News Detail: CD: Top Tipps |
POP/ROCK
/ DEUTSCH
Tocotronic:
Pure Vernunft Darf Niemals Siegen
"Aber hier leben, nein danke ...!" Diese Textzeile schwirrte mir
schon vor Tocotronic
öfter mal im Hirn herum. Jetzt kann ich sie auch noch melodisch umsetzen
und bin gerade zu besessen davon. Die Single ist ein echter Ohrwurm. Er
klebt am liebsten morgens früh in meinem verrauchten Gehörgang,
wenn ich mal wieder aus meiner Lieblingskneipe torkele. In diesem Zustand
sind derartig einprägsame Refrains von Vorteil, denn schließlich
möchte man öfter mal den Ort oder gleich lieber das ganze Land
fluchtartig verlassen. Vor allem, wenn man nicht mehr stehen kann. Das neue
Tocotronic-Werk
insgesamt lässt mir allerdings mit dem Auswandern noch etwas Zeit.
"Pure Vernunft Darf Niemals Siegen" ist ein "Diamant aus
dem All", und dafür lohnt es sich noch, ein wenig zu bleiben und
den Jungs bei ihren Träumereien im Grünen Gesellschaft zu leisten.
Dirk, Jan und Arne stehen nicht allein im Wald der Hoffnung. Langzeit-Keyboarder
und Konzertbegleiter Rick McPhail ist ab sofort offizieller Tocotronicer
und Zweitgitarrist, was man durchaus zu hören bekommt. Mit "K.O.O.K"
fing schon 1999 ein neuer Schulabschnitt an, und die bösen Journalisten
krampften mit der Erkenntnis: "Wir müssen schließlich alle
mal erwachsen werden". Fest steht, dass jede Gitarrenband gerne herumexperimentiert,
und da liegt es nah, sich mit elektronischen Sounds zu beschäftigen.
Ab jetzt ist es nicht mehr so einfach, die Hamburger Pophymnen auf der Gitarre
nachzuspielen. Tja, da muss man sich halt selber mal was einfallen lassen.
Mit "K.O.O.K.-Variationen" setzen sie ein Jahr später sogar
noch einen drauf und lassen das komplette Album von diversen Profis remixen.
Die Weiße war sogar elektronisch so ausgetüftelt, dass die Jungs
leider während ihrer Live-Auftritte mit der Umsetzung der Songs etwas
Probleme hatten. Vielleicht auch ein Grund, sich mit "Pure Vernunft
Darf Niemals Siegen" wieder mehr auf die Gitarrenklänge zu konzentrieren
und das Album in nur neun Tagen live einzuspielen. Das hört man auch
beim gleichnamigen Song: "Wir sind so leicht, dass wir fliegen ..."
heißt es da, und niemals fiel es einem leichter, ein verträumtes
Lalala mitzuträllern. Es darf also nach einigen Soloausflügen
(Dirk mit Phantom/Ghost, Jan und sein Bierbeben, Arne als Solo-Elektroniker)
wieder gerockt werden, und es lohnt sich, die Trainingsjacken im Schrank
aufzubewahren. Kritische Nörgeleien und versteckte Liebeslieder findet
man auch nach zehnjähriger Bandgeschichte, das legt uns Dirk mit der
ersten Pophymne "Aber hier leben, nein danke" sofort ans Herz.
Hier mischen sich positive Gedanken mit negativer Realität. Die Liebe
zur Romantik nimmt man berauscht im "Achten Ozean" wahr ("Küss
mich, Küss mich, bis ich nicht mehr kann ...") und lässt
sich einfach treiben. "Weine nicht, denn dein Gesicht ist viel zu schön
...". Herr von Lowtzow versteht es nach wie vor, einfühlsame Worte
in der richtigen Tonlage zu finden. Hier möchte man gerne der "Angel
Of Love" sein. Manchmal stellt sich schon die Frage, ob man derartige
Weichspülklasse auch bei anderen deutschsprachigen Bands akzeptieren
würde? Definitiv nein! Das dürfen nur die "wahren Hamburger",
und das verstehen hoffentlich auch nur die, die schon vor zehn Jahren "Teil
einer Jugendbewegung" waren. Da darf dann auch gerne mal was "Gegen
den Strich" laufen und mit stotternder Vokalstörung locker gereimt
werden. Wie heißt es so schön, "wenn der Kuchen spricht,
haben die Krümel Pause". Tocotronic
waren und sind die Retter deiner Seele und bleiben mit dem Indie-Herz fest
verknotet. Man darf glücklich mit ihnen altern, egal ob in smarten
Hemden oder zerschlissenen Trainingsjacken.
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SOUNDTRACK
/ HIP HOP/RAP
Blade
Trinity
Wu-Tang-Kopf RZA
ist bezüglich eines Blade-Scores
genau der richtige Ansprechpartner. Sein Faible für asiatische Kampfkunst
macht den Hip Hop-Produzenten zum kongenialen Partner des Vampir killenden
Wesley Snipes
(der übrigens auch als Executive Producer fungierte), um den dritten
Teil der Anti-Blutsauger-Saga musikalisch abzurunden. "Blade
Trinity", in den USA bereits Ende September erschienen, bietet
überwiegend exklusive Tracks. Mit bombastischem Arrangement und trocken
hämmerndem Beat eröffnet RZAs
"Fatal". Elektrischer und melodiöser geben sich Lil'
Flip feat. RZAs
Crew-Rapper Ghostface
Killah und Raekwon.
Buddy Ol'
Dirty Bastard tritt mit seinen wohl letzten aufgenommenen Vocals
überhaupt posthum neben Black
Keith bei "Thirsty" auf. "When The Guns Come Out"
lässt mit Akustikgitarre aufhorchen: cool, aber absolut tödlich.
Dass der RZA nicht
nur ein Händchen für Kopfnick-Bomben hat, sondern auch für
Filmmusik, beweist die Instrumental-Kollabo mit dem Nachwuchs-Scorewriter
Ramin Djawadi
("Daywalkers"). Ab Kool
Keith Presents Thee Undatakerz' "Party In The Morgue (Club
Mix)" dominieren harte, meist mit Gitarren aufgemotzte Dance-Tracks
den Soundtrack: so feuern Overseer ihre harten Club-Loops und Synthies in
bester Prodigy-Manier
ab. Die Alternative/Industrial-Rocker Black Lab unterstützen Blade
im Kreuzzug gegen das Böse mit rüdem Riff, Elektronik und verzerrten
Vocals. Paris Texas und Manchild beschleunigen ihre Big Beats zum Finale
noch mal heftig. Dazwischen feuern The Crystal
Method ihren derben Rock-Beat-Hybrid ab, bevor Djawadi den Vampirjäger
mit einem typischen Score-Beitrag ("Blade's
Back") zum letzten Chill Out bittet.
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METAL
Kreator:
Enemy Of God
Langsam wirds richtig unheimlich. Während die meisten anderen Bands
auf ihre alten Tage immer relaxter und nicht selten auch uninspirierter
musizieren, drehen Kreator
einfach noch mal richtig auf. War "Violent Revolution" vor drei
Jahren noch eine Rückbesinnung auf alte Werte, ist "Enemy Of God"
quasi die Quintessenz aus erhoffter Härte und wiederentdeckter Melodie.
Härte gibt es gleich mit dem Opener und Titeltrack "Enemy Of God"
zur Genüge auf die Ohren. Einmal mehr beweisen die Essener, dass sie
zu den wenigen Bands gehören, die man schon nach den ersten Riffs am
Sound erkennt. Ähnliches gilt für die an Slayer
erinnernden Soli von Mille bzw. die deutlich melodischeren Passagen Samis.
Eine Spur langsamer, aber mit nicht weniger Feuer bahnt sich die Videosingle
"Impossible Brutality" ihren Weg durch die Gehörgänge
und macht genau wie das stinkwütende "Suicide Terrorist"
oder das oldschoolige "World Anarchy" keine Gefangenen. Man merkt
der Band deutlich an, wie sehr sie in den vergangenen Jahren durch permanentes
Touren zu einer wirklichen Einheit geworden ist. Zwar gibt Mille nach wie
vor den Kurs an, doch ausgearbeitet werden die Songs gemeinsam. Doch es
gibt auch kleinere Überraschungen auf "Enemy Of God". So
kommt das ruhige Zwischenspiel in "World Anarchy" recht unerwartet,
die Strophe vom überragenden "Dystopia" erinnert beinahe
schon an Fear
Factory, und auch die sehr stimmungsvolle Einleitung und Melodielinie
von "Voices Of The Dead" hat man so seit "Endorama"
nicht mehr gehört. Für Fans dieser Scheibe ist auch das epische
"The Ancient Plague" ein wahrer Leckerbissen. Auch wenn "When
Death Takes It's Domain" und "Dying Race Apocalypse" nur
gute Thrasher sind, dürfte vor allem "One Evil Comes - A Million
Follow" live für einige gereckte Fäuste und mitgeshoutete
Strophen sorgen. Mit "Enemy Of God" beweisen Kreator
ein für allemal, dass sie den goldenen Mittelweg zwischen "Endorama"
und "Violent Revolution" gefunden haben. Dass Andy Sneap einen
mörderischen Sound hinter die Kompositionen packen würde, war
von Anfang an klar.
Der Limited Edition liegt eine Bonus-DVD bei, die nicht nur das Video zu
"Impossible Brutality" enthält (das auch auf der regulären
CD zu sehen ist), sondern auch ein Making Of sowie die Aufnahmen zur CD
mit ein paar Kommentaren Milles, die zwar auf englisch sind und stellenweise
etwas unbeholfen, aber authentisch wirken. Hinzu kommen noch die beiden
Liveclips "Violent Revolution" und "Phobia".
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PUNK
Donnas:
Gold Medal
Einige haben die Intentionen der Donnas
nicht so ganz richtig interpretiert. Weder ging es ihnen in der Vergangenheit
darum, die größten Bitches der Riot Grrrls zu sein, noch wollten
sie den Thron des "Indie As Fuck" besteigen. Die Donnas
wollen einfach nur rocken. Auch im zehnten Jahr des Bandbestehens gelingt
ihnen das zum wiederholten Mal. Das Quartett folgt weiter seiner Linie und
opfert die röhrenden Gitarren auf dem Altar der Eingängigkeit
ohne jedoch in poppiges Gedudel zu verfallen. Kontrollierte Offensive nennt
das der Fußballlehrer. Der hat oft genug Erfolg damit, wie Welttrainer
des Jahres 2004, Otto Rehhagel, unter Beweis gestellt hat. Fluffig, harmonisch
und geschmeidig schleichen sich die Donnas'schen
Ohrwürmer in das Epizentrum der Hurraatom-Ausschüttung. Die Kalifornierinnen
legen einen ordentlichen Drive in ihr Songwriting, der immer wieder schöne
Kicks bereit hält. Einen davon bildet der mehrstimmige Gesang, der
sich luftig über die AC/DC-Gitarren
legt. Von jenen schauen sie sich auch die Fähigkeit ab, ohne große
Muckerei gleich auf den Punkt zu kommen. Neben Hardrock dieser Schiene lugen
auch bluesige Elemente um die Ecke, wenn Allison Robertson in die Saiten
greift. Gitarrenmusik aller Couleur stand bei der Entstehung der Songs Pate,
unter anderem auch der Beat aus den Sechzigern. Der sorgt für die Klammer
des Schönklangs, die sämtliche Lieder zusammen hält. Bei
90,909% haben die Donnas
gute Arbeit abgeliefert, nur das lahme "It's So Hard" passt überhaupt
nicht in das Gesamtbild. Die Tonleiter stupide hoch- und runterfiedeln steht
im krassen Widerspruch zu den im besten Wortsinn poppigen Rest. Zu Beginn
schicken die Mädels ein starkes Quintett von "I Don't Want To
Know" bis "Is That All You Got For Me" ins Rennen um die
Goldmedaille. Auch nach dem Schnarchtrack können sie auf konstantem
Niveau punkten. Der Donnas-Sound
besticht nicht mit ausgefallenen Ideen und innovativen Einfällen, das
Rad erfinden andere neu. Für spaßige Konzerte und kurzweiliges
Hörvergnügen taugen die vier allemal hervorragend.
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SOUL
/ R&B
Max
Mutzke: Max Mutzke
Von Anfang an hatte dieser authentische junge Mann die Sympathien auf seiner
Seite. Mit über 90 Prozent der Zuschauer-Stimmen ging Maximilian Nepomuk
Mutzke aus dem "SSDSGPS"-Casting hervor. Mit einem Augenzwinkern
suchte Stefan
Raab damals nach einem würdigen Nachfolger für den Eurovision
Song Contest, bei dem sich Max dann - im Gegensatz zu seinen Vorgängern
- immerhin unter die Top 10 sang. Das soulig-verspielte "Can't Wait
Until Tonight" erobert im Handumdrehen die deutschen Charts. Außerdem
ist Max allzeit bereit für jeden Spaß. Am einen Tag wirkt er
aktiv beim TV Total-Turmspringen
mit, am nächsten flachst er mit dem blonden Gift Barbara
Schöneberger. Genauso vielseitig kollaboriert Max auf seinem
Debüt mit Allrounder und Ersatzpapa Stefan
Raab, der übrigens die meisten Instrumente selbst einspielte.
Irgendwo zwischen Soul, Funk und Pop bewegen sich die ehrlichen Statements
des jungen Mannes. Die Lyrics schöpft Max aus dem eigenen Leben, und
sie erscheinen dem Hörer daher authentisch. Der Sänger nimmt kein
Blatt vor den Mund, so dass es Spaß macht, ihm zuzuhören. Stets
muten seine Worte Popstar-untypisch ehrlich an. Die chillige Liebeserklärung
"Catch Me If You Can" lebt vom rauchigen Organ des Sängers.
Meist von einer akustischen Gitarre begleitet, dient diese hier alleine
der Verdeutlichung des funkigen Rythmus. In die leidenschaftliche Riege
gehört auch der folgende Song "Du Wirst Sehn", in dem Max
auf deutsch über die Liebe philosophiert. Auch Bill
Withers "Aint't No Sunshine" und der Klassiker "Come
On People" gehen mühelos unter die Haut.
Erstaunlich, dass ein erst 23-jähriger Mann seine Lieder derart glaubhaft
interpretiert. Gepaart mit den frechen Gitarrenparts Raabs liefert er mit
seinem Erstling eine Platte ab, die aus dem gewohnten Popstar-Liederkranz
doch deutlich heraussticht.
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SOUNDTRACK
Ray
Mit der Fähigkeit anderer Leute Stilistiken perfekt nachzuahmen, verdient
Ray Charles
seine ersten Dollars. Imitation ist als Gelderwerb zwar eine legitime Disziplin,
zu wahrem Ruhm verhilft sie gleichwohl nicht. Deshalb muss Ray
Charles "seinen" Stil erst finden. Darin unterstützt
ihn anfänglich der Atlantic-Produzent Ahmet Ertegun, der ihm den Jesse
Stone-Song "Mess Around" 1953 auf den Leib schneidert. Der Opener
des Soundtracks zum gleichnamigen Film "Ray", markiert den Beginn
einer der aufregendsten Karrieren, die die Musikwelt hervorgebracht hat.
Vom "Mess Around"-Erfolg inspiriert, beginnt Ray
Charles seinen Stil auszuformulieren. Der Pianist und Sänger
greift auf seine musikalische Herkunft - Blues und Gospel - zurück,
und verschmilzt beide. Damit ehelicht Gottes Musik Teufels Wort und gebiert
ein Kind namens Soul. Gegen die Widerstände religiöser Traditionalisten
etabliert sich der neue Sound schnell im öffentlichen Bewusstsein.
In der Folge schenkt Ray
Charles der Welt unvergessliche Titel wie "Georgia On My Mind",
"Unchain My Heart" oder "What'd I Say". Allesamt oft
kopierte Megaseller und in der Originalversion auf "Ray" zu hören.
Da sich die verfilmte Biografie trotz Überlänge auf die ersten
Karriere-Jahre bis Mitte der 60er beschränkt, stellt auch der Soundtrack
ein authentisches Zeitzeugnis der revolutionären Musik von damals dar.
Aus heutiger Sicht lediglich Evergreens der Black Music-Geschichte nahmen
die Songs massiven Einfluss auf eine Jugend, die alsbald nicht nur die Rassentrennung
überwindet, sondern sich auch im Woodstock
des Jahres 1969 auf allen Ebenen vereint. Vorbereiter und Geburtshelfer
dieser Entwicklung bleibt der blinde Ray
Charles. Gehet also hin, zu schauen und zu hören die Wurzeln
unseres heutigen Selbstverständnisses, das weder Gott noch Teufel fürchtet.
Die Gut/Böse-Essenz namens Soul bereitet anno 2005 jedenfalls genauso
viel Vergnügen wie zu Rays Anfangszeiten. 17 Originalaufnahmen aus
den 50er und 60er Jahren warten darauf, neu entdeckt zu werden.
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BLUES
/ COMPILATIONS/SAMPLER
Dirty
Laundry - The Soul Of Black Country
Allein der Titel ist für viele eine Provokation. Schwarz und Country,
so hat man es uns jahrelang eingeredet, sind zwei verschiedene Welten, die
nicht viel miteinander zu tun haben. Da haben die Bosse der Nashville-Country-Posse
in den vergangenen Jahrzehnten ganze Arbeit geleistet.
Für sie war Country immer die Musik der weißen Landbevölkerung,
gerne auch mit einem reaktionären Redneck-Beigeschmäckle, wie
man bei uns daheim sagen würde. Höchste Zeit also für "Dirty
Laundry - The Soul Of Black Country", derlei überkommenes
Schablonendenken mit viel Groove an die Wand zu spielen. Dirty
Laundry" versteht Country in erster Linie als die Musik der
arbeitenden Landbevölkerung in den Südstaaten. Ob schwarz oder
weiß spielt dabei allenfalls eine untergeordnete Rolle. Was die Menschen
südlich der Mason-Dixon-Line verbindet, ist das schwüle Klima,
die harte Arbeit auf den Baumwollfeldern und die tiefe Spiritualität.
So zumindest war es vor mehr als einem halben Jahrhundert, als Hank
Williams zum ersten Star des Country aufstieg.Er brachte in den
30er Jahren die Musik der weißen Einwanderer mit den Songs der ehemaligen
schwarzen Sklaven zusammen. Doch während Williams mit seinen Songs
ganz nach oben in den Hitparaden durchstieß, blieb der schwarze Country
eine Sache jenseits des Mainstreams. Daran konnte Soul-Legende James
Brown mit seinem Hank
Williams-Cover "Your Cheatin Heart" genauso wenig ändern
wie Curtis
Mayfield oder Andre
Williams. Letztgenannter, eine der großen lebenden Legenden
schwarzer Musik, ist für eines der ganz besonderen Highlights auf "Dirty
Laundry - The Soul Of Black Country" verantwortlich. Mit Unterstützung
von Jack White
an der Gitarre zeigt Williams, dass er als kleiner Hosenscheißer jede
Menge Groove in die Wiege gelegt bekommen hat. Spätestens hier sollte
jedem klar werden, dass schwarz und Country zwei Seiten einer Medaille sind.
Man muss nur einmal auf die andere Seite schauen.
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ITALIA
/ POP/ROCK
Paolo
Conte: Elegia
Bereits die ersten Takte des titelgebenden Eröffnungssongs geben deutliche
Hinweise darauf, wo Paolo
Conte mit "Elegia" hin will: Mit einer absteigenden Melodie-Linie
steuert das Klavier erst einmal Richtung Melancholie, bevor Contes wärmende
Stimme einsetzt und von den großen Fragen des Lebens und der Bedeutung
der Musik erzählt. Klavier und Stimme, die große Traurigkeit
über das Verlorensein in der Welt und die tröstende Wirkung der
Musik - damit sind die wichtigsten Eckpunkte gesetzt. Viel mehr braucht
es auch nicht für eine Sammlung von 'Trauergesängen', auf die
der Titel nach neuerem Wortverständnis hinweist. Erst spät gibt
im Opener ein Becken den Rhythmus vor, die Geige nimmt erst ganz am Schluss
auch einmal das Thema auf. In "Sandwich Man" darf immerhin eine
Jazzbesetzung mit Kontrabass und E-Gitarre mittun. Im weiteren Verlauf werden
die Arrangements wieder sparsamer, wo doch Streicher oder Holzbläser
zum Einsatz kommen, sind sie hervorragend eingearbeitet. Meist betonen sie
klanglich das warme, tröstliche Wirken der Musik, gelegentlich geben
sie aber auch Hinweise auf die textliche Thematik wie etwa das eher ungewohnte
Akkordeon in "Molto Lontano". Das meist einheitliche Klangbild
trägt zu dem in sich geschlossenen Eindruck bei, den "Elegia"
hinterlässt. Vor allem aber beeindruckt die unerhörte Schlichtheit
und Schönheit der Kompositionen, die sich so unmittelbar einprägen,
dass einem fast nichts anderes übrig bleibt, als spontan mitzusummen.
Eine Freiheit, die sich übrigens auch Paolo
Conte nicht nehmen lässt: wenn er in "La Casa Cinese"
die Melodien teilweise summt, klingt das absolut roh und unbearbeitet, fast
so wie die ekstatischen Hintergrundgeräusche, die sich berühmtere
Pianisten wie Glenn
Gould oder Keith
Jarrett gelegentlich erlauben. Bei aller Perfektion des Arrangements
blitzen immer wieder solche Momente des Spielerischen, Spontanen oder Ungezähmten
auf, und das ist auch gut so; anders wäre das Übermaß an
Schwermut wohl kaum auszuhalten.
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ALTERNATIV
Grandaddy:
Below The Radio
Wie überbrückt man eine einfallslose Zeit, ohne den hart erarbeiteten
Platz im kollektiven Gedächtnis zu verlieren? Die gängige Methode
besteht darin, eine Best Of oder eine Liveplatte zu veröffentlichen.
Jason Lytle hat sich da etwas Ungewöhnlicheres ausgedacht: Er hat eine
CD mit seinen Lieblingsstücken zusammengestellt. "Warum faszinieren
mich die versteckten Hits mehr als die offensichtlichen", fragt sich
der Frontmann von Grandaddy
im Booklet. Tatsächlich sind große Namen hier kaum zu finden,
ebensowenig wie weit bekannte Stücke. Die Ausnahme kommt gleich zu
Beginn, als Beck
das ruhige "We Live Again" anstimmt. Danach sind Beulah (nach
eigenen Angaben "America's favourite band") und die Stadtkollegen
von Earlimart dran, denen Lytle 2003 auf ihrem Debütalbum unter die
Arme griff. Überhaupt scheinen persönliche Kontakte eine wichtige
Rolle bei der Auswahl der Stücke gespielt zu haben. Grandaddy-Entdecker
und Förderer Howe Gelb steuert den "Chore Of Enchantment"-Auszug
"Bottom Line Man" bei, Goldenboy "Wild Was The Night",
Saufkumpel Virgil Shaw "Twisted Layer". Etwas aus dem Muster fallen
Snow Patrol,
die aus Nordirland stammen, und die vergleichsweise harten Töne von
Jackpots
"If We Could Go Backwards". Erstaunlich, wie stark sich die melancholische
Grundstimmung der Kompositionen Lytles durch das Album zieht, obwohl er
bis auf eine Ausnahme keine einzige Note beigetragen hat. Sein abschließendes,
bislang unveröffentlichtes "Nature Anthem" versteht er als
"Hommage ans Leben im Freien". "I got some help from a bunch
of kids in front of a campfire", erzählt er, und fasst die Stimmung
des eher belanglosen Stücks gut zusammen. "Below The Radio"
bietet einen gelungenen Einblick in die alternative zeitgenössische
Folk-Rock-Szene. Unterhalb der Radio-Ebene, eben. Das Konzept ist zwar etwas
einfallslos - vor allem, weil zwar Grandaddy
draufsteht, aber bis auf Lytle kein bisschen Grandaddy
drin ist -, dafür verspricht das Album mehrere nette Entdeckungen.
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MUSIK
DVD
Public
Enemy: Revolverlution - Make Love, Fuck War (2 DVD + CD)
"Wir sind die Rolling
Stones des Hip Hop", tönte Chuck
D. auf der mittlerweile 51. Tour (!?) seiner einflussreichen Hip
Hop-Crew Public
Enemy. Ein Live-Konzert und umfangreiche Specials (auf zwei DVDs)
sowie eine Audio-CD machen "Revolverlution Tour 2003/Make Love, Fuck
War" zum gern bemühten "ultimativen Package", auch wenn
die Live-CD in durchschnittlicher Soundqualität daher kommt. Einmal
mehr wird die Schwierigkeit deutlich, Hip Hop-Bomben mit Live-Instrumenten
umzusetzen (muss auch nicht nach Platte klingen). So könnte das Drumkit
fetter sein. Ein Umstand, der entweder dem Mischer oder einfach nur PEs
persönlichem Geschmack geschuldet ist. Ihre Rap-Rock-Band besteht dennoch
aus exzellenten Musikern, die - ganz in der Logik des Genres - ihre Virtuosität
zugunsten des Kopfnick-Faktors zurück nehmen. So zeichnet den Gig am
15. Dezember 2003 im Melbourner Metro auch eher Härte als Brillianz
aus. Die Tracks kommen dafür Schlag auf Schlag und Alltime-Favorites
wie "Shut Em Down" oder "Can't Trust It" funktionieren
in der Rock-Version bestens. Chuck
D., Flavor
Flav und Professor
Griff ergänzen sich dabei routiniert am Mic. Eine professionelle
Ausleuchtung der Bühne ist ausschlaggebend für die gute Bildqualität
der Aufnahme. Abwechslungsreiche Kamera-Einstellungen setzen die Crew zudem
bestens in Szene und geben ein Bild der Arbeit auf der Bühne ab. Neben
dem Gig beinhaltet DVD1 "Behind The Scenes"-Material, in dem beispielsweise
die Musiker zu Wort kommen, eine Band-History und eine Diskographie. Die
Specials der zweiten DVD liefern dann noch mehr Einblicke in den Alltag
der US-Rapper. Im "Tour Diary" gibt der immer relaxte Chuck
D. einer Underground-Radiostation in Brisbane ein Interview, man
trifft ihn in Melbourne zur Signierstunde oder erlebt Natural-Born-Weirdo
Flavor Flav
beim Radio-Freestyle in Adelaide. Weniger offiziell und mehr "backstage"
bleibt das von PE selbst gedrehte "Private Video". Alle Specials
sind zwar Momentaufnahmen, bringen die Band-Philosophie aber stets zum Ausdruck,
beispielsweise wenn Chuck
D. über George W. Bush oder die Bedeutung der Hip Hop-Kultur
spricht. Einen lobenswerten Service stellen die deutschen Untertitel dar,
auch wenn ein Übersetzungsfehler ärgert. Den Rappern "Anti-government"
als "Anti-Staat" auszulegen, ist fahrlässig - gerade im Zusammenhang
mit einer politischen Band wie Public
Enemy.
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BUCH
TIPP
Kurt
Cobain und Nirvana Chronik.: Tagebuch einer Karriere
Um die Schlüsselereignisse ausfindig zu machen und um interessante
Anekdoten dazu zu finden, sprach die Autorin mit vielen Leuten, die mit
Nirvana gearbeitet
hatten, die irgendwie dazugehörten, die sie kannten oder einfach dieses
Kapitel der Rockgeschichte aus nächster Nähe miterlebt hatten.
So stammen die meisten Zitate in diesem Buch aus Interviews, die Carrie
Borzillo-Vrenna mit 55 Personen aus dem Umfeld von Nirvana
führte. Im Anschluss an die Interviews ging sie auf die Suche nach
offiziellen Dokumenten. Dazu zählen Tourterminpläne, Veröffentlichungslisten
für die Tonträger, die Begleittexte zu den Alben, Presseerklärungen
der Plattenfirma Geffen und anderer Firmen, Briefe sowie weniger angenehme
Dinge wie Polizeiprotokolle, Prozessakten und schliesslich Autopsiebericht
und Totenschein. Aus all diesen Mosaiksteinen rekonstruierte die Autorin
das Tagebuch einer Karriere, die für ihren Protagonisten Kurt
Cobain allzu schnell ausser Kontrolle geriet.
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Text-Quellen:
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25.01.2005 14:04:38 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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