmonieren, passen die vier privat eher zusammen wie die Faust aufs Auge. Und so gerieten sie bei Studio-Sessions öfters mal aneinander. Das eine oder andere Veilchen schmückte demnach die Gesichter. Die DVD gibt Aufschluss über die Anfänge bis zum jähen Ende. Viele Fans und die Göttinger Band selbst folgten dem Aufruf, unbekanntes Material auszugraben und kramten kistenweise Erinnerungen aus ihren Kellern. Nach taglangem Sichten und Ausmisten des Filmstoffs verwurstelten die Guano Apes einiges für die Fanbase.
Der erste Auftritt 1994 mit Sandra in Moringen kommt da zum Vorschein, unveröffentlichte Demos, verschollen geglaubte Fotos, Interviews, usw.. Vieles stammt aus einer Zeit, bevor der erste Apes-Release in den Plattenläden zu haben war. Wenig spektakulär gestaltet sich die Rubrik "Live At Sudoeste". Elf verschollen geglaubte Live-Tracks aus Portugal befriedigen mit ihrer Bild- und Soundqualität leider allenfalls durchschnittliche Ansprüche. Als lieblos herunter gerasselt entpuppen sich auch die Interviews. Hier serviert "The Documentary" dem treuen Fan unmotiviertes Geblubber und Geblabber. Auch die sieben unveröffentlichten oder bis jetzt nur auf Demos aufgenommenen Songs retten den Gesamteindruck nicht, vor allem die Aufbereitung für das DVD-Medium schwächelt: die Macher unterlegten die Lieder visuell einfach mit Fotos. Ein fremdländischer (bulgarischer?) MTV-News-Beitrag (ohne Untertitel!) löst die Diashow ab und setzt der Langeweile die Krone auf. Da fällt, kleiner Trost, der Abschied gleich weniger schwer.
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BUCH TIPP
Bye Bye, Lübben City: Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR
Bye bye, Lübben City - Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR: Lübben hat genauso wenig eine City wie Hintertupfingen und Kleinkleckersdorf. Es ist ein verschlafenes Nest im Brandenburgischen, fernab vom Schuss - ein Ort, wo der Blues lauert. »Bye bye, Lübben City«, die Hymne der ostdeutschen Langhaarigen-Szene, erklärt diese Stadt zum Synonym für den grauen, tristen Alltag in der DDR. Wer nicht den schleichenden Tod vor der Glotze sterben will, geht auf die Piste und hält den Daumen in den Wind.
Das haben seit den Sechzigern unzählige Jeans- und Parka-Träger getan, so, wie es die Berliner Band Monokel in ihrem Song beschreibt: Fünf lange Tage fordern Schule oder Arbeit Tribut, doch am Freitagabend wird Gas gegeben. Und zwar richtig! Montag reiht man sich mit schwerem Schädel, aber voller Batterie wieder in die Tretmühle ein.
Sie nennen sich »Kunden« oder »Blueser«, tragen Jesuslatschen, Fleischerhemden und den obligatorischen Shelli. An den Wochenenden sind sie ständig auf Achse. Ausgedehnte Tramptouren führen sie kreuz und quer durch den Osten. Sie feiern in abgeschiedenen Dorfsälen ihre Happenings mit Love & Peace & Suff, okkupieren den Weimarer Zwiebelmarkt oder das Schmöllner Pfefferbergfest. Zu Ostern pilgern sie nach Prag, im Sommer ans Schwarze Meer und im Herbst nach Krakau. Ihr Leitbild bleiben bis in die achtziger Jahre die Ideale der Hippie-Bewegung, der Geist von Woodstock. Musik ist der Motor. Sie lieben das »Handgemachte«, »Authentische«: Folk, Southern Rock, vor allem aber siedend heissen, elektrischen Blues. Die Rolling Stones, Doors und ZZ Top sind ihre Helden, Jimi Hendrix, John Mayall und Bob Dylan ihre Götter.

Der Inhalt
Vierzig Beiträge zeichnen das Bild einer »unruhevollen Jugend« in der DDR. Namhafte Publizisten, Musiker, Alltagsforscher und Szene-Aktivisten berichten aus unterschiedlichen Perspektiven über historische Entwicklungslinien, einschneidende Ereignisse und den Stoff, aus dem Träume gemacht sind. Dazu gehören bislang unbekannte Details über das Tramper-Mekka Thüringen, die Geschichte der Ostberliner Bluesmessen und deutsch-deutsche Brückenschläge. Wie war die Szene organisiert, wo lagen ihre Zentren, welche Rolle spielten Frauen in dieser Männerdomäne? Was waren typische Rituale, wie hat der Staat auf das Aussteiger-Phänomen reagiert, welchen Platz besass der Blues in den Medien? Die Fragen werden mit präzisem Blick, aber immer auch kurzweilig beantwortet. Verblüffende Geschichten relativieren das Klischee der »geschlossenen Gesellschaft«. Da wird eine abenteuerliche Odyssee per Anhalter bis in die ferne Mongolei geschildert oder das anarchische Treiben des Wasunger Karnevals.
Im Mittelpunkt des Buches stehen die Bands und Frontmänner, die wie Fixsterne den musikalischen Underground der DDR beleuchteten. Engerling, Monokel, Jürgen Kerth, Hansi Biebl, Stefan Diestelmann, die frühe Renft-Combo, Freygang und Keimzeit werden mit umfangreichen Porträts gewürdigt. Steckbriefe stellen rund vierzig weitere Kapellen vor, von Jonathan bis Zenit.
»Bye bye, Lübben City« ist ein Nachschlagewerk und vortrefflich illustriertes Erinnerungsbuch: deftig, bunt und ehrlich. Wie die Szene selbst.
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Text-Quellen: Diverse
09.03.2005 21:41:10 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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