News Detail: CD: Top Tipps |
POP/ROCK
Maroon
5: 1.22.03 Acoustic (EP)
Och nö, liebe BMG-Leute, hat sich nach der Fusion mit Sony jetzt
ein bisschen Torschlusspanik im Finanzsektor breit gemacht, oder wie?
Zwar erscheint "1.22.03 Acoustic" etwas zu spät fürs
Weihnachtsgeschäft, dafür sind Maroon
5, die musikalische Gelddruckmaschine der vergangenen Saison,
aber immerhin frisch mit Grammy-Ehren ausgestattet. Also schnell raus
mit einem Unplugged-Album. Album? Blöderweise standen nur sechs Songs
zur Verfügung, aber hey, dann legt man halt einfach noch einen Kracher
von der letzten Tournee mit dazu, dann hat man schon sieben, und der Kaufgrund
sollte doch bitteschön legitimiert sein. Dass es sich bei dem Bonustrack
ausgerechnet um "Highway To Hell" handelt, die AC/DC-Zugabe
und gleichzeitig der lauteste Moment der Maroon
5-Liveshow, zeugt leider auch nicht von gesteigertem Interesse
an einer stimmigen Kompilation. Aber Schwamm drüber, 500.000 US-Käufer
können nicht irren.
Oder doch? Braucht ein Normalsterblicher tatsächlich akustische Versionen
von Maroon 5-Songs,
zu denen sich besinnlich schunkeln und kuscheln lässt, obwohl sich
dies doch schon mit den Originalen ganz gut machen liess? Nein. "1.22.03
Acoustic" richtet sich ausschliesslich an den Fan, und auch der muss
sich ob der Lieblosigkeit der Aktion ziemlich verschaukelt fühlen.
Aufgenommen vor fast genau zwei Jahren (oder ist das vielleicht der Grund
der Veröffentlichung?) orgeln sich die Senkrechtstarter in der Hit
Factory in New York vornehmlich mit Akustikgitarren durch ihre drei Single-Hits
"Harder To Breathe", "She Will Be Loved" und "This
Love", alles natürlich ein bisschen langsamer und verschmuster.
Dabei hat Sänger Adam Levine (trotz herrlicher Cover-Schweissflecken)
genug Zeit zum Verschnaufen, und das kommt seinem live doch oftmals arg
beanspruchten Organ auch entgegen, wenngleich seine Stimme im ruhigen
Reigen auf Dauer etwas Kermithaftes entwickelt. An der musikalischen Umsetzung
ist nichts auszusetzen, die schönsten Momente bieten die Mitgröhlnummer
"Sunday Morning" mit akzentuierten Basstupfern und schickem
Piano/Percussion-Break, oder "The Sun", das in dieser Version
auch beinahe von Travis
stammen könnte. Mit den Beatles
hatten es Maroon
5 live ja auch schon, doch statt "(I Want You) She's So Heavy"
präsentieren sie hier lieber eine wimmernde Version der John
Lennon/ Paul
McCartney-Ballade "If I Fell". Endgültig Schluss
mit besinnlichem Schunkeln und Kuscheln ist selbstredend beim Live-Spass
"Highway To Hell" vom Hamburg-Konzert 2004 mit Stamm-Drummer
Ryan Dusick am Mikro. Verliebte sollten sich daher vor Einsatz der heimischen
Romantik-Runde auf alle Fälle mit der "Program"-Taste bekannt
machen, bevor Dusick seinen australischen Charme spielen lässt. Den
Eindruck, dass mit "1.22.03 Acoustic" einfach nur der Geldhahn
ein bisschen weiter aufgedreht werden soll, kann auch sein an sich stattlicher
Krächzvortrag nicht verdrängen.
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HARD ROCK
Steve
Vai: Real Illusions: Reflections
Zwischen dem vorliegenden Album und seinem Studiovorgänger "The
Ultra Zone" (1999) liegen sechs Jahre. Untätig war Steve
Vai in diesem Zeitraum nicht: Neben der Veröffentlichung
verschiedener Raritäten-CDs war er mehrmals auf Tour und hat sich
um den Ausbau seines Labels Favoured Nations gekümmert, bei dem er
eine ganze Reihe an wenig bekannten, aber feinen Künstlern untergebracht
hat. Dabei hat er bewiesen, dass er auch mit ruhigen Tönen umgehen
kann. "Real Illusions: Reflections" erscheint jedoch bei Sony
und zeigt Vai von seiner bekannten Seite: laut und spektakulär. Der
Opener "Building The Church" ist zwar nicht aberwitzig schnell,
besitzt aber alle Zutaten, die Vai bekannt gemacht haben: Experimentierfreude,
der virtuose Bass Billy Sheehans, ein wuchtiges Schlagzeug und der unverkennbare
Killer-Gitarrensound.
Ab "Glorious" entfaltet sich ein gewaltiges Klangfeuerwerk.
Davor wartet "Dying For Your Love" mit einer Überraschung
auf: Begleitet von Mönchschören und Synthie-Akkorden, übernimmt
der Maestro selbst das Mikrophon. Offensichtlich hat die Tour mit Yngwie
Malmsteen im Herbst 2003 ihre Spuren hinterlassen. Vais Hang zur
Esoterik zeigt sich am Konzept des Albums, das eine Reihe an Szenen darstellen
soll, die "auf den verstärkten mentalen Übertreibungen
eines Wahrheit suchenden Irren" gründen. Im Kopf des Hauptcharakters
Captain Drake Mason spielen sich interessante Dinge ab, zum Beispiel ein
"Freak Show Excess", der seinen Namen durchaus verdient. "K'm-Pee-Du-Wee"
und das orchestrale, live aufgenommene "Lotus Feet" sorgen für
nachdenkliche Momente, während "Firewall" und "Yai
Yai" die Leidenschaft des Gitarristen für vertrackte Rhythmen
und abgefahrene Basteleien am Sound-Computer offenbaren.
"Unter alledem liegt so viel mehr", verspricht der Titel des
letzten Stücks. "Wenn alles eine Illusion ist, warum ist dann
alles so wichtig?" fragt der Diener Pamposh seinen Herrn, Captain
Drake, zum Schluss. "Es mag alles eine Illusion sein, aber es ist
eine sehr reale Illusion" lautet die Antwort. Eine Feststellung,
die auch für Steves Vais Musik zutrifft.
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POP/ROCK
Tori
Amos: The Beekeeper
Als Tori Amos
im September 2003 die erfolgreiche Tour zu "Scarlet's Walk"
(2002) abschloss, kündigte sie an, sich erst mal zurück ziehen
zu wollen. Eine Pause, die sie und ihr Label geschickt kaschierten, denn
anschliessend erschienen mit "Tales Of A Librarian" (2003) eine
Neuinterpretation alter Stücke und mit "Welcome To Sunny Florida"
(2004) ein gelungener Livemitschnitt. "The Beekeeper" beweist
von Beginn an, dass Amos auch über die Schwelle der 40 weder ihren
Biss noch ihren Drang zur Weiterentwicklung verloren hat. Die Grundlage
des Albums sei die Feststellung des Klaviers, dass es ein "organ"
besitzt, verkündet die US-Amerikanerin auf ihrer Webseite. Was angesichts
ihrer Texte und Posen durchaus zweideutig klingen könnte, ist einigermassen
wörtlich gemeint: "Mit meiner rechten Hand an ihrer Orgel und
meiner linken auf den Klaviertasten hat mich die Beziehung zwischen diesen
wunderbaren Geschöpfen, dem Bösendorfer-Klavier und der Hammond
B3-Orgel, verändert". Revolutionen sind deshalb keine zu erwarten.
Der Opener "Parasol" besticht mit Amos' ausdrucksvoller Stimme
und einem einfachen, aber wirkungsvollen Klavier. Das ist ebenso wenig
neu wie ihre Begleitung, die seit Jahren unverändert aus Matt Chamberlain
(Schlagzeug) und Jon Evans (Bass) besteht. Die Orgel spielt lediglich
im Hintergrund eine Rolle. Im Gegensatz zur Vergangenheit verzichtet Amos
darauf, ihre Zuhörer mit melodischen Brüchen aufzuschrecken.
"Sweet The Sting", "Sleeps With Butterflies", "Ribbons
Undone" oder "Original Sinsuality" fliessen gemächlich
vor sich hin und offenbaren eine tiefe Zufriedenheit. Die Texte handeln
nach eigenen Angaben von den tiefgründigen Problemen der US-Gesellschaft,
dennoch stehen eher die gekonnt gewobenen Klangkonstrukte und weniger
die Aussagen im Vordergrund. Obwohl sie erst 2004 fünf neue Stücke
auf den Livemitschnitt packte, hatte Amos immer noch genüg Material
übrig, um "The Beekeeper" bis fast zur letzten Rille voll
zu packen. Respekt, zumal die CD keine nennenswerten Durchhänger
enthält. Wer dennoch nicht genug hat, sollte sich in einen Bücherladen
begeben: Zeitgleich mit dem Album erscheint die Autobiografie "Piece
By Piece".
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PUNK
Lagwagon:
Live In A Dive
Im letzten Jahr schien es zeitweise so, als würde die grosse
Punk-Community namens Fat Wreck ihre ganze Energie darauf verwenden, das
Böse in Form von Präsident Bush abzuwenden. Allen voran Label-Inhaber
Fat Mike, bei dem man manchmal den Eindruck hatte, er zöge in seinen
privaten Kreuzzug gegen George W. Bush hat mit einem Grinsen die Präsidentschaftswahl
im November gewonnen (diesmal scheinbar wirklich), und nachdem seine Gegner
die Nachwahl-Lethargie überwunden haben, schaut man auch beim fettesten
aller Punklabel wieder nach vorne. Was eignet sich da besser als ein Live-Album
einer der umtriebigsten Label-Bands?
Lagwagon
haben in den letzten zehn Jahren weiss Gott genügend Material angehäuft,
um einen guten Querschnitt ihres Gesamtwerks live zu präsentieren.
Auch in Deutschland ein Dauergast bei der Deconstruction Tour (dieses
Jahr sind die fünf Kalifornier auch wieder dabei), erfreut sich die
Band hierzulande einer fast unerklärlichen Beliebtheit. Auch die
siebte Folge der Fat-Wreck-Reihe "Live In A Dive" kann da nur
bedingt Aufklärungsarbeit leisten. Klar gibt es Fun-Skate-Punk auf
ganz hohem Level zu hören, aber unterhaltsam ist das nur für
begrenzte Zeit. Den begeisterten Konzertgängern in der ehrwürdigen
House Of Blues-Filiale in Hollywood scheint es immerhin gefallen zu haben.
Und so schrammeln sich die Drei-Akkord-Helden um Joey Cape durch ihre
Platten und sparen zwischendurch nicht mit Blödeleien. Mit dem für
sie sehr typischen "The Chemist" haben sie nur einen neuen Song
zu bieten, mittlerweile sollten noch ein paar mehr dazu gekommen sein,
denn dieses Album wurde bereits Mitte 2003 aufgenommen. Also: ab ins Studio,
Jungs und die nächste Platte aufnehmen!
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POP/ROCK
Doves:
Some Crites
Rein äusserlich bleibt alles beim Alten: Eine düstere Szenerie
mit wenig Licht und viel Schatten macht sich auf dem Cover breit. Musikalisch
kommen die Doves
aber mit einem Album um die Ecke, auf dem sich einiges geändert hat.
Bisher für elegische Indie-Popsongs mit elektronischen Versatzstücken
bekannt, kommen sie nun mit teils ordentlich rockenden Stücken daher.
Manches Mal ruft "Some Cities" aber auch melancholischen Gitarrenpop
im Fahrwasser Coldplays
und den kürzlich wieder auferstandenen Embrace
ab. Wenigstens jene Stimmen, die früher immer Einflüsse von
Radiohead
in ihrer Musik ausmachten, dürften jetzt langsam verstummen.
Eigentlich hätte es das Trio von der Insel gar nicht nötig gehabt,
diesen Schritt zu machen. Wurmt die Briten etwa, dass sie zwar mit Radiohead
und Coldplay
verglichen wurden, bei den Plattenverkäufen international aber nicht
mithalten konnten? Wohl kaum: Ausverkaufte US-Tourneen und beste Chartpositionen
in der Heimat liefern dafür kaum einen Grund.
Dennoch hätte "Black & White Town" auch einen Platz
auf dem Comeback-Album von Embrace
gefunden und "Almost Forgot Myself" wäre wohl in absehbarer
Zeit in einer kompakteren Version von Coldplay
geschrieben worden. Abgesehen davon ist "Some Cities" ein recht
gutes Album - und zwar immer dort, wo sich das Trio aus Manchester auf
seine Stärken besinnt: Verträumte und unscheinbare Melodien,
die sich bisweilen zu kleinen Hymnen aufschwingen.
Manche Songs kränkeln an ihrer eigenen Harmlosigkeit. Der Opener
"Some Cities" driftet samt recht lautem Gitarrengeschrammel
durch die nahezu unendlichen Weiten der Belanglosigkeit. Ganz anders "One
Of These Days". Der Song komprimiert auf seinen etwa fünf Minuten
das Wichtigste aus dem musikalischen Spektrum der Doves:
aussergewöhnliche Gitarrensounds, eine geheimnisvolle Atmosphäre
und starke Melodien. Grossartig klingt auch "Ambition". Da sind
sie wieder, diese schwebenden Gitarren, die klingen, als wären sie
in einer Tropfsteinhöhle eingespielt worden. Dazu der butterweiche,
unendlich melancholische Gesang Jimi Goodwins. Fast von einer anderen
Welt scheint "Shadows Of Salford" zu stammen: düster schweben
gehauchte Melodien über einen samtigen Teppich aus Klavier und Chören.
"Some Cities" ist letztlich ein durchschnittliches Album mit
einigen herausragenden Momenten. Mehr Doves
und weniger Songs, die auf andere Bands schielen, wären wünschenswert
gewesen.
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HEAVY METAL
Addiction
Crew: Break In Life
Mit Addiction
Crew dreht sich die zweite CD einer mir bekannten italienischen
Band in meinem Player, die sowohl Sänger, als auch Sängerin
in ihren Reihen vereint. Im Gegensatz zu den wesentlich bekannteren Lacuna
Coil spielen Addiction
Crew aber keinen Gothic-Metal. Die Mannen um Sängerin Marta
sind musikalisch eher in den Gefilden von Linkin
Park, P.O.D.,
und aufgrund der weiblichen Komponente, vielleicht noch Evanescence
anzusiedeln. Vor allem die Verbindung zu Linkin
Park ist nicht von der Hand zu weisen, dazu ähneln die Raps
von Yuri in Tracks wie "Callin'", "Break In" oder
"Disconnect" denen von Mike Shinoda zu sehr. Da Addiction
Crew mit Gitarrist Alex sogar noch einen dritten Shouter in ihren
Reihen haben, ermöglicht das eine recht grosse Variationsmöglichkeit.
Leider werde ich aber irgendwie das Gefühl nicht los, dass Martas
Stimme ein wenig in den Hintergrund gemischt wurde, selbst wenn sie mal
eine der spärlich gesäten Gesangslinien alleine bestreitet,
wie in der ganz gut gelungenen Single "What About". Der Dame
sollte man definitiv mehr Spielraum einräumen. Mit der Eigenständigkeit
sieht es dennoch nicht sonderlich gut aus, denn der Linkin
Park-Schatten scheint ständig am musikalischen Horizont zu
dräuen. Das Riff zu "Break In" ist dem von "One Step
Closer" viel zu ähnlich, um es mal gelinde auszudrücken.
Die Riffs von Alex sind zwar schön fett, aber über das übliche
Nu Metal-Schema trauen sie sich einfach zu selten raus. Das macht "Break
In Life", um es mit Kollege Doblers Worten zu formulieren, zwar solide,
aber nicht aussergewöhnlich. Da es mit "Dust In The RMX"
noch eine richtigen Nervtöter als Rausschmeisser gibt, müssen
sich die Italiener dieses mal mit drei Punkten zufrieden geben. Sollte
sich bei der Addiction
Crew in Zukunft etwas mehr Eigenständigkeit einstellen, ist
da mehr drin.
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POP/ROCK
Pat
Metheny: The Way Up
Der Pat Metheny
Group ist mit ihrem neuen Werk ein grosser Wurf gelungen. Eine ungewöhnliche
Platte. Nicht wie sonst: Stücke zwischen fünf und sieben Minuten
Länge, bei denen das Thema vorgestellt wird, jeder einmal improvisieren
darf (sogar der Drummer wenn er brav ist), und am Ende kommt nochmal das
Thema. Nein, hier ist es anders! Vier Stücke auf einer CD, die eigentlich
doch nur ein einzelnes Stück sind, aber wohl der besseren Verdaulichkeit
wegen aufgeteilt wurden. So hat nur das "Opening" eine "normale"
Länge, die anderen drei Teile "Part One", "Part Two"
und "Part Three" bewegen sich zwischen 15 und knappen 26 Minuten.
Aus dem Infoblatt lässt sich entnehmen, dass Pat
Metheny und sein Bandkollege Lyle Mays sich als Komponisten richtig
ausleben und ihre gemeinsamen musikalischen Erfahrungen der letzten 25
Jahre in ein Musikwerk einfliessen lassen wollten. Dieser Umstand erschliesst
sich erst nach vielen CD-Durchläufen. Es ist ein episches Werk, strukturiert
durch An- und Abschwellen von Intensität, die sich durch Dynamik,
Tempo und kompositorische Dichte vermittelt. Dabei ist immer der typische
Sound der Pat
Metheny Group mit den breiten schönen Klängen vorhanden.
Mal unterlegt von hektischem Uptempogezucke, mal ganz sparsam mit nur
einer clean gezupften Gitarre und einer Harmonika. Die verschiedenen Themen
beziehen sich immer wieder aufeinander. Entweder die Akkordfolgen klingen
ähnlich, oder die Melodien sind miteinander verwandt. Dazwischen
entfernt sich die Band von dem ursprünglichen Bezugspunkt, so dass
sich einem eben erst nach einer Eingewöhnungsphase der grössere
Rahmen erschliesst. Das Kompositionsprinzip hat eigentlich schon etwas
Orchestrales und erinnert an die Art Rock-Eskapaden der 70er Jahre. Doch
es gibt einen wesentlichen Unterschied: die Improvisation. Zu Beginn hat
man den Eindruck, dass über weite Strecken die Band nur improvisiert.
Was aber nicht in Frage kommt, da immer wieder Unisono-Teile auftauchen
oder sie ein paar Akzente gemeinsam setzen. Pat
Metheny und Lyle Mays ist eine sehr interessante Mischung aus
einem komplexen kompositorischen Gesamtzusammenhang und genügend
improvisatorischem Freiraum gelungen, bei dem sich die Rhythmusgruppe
mit dem Solisten steigern und ausleben kann.
Einziger Wermutstropfen
der Aufnahme ist der manchmal leicht übertriebene Hang zum Schönklang.
Die schmeichelnden Akkorde und tragenden Melodien könnten ein wenig
sparsamer eingesetzt sein. Aber so ist sie, die Klangwelt der Pat
Metheny Group, und es gibt auch einige Stellen, an denen sie es
richtig kreischen und krachen lassen, wobei der harmonische Rahmen nicht
gänzlich gesprengt wird. Darüber hinaus kann sich der Zuhörer
neben dem Genuss der Klänge und spontanen musikalischen Einfällen
als Forscher betätigen und versuchen herauszufinden, was nun eigentlich
komponiert und was improvisiert ist.
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DRUM'N BASS / ELECTRO
Asian
Dub Foundation: Tank
Asian
Dub Foundation melden sich zurück und ihr neuester Rundling
passt als Soundtrack zu dem, was mir gerade meine Glotze ohne Ton an Bildern
liefert, ganz vorzüglich. Wie kaum anders zu erwarten, präsentieren
sich die asiatisch-orientalischen Londoner textlich wieder äusserst
politisch engagiert und der texanische Warlord zählt da ebenso wenig
zum engsten Freundeskreis, wie Prediger des Neoliberalismus oder Globalisierer.
Musikalisch erfindet die ADF das Rad nicht unbedingt neu, aber im Gegensatz
zum etwas verplanten 2003er Album "Enemy Of The Enemy" weiss
die Melange aus Drum'n'Bass, Ragga, Hip Hop, dubby Reggae und Orient-Sounds
diesmal wieder zu überzeugen. Ein bisschen Elektronik-lastiger als
sonst sind sie es angegangen. Wahrscheinlich haben sowohl Co-Produzent
Ben Watkins - sonst bei Juno
Reactor und nebenbei Erschaffer des Matrix-Soundtracks
- als auch Mixing-Engineer Adam Wren ihren Einfluss geltend gemacht, was
als Bereicherung des ADF'schen Soundkosmos zu werten ist. So reicht die
Palette von ganz abgehangenen Space-Dub-Schleichern bis zu bassigen Uptempo-Böllern,
deren Beats so gebrochen sind wie Satzfragmente, die bisweilen aus George
W. Bushs Mund purzeln. Schon der Opener "Fly Over" ist gleich
ein Basspanzer, der durch die Boxen rollt und einem ordentlich in die
Magengrube haubitzt. Gesangliche Unterstützung erfährt die ADF
von Ghetto Priest aus dem On-U-Sound-Kollektiv, und es scheint fast logisch,
dass man es hier mit der ersten Singleauskopplung zu tun hat. Im weiteren
Verlauf wühlt sich der Hörer durch ein dichtes und intensives
Album, dessen Vielschichtigkeit endlich wieder beeindruckt. Man möge
sich nur einmal den rauen Titeltrack anhören, hernach das strange,
mit hip-hopesken Beats unterfütterte "Round Up", um sich
dann bei "Tomorrow Begins Today" eine süsse Portion Concious
Reggae Vibes abzuholen. Der rein instrumentale Track "Melody 7",
der einen in den E-Dub-Space entführt, schliesst das Album ab. Ach
wie schön, da gibt es wenigstens keine grinsenden Texaner, sondern
nur Schall und vielleicht auch ein bisschen Rauch ...
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SOUNDTRACK / METAL
Alone
In The Dark (2 CD)
Es ist schon lange nichts ungewöhnliches mehr, dass Metal-Bands auf
Soundtracks zu Hollywood Streifen vertreten sind. Dass aber der komplette
Score aus Bands besteht, die munter die härteste Metal-Harke pflügen,
ist allerdings eine Ausnahme. Eine solche ist "Alone
In The Dark" auch; spontan fällt mir höchstens
noch "Resident
Evil" ein. Bei diesem Film handelt es sich einmal mehr um
die Adaption eines ziemlich erfolgreichen Video-Games. Ausschnitte aus
dem Movie konnte man schon im letzten Nightwish-Video
bewundern. Wer jetzt aber der Meinung ist, dass auf der Doppel-CD nur
ausgesuchte Chartstürmer vertreten sind, ist ganz schön schief
gewickelt.
Nuclear Blast hat den Soundtrack zusammen gestellt und dabei das volle
Pfund verbraten. Nightwish,
Lacuna Coil
und Angelzoom sind absoluten Ausnahmen, ansonsten siedelt sich der Hauptteil
der Bands im extremen Sektor an. Wer hätte schon erwartet, Bands
wie Dimmu
Borgir, Strapping
Young Lad, Nevermore
oder Bloodbath
jemals auf einem Soundtrack zu einem Film zu sehen, egal ob Horrorstreifen
oder nicht? Schade nur, dass die Chance nicht genutzt wurde, Bonus- oder
unveröffentlichtes Material für die Silberlinge zu verwerten.
Der einzige exklusiv für den Streifen verwendete Song stammt von
Agathodaimon, die mit dem Track "Alone
In The Dark" ein ziemlich starkes Stück abgeliefert
haben, das nicht nur sehr melodisch, sondern auch ausgesprochen atmosphärisch
ist. Erneut ist es liefert Ophelia eine vorzügliche Kostprobe ihrer
Stimme. Prinzipiell ist "Alone
In The Dark" eine unterstützenswerte Sache und auch
wenn der Film bislang sehr unterschiedliche Kritiken hervorgerufen hat,
so kann man bei der Doppel CD bedenkenlos zugreifen. Als Unterstützung
für das Zocken des Games macht man damit auch nicht viel falsch.
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MUSIK
DVD
Guano
Apes: Planet Of The Apes - Best Of
Nach über zehn Jahren Bandgeschichte machten die Guano
Apes es im Dezember letzten Jahres amtlich: Sie stehen vor der Trennung.
Die Göttinger verabschieden sich nach fünf Alben mit "The
Documentary" von ihren Fans. Dank seiner grossen Anhängerschaft
räumte das Quartett zwischen 1998 und 2000 so ziemlich alles ab, was
es zu holen gibt: Platin und Gold, Auszeichnungen beim Comet und der Echo-Verleihung
sowie Nominierungen für den MTV-Award. "The Documentary"
lässt die Katze aus dem Sack. Im "Me & Me"-Teil sprechen
Dennis, Henning, Sandra und Stefan offen über das vergangene Jahrzehnt:
Jede Platte soll ein Kampf gewesen sein. Obwohl die Guanos auf musikalischer
Ebene prima harmonieren, passen die vier privat eher zusammen wie die Faust
aufs Auge. Und so gerieten sie bei Studio-Sessions öfters mal aneinander.
Das eine oder andere Veilchen schmückte demnach die Gesichter. Die
DVD gibt Aufschluss über die Anfänge bis zum jähen Ende.
Viele Fans und die Göttinger Band selbst folgten dem Aufruf, unbekanntes
Material auszugraben und kramten kistenweise Erinnerungen aus ihren Kellern.
Nach taglangem Sichten und Ausmisten des Filmstoffs verwurstelten die Guano
Apes einiges für die Fanbase.
Der erste Auftritt 1994 mit Sandra in Moringen kommt da zum Vorschein, unveröffentlichte
Demos, verschollen geglaubte Fotos, Interviews, usw.. Vieles stammt aus
einer Zeit, bevor der erste Apes-Release in den Plattenläden zu haben
war. Wenig spektakulär gestaltet sich die Rubrik "Live At Sudoeste".
Elf verschollen geglaubte Live-Tracks aus Portugal befriedigen mit ihrer
Bild- und Soundqualität leider allenfalls durchschnittliche Ansprüche.
Als lieblos herunter gerasselt entpuppen sich auch die Interviews. Hier
serviert "The Documentary" dem treuen Fan unmotiviertes Geblubber
und Geblabber. Auch die sieben unveröffentlichten oder bis jetzt nur
auf Demos aufgenommenen Songs retten den Gesamteindruck nicht, vor allem
die Aufbereitung für das DVD-Medium schwächelt: die Macher unterlegten
die Lieder visuell einfach mit Fotos. Ein fremdländischer (bulgarischer?)
MTV-News-Beitrag (ohne Untertitel!) löst die Diashow ab und setzt der
Langeweile die Krone auf. Da fällt, kleiner Trost, der Abschied gleich
weniger schwer.
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BUCH TIPP
Bye
Bye, Lübben City: Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR
Bye bye, Lübben City - Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR:
Lübben hat genauso wenig eine City wie Hintertupfingen und Kleinkleckersdorf.
Es ist ein verschlafenes Nest im Brandenburgischen, fernab vom Schuss
- ein Ort, wo der Blues lauert. »Bye bye, Lübben City«,
die Hymne der ostdeutschen Langhaarigen-Szene, erklärt diese Stadt
zum Synonym für den grauen, tristen Alltag in der DDR. Wer nicht
den schleichenden Tod vor der Glotze sterben will, geht auf die Piste
und hält den Daumen in den Wind.
Das haben seit den Sechzigern unzählige Jeans- und Parka-Träger
getan, so, wie es die Berliner Band Monokel
in ihrem Song beschreibt: Fünf lange Tage fordern Schule oder Arbeit
Tribut, doch am Freitagabend wird Gas gegeben. Und zwar richtig! Montag
reiht man sich mit schwerem Schädel, aber voller Batterie wieder
in die Tretmühle ein.
Sie nennen sich »Kunden« oder »Blueser«, tragen
Jesuslatschen, Fleischerhemden und den obligatorischen Shelli. An den
Wochenenden sind sie ständig auf Achse. Ausgedehnte Tramptouren führen
sie kreuz und quer durch den Osten. Sie feiern in abgeschiedenen Dorfsälen
ihre Happenings mit Love & Peace & Suff, okkupieren den Weimarer
Zwiebelmarkt oder das Schmöllner Pfefferbergfest. Zu Ostern pilgern
sie nach Prag, im Sommer ans Schwarze Meer und im Herbst nach Krakau.
Ihr Leitbild bleiben bis in die achtziger Jahre die Ideale der Hippie-Bewegung,
der Geist von Woodstock. Musik ist der Motor. Sie lieben das »Handgemachte«,
»Authentische«: Folk, Southern Rock, vor allem aber siedend
heissen, elektrischen Blues. Die Rolling
Stones, Doors
und ZZ Top
sind ihre Helden, Jimi
Hendrix, John
Mayall und Bob
Dylan ihre Götter.
Der Inhalt
Vierzig Beiträge zeichnen das Bild einer »unruhevollen Jugend«
in der DDR. Namhafte Publizisten, Musiker, Alltagsforscher und Szene-Aktivisten
berichten aus unterschiedlichen Perspektiven über historische Entwicklungslinien,
einschneidende Ereignisse und den Stoff, aus dem Träume gemacht sind.
Dazu gehören bislang unbekannte Details über das Tramper-Mekka
Thüringen, die Geschichte der Ostberliner Bluesmessen und deutsch-deutsche
Brückenschläge. Wie war die Szene organisiert, wo lagen ihre
Zentren, welche Rolle spielten Frauen in dieser Männerdomäne?
Was waren typische Rituale, wie hat der Staat auf das Aussteiger-Phänomen
reagiert, welchen Platz besass der Blues in den Medien? Die Fragen
werden mit präzisem Blick, aber immer auch kurzweilig beantwortet.
Verblüffende Geschichten relativieren das Klischee der »geschlossenen
Gesellschaft«. Da wird eine abenteuerliche Odyssee per Anhalter
bis in die ferne Mongolei geschildert oder das anarchische Treiben des
Wasunger Karnevals.
Im Mittelpunkt des Buches stehen die Bands und Frontmänner, die wie
Fixsterne den musikalischen Underground der DDR beleuchteten. Engerling,
Monokel,
Jürgen
Kerth, Hansi
Biebl, Stefan
Diestelmann, die frühe Renft-Combo,
Freygang und Keimzeit werden mit umfangreichen Porträts gewürdigt.
Steckbriefe stellen rund vierzig weitere Kapellen vor, von Jonathan
bis Zenit.
»Bye bye, Lübben City« ist ein Nachschlagewerk und vortrefflich
illustriertes Erinnerungsbuch: deftig, bunt und ehrlich. Wie die Szene
selbst.
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Text-Quellen:
Diverse |
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09.03.2005 21:41:10 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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