News Detail: CD: Top Tipps

POP/ROCK
Jimmy Sommerville: Home Again (New Version)
Sympathisch war es ja schon, wie Jimmy Somerville kürzlich in einer dieser schlechten Kabel 1-Neuauflagen der legendären Formel Eins-Show über die Casting-Bands der Neuzeit ablästerte. Natürlich wissen wir alle selbst, dass der Grossteil davon aus gut aussehenden, jungen, talentlosen Dingern besteht, die nicht kapieren, oder gar nicht kapieren wollen, dass sie nur als Spielball für die profitgeile Industrie herhalten müssen, die ihrerseits schon vor der Vertragsunterzeichnung den finalen Arschtritt galore plant, der sämtliche Küblböck-Gurken schonungslos zurück ins wahre Leben wuchtet. Jimmy wählte für diese unmenschliche, aber eben gängige Praxis der Medien-Selektion galante Worte, die ihm durchweg Sympathiepunkte einbrachten. Den untersetzten Schotten nun als gut aussehend zu bezeichnen, dürfte schwierig werden, jung ist er jedenfalls nicht mehr, und mit dem Talent ist es so eine Sache: Seine Erfolge, die er vor gut 20 Jahren in Bands wie Bronski Beat und The Communards feierte, sind (plötzlich wieder) unvergessen. Aber was darf man von einem Mann erwarten, der ohne Scham auf so genannten 80s Revival-Shows neben Bananarama oder Fancy (ja, der!) auftritt und mit Rosenstolz auf Tournee geht?
Zumindest steht Somerville felsenfest zu seiner Vergangenheit, was sicherlich damit zu tun hat, dass seine Songs heute oft immer noch so klingen, als wäre draussen 1984. Auf "Home Again" rummst es dann schon mal ein bisschen mehr, wie es eben rummst, wenn man eine Jam & Spoon-Hälfte ins Studio reinlässt ("Could It Be Love"). Selbst wenn die Sounds oftmals platt, weil nur noch in Trance-Produktionen üblich, aus den Boxen knödeln, Somervilles Pop-Gespür ist allerorten spürbar, und führt auch mal zu schönen Songs ("Under A Lover's Sky", "Burn").
Leider gibt es aber auch Nummern wie "It Still Hurts" (oh ja) oder ausgerechnet das Depeche Mode-Cover "But Not Tonight", dessen stumpfe Kirmes-Bassdrum jegliche Innovation gnadenlos niedermäht. Nun ja, Jimmy liebt nun mal den luftigen Popsong genau so wie die luftigsten Tonhöhen. Da lässt man bei der Soundbearbeitung schon mal Fünfe gerade sein. Der kleine Schotte kann jedoch, ähnlich wie die Kollegen von Erasure, gerade im homosexuellen Milieu auf eine treue Fangemeinde zählen, die ihm sicher auch hier einiges nachsieht.
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METAL
Scar Symmetry: Symmetric In Design
Das nächste All-Star-Projekt aus Schweden bittet um Gehör. Scheinbar gibt es in Nordeuropa überproportional viele Menschen, die nichts Besseres zu tun haben, als ständig neue Bands ins Leben zu rufen und 'nen Deal einzusacken. Solange dabei brauchbare Mucke rumkommt, will ich mich aber gar nicht beschweren. Allerdings war ich bei Scar Symmetry schon kurz davor, die Notleine zu ziehen, denn die ersten paar Sekunden vom Opener "Chaos Weaver" liessen mir beinahe den Schweiss ausbrechen. Das klingt nach absolut belanglosem Düdel-Power Metal und schreit viel eher nach der Skip-Taste. Doch sobald die ersten Riffs aus den Boxen knallen, sieht die Sache ganz schnell anders aus. Sänger Christian Älvestam (mir bisher nur als Gitarrist bei Torchbearer bekannt) kann nicht nur röcheln wie ein Grösser, sondern hat auch eine verdammt gute und vor allem variable Singstimme. In den cleanen Passagen erinnert mich der Kerl stellenweise an Dan Swanö bei Nightingale, doch traut Christian seiner Stimme zu Recht mehr zu, als der ehemalige Edge Of Sanity-Fronter. Die Riffs der beiden Gitarristen Jonas Kjellgren und Per Nilsson sind, wie gesagt, nicht von schlechten Eltern, jedoch bekomme ich diesen Power Metal-Einschlag irgendwie nicht aus dem Kopf. Vor allem der Sound der Sologitarren tut da ein Übriges, und auch die Keyboards versprühen eine Fröhlichkeit, die bei dieser Musik eher nervt, als zur guten Laune beiträgt. Drummer Henrik Ohlsson ist nicht ganz schuldlos daran, dass "Symmetric In Design" kein uneingeschränkter Hörgenuss ist. Wenn der Kerl die Schlagzahl auf der Snare einfach mal verdoppeln würde, könnten die Songs so richtig abzischen. So hat es aber den Anschein, als dürften Tracks wie "2012", "Underneath The Surface" oder "Seeds Of Rebellion" nur mit angezogener Handbremse über die Piste brettern. Um Vergleiche mit Soilwork kommen Scar Symmetry mit ihrem Debütalbum sicher nicht herum. Das ist aber nicht weiter wild, denn erstens gibt es da schlimmeres und zweites scheint deren demnächst erscheinendes Werk "Stabbing The Drama" auch nicht wirklich der Brüller zu werden. Warten wir mal ab, ob und wie es auf dem nächsten Album weiter geht.
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POP/ROCK
Frames: Burn The Maps
Die Frames und Radiohead sind live wahrscheinlich meine zwei Lieblings-Rockbands der Welt. Sie setzten Standards, die auch ich anstrebe". Der Verfasser dieser Zeilen ist der irische Songwriter Damien Rice, dessen Kunst hier zu Lande eher einem überschaubaren Kreis bekannt ist, wodurch sein Zitat auf dem Sticker der neuen Frames-CD vielleicht nicht den gewünschten Werbeeffekt erzielt. Dafür stammt Rice wenigstens aus Irland, weiss also vermutlich, wovon er spricht, und als Eyecatcher müssen dann eben Radiohead herhalten. Mit denen haben The Frames wiederum nur entfernt zu tun (im Wissen um das Erstellen von Spannungsbögen), doch auch Thom Yorkes Mannen sassen ja vor Urzeiten mal in der alten Karre Alternative Rock, die The Frames bis heute gerne durchtreten. Vordergründig geht es dem Label darum, die tatsächlich schon seit 15 Jahren vor sich hin rockenden Iren endlich auch ausserhalb ihrer Heimat bekannt zu machen, was sie fraglos verdient haben. "Burn The Maps" ist ihr fünftes Studioalbum, gleichzeitig das zweite für den Epitaph-Ableger Anti, der seinen guten Ruf vor allem den Ausnahmekünstlern Tom Waits und Tricky verdankt. Das Dubliner Quartett um den Singer/Songwriter Glen Hansard bevorzugt denn auch einen abwechslungsreichen Zugang zum alten Alternative-Monster, der nicht selten epische und intensive Ausmasse annimmt, wenngleich sich mit diesen Adjektiven mittlerweile jede zweite Newcomerband schmückt. Zwischen Lo-Fi, Folkrock, Grunge und Emo ist bei den Frames stilistisch alles möglich, wenn's sein muss auch innerhalb eines einzigen Songs, was aber glücklicherweise nie Nerven tötet. Die akustischen Eröffnungsakkorde von "Happy" erinnern kurz an den letzten Cure-Opener, bis Hansards Stimme einsetzt und die glorreiche Rock-Ära der frühen 90er Jahre wachruft. Darf man den Frames ob des Pianos hier noch eine leichte Affinität zu den Glasgower Indie-Jungs von Snow Patrol andichten, zeigen sie später ungeniert auf die ganz Grossen: im noisigen "Underglass" grüssen entfernt die Pixies, die Hansard einst erst zur Musik bewegten, in "Fake" schwingen zunächst die frühen Smashing Pumpkins, später leider auch Live mit.
Trotz vertrauter Eindrücke sind die Frames-Kompositionen in ihren Laut-/Leise-Schemata meist zu ausgefeilt gestrickt, um zu langweilen. Besonders schön lässt sich an den zurückgenommeren Songs ablesen, wo die allseits gepriesenen Livequalitäten herkommen könnten. Etwa am ausgefeilten "Keepsake", das sich, tja, beinahe Radiohead-gleich und von schäumender Lava begleitet, zu einer späten Eruption hoch schaukelt. Das theatralische "A Caution To The Birds" mausert sich mit zunehmender Dauer dank pointierter Streichersätze zu einer satten Hymne, und auch das in sich ruhende "Suffer In Silence" gehört zu den besseren Tracks. Gefällt sich das Quartett in allzu offensichtlicher Nostalgie ("Fake"), treten dagegen Verschleisserscheinungen auf.
Insgesamt liefern The Frames eine runde Alternative-Scheibe ab, die keine augenwischenden Gimmicks auffährt, um den Innovationspokal abzustauben, sondern lieber bescheiden auf gutes Songwriting achtet. Ob Damien Rice nun Recht hat mit seiner Empfehlung, und warum "Set List", das letzte Livealbum der Frames, 2004 auf Anhieb Platz eins der irischen Charts einnahm; all das erfahren wir wohl nur im Konzertsaal.
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POP/ROCK
Sweetbox: 13 Chapters
Daddy always said these are the 88 keys to pain". In Anspielung auf die 88 Tasten einer Klaviatur bekam Jade aka Sweetbox diese Einsicht von ihrem Vater mit auf den künstlerischen Weg. Qualen verursachen vorliegende Kapitel ihres Lebens zwar nicht, aber Freude bereiten sie auch nicht wirklich. Kommt "Piano In The Dark" noch als druckvoller Mix aus Rock, Pop, Funk und Soul aus den Boxen, erschöpft sich die kreative Gestaltungskraft schon beim zweiten Titel "After The Lights". Allerwelts-Singer/Songwriter-Pop lockt zwar die Asiaten mit ihrem Hang zum schnulzigen Schmalz aus der Reserve. Für Pop-abgebrühte europäische Ohren hört sich die Prêt-à-porter-Verköstigung jedoch mehr als mässig an. Dieses Urteil gilt für den überwiegenden Teil der Stücke von "13 Chapters". Aus dem Einerlei kristallisieren sich nur wenige Song-Ansätze heraus. "Beautiful" gehört mit deftigem Beat, einigen netten Samples und interessantem Arrangement zu den besseren Stücken. Der 08/15-Refrain zerstört jedoch die in den Strophen mühsam aufgebaute Spannung gnadenlos. Mit viel orientalischem Flair versucht sich "Hate Without Frontiers" abzuheben. "Chyna Girl" lockt mit asiatischer Atmosphäre und brezelt zu Beginn ordentlich los. Nach acht Takten ist jedoch Schluss mit lustig und der Song verheddert sich in Synthesizer-Arpeggien und Hutzelbutzel-Refrain. Abschliessend entschuldigt sich Jade. "Sorry" gehört zwar zu den besseren Nummern von "13 Chapters", kann den lahmen Gesamteindruck aber nicht mehr retten. Schade Jade!
Obwohl dem zierlichen Fräulein ein paar nette popmusikalische Ideen gelingen, bewegen sich die Stücke allzu oft entlang der ausgelutschten US-amerikanischen Kompositionsgesetze. Songs von der Stange sozusagen. Oder: Lieder, die die Welt nicht braucht.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
PSAPP: Tiger, My Friend (Digi)
Psapp. Komischer Name. "Tiger, My Friend". Komische Musik. Aber sehr charmant dargeboten. Da rumpelt der Pop zu verqueren Samples. Ernies Quietsche-Ente fungiert als Rhythmus-Instrument, gleichberechtigt neben Streicher-Einlagen, Querflöten- und Xylophon-Versatzstücken.
Galia Durant und Carim Clasmann, die beiden Köpfe hinter dem seltsamen Bandnamen, geben sich alle Mühe, ihren geschickt arrangierten Pop-Schnittchen den Anschein des Dilettantismus zu verleihen. Wie so oft trügt auch hier der Schein. Zwischen einem Sample-Gemischtwarenladen und Flohmarkt-Instrumentierung verbirgt sich ein geschickt zusammen geschustertes Stück Pop. Galias hypnotische Stimme setzt dem eigenwilligen Oeuvre "Tiger, My Friend" dabei das feine Sahnehäubchen auf. Der Winter steckt in den letzten Zügen, wehrt sich mit albernem Schneefall gegen den Frühling, der mit den Hufen scharrend schon in den Startlöchern steht. Die ersten Frühlingsblümelein strecken ihre Köpfchen durch die brüchig gewordene Schneedecke und geben einem den Glauben an die warme Jahreszeit wieder zurück. So könnte die natürliche Umgebung aussehen, zu der Psapp den Soundtrack zimmern. Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen die Nase kitzeln, sollte im Hintergrund "I Want You" klimpern. Der sanften Singstimme Galias stehen rückwärts geloopte Keyboardparts und wie aus Watte klingende Sounds entgegen. Der Psapp-Sound versinkt durch diese Gegensatzpaare zu keiner Zeit im reinen Schönklang. Immer wieder reissen aussergewöhnliche Geräuschfetzen den Hörer aus seiner süssen Harmonie heraus.
So auch beim fluffigen "I've Got Time", bei dem ein Sample zu hören ist, das klingt, als würde man einer Katze nacheinander erst auf den Schwanz treten und ihr dann die Gurgel herumdrehen. Es spricht für Durant und Clasmann, dass aus der akustischen Tierquälerei ein hübsches Stück Musik entsteht. Aber selbst die störrische, instrumentelle Seite des Albums kann kaum verhehlen, dass Psapp sich gar nicht so weit von konventionellem Songwriting entfernen. Die Mischung macht's, und die ist hier skurril, plemplem und liebreizend. Immer noch komisch zwar, aber auf eine angenehme Art.
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HIP/HOP RAP / LATIN
Orishas: El Kilo
Nach wahrlich goldenen Jahren ist der Boom um kubanische Rhythmen mittlerweile abgeflaut. Der Musikzirkus war nicht so beständig wie die Herrschaft des El Commandante. Und während sich Fidel von jedem noch so herben Rückschlag (bzw. Unfall) zu erholen scheint, ist ein Grossteil der kubanischen Musiker rund um den Buena Vista Social Club in der Versenkung verschwunden oder gestorben. Eine Band, die ebenfalls vom immensen Erfolg des Wim Wenders-Films und von der darauffolgenden Kuba-Begeisterung profitiert hat, waren die Orishas. Nach drei Jahren Pause versucht die mittlerweile zum Trio geschrumpfte Combo nun an die vorangegangenen goldenen Zeiten anzuschliessen. Erfreulicherweise haben sie die Zeichen der Zeit erkannt und erschliessen auf "El Kilo" neue Wege. Ihr Sound klingt deutlich ruhiger und traditioneller als auf den vorigen Werken. Das tut ihrem Gesamtbild auch gut. Den meist erzwungenen Griff in die Hip Hop-Kiste habe ich ihnen jedenfalls nie abgekauft. Rap gerät auf dem neuen Album in den Hintergrund. Somit klingt die Musik auch endlich nicht mehr nach einer Mixtur aus kubanischen Traditionen und dem von den amerikanischen Imperialisten erfundenen Rapgenre. Mittlerweile harmoniert das Zusammenspiel aus modernen Beats, kubanischer Instrumentierung und traditionellem Gesang, mittlerweile harmoniert der Sound. Kein hektischer Stakkato-Sprechgesang und keine unpassenden Ego-Gesten verfälschen die Begeisterung, die das Trio - zumindest musikalisch - für sein Heimatland hegt. Sicher machen die Orishas immer noch das, was sich irgendwie nach Rap anhört, aber das klingt eben nicht mehr so unpassend wie ein Schnappi-Remix von Rammstein. Vielmehr arrangiert sich der "Gesang" jetzt mit den Salsa-, Merengue- und Latino-Rhythmen. So versprühen die Kubaner stets frischen Charme und machen Lust auf Cuba Libre und Cohiba.
Die Orishas sind merklich erwachsener geworden, die juvenile Begeisterung für Rap ist der Rückbesinnung auf die traditionellen Wurzeln gewichen. Das Album schwimmt nicht mehr im turbulenten Fahrtwasser des Buena Vista Social Club, "El Kilo" behauptet sich eigenständig auf dem internationalen Markt.
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JAZZ
Bill Connors: Return
Nach längerer Zeit meldet sich der Fusion-Gitarrist Bill Connors in der Musikszene mit der Veröffentlichung des Albums "Return" zurück. Eine breite Öffentlichkeit nahm ihn zum ersten Mal in der Band Return To Forever von Chick Corea in den Siebzigern war. In den folgenden Jahren spielte er mit Grössen wie Jan Garbarek oder Stanley Clark. Ende der Achtziger Jahre zog er sich weitgehend aus dem aktiven Musikleben zurück und arbeitete als Musikpädagoge.
Nun erscheint also nach langer Abstinenz wieder ein Album dieses überaus erfahrenen Musikers. Die Stücke sind nach wie vor dem Jazz-Rock zuzuordnen. Mal überwiegt der Jazz, dann wieder der Rock. Besonders auffällig am Gitarrenspiel von Connors ist, dass er gänzlich auf Effekte und insbesondere den Verzerrer verzichtet. So kommen die mit Jazzrhythmik gespielten Songs sehr traditionell rüber, wie zum Beispiel "Mind Over Matters", das durch Tempi-Wechsel zwischen Halftime-Beat und Uptempo geprägt ist. Auch das langsame "Try One Today" ist stark auf die konventionelle Jazzspielweise ausgerichtet. Die Improvisationen von Bill O'Connell am Piano und Connors sind einfühlsam und variantenreich, verlassen aber nie den Rahmen der üblichen Harmonik. Während der Bandleader mit seiner cleanen Gitarre die Soli eher weich und legato gestaltet, überrascht O'Connell mit härteren Akzenten, Stakkato-Spiel und grösseren Dynamikwechseln. Mehr dem Rock sind Stücke wie "On The Edge" oder "Mr. Cool" zugewandt. Das erstgenannte ist auch der Opener der CD. Kim Plainfield (Drums) und Myra Casales (Percussion) spielen einen sehr nervösen binären Groove mit Latin-Anleihen. Das relativ sparsame, aber akzentuierte Thema, das die gesamte Band teilweise unisono unterstützt, ist nicht nur am Anfang und Ende zu hören, sondern auch zwischen den Soli. Die Improvisationen gestalten Connors und O'Connell ruhig, da die Begeleitung schon genug Töne pro Viertel liefert. Am Ende darf auch Kim Plainfield mit einem Solo seine technischen Fähigkeiten zum besten geben.

Im letztgenannten Stück bietet die Musik genau das, was der Titel verspricht. Ein wirklich cooler Halftime-Shuffle schiebt einen durch den Song, was Bassist Lincoln Goines mit einem Solo einleitet. Das folgende Thema besticht auch wieder durch stakkato gespielte Töne, die einige chromatische Läufe enthalten. Die ganze Band unterstützt die Melodie, doch zwischen einzelnen Phrasen bleibt für den Zuhörer immer wieder die Gelegenheit zu verschnaufen. Das ist alles sehr virtuos und typisch für eine Fusion-Blues. Pianist und Gitarrist spielen in ihren folgenden Improvisationen viele Blues-Licks und können damit sicherlich "Mr. Cool" weiter beeindrucken. Bill Connors und seine Mitmusiker stellen auf dieser Scheibe unter Beweis, dass sie hervorragende Musiker sind. Herausragende technische Möglichkeiten besitzen und auch ein Ohr für ihre Bandkollegen haben. Es gibt aber leider bereits einen Berg anderer Fusion-CDs, die fast genauso klingen. Die Themen sind meist schnell wieder vergessen, da sie die nötige Griffigkeit vermissen lassen. Und die Arrangements sind eben auch nicht so innovativ, wie bei Chick Coreas "Return To Forever", wo Connors mit dabei war und dies heute immer noch Anerkennung bei den Kritikern hervorruft. Ein Track wie "Nobody Yet To" oder "It Be Fm" beeindruckt zwar ob des glasklaren Sounds und der brillanten Beherrschung der Musikinstrumente, doch die Songs haben kein richtiges Gesicht und grenzen sich nicht durch Innovation von anderen des Genres ab. Daher wird "Return" eben keinen bleibenden Einfluss auf die Jazzszene ausüben, wie es damals in den Siebzigern war.


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POP/ROCK
Martin Dean: The Best Of Martin Dean
Ein Debütalbum mit dem Titel "Best Of" zu versehen, ist ganz schön frech. Vor allem, wenn man sich den Namen eines berühmten Crooners schnappt, ihn umdreht und sich ein Cover ausdenkt, das aus einer Gewaltszene eines David Lynch-Filmes stammen könnte.
Zwar zeigt die Suche auf amazon.de, dass solch eine Strategie auch fehlschlagen kann - das Album erscheint an einer der hintersten Stellen in einer ellenlangen Trefferliste -, ansonsten aber gibt es wenig zu mäkeln, denn: "The Best Of Martin Dean" ist tatsächlich ein gelungenes Produkt. "Space Age Gospel" nennt der Berliner seinen Stil, der trotz grosser Vielfalt an eingesetzten Instrumenten und elektronischen Klängen in seiner Grundstimmung erstaunlich an Frank Sinatra und Konsorten erinnert. Ein ruhiges Klavier und eine gemütliche Piano Bar-Atmosphäre begleiten die tiefe Stimme Deans im Opener "Ring My Hell", bevor eine einfach gezupfte Gitarre in "That's For Sure" ein etwas schnelleres Tempo anzieht. In "One Size Fits All" schlägt eine Orgel im Hintergrund einen Reggae-Rhythmus an, während "Coke For All" die ersten elektronischen Beats bietet, wobei Dean seine Vielseitigkeit zeigt und an Stuart Staples von den Tindersticks erinnert. Die rauchige Atmosphäre verdichtet sich und mündet im fiesen "Spacelord Motherfucker", das aus der Feder Nick Caves in einem seiner düsteren Momente stammen könnte. Das ist kein Zufall, denn Bad Seeds-Schlagzeuger Thomas Wyldler ist ebenso Teil der Begleitband wie Jochen Arbeit und Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten. Beteiligt sind auch Tim Lorenz und Yoyo Röhm, die schon für Jasmin Tabatabai und Katharina Franck, ex-Rainbirds, gespielt haben.
Namen, die angesichts des gänzlich unbekannten Deans Staunen hervorrufen. Wer ist er eigentlich? "My name is Dean, and I'm clean, after all", verrät er im abschliessenden Stück "For Your Love". Nicht gerade hilfreich, aber eigentlich wurscht: Im Februar und März will er seine Musik mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Orgel auch ausserhalb Berlins live vorstellen.
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ALTERNATIV
Cass McCombs: Prefection
Mann, das waren Zeiten damals, Mitte der 80er Jahre: The Smiths trafen sich noch im Konzertsaal anstatt vor Gericht, The Cure eroberten mit synthielastigen Wave-Hymnen die Stadien dieser Welt, und sogar R.E.M. gingen noch als Indie-Band durch. Gut, ich war zu der Zeit leider mit den Orientierungsarbeiten für die höhere Schule beschäftigt und konnte mich daher nicht auf Konzerten genannter Bands herum treiben. Doch das dürfte Cass McCombs nicht anders gegangen sein.
Der Mann ist Jahrgang 1977, zumindest vermutet das seine Plattenfirma, denn McCombs ist nicht der Typ Musiker, bei dem das Geburtsdatum als nötige Information in Pressezetteln erachtet wird. Wozu auch. McCombs lässt lieber seine Musik sprechen, und so verrät uns "Prefection" nach seiner 2004 erschienenen Debüt-Scheibe "A" nun zum zweiten Male mehr über ihn, als es biografische Anekdoten vermögen. Stilistisch fällt er trotz Bandkonzept unter die Kategorie melancholischer Singer/Songwriter, auch wenn diesem Genre oftmals ein staubiger Muff anlastet, der auf vorliegenden Kompositionen aber höchstens silbrig glänzt. Warum das so ist, bleibt rätselhaft. Die Songs von Cass McCombs klingen wie verranzte Lo-Fi-Produktionen. Die Drums poltern rauh und ungemischt, auf der Stimme liegt mehr Hall als auf sämtlichen Stone Roses-Platten und wer das Erscheinungsjahr des Albums blind auf 1987 schätzt, muss auch nicht ausgelacht werden.
Einmal mehr bleibt uns nur, dem traditionsreichen 4AD-Label dafür zu danken, dass es sich auch nach all den triumphalen Jahren den Blick auf's Wesentliche bewahrt hat. Der in Baltimore gross gewordene McCombs lässt uns in herrlich morbide Stimmungen abtauchen und bietet uns sogar seine Schulter zum Ausweinen an. Damit wir zwischendurch aber keine allzu roten Augen bekommen, gibt es auch kleine, dreckige Muntermacher wie "Subtraction" oder "Bury Mary" (welch erquickende Velvet Underground-Hommage). Was McCombs von vielen so genannten Songwriter-Kollegen unterscheidet, ist wohl die Tatsache, dass er mit "Sacred Heart" einen herzzerreissenden Hit geschrieben hat, der nach Radio-Airplay geradezu kreischt. Und wer einen Song wie "She's Still Suffering" veröffentlicht, der zu Beginn wie ein Song der ersten New Order-LP klingt, und der auch anschliessend gar nicht daran denkt, anders zu klingen, dabei aber statt peinlicher Abkupferungsvorwürfe nur ungespielte Bewunderung hervor ruft, der hat wohl alles richtig gemacht. Dass diese Wahrheit schon Chef-Connaisseur John Peel geläufig war, geschenkt.
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MUSIK DVD
Metallica: Some Kind of Monster (2 DVD)
Dies ist kein Film über eine Band, sondern ein Film über Beziehungen. Das sollte sich jeder ins Gebetbüchlein schreiben, der Erwartungen an "Some Kind Of Monster" knüpft, die etwas mit grandiosen Enthüllungen aus dem Innenleben von Metallica zu tun haben. Die Dokumentation um den Entstehungsprozess von "St. Anger" handelt zuallererst von der psychischen Verfassung der - nach dem Ausstieg von Jason Newsted - zum Trio geschrumpften Metal-Monster. Das anscheinend nur als Making Of der neuesten Scheibe angelegte Epos geriet im Laufe der Zeit genauso aus den Fugen, wie das Verhältnis der einzelnen Bandmitglieder untereinander. Erst erzählt James Hetfield von seinem Urlaub in Sibirien, bei dem er (tolle Leistung!) zwei Bären den Garaus gemacht hat, dann zofft er sich mit Lars Ulrich so lange um Banalitäten, bis die Kacke ordentlich am dampfen ist. Das Bandgefüge ist nur noch mittels des hinzu gezogenen Psychologe zu retten. Joe Berlinger und Bruce Sinofsky lichten den K(r)ampf um das Überleben der Gruppe in eindringlichen Bildern ab. Hammett, Hetfield und Ulrich agieren dabei scheinbar unbeeinflusst von der Anwesenheit des Filmteams. Die Gesprächsthemen kreisen immer wieder um die Tatsache, dass speziell die beiden Kreativköpfe nie eine tiefer gehende Freundschaft aufgebaut haben. Der Aussenstehende darf sich wundern, wie es Metallica überhaupt geschafft haben, 20 Jahre zu existieren.
Das zentrale Motto des Films könnte, dank des Zooms auf die Befindlichkeiten im Bermudadreieck Kirk-Lars-James, denn auch folgendermassen lauten: "Schön, dass wir darüber geredet haben". Mit dem herausragenden Kritikerlob auf diversen Festspielen bürden die Juroren dem Film jedoch etwas zu viel auf. Sicherlich ist die Innenansicht intensiv und zum Teil auch aufwühlend.
Wer jedoch nicht in einem Wolkenkuckucksheim zuhause ist, hat ebenfalls mit derlei Problemen zu kämpfen. Verlustangst, Unsicherheit, Zukunftsangst, usw. Den entscheidenden Unterschied macht die superbekannte Band aus und eben die Tatsache, dass die Öffentlichkeit nun sieht, welch ein bemitleidenswerter, unterwürfiger, nach Vermittlung und Zuneigung dürstender Sympath Kirk Hammett doch ist. Ulrich und Hetfield wechseln sich derweil in der Rolle des Elefanten im Porzellanladens ab. Im opulenten Extra-Teil des Zweierpacks verstecken sich jede Menge Extra-Szenen, die jedoch nur bedingt interessant sind. Wie welche Dynamik in welcher Richtung wen beeinflusst hat, interessiert nach den vorangegangenen zwei Therapiestunden auf DVD wohl nur noch den Tiefenpsychologen selbst. Auf jeden Fall aufregender und wunderschön anzusehen ist hingegen, wie das Trio mit Bob Rock am Bass vor einem Playoff-Spiel der Raiders die Crowd auf dem Parkplatz vor dem Stadion rockt. Erst zu diesem späten Zeitpunkt beschleicht einen das Gefühl, dass der Patient Metallica nun wirklich über den Berg ist. Diese positiven Emotionen übertrumpft höchstens noch die Integration Rob Trujillos als neuen Bassisten, der offensichtlich viel zur guten Stimmung beiträgt. Für den Fan ärgerlich sind die dilettantischen Untertitel. Den Ausdruck "wenn wir hektisch spielen" assoziiert nicht jeder sofort damit, dass eigentlich der Track "Frantic" gemeint ist; unterhalten sich Hammett und Ulrich über ein "unbenanntes Gefühl" verbirgt sich (bingo!) "Unnamed Feeling" dahinter. Bei einer Major-Produktion ist es daher einfach nur nervig, solche Peinlichkeiten lesen zu müssen. "Some Kind Of Monster" ist - trotz bedrückender Thematik - ein unterhaltsamer Film, der den Metal-Machismo vom stets besoffenen Übermenschen geschickt demontiert. Selbst Superfrontmann Heftfield ist auch nur ein Mensch, der seiner kleinen Tochter beim Ballett zuschaut. Darf der das? Der darf das ganz sicher, denn, siehe oben, dies ist kein Film über eine Band, sondern ein Film über Beziehungen.
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BUCH TIPP
And it don't stop
Dieses Buch ist die definitive Fotocollection der aktuellen HipHop-Künstler, fotografiert zwischen 1997 und 2004 von Mika Väisänen, dem führenden deutschen HipHop-Fotografen, der in diesen Jahren immer wieder Zeit in den USA verbrachte, aber auch in Deutschland, Japan, Holland und Grossbritannien fotografierte. Mika Väisänen ist seit vielen Jahren selbst Teil der Szene und hat dadurch einen viel näheren und persönlicheren Zugang zu den Künstlern als die meisten anderen Fotografen - seine Arbeit dieser Jahre wird mit diesem aufwändig und hochwertig produzierten Coffeetable (Hardcover, durchgehend in Farbe und Duplex) zum Bilderbuch des ganzen HipHop.
Das kongeniale Design von Gizmo - dem Art Director des führenden deutschen HipHop-Magazins BACKSPIN - und der Text von der HipHop-Legende KRS ONE über seinen Werdegang und die Entwicklungen im Hip Hop machen das Buch vollends zum Erlebnis und zu einem MUST HAVE, ergänzt um Eindrücke von Mika von den Künstlern und Fotoshootings.
Mika Väisänen fotografierte so bekannte Chartstars wie Aaliyah, Beastie Boys, Black Eyed Peas, Busta Rhymes, Common, Cypress Hill, De La Soul, DMX, Eminem, Erykah Badu, Eve, Fat Joe, Foxy Brown, Jay-Z, LL Cool J, Mary J Blige, Masta P, Public Enemy, Redman, Snoop Dogg, The Roots ...
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Text-Quellen: Diverse
24.02.2005 16:34:34 / enzo
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