News Detail: CD: Top Tipps |
POP/ROCK / DANCE
DJ
Bobo: Pirates Of Dance (Standard Version)
Der Schweizer Entertainer DJ
Bobo beendet die knapp zwei Jahre dauernde Kreativpause seit seinem
letzten Release "Visions" mit dem opulenten neuen Album "Pirates
Of Dance". Wie bereits in der Vergangenheit, so lässt es sich
DJ Bobo
auch 2005 nicht nehmen, die Zuhörer in eine bunte Phantasiewelt aus
Musik, Gesang, Tanz, Schauspiel und Unterhaltung zu entführen. Längst
spielt der Mann mit dem schlichten Pseudonym die Klaviatur des Medienkonzertes
mit virtuosem Anschlag. Ein normales Album aufzunehmen, ist deshalb bei
weitem nicht ambitioniert genug für DJ
Bobo. Wie bereits auf dem Vorgänger "Visions" sieht
er sich nicht mehr nur als Sänger und Musiker, sondern versteht sich
längst auch als Choreograph, Tänzer, Entertainer im weitesten
Sinne. "Pirates Of Dance", mit dem Bobo ab April auf ausgedehnte
Tournee geht, verkörpert den Anspruch des Schweizers, mit seinen
Produktionen die Tradition des Musiktheaters wieder aufleben zu lassen.
Auch der Inhalt von "Pirates Of Dance", sprich die Musik, folgt
in diesem Falle der Verpackung. Bobos einstmaliges Markenzeichen, Dancefloor-Pop
mit Aerobik-Appeal ist allenfalls eine von vielen Zutaten, mit denen René
Baumann im Studio hantiert. Im Gegensatz zu dumpfen Ballermännern
wie DJ Ötzi, die sich in der ständigen Wiederholung der musikalischen
Endlosschleife am besten gefallen, treibt DJ
Bobo eine andere Motivation um: Er möchte seine Fans mit
guter Laune und Niveau unterhalten. Dazu gehört, dass sich der Schweizer
von eintönigen Eurodance-Nummern teilweise verabschiedet, seinen
musikalischen Kosmos für südamerikanische ("Hey Nanana")
und karibische ("Pura Pasión") Rhythmen öffnet und
zwischendurch das ein oder andere Gitarren-Riff anklingen lässt.
Das macht "Pirates Of Dance" zwar noch längst nicht zu
einem guten Album. Doch muss man DJ
Bobo attestieren, dass er im Gegensatz zu Proll-Acts wie DJ
Ötzi mit Stil bei der Sache ist. Das gilt auf der Bühne
gleich zweimal.
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FUNK
/ SOUL
Brand
New Heavies: Allabouthefunk
Annähernd sechs Jahre sind seit der letzten Platte der Brand
New Heavies vergangen. In popmusikalischer Zeitrechnung kommt so
eine Veröffentlichungspause eigentlich einem Harakiri gleich. Doch
die Heavies haben noch nie getan, was von ihnen erwartet wurde. Im Gegenteil,
die Unbeugsamen waren mit ihrer leicht antiquierten Musikauffassung für
den Acid-Jazz-Hype der 90er massgeblich verantwortlich. Mit neuer Plattenfirma,
neuer Sängerin und neuem Album frönen sie nun erneut ihrer alten
Leidenschaft, dem Soul-Funk. "Boogie", Opener und gleichzeitig
erste Singleauskopplung, entpuppt sich als Disco-Stampfer in bester 70er-Manier.
Nicole Russo, die neue Frontfrau, singt sich dabei gekonnt in Szene. Ihr
voluminöses Organ fügt sich perfekt in die von Handclaps, funky
Clavinets und angedeuteten Philly-Streichern dominierte Atmosphäre
ein. Dennoch ist "Boogie", das auf der Singleauskopplung in acht
Versionen erscheint, als recht harmlose und massenkompatible Nummer angelegt.
Viel imposanter schiebt sich "Waste My Time" aus den Boxen. Druckvoll
und abwechslungsreich liefert das verzerrte Gitarrenriff den Boden für
einen rundum gelungenen Dance-Track. Inklusive Zwischenteil und Transposition
wartet "Waste My Time" während seiner radiotauglichen dreieinhalb
Minuten mit allen kompositorischen Finessen auf, die ein Lied direkt in
die Herzen und Popos der Menschen manövriert. Kool
& The Gang lässt auf "What Do You Take Me For?"
massiv grüssen. Gut gelaunt winkt man gerne zurück, sich erinnernd
an die guten alten Zeiten. Die sind aber definitiv vorbei, was "Surrender"
musikalisch zur Schau stellt. Ohne moderne R'n'B-Einflüsse ist die
zweite Singleauskopplung, für die der Video gerade abgedreht wurde,
nicht denkbar. Schmetternde Trompeten künden gar von lateinamerikanischen
Einflüssen, wie man sie von Shakira
kennt, und machen "Surrender" zu einer Supernummer.
Nach tanzlastigen 24 Minuten gönnen sich die Heavies die erste und
einzige Ballade, die mit eigenwilliger Instrumentierung und verschlagenem
Arrangement zu punkten versucht. Auf "Many Rivers To Cross" hat
man endlich ausreichend Zeit, sich an der Stimme von Nicole Russo zu ergötzen.
Und man stellt fest, dass sie die Band besser nicht mehr verlassen sollte,
erscheint sie doch als optimale Ergänzung zu den musikalischen Vorstellungen
der Rest-Heavies.
"How Do You Think" erklärt uns noch mal eindrücklich,
was es mit dem Funk anno 2005 auf sich hat. Ebenso verhält es sich
mit "Every Time We Turn It Up". Alt und Neu verbinden die Heavies
seit eh und je organisch und gekonnt. "I Feel Right", der vorletzte
Song des Albums, ist nicht nur P-Funk-orientiert. Er liefert gleichzeitig
das Fazit zum Gesamteindruck. Abschliessend fragen sich die Mannen
um Nicole "How We Do This?" und führen bester Laune aus dem
Album.
"All About The Funk" präsentiert eine Band, der man den Spass
am Musizieren anhört. "Wir lieben dieses Album und wir glauben
fest daran" verkünden die Brand
New Heavies in einhelliger Harmonie. Seinen Weg in die Ohren, Herzen
und Beine der Menschen wird die Platte garantiert finden.
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HEAVY
METAL
Morgoth:
The Best Of 1987-97 (2 CD)
Ich weiss noch genau, wie die Mutti des 15-jährigen, kleinen Michis,
beinahe aus den Latschen gekippt wäre, als sie das Zimmer betrat und
auf einmal das Cover von Morgoths
"Eternal Fall" an der Wand als Poster begutachten musste. Das
Poster war recht schnell wieder verschwunden (seufz), die Begeisterung von
Michi für Morgoth
ist seitdem nur noch gewachsen.
Nicht nur, dass es sich bei der Band um eine der wichtigsten, deutschen
Death Metal-Institutionen handelt. Morgoth
war auch eine der ersten Bands auf dem recht jungen Century Media Label
und Mitbegründer des ziemlich guten Rufs der Indie-Plattenfirma. Warum
man dort acht Jahre nach dem Split der Combo auf die Idee kommt, eine Best
Of zu veröffentlichen, leuchtet nicht unbedingt ein, ist, aber auch
egal. Waren die ersten beiden EPs noch lupenreiner Death Metal - die zweite
Scheibe wurde sogar in den Morrissound Studios aufgenommen, dem absoluten
Mekka für Death Metal - so merkte man schon "Cursed" an,
dass sich Morgoth
nicht mehr an die engen Grenzen des Genres halten würden. Das Album
brachte den Durchbruch, und spätestens "Odium" zeigte die
Band auf dem absoluten Höhepunkt. Mit seinem sehr dunklen und Industrial-lastigen
Sound war der Longplayer ein Schritt in eine interessante Richtung und fand
auch bei Fans ausserhalb der Death Metal Szene Anklang. Leider verstricken
sich alle Mitglieder danach in andere Projekte, weshalb es drei Jahre dauert,
ehe das kontroverse "Feel Sorry For The Fanatic"-Album den Schlusspunkt
unter die Karriere setzt. Dass plötzlich Techno-Beats auf einem Metal-Album
zu hören sind, war zu viel für die meisten Fans, und Morgoth
lösen sich kurze Zeit später auf.
Mit "1987 - 1997 The Best Of Morgoth"
legen Century Media nun nicht nur eine simple Best Of vor, sondern eine
Doppel-CD mit jeder Menge Extras. Auf dem zweiten Silberling gibt es nicht
nur das legendäre "Pits Of Utumno"-Demo, sondern ebenso drei
sehr seltene Tracks, alle vier Videoclips und zwei schwer zu findende Live-Clips
von 93. Dazu kommt ein recht ausführliches Booklet, in dem Sänger
Marc Grewe die Bandgeschichte Revue passieren lässt, sämtliche
Texte von CD I und jede Menge Fotos sowie anderes Zeug zu finden sind. Für
einen Uralt-Fan wie mich ist vor allem extrem geil, dass der alte Schriftzug
wieder verwendet wurde und auch das Coverartwork sehr an die alten Zeiten
erinnert. Nostalgie pur und zeitlos gut!
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TECHNO
/ DANCE
808
State: Brebuild
Das Plattenlabel Rephlex macht sich weiter um die Erhaltung von musikhistorisch
relevanten Überbleibseln verdient. Nach der Wiederveröffentlichung
der New Order-Singles "Blue Monday" bzw. "Confusion"
mit Remixen von 808
State, sind Letztere nun an der Reihe. In Form von "Prebuild"
kommen ehemals verstaubte Bänder voller Acid-Tracks wieder ans Tageslicht,
die von der damaligen Besetzung aus Gerald Simpson, Graham Massey sowie
Martin Price mit einem (wenngleich bescheidenen) Maschinenpark produziert
wurden. 808 State's
Verständnis von elektronischer, insbesondere Dance-orientierter Musik
und die damit einher gehende Wirkung auf die Szene in den ausgehenden achtziger
Jahren sind nicht von der Hand zu weisen. Allgemein gelten 808
State als diejenigen, welche die Entwicklung von Acid House in Grossbritannien
massgeblich mitbeeinflussten. Speziell die Partyszenerie von Manchester,
wo in der Hacienda und sonstigen Lagerhallen rauschende Feste gefeiert wurden.
Zudem inspirierten 808
State Bands wie Happy
Mondays oder die Inspiral
Carpets. In den Sleevenotes der CD mit detailreichen und interessanten
Darstellungen zum damaligen Geschehen zitiert Ken Hollings einen gewissen
Richard D. James. Dieser Mann, heute Miteigentümer von Rephlex, wurde
damals von "Massagerama" derart in Bann gezogen, dass er in seiner
Begeisterung von entscheidenden Änderungen für die Zukunft sprach.
Nicht zu Unrecht. Auf "Prebuild" wiederum, sozusagen der Ausgangspunkt,
zeichnen die Tracks in ihrem schlichten und rohen Korsett ein Bild mit Democharakter,
das im Vergleich zu heutigen, verstärkt wieder aufkommenden Acid-Produktionen
einen Kontrastpunkt setzt, der die Veränderungen ebenso deutlich sichtbar
macht. Klar, ist ja auch schon ein Weilchen her und die technische Entwicklung
ist ebenso wenig stehen geblieben. Nach heutigen Massstäben klingt
der Sound der "Lost Acid Tracks 1987-1988", so der Untertitel,
auf CD schon nach angesetzter Patina. Kaum verwunderlich, wenn man bedenkt,
dass das Ausgangsmaterial nunmal auf analogem Tape gebannt wurde, das vom
Zahn der Zeit eben auch nicht gänzlich verschont blieb. Dennoch gebührt
Rephlex reichlich Dank für das Ausgraben eines musikalischen Relikts,
das nicht nur Nostalgikern von Acid House die Tränen in die Augen treiben
dürfte.
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POP/ROCK
/ DANCE
Head
Automatica: Decadence
Die Disko bumst wieder. Nicht zuletzt Franz Ferdinands angesexte "Fick
mich"-Beats heizten zuletzt denen ein, die sich die Nächte in
den Dissen landauf landab um die Ohren schlagen. Head
Automatica, das Projekt von Glassjaw-Fronter Daryl Palumbo und Produzent
Dan "The Automator" Nakamura fügt dem eine weitere Facette
hinzu. Der Hartwurst-Fraktion steht bei vorliegendem Songmaterial höchstwahrscheinlich
die Kauleiste ziemlich weit offen, denn mit dem, was Palumbo mit seiner
Stammband produziert, hat "Decadence" absolut nichts gemein. Schweineorgel,
eine deftige Rock'n'Roll-Klampfe und Zeilen wie "I feel the fire tonight,
I hear the people cry" offenbaren, wohin der Automatica-Zug geht, nämlich
ab zur nächsten Drecksauparty. Und dort platziert sich ihr ansteckender
Groove hervorragend zwischen delirierenden Jungs und Shirt lüpfenden
Mädels. Nakamura setzt seine Beats äusserst dezent ein. Trotz
der permanenten Elektronifizierung klingt "Decadence" wie ein
waschechtes Rock-Album. Das dahinter steckende Kalkül ist, den Sound
so authentisch wie möglich von der Platte auf die Bühne zu bringen,
Tourdaten sind ohnehin schon lange geplant. Daryls musikalische Selbstverwirklichung
lebt vor allem von den immer penetrant um sich schnappenden Ohrwurmmelodien.
Mit einem skurrilen Schlag auf der Text-Seite ergibt das äusserst kurzweilige
Hörvergnügen mit Tendenz zum Sockenschuss. "Brooklyn Burning",
"Please Please Please", "King Caesar", "Disco Hades
II" sowie "Head
Automatica Soundsystem" halten das Banner des pumpenden Funk
in die Höhe, Emo-Klänge schlagen unter anderem "The Razor"
an. Zwischen all diesen Stil(brüch)en fühlen sich Dan und
Daryl hörbar wohl.
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JAZZ
Bill
Connors: Return
Nach längerer Zeit meldet sich der Fusion-Gitarrist Bill
Connors in der Musikszene mit der Veröffentlichung des Albums
"Return" zurück. Eine breite Öffentlichkeit nahm ihn
zum ersten Mal in der Band Return To Forever von Chick
Coreain den Siebzigern war. In den folgenden Jahren spielte er mit
Grössen wie Jan
Garbarek oder Stanley
Clark. Ende der Achtziger Jahre zog er sich weitgehend aus dem aktiven
Musikleben zurück und arbeitete als Musikpädagoge.
Nun erscheint also nach langer Abstinenz wieder ein Album dieses überaus
erfahrenen Musikers. Die Stücke sind nach wie vor dem Jazz-Rock zuzuordnen.
Mal überwiegt der Jazz, dann wieder der Rock. Besonders auffällig
am Gitarrenspiel von Connors ist, dass er gänzlich auf Effekte und
insbesondere den Verzerrer verzichtet. So kommen die mit Jazzrhythmik gespielten
Songs sehr traditionell rüber, wie zum Beispiel "Mind Over Matters",
das durch Tempi-Wechsel zwischen Halftime-Beat und Uptempo geprägt
ist. Auch das langsame "Try One Today" ist stark auf die konventionelle
Jazzspielweise ausgerichtet. Die Improvisationen von Bill O'Connell am Piano
und Connors sind einfühlsam und variantenreich, verlassen aber nie
den Rahmen der üblichen Harmonik. Während der Bandleader mit seiner
cleanen Gitarre die Soli eher weich und legato gestaltet, überrascht
O'Connell mit härteren Akzenten, Stakkato-Spiel und grösseren
Dynamikwechseln. Mehr dem Rock sind Stücke wie "On The Edge"
oder "Mr. Cool" zugewandt. Das erstgenannte ist auch der Opener
der CD. Kim Plainfield (Drums) und Myra Casales (Percussion) spielen einen
sehr nervösen binären Groove mit Latin-Anleihen. Das relativ sparsame,
aber akzentuierte Thema, das die gesamte Band teilweise unisono unterstützt,
ist nicht nur am Anfang und Ende zu hören, sondern auch zwischen den
Soli. Die Improvisationen gestalten Connors und O'Connell ruhig, da die
Begeleitung schon genug Töne pro Viertel liefert. Am Ende darf auch
Kim Plainfield mit einem Solo seine technischen Fähigkeiten zum besten
geben. Im letztgenannten Stück bietet die Musik genau das, was der
Titel verspricht. Ein wirklich cooler Halftime-Shuffle schiebt einen durch
den Song, was Bassist Lincoln Goines mit einem Solo einleitet. Das folgende
Thema besticht auch wieder durch stakkato gespielte Töne, die einige
chromatische Läufe enthalten. Die ganze Band unterstützt die Melodie,
doch zwischen einzelnen Phrasen bleibt für den Zuhörer immer wieder
die Gelegenheit zu verschnaufen. Das ist alles sehr virtuos und typisch
für eine Fusion-Blues. Pianist und Gitarrist spielen in ihren folgenden
Improvisationen viele Blues-Licks und können damit sicherlich "Mr.
Cool" weiter beeindrucken. Bill
Connors und seine Mitmusiker stellen auf dieser Scheibe unter Beweis,
dass sie hervorragende Musiker sind. Herausragende technische Möglichkeiten
besitzen und auch ein Ohr für ihre Bandkollegen haben. Es gibt aber
leider bereits einen Berg anderer Fusion-CDs, die fast genauso klingen.
Die Themen sind meist schnell wieder vergessen, da sie die nötige Griffigkeit
vermissen lassen. Und die Arrangements sind eben auch nicht so innovativ,
wie bei Chick
Coreas "Return To Forever", wo Connors mit dabei war und
dies heute immer noch Anerkennung bei den Kritikern hervorruft. Ein Track
wie "Nobody Yet To" oder "It Be Fm" beeindruckt zwar
ob des glasklaren Sounds und der brillanten Beherrschung der Musikinstrumente,
doch die Songs haben kein richtiges Gesicht und grenzen sich nicht durch
Innovation von anderen des Genres ab. Daher wird "Return" eben
keinen bleibenden Einfluss auf die Jazzszene ausüben, wie es damals
in den Siebzigern war.
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HEAVY
METAL
Hopesfall:
A Types
Auch wenn Hopesfall
die letzten beiden Jahre quasi ununterbrochen auf Tour waren, haben sie
sich doch mal einen Monat Zeit genommen, um ihr viertes Album "A-Types"
aufzunehmen. Und nachdem Roadrunner Records den Vorgänger "The
Satellite Years" erst letztes Jahr für Europa neu aufgelegt hatten,
kommen die Amis nach nur kurzer Verzögerung zum US Release nun auch
bei uns mit der neuen Scheibe ums Eck. Der Opener "It Happens"
lässt sich als eine recht poppige Nummer beschreiben, die es ohne grössere
Probleme auch ins Tagesprogramm diverser Radio- und Fernsehstationen schaffen
könnte. Auch bei "Start & Pause" sind es nur vereinzelte
etwas psychotischer geshoutete Passagen von Sänger Jay Forrest und
leicht schräge Gitarrenmelodien, die den Sound von Hopesfall
in die Screamo Ecke drängen. Meist ist es jedoch gerade Mr. Forrest,
der mit seinen wunderschönen, teilweise leidend-melancholischen Gesangsmelodien
die Songs auf "A-Types" zu etwas Besonderem macht. Ihm ist es
auch zu verdanken, wenn sich Vergleiche zu Glassjaw oder Nora aufdrängen,
auch wenn Hopesfall
nicht ganz so emotional wie die Kollegen vorgehen. Forrest und Co. verbreiten
in ihren Songs auch eher eine hoffnungsvolle Stimmung.
"Champion Beyond Blessing" ist mit einem Chorus ausgestattet,
der sich schon nach den ersten beiden Durchläufen auf Dauer im Gehörgang
festsetzt. Auch wenn ich mein Englisch eigentlich als ganz ordentlich bezeichnen
würde, so bin ich mir nicht sicher, ob ich Jays Texte wirklich nachvollziehen
kann, da der Mann doch sehr metaphorisch zu Werke geht. Lesenswert ist das
Booklet aber definitiv, denn auch die Aufmachung ist sehr geschmackvoll
gestaltet.
Da mir in letzter Zeit hauptsächlich jede Menge Prügelcombos unterkommen
sind, ist Hopesfall
eine schöne Abwechslung, denn mit ihrem meist entspannteren Songs kann
an sich auch mal zurück lehnen und einfach nur die Augen schliessen.
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POP/ROCK
My
Chemical Romance: Three Cheers For Sweet Revenge
Dass sie ihre Heimatstadt Newmark eines Tages monatelang für ausgedehnte
Tour-Sessions verlassen müssen, hätten sich My
Chemical Romance sicher nicht erträumt. Weit weg von der örtlichen
Stahl- und Beton-Industrie, der später viele Schul-Kollegen dienen,
erlangen die fünf Amerikaner Rockstarstatus. Als Teenager beherrschen
sie zum Teil noch nicht einmal Instrumente, und es gibt auch keine High-School-Band-Ambitionen.
Nach dem Abschluss verlieren die Jungs sich aus den Augen. Sie ahnen noch
nicht, wie nahe sie sich ein paar Jahre später stehen. Gerard Way (voc),
Ray Toro (g), Mikey Way (bass), Frank Iero (g) und Matt Pelissier (drums)
gründen die Band Ende 2001, nachdem Gerard Way ein Studium am College
in New York abgebrochen hat.
Als der grade einen Song schreit, klinkt sich Kumpel Matt ein, um ihm mit
seinen Drums zur Seite zu stehen. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
"Der Song 'Skyline and Turnstiles' kam richtig gut raus. Ich entschloss
mich, Ray anzurufen, der der beste Gitarrist ist, den ich kenne", schwelgt
Sänger Gerard später in Erinnerungen. "Zu diesem Zeitpunkt
hatte ich die Gitarre schon seit etlichen Jahren nicht mehr in der Hand.
Aber Gerard rief mich an und sagte, er möchte mit mir seine Lieder
auschecken," meint Ray später dazu. Er orientiert sich an Klampfern
wie Slash, Randy
Rhoades and Kirk Hammett von Metallica.
Bald stösst Gerards kleiner Bruder Mickey zur Band, der bis zu diesem
Zeitpunkt noch nie einen Bass in der Hand hatte. Dass es auch nicht leicht
ist, sich auf einen Stil zu einigen, ahnen die drei damals schon: "Bei
uns reichen die Einflüsse von Anthrax
über Black
Flag oder Cradle
of Filth bis zu den Rolling
Stones. Das war uns aber von Anfang an klar, dass wir zwar keinen
gemeinsamen Nenner hatten, aber einen finden konnten. Wobei ich nicht exakt
weiss, was genau uns da als Band zusammenbringt. Man muss auch nicht immer
alles begründen können". Iron
Maiden bleibt dabei das unangefochtene gemeinsame Vorbild der verkappten
Romantiker. Das erste Demo nehmen My
Chemical Romance - die sich übrigens nach einem Buch des "Trainspotting"-Autors
Irvine Welsh
benannt haben - auf dem elterlichen Dachboden auf. Sie kommen damit prompt
bei New Jersey Eyeball Records an. Nach Abschluss des Vertrages nimmt das
Quintett seinen Erstling auf. Das Debüt "I Brought You My Bullets
You Brought Me Your Love" entspringt miserabel ausgerüsteten Studios
New Yorks. Mit ein paar Tausend Dollar müssen sie zurecht kommen. Da
Way und Co. einen druckvollen und fetten Sound machen wollen, steigt Frank
in die Combo ein. Elf Tracks spielen sie innerhalb von zwei Wochen ein.
Produziert wird die Platte von Gerards Mentor, Geoff Rickly, seines Zeichens
Frontmann bei der Postcore-Combo Thursday. Erst im folgenden Jahr erscheint
die Platte in den Läden. My
Chemical Romance zeichnen sich nicht durch glatte Produktionen aus,
sondern durch ihre ergreifenden Texte. Way verarbeitet in düsteren,
bedrückenden Lyriks den Hang zur Depressivität seiner Familie.
Kritiker vergleichen MCR in Zukunft immer öfter mit Thursday, die auch
schon gemeinsam mit Eyeball Records releasten. 2003 touren die Jungs ausschliesslich.
Sie ziehen ihre Bahnen durch das gesamte Amerika. Danach begeistern sie
Europa und Asien mit ihrem Können. My
Chemical Romance hinterlassen überall begeisterte Konzert-Besucher.
Bald haben sie überall Fans, die nicht genug vom Post-Hardcore-lastigen
Sound bekommen. Bei Gigs in Japan erfreuen Fans die Musiker, die sich vom
pop-rockigen Alternativpunk mitreissen lassen und mitsingen, obwohl sie
nicht einmal die englische Sprache beherrschen: "We just love playing".
Leider hat Gerard während der gesamten Tour bereits mit Alkoholproblemen
zu kämpfen, die in Japan so offensichtlich werden, dass die Band kurz
vorm Tourabbruch steht. Nach der Tour trennen sich MCR von Matt Pellissier
und heuern als "Neuen" Bob Bryar an. Im selben Jahr unterzeichnen
sie beim Major Warner einen neuen Vertrag und landen beim Sublabel Reprise.
An die zweite Platte "Three Cheers For Sweet Revenge" gehen sie
mit viel Mühe und Sorgfalt. Schon im Vorfeld ist eine ständige
Zusammenarbeit mit Produzenten durch das Label gesichert. MCR entscheiden
sich für Howard Benson, der bereits Bands wie P.O.D.
oder Hoobastank
produziert hat. Dieses Mal kann MCR mit einem hochwertigen Equipment aufnehmen.
Das Artwork gestaltet der Sänger zum Teil mit, der früher mal
als Comiczeichner gearbeitet hat. Der Sound nähert sich ein wenig dem
der neuen Labelkollegen The Used an, mit deren Frontmann Bert McCracken
Gerard mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Im Spätherbst
2004 kam das erste Musik-Video "I'm Not Okay (I Promise)" auch
in Europa. Optimistisch blicken My
Chemical Romance trotz der Flaute im Musik-Business der Zukunft
entgegen: "Die Songs müssen stimmen, die Band muss passen, dann
geht's auch ohne Trend. Aber garantieren kann niemand für irgendetwas."
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POP/ROCK
Amy
Winehouse: Frank
Blinde Hühner finden manchmal auch ein Körnchen, oder taube Musikredakteure
ein musikalisches Kleinod. So geschehen, als am 18. September 2004 eine
gewisse Amy
Winehouse auf dem Festival des formatierten Radiosenders SWR 3 zwischen
den bereits gestandenen Maroon
5 und Joss
Stone unter dem Schwachsinns-Banner "New Pop" auftritt.
In Grossbritannien ist die junge Dame bereits eine relativ grosse Nummer
mit Brit Award- und Mercury Prize-Nominierung im Stammbüchlein. Dass
es dabei nicht bleiben wird, offenbart "Frank" nachhaltig. Eine
derart lässige Verschmelzung von Soul, Jazz, Blues, Hip Hop und Pop
hat die Musikwelt lange nicht mehr gesehen. Und dabei war das Mädel
bei Veröffentlichung der Platte in ihrer Heimat im Oktober 2003 gerade
einmal 19 Lenze alt. Eigentlich müsste jeder Black Music-Freak bei
der Winehouse-Melange abgehen wie Schmidts Katze. Mit einem Babubuiju-Intro
zum Abgewöhnen beginnt der Reigen etwas verhagelt, dann gehts aber
so was von los. Einem Teenager ist ein derart nach Metropole klingendes
Album kaum zuzutrauen. Da blinken die Lichter der Grossstadt bei Nacht aus
jedem der elf (inklusive "Cherry" zwölf) Songs, rauchiges
Barjazz-Ambiente inklusive ("You Sent Me Flying").
Producer Salaam Remi, der an den Nas- bzw. Fugees-Grosstaten "God's
Son" und "The Score" herum bastelte, verhilft den flotteren
Tracks zu angenehmer Clubtauglichkeit. "In My Bed" profitiert
dabei am meisten. Wie eine Federboa nimmt Amy
Winehouse die Beats und Conga-Akzente auf und schlingt sie sich
verführerisch um den Hals. Arrangements, die sich nicht unerheblich
in der Musikgeschichte bedienen, aber dennoch jederzeit moderner als modern
klingen, machen es Musikhörer aller Genres leicht, in die Kompositionen
hinein zu finden. Das unbestechlichste und beeindruckendste Merkmal an "Frank"
tönt jedoch mit Amys unglaublich abwechslungsreichem, lasziv rauchigem
Gesang durch den Äther. Etwas gewöhnungsbedürftig zwar, aber
falls man Gefallen an ihrer Art zu singen findet, hat es die CD ganz schön
schwer, wieder aus dem Player zu kommen.
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MUSIK
DVD
Evanescence:
Anywhere But Home (DVD & CD)
Mit Gothic-Image und harten Gitarrenriffs treffen Evanescence
genau ins schwarze Herz der grossen Fangemeinde. Über zwölf Millionen
verkaufte Platten des Debüts "Fallen" geben der Band recht,
so weiter zu machen, wie sie begonnen hat. Immerhin erreichten Evanescence
mit ihrer zweiten CD schon nach sechs Wochen Platin-Status. Dem Debüt-Erfolg
setzen die Pseudo-Grufties jetzt mit der aktuellen DVD noch eins drauf.
Die ausverkaufte Welt-Tournee führte die Band unter anderem in das
Pariser Zenith. 14 Kameras fangen 14 Stücke dieses von Nebelmaschinen
geprägten Gigs am 17. Oktober in der Stadt der Liebe ein. Alles von
Hamish Hamilton, der schon mit U2
und Peter
Gabriel zusammen gearbeitet hat, ins rechte Licht gerückt.
Unter die Songs mischen sich drei Titel, die auf "Fallen" nicht
zu finden waren. Das Korn-Cover
"Thoughtless", das allerdings bald in theatralischem Einheitsbrei
versinkt, "Farther Away" und "Breathe No More" machen
dem Evanescence-Jünger
Lust auf mehr. Und mehr bekommt er auch dank des bisher unveröffentlichten
Tracks "Missing" visuell und in Farbe. Sound- und bildtechnisch
ist die Atmosphäre des Konzerts allgemein einwandfrei in Szene gesetzt.
Ein übersichtliches und stylisches Menü führt durch die erste
DVD der Amerikaner. Vollbepackt mit Bonusmaterial geben Evanescence
ihrer Fangemeinde Einblicke in ihr Tour- und Privatleben, auf die man nach
kurzer Betrachtung gerne auch verzichten kann. Die Behind-The-Scenes-Features
reissen einen zurück in die Welt, von der man glaubte, sie mit der
Pubertät hinter sich gelassen zu haben. Alle sechs Bandmitglieder haben
Eminem-like
eine Vorliebe dafür, ihre entblössten Hintern in Richtung sämtlicher
Kameras zu strecken.
Ganz besonders freuen sie sich darüber, wenn Amy auf der Bühne
unter Applaus tausender quietschender Teenies ein Glas Wein in einem Zug
herunter kippt. Doch am allerwitzigsten finden die lustigen Grufties, dass
man nach viel Biergenuss auch noch ausgiebig rülpsen kann. Diesen Genuss
krönen die Video-Clips "Bring Me To Life", "Going Under",
"My Immortal" und "Everybody's Fool" im Menü der
DVD. Fast alle Songs sind auch auf einer im Package enthaltenen CD zu finden,
aber nur die CD, ohne den oben aufgeführten Schnickschnack, die gibts
leider nicht ...
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BUCH
TIPP
Showtime.:
Die internationale Rock- und Independent-Musikszene von 1990 - 2000 in Fotografien
von Steve Gullick
Jede Zeit schafft sich ihre Helden und davon gab es in der Rock- und Independent-Musikszene
der 90er eine ganze Menge, von Rockpop-Königen wie "U2"
über Britpop-Bands wie "Blur"
bis hin zu den Grunge-Stars von "Nirvana"
und "Soundgarden"
oder den Hardcorepunk-Musikern von "Mudhoney". Der renommierte
britische Musikfotograf Steve Gullick war in den 90ern überall auf
der Welt unterwegs, um die bedeutendsten britischen und amerikanischen Bands
zu fotografieren - bei Live-Auftritten genauso wie bei Fotosessions für
die Cover und Feature grosser Musikmagazine wie dem "Raygun"
oder "NME". Gullick hat für dieses Buch zahlreise grösstenteils
farbige Bilder aus seiner Sammlung ausgewählt, die die Vielfalt der
Musikszene in den Neunzigern widerspiegeln. Es handelt sich sowohl um Aufnahmen
von berühmten Bands wie "Sonic
Youth", "Pulp"
oder "Pearl Jam" als auch um Fotografien von weniger bekannten
Musikern und Künstlern der Underground-Szene. Gullicks Markenzeichen
ist die Experimentierfreude, mit der er seine Aufnahmen gestaltet. Das betrifft
nicht nur die Auswahl seiner Motive, sondern auch die Bearbeitung des Fotomaterials,
bei der er die Belichtungs- und Auflösungsvorgaben der Filmhersteller
meist ignoriert und so zu individuellen, unkonventionellen Ergebnissen kommt.
Eine künstlerisch hochwertiger Bildband, der dem Zeitgeist und der
Vielschichtigkeit der Musikszene der Neunziger gerecht wird!
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Text-Quellen:
Diverse |
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09.02.2005 17:57:49 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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