News Detail: CD: Top Tipps
POP/ROCK
Nu Pagadi: Your Dark Side
Als am 8. Dezember die Gewinner der vierten Popstars-Staffel gewählt werden, staunen einige Zuschauer nicht schlecht: Die sechs Jungs und Mädels, die es in die Endausscheidung geschafft haben, sehen aus wie Klone der European Song Contest-Gewinnerin Ruslana. Spärlich mit Pelz bedeckt rocken sie los, und man fragt sich, woran erinnert "Sweetest Poison": Him? Rammstein? Evanescence? Dschingis Khan? Aufs Siegertreppchen schaffen es nach der letzten Wahl die liebenswerte Potsdamer Göre Doreen (18) und die ausgebildete Sängerin Kristina (20). Bei den Jungs lag die Headbanger-Fraktion hoch im Kurs: es gewinnen der Berliner Student Pat (28) und der Journalist Markus (25), der schon vor Popstars jahrelange Band- und Musicalerfahrung sammelte. Aus der durchaus professionellen Musiker-Vergangenheit einiger Teilnehmer macht Pro7 hier Gott sei Dank keinen großen Hehl. Auch legte die Jury dieses Mal mehr Wert darauf, dass die Teilnehmer nicht nur ein wenig singen und tanzen können. Nein, sie mussten den Juroren Lukas Hilbert (der den Bösen gab), Uwe Fahrenkrog-Petersen (als lieber Papa) und Sandy (Popstars-Urgestein) beweisen, dass sie ein gutes musikalisches Gespür besitzen. Heraus kam ein Stimmvolumen zwischen Rammstein und George Michael, bzw. zwischen Amy Lee und Yvonne Catterfeld. Die Songs heißen "Queen Of Pain", "Flesh For Fantasy" oder "Your Dark Side". In den Texten singen die Jungs und Mädels "Ich bin das Messer an der Kehle deiner Seele". Der Inhalt gibt den Sound vor: Düster, aber auch ein wenig schmachtend. Musikalisch zeigt sich hier nicht mehr das altbekannte Popstars/Superstar-Schema, sondern eine Band, die sich über Schmuse-Hits hinaustraut. So krachen die Gitarren dunkel. Die Komponisten schrieben Rocksongs, die diesen Namen verdienen. Die zwischen Sprache und Gesang taumelnden Vocals zu treibenden Beats sind nicht das, was man von der nächsten Casting-Band erwartet hatte. Doch zeigen sich altbekannte Strukturen: Vor allem in den Refrains und den balladesken Parts gehen die Songs in die mehrstimmigen, süßen Klänge über, die man von früheren Superstars und Konsorten kennt.
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POP/ROCK
Fu Manchu: Start The Machine
Wohl nur eine Handvoll Freaks wüsste heute, was Stonerrock eigentlich ist, wäre da nicht Josh Homme, der mit den Queens Of The Stone Age diese zugegebenermaßen etwas verstrahlte Musikrichtung hof- und diskothekenfähig gemacht hat. Doch als "Erfinder" gelten andere, etwa Bands wie Kyuss oder eben Fu Manchu. Der Unterschied zwischen den Queens und Fu Manchu ist, dass Erstere durchaus mal den Mut zum Experiment beweisen, während die Kalifornier eher als Traditionalisten gelten. Daran ändert auch ihr mittlerweile achtes Album nichts. "Start The Machine" klingt wie die Platte davor und wie die Platte davor. Das aber ganz passabel. So passt auch der Titel des Openers "Written In Stone" ganz gut. Stilistisch unbewegt und heavy as a rock gehen Fu Manchu zu Werke. Tonnenschwere Gitarren, die Verzerrerpedale getreten, dazu ein treibender Beat - fertig ist ein Rockbrocken wie "I Can't Hear You". Spätere Taubheit nicht ausgeschlossen. Dabei tun sie dem Hörer den Gefallen und verlieren sich nicht in überlangem Gegniedel, sondern felsen kurz und bündig. Die Autonarren frönen auch auf (der Titel legt es nahe) "Start The Machine" ihrem Lieblingsthema. Und in der Tat bekommt man beim Hören von Fu Manchu Lust auf Fahrten in einem großzügig dimensionierten Cabrio amerikanischer Machart auf einer Landstraße in lauer Sommernacht. Ein Titel wie "Hey" nötigt unbedingt zu spontanem Durchtreten des Gaspedals und lautem Mitgrölen: "Motherfuckers will pay!".
Doch insgesamt verpufft die anfangs gespürte Energie recht schnell und weicht einer höflich ertragenen Langeweile, die lediglich noch das ruhige Instrumental "Out To Sea" unterbricht. Fu Manchu fassen ihren Status Quo Ende 2004 mit "It's All The Same" selbst ganz gut zusammen: "Every night, every day/It's all the same/Things never seem to change". Die Fans wird es nicht stören.
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HIP HOP/RAP
Linkin Park & Jay-Z: Collision Course (Digipak) (CD + DVD)
Der Bastard Pop ist tot, es lebe der Bastard Pop. Mixten vor nicht allzu langer Zeit noch Underground-DJs zusammen, was nicht zusammen gehört, hat nun der Mainstream "den Trend des Jahres" entdeckt und holt zum medialen Rundumschlag aus. Es musste ja irgendwann einmal so kommen. MTV möchte in Zukunft Musikgrößen verschiedener Genres unter einen Hut bringen, den Anfang dieser Reihe machen Linkin Park und der Jigga. Bastard Pop ist eigentlich nicht viel mehr als ein Treppenwitz der Musikgeschichte. Lustig zwar, aber einmal kurz und heftig darüber gelacht, dass man allen Ernstes Motörhead und Schlagerzwerg Nicki auf einer Rille gemeinsam unterbringen kann, und das wars dann auch. Im Falle Jay-Z und Linkin Park wird dieser Gag zum medialen Tamtam aufgebauscht, die Beteiligten faseln ohne mit der Wimper zu zucken etwas von Kreativität und magischen Momenten. Auf der Habenseite steht allerdings nicht viel und schon gar nichts Magisches. In gerade einmal 21 Minuten Spielzeit verwursteln die Beteiligten sieben (Linkin Park) bzw. sechs (Jay-Z) ihrer allseits bekannten Songs. Mit Ausnahme von "Encore/Numb", das in seiner recycelten Form ganz annehmbar klingt, tendiert das restliche Quintett eher in Richtung gelber Sack. Auf den Restmüll wandert die Melange aus "Big Pimpin'/Papercut". Nichts passt zur eher fröhlich anmutenden Flötenmelodie weniger als Zeilen wie "It's like I'm / paranoid lookin' over my back / It's like a / whirlwind inside of my head", düdeldü und trallala. Die Kürze des Materials reicht gerade aus, eine EP mit Leben zu füllen, deshalb muss die Dokumentation dieses Epoche machenden Ereignisses auf DVD her. Die beigefügte Disc zeichnet den Besuch des Herrn Carter bei Linkin Park im Studio nach. Stilecht im eigenen Jet schwebt die Rap-Legende auf dem Flughafen ein, die Weiterfahrt geht natürlich nur im Pimp-Mobil vonstatten. Mit lockerem Hüftschwung entert Jigga die Aufnahmeräume, allgemeines Handshaking inbegriffen. Wer hätte gedacht, dass Jay-Z den Linksparkern derart Honig ums Milchbärtchen schmiert und artig Komplimente für deren Mucke verteilt. Insgeheim scheint der Hip Hop-Rentner ein verkappter Metalhead zu sein. Nach knappen zwölf Minuten ist aber schon wieder Schicht im Aufnahmeschacht, mehr zeigt die DVD nicht.
Den Rest des Programms füllen Bilder der Proben für das Konzert in Hollywoods Roxy Theater. Die Wahl des Auftrittsortes hätte besser nicht ausfallen können. Dort, wo normalerweise die Seifenblasen der Filmindustrie entstehen, geht die gecastete Kollabo der beiden Parteien über die Bühne. Die Live-Darbietung beschränkt sich konsequenterweise auf die Stücke der Audio-CD. Im netten 5.1-Sound zwar, etwas mehr hätte der geschundenen Fanseele trotzdem gut getan.
Unter dem Themenpunkt "Extras" findet sich neben einer mehr oder minder wichtigen Fotogalerie die Aufzeichnung der MTV-Sendung "Ultimate Mash Ups", einer - bis auf den Track "Its Goin' Down" - Zusammenfassung der bereits im Hauptmenü gezeigten bewegten Bilder. Die Konsequenz des Konzeptes beeindruckt. Der Zweitverwertung der Songs schließt sich die der Bilder an. Linkin Park sind in dieser Hinsicht erfahren, bringen sie es inklusive dieses Releases auf fünf Veröffentlichungen, obwohl sie bislang lediglich zwei Studio-Alben aufgenommen haben.
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POP/ROCK / SCHWEIZ
Verschiedene: 25. Dezember 2004: Schweizer Künstler unterstützen Seebeben Opfer
Beim Kauf dieser CD unterstützen Sie die "GLÜCKSKETTE-SAMMLUNG" für die Opfer des Seebebens in Asien. Mehr INFO unter www.glueckskette.ch

Nach dem verheerenden Seebeben in Südasien verIeihen Schweizer Musiker ihrer Betroffenheit und ihrem Mitgefühl eine Stimme: Mit dem Benefiz-SampIer «Schweizer KünstIer unterstützen Seebebenopfer» unterstützen Künstler des Verbands Schweizer Musikschaffender (VSM) die Bevölkerung in den Katastrophengebieten. Von jeder verkauften CD gehen acht Franken an die GIückskette. Sobald die Produktionskosten gedeckt sind, erhöht sich der Betrag auf zwöIf Franken pro Einheit.
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POP/ROCK
Brian McFadden: Irish Son
Mit lässigen Jeans, ausgebeultem T-Shirt und Drei-Tage-Bart kämpft der Ex-Westlife-Boy gegen sein altes Image an. Im Mai dieses Jahres wurde es ihm zu eng im Boyband-Mikrokosmos, und er verließ die übrigen vier Iren. Aus einem Bryan wird ein schlichtes Brian, das Cover macht ganz in weiß auf stylish. Mit Songwriter Guy Chambers, der lange für Robbie Williams produzierte, möchte er in die Fußstapfen des ehemaligen Take That-Rebellen treten.
Chambers hatte bei rund der Hälfte der Songs seine Finger im Spiel. Der Sänger pocht in Interviews auf Eigenständigkeit: "Jeder einzelne Song basiert auf einer wahren Geschichte". Jedoch knüpft Brian mit seiner ersten Single-Auskopplung "Real To Me" genau dort an, wo er mit Westlife aufgehört hat. Balladiert er doch wie eh und je über die Ungereimtheiten der Welt. Seine charismatische Stimme geht in der Eingängigkeit der Songs leider völlig unter. Nette bis belanglose Reime unterstützen diesen Effekt: "Airplane / Same / Windowpane ...". So entsteht ein Midtempo-Track mit viel Gefühl und Rührseligkeit, aber ohne Charakter und Eigenständigkeit. Dabei könnte der attraktive Ire sein eindringlich kratziges Organ vielseitiger einsetzen, etwa in rockigeren Stücken. Stimmlich steht Fadden Robbie nämlich in nichts nach. Einen kleinen Eindruck davon vermittelt "Walking Disaster", das schneller als gewohnt daher kommt. Doch leider reiht sich im Verlauf der Platte ein Schmachtfetzen an den anderen. Manchmal mit Klavier-, öfters mit Gitarrenunterstützung ("Ich fand Gitarrenmusik schon immer cool, von Bryan Adams bis Nirvana") und vor allem vielen Synthie-Klängen. Die Liebe zum Saiteninstrument zeigt typisch das rein akustische "Sorry Love Daddy". Mit einer unglaublichen Inbrunst in seiner Stimme vermittelt Brian den Track glaubhaft an die Hörerschaft. Standard-Pop-Stücke stehen ihm allerdings lange nicht so gut zu Gesicht. "Pull Myself Away" singt der Ex-Westlifer lieblos herunter, und auch das Duett "Almost Here" mit Delta Goodrem gibt nicht mehr her als eine poppige 0/8/15-Ballade.
Für ein wirklich gelungenes Debüt hat's also auch mit der Hilfe von Guy Chambers nicht gereicht. Oder vielleicht gerade deswegen? Auf Solo-Pfaden könnte der 24-Jährige jetzt endlich ehrliche Musik machen, die zu ihm passt. Ohne Image-Wechsel und Medienabhängigkeit. Schade, dass er sich dieses Mal noch so tief vor dem Mainstream verbeugt.
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POP/ROCK
Adam Green: Gemstones
Nur wenige Minuten, nachdem die ersten Töne seiner tiefen Stimme erklungen sind, fühlt man sich zu Hause. Geborgen, umhüllt: Wie bei einem alten Bekannten. Was am Gesang liegt und daran, dass Adam Green seit dem letzten Album kaum etwas an seinem Konzept änderte. Immer noch sind die Songs spritzig-sarkastisch, Happy Dance-Tunes (was einen enormen Live-Spaß-Faktor verspricht) zu absurden Texten (von denen es - als Buch - bald mehr gibt).
Green kreiert Musik, zu der man sogar im Bierzelt schunkeln könnte. So weit müsste es allerdings nur kommen, wäre das Publikum des Englischen nicht mächtig. Denn der junge Herr nimmt auch auf "Gemstones" kein Blatt vor den Mund. Da stellt er schon mal Dostojewski und Fab Moretti (Drummer der Strokes) auf eine Stufe. Auch George W und Tony Blair bekommen in "Chocke On A Cock" einen Seitenhieb ab. Wie auch auf dem letzten Album kommt das Obszöne nicht zu kurz: locker aus der Hüfte heraus singt er über "Carolina" aus Texas, der rote Klümpchen aus der Vagina
Die pompöse Orchestrierung, die auf "Friends Of Mine" zu hören war, hat der Anti-Folker dieses Mal weggelassen. Stattdessen setzt er, wie auch bei seinen famosen Live-Shows, die Orgel ganz groß in Szene. Zunächst scheint dieser dominante Klang etwas gewöhnungsbedürftig. Doch spätestens bei "Carolina" ("She's a nice whore") hört man, dass Adam dieses Instrument perfekt einzusetzen weiß; es passt sich seiner tiefen, etwas gurgeligen Stimme optimal an. Adams ausgefeilte, extrem eingängige Melodien müssen auch dieses Mal wieder gefallen. Man hat es hier nicht mit einem verkorksten Indie-Songwriter zu tun. Mit reichlich jugendlichem Charme in seinen Songs wickelt Herr Green jeden um den Finger. "Diese Platte ist melodischer und rhythmisch um einiges komplexer, als die letzte", beschreibt Adam sein neues Werk, "es gibt mehr Wendungen und Überraschungen in den Songs." Recht hat er.
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POP/ROCK
Neil Young: Greatest Hits
Heutzutage veröffentlicht ja jeder halbwegs Begabte spätestens nach drei Studioalben eine Greatest Hits-Sammlung. So gesehen müsste Neil Young schon ein gutes Dutzend Best Ofs am Start haben, immerhin hat der Mann seit 1969 etwa 45 Platten aufgenommen, vier mit Buffalo Springfield, vier mit Crosby, Stills, Nash & Young, den Rest unter eigenem Namen. Tatsächlich verspricht der Kanadier seinen Fans seit Jahren eine umfängliche Anthologie namens "Archives", die letzte reguläre Best Of aber veröffentlichte er 1977. Jenes Drei-LP-Set namens "Decade" enthielt Songs aus den ersten zehn Jahren von Neil Youngs Karriere und trug nicht unwesentlich zu seinem legendären Status bei. So durfte man also Youngs erste Greatest Hits nach fast dreißig Jahren mit Spannung erwarten - umso größer die Überraschung beim Blick auf die Tracklist. Von den 16 Stücken der neuen Scheibe stammen 12 aus genau jener Epoche, die auch "Decade" abdeckt, 11 davon kamen tatsächlich auch schon auf "Decade" zu Ehren. Bleibt ein nicht auf "Decade" enthaltener Song von 1970 ("Only Love Can Break Your Heart"), zwei vom Ende der 70er Jahre ("Comes A Time", "Hey Hey My My"), einer von 1989 ("Rockin In The Free World") und einer von 1991 ("Harvest Moon") - nicht unbedingt das, was man sich von einem repräsentativen Querschnitt erwartet hätte. Selbst wenn man zugeben möchte, dass Alben wie "Greendale" oder "Are You Passionate" das Niveau früherer Veröffentlichungen nicht ganz halten können, hätte doch zumindest die grandiose "Silver & Gold"-Scheibe die eine oder andere Kostbarkeit beisteuern können, von Klassikern wie "On the Beach" oder "Mirror Ball" einmal ganz abgesehen.
Doch den Klassiker-Status gesteht Young selbst offenbar nur seinem Frühwerk zu. Hat er seit 1979 wirklich nur noch zwei richtig gute Songs geschrieben? Reut ihn vielleicht sogar das hurrapatriotische Verhalten, mit dem er sich nach dem 11. September 2001 auf die Seite der Amerikaner geschlagen hatte? Oder brauchen selbst gute Lieder einfach noch Jahrzehnte, um zu Klassikern zu reifen? Fest steht jedenfalls, dass die hier versammelten, allesamt eher ruhigen Lieder keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Doch selbst wenn er sich in der Auswahl seiner besten Songs eben so konservativ, ja fast rückwärtsgewandt zeigt wie in seinen jüngsten Greendale-Erzählungen, zumindest für technische Neuerungen ist der Kanadier immer zu haben. So liegt einer Special Edition der "Greatest Hits" eine Audio-DVD bei, die den bestmöglichen digitalen Stereosound verspricht. Tatsächlich hört man selbst auf einer Stereoanlage der oberen Mittelklasse zumindest bei Stücken mit akustischen Instrumenten, wie etwa die Fiedel in "Comes A Time", signifikante Unterschiede. An den guten alten Plattenspieler kommt der Sound aber immer noch nicht ran.
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DARK WAVE
Depeche Mode: Remixes 81>04
1989 kontaktiert das britische Magazin The Face Depeche Mode und hat folgende Idee: Die Band, auf die sich im Zuge der Acid House-Bewegung ab Mitte des Jahrzehnts immer mehr DJs aus Detroit beziehen, soll in die Geburtsstätte des neuen Sounds fliegen, und dort einen jener Fans für ein informelles Tête-à-Tête unter Musikern besuchen. Die Verehrung der Elektro-Youngster aus Übersee trifft die Briten einigermaßen überraschend, zumal Martin Gore gerade Country-Musik für sich entdeckt hat und Dave Gahan privat Marvin Gaye anstelle von Underground Techno bevorzugt. Dennoch geht die Band auf das Angebot der Zeitschrift ein, Derrick May in Detroit zu treffen, woran sich Alan Wilder bis heute mit Grausen erinnert, denn: "May was the most arrogant fucker I've ever met". Nun scheinen der Rhythim Is Rhythim-Mann und die Band zwar keine Freunde geworden zu sein, dennoch legt diese Anekdote nahe, dass die ersten acht Jahre an Depeche-12"-Veröffentlichungen durchaus Einfluss auf verschiedene Musikschaffende hatten. Frankie Knuckles, auch als Godfather Of House bekannt, feuerte bereits Anfang der 80er Jahre den "Schizo Mix" von "Just Can't Get Enough" unters tanzende Volk. Kevin Saunderson, ein anderer Technogründer, der später als Inner City Erfolge feiert, preist den "Combination Mix" von "Get The Balance Right" als erste House-Maxi überhaupt. Höchste Zeit also, dass mit "Remixes 81 - 04" nun eine 2CD bzw. eine limitierte 3CD-Box erscheint. Erstere listet auf zwei CDs bekannte Maxi-Perlen der Band auf, während die (weitaus sinnvollere) Box mit neuen Interpretationen auf einer dritten Scheibe aufwartet. Manch einer mag die Single-Auskopplung zum Ereignis, eine gitarrenlastige Umarbeitung von "Enjoy The Silence", bereits teilnahmslos vernommen haben. Nun ja, was sollte man von einem Linkin Park-Mitglied auch erwarten. Absolut genial geriet dagegen ausgerechnet der alte Heuler "Photographic" in einer absolut zeitgemäßen, mächtig anschiebenden Minimal Electro-Powerversion aus den Händen von Rex The Dog. Leider nicht auf der Box, sondern nur auf 12" erhältlich ist übrigens der "Enjoy The Silence" Extended Remix von Soma-DJ Ewan Pearson, der nicht umsonst neben Groove-Killer Ivan Smagghe auf dessen "Kill the DJ"-Parties in Paris ein gern gesehener Gast ist. Deswegen: Doch die "Enjoy"-Maxi kaufen! (Aber aufpassen welche, denn wieder einmal befinden wir uns im Veröffentlichungsdschungel bei Mute!)
Zurück zum Thema: "Lie To Me" von LFO wird leider erst mit dem Bass-Einsatz ab Minute Viereinhalb richtig spannend, während uns Goldfrapp einen zarten Gänsehaut-Schauer über den Rücken jagen, indem sie den Groover "Halo" entblättern. Einen unnötigen "Clean"-Remix findet man noch, und selbst die Ballade "Little 15" dreht sich im Mixwolf, wieso weiß wohl nur der heilige Kompilator. Zu allem Überfluss ist aber auch noch "Nothing" in einer Rock-Version vertreten, wo man doch heutzutage eh schon Farmer Boys-Coverversionen von "Never Let Me Down Again" ertragen muss. - Setzte 1987 der "Blind Mix" von "Strangelove", der mit seinen harten Drums die bislang verbreiteten stoischen Kraftwerk-Roboter-Grooves auf die Tanzflächen überführte und die angesprochenen US-Techno-Pioniere von "European Dance" schwärmen ließ. In die selbe Kategorie gehört der "Split Mix" von "Never Let Me Down Again" (1987), bei dem man einfach einen fünfminütigen Instrumental-Teil an die Single-Version anhängte. Wer damals auf die Idee kam, den Bass von "Behind The Wheel" mit "Route 66" zu kreuzen, sollte nachträglich noch einen Orden verliehen bekommen ("Beatmasters Mix"). In den 90er Jahren, vor allem nach dem Rock-Album "Songs Of Faith And Devotion" (1993) und nicht zuletzt dank der Grunge-Welle, wurde es langsam auch bei Alternative-Fans schick, Depeche Mode gut zu finden. Aus dem elektronischen Bereich stand ohnehin schon die Crème de là Crème für einen Remix Schlange. Ausgerechnet zwei Österreicher zeigten jedoch der gesamten Legendenschaft um Underworld, Speedy J und Co. die lange Nase: Kruder & Dorfmeisters "Useless"-Mix bleibt der Hit des Jahrzehnts.
Seltsamkeiten wie der "Master & Servant"-Mix von Adrian Sherwood oder das "Stripped"-Outtake "Breathing In Fumes" dienen heute weniger dem Hörgenuss als der musikalischen Aufklärung, legen sie doch dar, dass sich Depeche Mode nie allein dem tanzbaren 80er Jahre-Extended Mix, sondern durchaus auch dem Klangexperiment gegenüber offen zeigten. Lauscht man den federnden Acid House-Bässen in Alan Moulders "Everything Counts"-Mix von 1988, fängt man auch gar nicht erst nicht mit der Suche an, welcher persönliche Lieblingstrack hier wohl fehlt. DM-Songwriter Martin Gore, der sich 1989 noch wunderte, warum man seine Band im Ausland durchgehend als Dance-Band etikettiert, ist zehn Jahre später schließlich selbst dem DJing verfallen. Die Geschichte holt eben alle ein.
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POP/ROCK
Eskobar: A Thousand Last Chances (2 CD)
Die Vertonung eines blutenden Herzens - so beschreibt man Eskobars Musik vielleicht am Besten. Weniges vermag so sehr zu berühren wie der melancholische Synthiepop der Schweden, gepaart mit Daniel Bellqvists unvergleichlicher Stimme. Natürlich weiß das Trio um seine Ausstrahlung und versucht nun, diese Erfolgsschiene konsequent weiter zu fahren. Zunächst entsteht der Eindruck, die Band habe das poppigere "There's Only Now" als Experiment abgehakt und konzentriere sich erneut auf die ganz ruhige Variante ihrer eigenen Schaffenskraft. Doch schon bei "Big Sleeper" sticht der Neil Young-ähnliche Gitarrenpart als erstes ins Ohr und zeigt klar auf, dass auch kein zweiter Teil des Klassikers "Til We're Dead" zu erwarten ist. "You Got Me" könnte in eben dieser Form auch vom Vorgängeralbum stammen. Fraglich ist, was der nervige, sirenenhafte Backgroundgesang im Refrain soll, jedenfalls nimmt er dem Stück einiges an Aussagekraft. Doch das ist bei weitem nicht der einzige Fehlgriff, den sich die Schweden auf "A Thousand Last Chances" leisten. Zwar erweckt "Love Comes First" zunächst die Illusion, die Band könnte ihre alte Klasse erneut erreichen. Doch welcher Faktor auch immer dafür verantwortlich ist, dass beinahe ausnahmslos jeder Song der ersten beiden Alben einen akustischen Orgasmus darstellt, er geht auf dem neuen Album völlig flöten. Einige Stücke wirken beinahe unerträglich monoton, während andere das Gefühl erwecken, die Band wolle durch übertrieben flippige Musik das Image der Selbstmordaspiranten loswerden. "A Thousand Last Chances" beweist zwar durch gewohnt klasse Texte und das herausragende Gesangstalent Bellqvists erneut, dass die Band durchaus in der Lage ist, überdurchschnittliche Songs aus dem Ärmel zu schütteln, doch auf einen Übertrack mit Bauchkribbel-Garantie wartet man vergebens. Das Eskobar-Prinzip wirkt ausgelaugt. Die CD als einen Schlag in den Magen der Fans zu bezeichnen wäre überzogen, es steht seinen Vorgängern allerdings in fast allen Belangen deutlich nach.
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MUSIK DVD
Hip Hop Soul
Es gibt sie zuhauf, diese Sendungen: Top Of The Pops, Mc Donalds Chartshow und so weiter. Die großen Stars performen ihre aktuellen Hits in sterilen Fernsehstudios. "Later" ist eine britische Ausgabe dieses Formates, und wenn man der Plattenfirma Glauben schenken darf, ist es die anspruchsvollste, von Kritikern hoch gelobte und meist respektierte Musik-Show der Inseln.
Mag die Sendung noch so toll sein - die DVD kann da kaum mithalten. Mehr als Kurzauftritte von über 30 Künstlern hat das Paket nicht zu bieten. Nichtsdestotrotz scheint ein gut informierter Black Music-Fan die Playlist geschrieben zu haben, die Zuseher können sich an über zwei Stunden Live-Musik satt sehen. Dabei fällt "Hip Hop Soul" vor allem dank der live gespielten Musik zumindest ein wenig aus dem üblichen Rahmen. Dabei brilliert D'Angelo am Keyboard, Blackstreet schocken in ihren gelben Lackanzügen, und Beverly Knight beschwört mitsamt Orchester kalte Gänsehaut. Guru flowt mit Angie Stone und Herbie Hancock, Mary J. Blige stellt ihre gewöhnungsbedürftige Frisur vor, Erykah Badu entzündet Räucherstäbchen, gönnt sich eine Tasse Tee und zelebriert afrozentrische Spiritualität. Ms. Dynamite freut sich, dass sie dabei sein darf, Macy Gray quäkt in Quasimodo-Stellung "I Try", und Ludacris versucht das Publikum zu bewegen, was tatsächlich aber nur Sean Paul gelingt. Kanye West begeistert im Gesamtkunstwerk mit Syleena Johnson, John Legend und Miri Ben-Ari, Kelis erinnert an die Zeit, in der ihre Haare noch grün und wild waren, und Craig David braucht nicht mehr als seine Stimme und eine akustische Gitarre. Wyclef ruft gemeinsam mit seiner Schwester den Notruf, die entzückende MJ Cole wird aus dem Zylinder gezaubert, und Roots Manuvas Backup-MCs scheinen direkt vom Tanztraining mit Detlef Soost zu kommen. Sade will man einfach nur heiraten, Alicia Keys eigentlich sowieso. Nur bei ihrem Auftritt nicht - wegen ihrer komischen Fell-Weste und der Frisur. India Arie macht platten-taugliche Live-Musik, Jamelia poppt sich in des Zusehers Herz, und was Tweet da ins Mikrofon haucht, darüber will ich gar nicht weiter nachdenken. Schlussendlich zeigen Terri Walker, Vivian Green und Angie Stone, was sie alles auf dem Kasten haben, und die Fugees lassen zu guter Letzt die Zuseher in Nostalgie schwelgen.
Als einziges Bonus-Material bietet die DVD acht Interviews, etwa mit Mary J. Blige, Erykah Badu, Kelis oder Ms. Dynamite. Herausragend: die spontanen Gesangseinlagen von Alicia Keys, Angie Stone und Vivian Green, die der Moderator Jools Holland gekonnt auf dem Piano begleitet.
Den Anspruch auf eine komplette Darstellung der Black Music-Szene der letzten zehn Jahre erfüllt die DVD natürlich bei weitem nicht, das eine oder andere Schmankerl ist trotzdem zu finden. Doch dabei machen weder Kameraführung noch Soundqualität die DVD zum Pflichtbestandteil eines jeden gut ausgestatteten Hip Hop/Soul-Haushalts.
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Text-Quellen: Diverse
12.01.2005 18:22:48 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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