News Detail: CD: Top Tipps
HIP HOP/RAP
Eminem: Encore
Curtains up. Schon das Cover erinnert an "The Eminem Show" (2002). Auch soundtechnisch groovt nicht nur die Single "Just Lose It" im bouncend klaren Westcoast-Flavor Dr. Dres: Ausladender Elektrobass, abgespeckter, aber mächtiger Beat und Synthies, die die Lücken meist mit orchestralen Passagen oder Einwürfen schließen. Weil "Encore" bereits im Netz kursiert, erscheint EMs vierte Platte jetzt (wie schon der Vorgänger) einige Tage früher als geplant - und erfüllt die Erwartungen. Eminem und Dre kennen die Club-Tempi, die sich ins Gehirn fräsen. Paradebeispiel das angefunkte "Never Enough": Der Track, dessen Synthie-Chords an "Sweet Dreams" erinnern, funktioniert nicht zuletzt dank 50 Cents dreckig swingendem Flow: ob 50 vor dem Beat rappt oder ihn ein Stück entkommen lässt - er beherrscht ihn nach Belieben. Ein willkommener Kontrapunkt zu Eminems Atemlosigkeit. Hymnisch pumpt "Encore/Curtains Down" nach dem selben Prinzip. Der angeshuffelte Groove von "Yellow Brick Road" sollte den Club ebenfalls füllen. Dres Tunes ("Rain Man" oder "Big Weenie") sind in ihrer reinen Funktionaliät darauf eh abonniert. Songs wie das im Refrain auf einem Achtziger-Sample (Martika) basierende "Like Toy Soldiers" oder die aktuelle Anti-Bush-Single "Mosh" bleiben dagegen untanzbar. In beiden Fällen dominieren Lyrics und Inhalt den Sound. Sitzt Eminem allein hinter den Reglern, bekommen die Beats (von "Yellow Brick Road" abgesehen) oft einen irren Drive ("My 1st Single", "Puke"). Dafür können sie melodisch melancholischer ("Mockingbird") oder schräg-poppiger ("Crazy In Love") klingen. Politisch unkorrekt verhält sich das Downtempo-Stück "Ass Like That": vor orientalischen Sounds klingt EM wie die Bhangra-Ausgabe eines Taxifahrers, der vom Hintern Gwen Stefanis schwärmt.
Aber gleichgültig, mit wem Slim Shady abrechnet oder wen er verspottet (übliche Verdächtige: George Bush, Michael Jackson, The Source und Kim Mathers) - er versteht es vorzüglich, seine Themen und Aggressionen zu inszenieren. Irgendwie fehlt der Platte aber ein zweiter zwingender Hit. Im Clubbereich könnte der "Encore/Curtains Down" sein. "Mockingbird" und das rastlose "Evil Deeds" liefern passend eingängige Refrains, während die Ballade "Spend Some Time" zu anstößig bleibt. Ein Heavy Rotation-Video ließe sich aber zu jedem Track drehen. Die Texte liefern dafür genügend Material ab, auch wenn "Encore" nicht unbedingt das nächste Sound-Level erreicht. Eminem ergänzt seinen Hip Hop-Zirkus eher um den einen oder anderen neuen Show-Effekt. Doch er klingt noch hungrig: so schnell dürfte der Vorhang nicht fallen.

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SOUNDTRACK
Soundtrack: Ocean's 12
Der Soundtrack kann gar keine Fahrstuhlmusik sein. Style ist eben Pflicht, wenn Brad Pitt und George Clooney die Leinwand betreten. Easy Listening-Spezialist David Holmes, schon bei "Ocean's Eleven" musikalisch federführend, setzt auf die Atmosphäre der 60er und 70er und transferiert die Zeit stilecht ins Hier und Jetzt. Um sich mit den Großen des Action-Ganoven-Genres zu messen, produzierte er einen erstaunlich kantigen Score. Der Ire setzt auf Tempo, psychedelische Tasteninstrumente, rumpelnde Live-Drums, ungeschöntes Gitarrenspiel, jede Menge Bläser, Percussions und spacige Elemente. Besonders überraschen die ausgefeilten Gitarren-und Bassriffs: "Ocean's Twelve" bietet genug Inspiration für Cover-Versionen. Das knackige Uptempo von "Stealing The Stock (Into) Le Renard De Nuit" (Yellow Hammer) müsste man den Eagles Of Death Metal jedenfalls kaum aufzwingen.
Leidenschaftlich und verträumt eröffnet die Italienerin Ornella Vanoni. "$165 Million + Interest (Into) The Round Up" (Roland Vincent) ist im Kino zwar nicht zu hören, lässt aber auf das Herzklopfen der Protagonisten bei ihren Coups schließen. Gefahr verheißt auch das aufwühlende "Lifting The Building" (Piero Umiliani). Hier taucht ein sich bei Holmes öfters wiederholendes Element auf: eine ziemlich funky gespielte Sitar. Bei "What R We Stealing" knallen die Drums gefährlich, und "Faust 72" (beide Dynastie Crisis) versprüht französisch unbekümmerte, schräge 70er-Stimmung. Und ausgerechnet ein Stück mit dem Titel "7/29/04 The Day Of" (Yellow Hammer) fährt dann knapp nach der Hälfte des Tracks solch ein Riff-Arrangement auf, dass man sich fragt, weshalb daraus kein eigener Song wurde. "Lazy" (wieder Yellow Hammer) verkündet jazzig die Ruhe vor dem Sturm, bevor "The Real Story" (Dave Gruisin) zum Finale bläst. Den Begriff "kultig" hat man bei Blockbustern dieser Art schnell zur Hand. Sicher ist dabei aber nur eins: der Soundtrack groovt auch ohne Clooney und Pitt sexy.

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POP/ROCK
22-20s: 22-20s
"Bin ich zu alt für diese Musik?", fragte Kultautor Nick Hornby vor einer Weile rhetorisch, als er sich derart für eine Rockband aus Philadelphia begeisterte, dass er aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus kam. Die Band hieß Marah, warf sich live angeblich Harmonika und Banjo spielend vor ihr nichtsahnendes Publikum, und ließ den britischen Musikliteraten ein weiteres Mal ausgiebig über unbändiges Verlangen und unstillbare Sehnsüchte schwadronieren; über Attribute also, die den guten alten Rock'n'Roll bis heute als Jugendkultur ausweisen. Einzig: Hornby ist mittlerweile 47, und Marah erweisen sich nach kurzer (okay: 30 Sekunden kurzer) Audio Files-Begutachtung leider nur als nette Band, die ihrem Fan Bruce Springsteen musikalisch weitaus näher steht, als man sich das beim Lesen von Hornbys Traktat gewünscht hatte. Nun möchte man dem Schöpfer von "High Fidelity" keinesfalls Alterssenilität attestieren, welcher echte Musik-Fan würde etwas derart Perfides jemals wagen, und wahrscheinlich sind Marah live ja tatsächlich mehr als ansehnlich. Aber wie hinreißend wäre es gewesen, hätte Hornby in seiner Lobrede von den 22-20s aus Lincoln gesprochen, die mit ihrem gleichnamigen Debüt exakt jenen juvenilen Wahnsinn versprühen, den Hornby bei Marah zu erkennen glaubte? Jung, aufbegehrend, wütend, mitreißend: Die Stimme von Leadsänger, Gitarrist und Komponist Martin Trimble scheint so ziemlich alle Qualitäten mitzubringen, die auch Fachmann Hornby bis ins hohe Alter wertschätzt. Und in Anbetracht der Power, die alleine die ersten vier Songs des Longplayers aufbieten, darf einem vor Live-Gigs des Quartetts wahrhaft Angst und Bange werden. "Devil In Me" kommt daher wie ein Mitsechziger-Rolling Stones-Hit, der zwar in einem Studio der Neuzeit vor anspruchsvollen Produzentenohren bestand, den Morast des Mississippi Deltas dennoch in keiner Sekunde vermissen lässt. Kurz: er klingt wie ein Song, den sich die Kings Of Leon zu komponieren dieses Jahr zu fein waren.
"Such A Fool" beeindruckt mit unnachgiebig hämmernden Midtempo-Triolen, und in einer Welt mit Ohren, wie Hornby in seinem Aufsatz so schön formulierte, stünde die infektiöse Rock-Ballade "Baby Brings Bad News" auf Platz Eins der Charts. Wie die 22-20s am Ende doch bei sich selbst ankommen, obwohl sie das Blues-Erbe des alten Muddy Waters plündern, wie von den Stones bis zu den White Stripes schon einige Bands vor ihnen, ist wirklich erstaunlich.
Die angängliche Hit-Offensive findet ihren Widerhall später noch einmal eindrücklich in "Shoot Your Gun", während "I'm The One" dann doch ein wenig wie ein Rip-Off des Openers klingt. Nach der smarten Konsens-Ballade "Friends" verabschieden sich die 22-20s mit "Hold On" noch einmal sumpftief psychedelisch, dass auch ein Jon Spencer laut aufjaulen würde. Fürwahr, ein beeindruckendes Debüt.
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SCHLAGER / WEIHNACHTEN
Dieter Thomas Kuhn: Lieblingsweihnachtslieder
Die volle Ladung Kuhn-Sound und Kuhn-Humor garantiert schon der schnulzig dämliche Gesichtsausdruck unseres Protagonisten auf dem Cover. Klischeehaft hat DTK sich dort mit Weihnachtsstern im Knopfloch vor dem Kamin positioniert. Will er auch dieses Mal Spott und Häme über die (weihnachtliche) Idylle gießen, oder seinen treuen Fans einfach nur zur besinnlichen Jahreszeit eine Freude machen? Schon der Opener legt offen, was Kuhn im Schilde führt. Als traditionell mexikanisches Weihnachtslied passt "Feliz Navidad" nicht eben gut zu unserer Auffassung von der kalten Jahreszeit. Dank Ukulele und Frauenchor im Hintergrund verbreitet DTK auf "Lieblingsweihnachtslieder" eher Urlaubsatmosphäre als besinnliche Stimmung. Ein "LaLaLaLaLa" geht Kuhn natürlich auch hier mühelos über die Lippen. Scheinbar voller Elan trällert der prominenteste Föhnwellenträger Deutschlands in den folgenden 50 Minuten englisch- und deutschsprachiges Liedgut. Nicht fehlen darf das besinnliche "Schneeflöckchen, Weissröckchen", eine ruhige Akustik-Gitarre begleitet Dieters unspektakuläre Stimme auf diesem Track. Auch die folgenden Stücke überraschen nicht mit Stimmgewalt sondern eher mit einfallsreicher Instrumentierung. So interpretiert der Sänger "Rudolph The Red-Nosed Raindeer" mit einem Akkordeon neu. "Vom Himmel Hoch, Da Komm' Ich Her" besticht mit Trompeten-Soli und einer Orgel, "Es Ist Ein Ross Entsprungen" hebt sich als schlichte A-Capella-Version vom Rest ab. Dagegen swingt "Santa Claus Is Coming To Town" mit Kinderchor und Elektro-Orgel. Überrascht wird der Hörer vom reggae-lastigen "Jingle Bells" mit Scratches und Raps.
Diese positiven Eigenschaften des Silberlings trüben alleine Zwischenrufe und das dämliche und künstliche Gelächter des Meisters selbst. So hätte Dieter bei "Oh Du Fröhliche" lieber den Mund halten und sich Kommentare wie "Haha, das Geschepper" sparen sollen, wenn er schon nicht singen kann.

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POP/ROCK
Sportfreunde Stiller: Live
! Sportfreunde live, das ist eine Gaudi. Ein Publikum, das abgeht wie Schmidts Katze. Pogo bis in die letzten Reihen. Hüpfen, Klatschen, Ekstase. Man muss diese Band lieb haben, wenn sie zur vierten Zugabe auf die Bühne kommt. Denn die Sporties lieben ihr Publikum eben genau so doll. Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück, hieß es in den Poesie-Alben doch immer so schön. Mit der Erinnerung an solch ein Konzert im Hinterkopf, beginnt dieses Live-Album der Sportfreunde wunderbar. Das Publikum johlt, pfeift, freut sich wie wahnsinnig auf die "Burlis". Doch genau da liegt der Hund begraben. Schön, dass man versucht, die Live-Stimmung so gut wie möglich auf der CD einzufangen. Das Publikum geht mit, das hört man auf "Live". So weit wäre das wunderbar. Es klingt aber nicht wirklich prickelnd. Lauscht man dem Album in einem etwas billigeren CD-Player, so hört es sich an wie ein gut mitgeschnittenes Bootleg. Peters Stimme döselt so vor sich hin. Versucht ein anderes Bandmitglied, einen Background-Gesang einzustreuen, bemerkt man das kaum mehr. Auf einem Konzert tut das natürlich überhaupt nichts zur Sache. Weder, dass Peter nicht der weltbeste Sänger ist (hat er auch nie behauptet, man muss sich nur Track 18 anhören), noch, dass die Orgel grau-en-haft klingt. Da ist es wesentlich wichtiger, dass die Jungs gut gelaunt sind: Das sind sie, das merkt man auf der CD auch ganz ohne Bild. Oder dass die Leute, die neben einem stehen, abgehen: Man kann sich nicht vorstellen, dass auch nur einer der abertausend Fans, die man hier hört, still gestanden hat. Nicht zu verachten ist auch die Songauswahl. "7 Tage 7 Nächte" ist dabei, "Ein Kompliment", vor allem aber die Knaller vom ersten Album: "Heimatlied", "Fast Wie Von Selbst" und der Darling "Wellenreiten".
Also, ich freue mich weiter, die Jungs live in Aktion zu sehen. Auf Platte gepresst bietet das hingegen einen nicht annähernd so großen Spaßfaktor.

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HIP HOP/RAP
IAM: Anthologie 1991-2004 (2 CD)
"Ces't toujours le meme qui porte la croix" - ohne Frage. Und I AM sind die unbestrittenen Monarchen im französischen Hip Hop-Absolutismus. Viele haben es versucht und an ihrem Thron gerüttelt, doch niemand konnte ihnen den Platz an der Sonne streitig machen. Kein Booba, kein Oxmo Puccino, auch nicht NTM oder gar MC Solaar. Diese Best Of-Zusammenstellung unterstreicht das ein für allemal. Die Retrospektive der mittlerweile 14-jährigen Karriere der sechs überzeugt als Sammelsurium der Hits aus vier Alben. Und wer hier nicht bei mindestens der Hälfte der 26 Tracks in Nostalgie schwelgt, hat entweder rein gar nichts für die europäische Rap-Szene übrig oder war einer derjenigen, die vergangenes Jahr Pommes Frites nur noch als Freedom Fries bestellt haben. CD Nummer eins von "Anthology" beinhaltet Klassiker aus dem Debüt "... De La Planete Mars" von 1991 und dem drei Jahre später erschienenen Nachfolgewerk "Ombre Est Lumière". Die Crew aus Marseille begnügt sich dabei nicht mit der müden Aneinanderreihung alter Hits. "Red, Black And Green" entzückt im Sofa Jazz Remix gleich zu Beginn, "Hold-Up Mental" lässt als vergessene B-Seite die Sammlerherzen aufflammen. Natürlich klingen die darauf folgenden Tracks oldschooliger als gewollt, aber einige dieser Lieder haben Rap-Geschichte geschrieben, nicht nur bei unseren französischen Nachbarn. "Je Danse Le Mia" hat sich in Frankreich über 300.000 Mal verkauft und auch im deutschen Radio die Köpfe nicken lassen. Diese Single manifestierte die Vormachtstellung I AMs im frankophonen Rap-Zirkus. Neben der Anerkennung, die der Underground ihnen zollt, bekundete schließlich auch der Mainstream sein Interesse. Abseits der florierenden Szene in der Hauptstadt Paris schufen sich Akhenaton, Shurik'n, Kheops, Freeman, Imhotep und Kephren ihren eigenen Planeten. In der Abgeschiedenheit des südlichen Marseilles entwickelten sie ihren Style aus amerikanischen Beats und asiatischen Instrumentals. 1997 kreierten sie schließlich das Meisterwerk "L'Ecole Du Micro D'Argent", das bis heute als das beste europäische Rap-Album aller Zeiten gilt und auch auf "Anthology" gebührend Platz findet. Die Best Of-Sammlung bietet ohne Frage eine ganze Reihe von Kaufanreizen. Die Remixe und die fast vergessenen B-Seiten sind dabei ebenso attraktiv wie der brandneue Track "Ou Va La Vie?" mit dem Sänger Moise, der I AMs Fähigkeit, Gänsehaut zu erzeugen, einmal mehr unter Beweis stellt. "L'Ecole Du Micro D'Argent" avancierte zum gefragten Sammlerobjekt, der Silberling sei den Fans schon deshalb ans kollektive Herz gelegt.
Bereits mit ihrem Auftritt beim diesjährigen Splash-Festival schürten I AM pure Nostalgie bei dem einen oder anderen Head. "Anthology" macht genau dort weiter und setzt der wichtigsten europäischen Rap-Crew aller Zeiten ein Denkmal, das sie ohne jeden Zweifel verdient hat.

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SOUNDTRACK
Soundtrack: Alexander
Vangelis hat sich einen Namen gemacht als Komponist, den man nicht in festgelegte Sparten einordnen kann. Obwohl er für Soundtracks bekannt ist, erschienen bis jetzt die wenigsten auf Platte. Um die Stimmung des Films mit Musik einzufangen, bedient sich der New Age Electronic-Musiker Vangelis vieler synthetischer Sounds. So mixt er gerne künstliche Sounds mit einem vielstimmigen Orchester. Von Griechenland aus führt die Story den Helden auf seinem Siegeszug durch das Persische Reich zu den schneebedeckten Gipfeln Indiens. Dieser Reise folgt Vangelis mit musikalischen Interpretationen und teilt den Score in drei jeweils den nationalen Gebräuchen angepasste Stilarten. Der erste Teil grenzt zu Beginn "Introduction", "Young Alexander", "Titans" und "The Drums Of Gaugamela" ab. Der Komponist bedient sich zunächst einer europäisch-griechischen Orchesterbesetzung. Stellenweise variiert Vangelis das Thema und wertet mithilfe eines Frauen- und Männerchors die Instrumentierung auf. Viel Percussions sollen dem Hörer Kampfszenen assoziieren. "One Morning At Pella" leitet den orientalischen Part des Soundtracks ein. Ohne Rhythmusinstrumente erzählt der Track mit Harfenklängen von fremden Welten. Die neue Instrumentierung mit Flöten und zaghaftem Saiteninstrument klingt dank Synthesizer sehr glatt: Leider geht dadurch der Bezug zu echten Instrumenten verloren. Die anschließenden drei Stücke verbreiten dieselbe orientalisch angehauchte Stimmung. "Roxane's Veil" baut sich aus einem Klangteppich auf, der erneut künstlichen Tönen entspringt. Hier führt Vangelis in den dritten Teil ein. Die weltberühmte Geigerin Vanessa Mae, die in der Vergangenheit schon oft mit der E-Geige brillierte, wirft ihr Spiel wie ein Gewand über den thematisch neuen Untergrund aus Phantasie-Klängen. Später wird Vanessas feine Melodie stellenweise durch einen Männerchor angereichert. Jedoch lässt ihr gekonntes Spiel die instrumentale Begleitung eher wie eine billige Werbemelodie zurück. Auch das folgende reine Percussion-Stück würde in einem professionellen Kontext eher blass erscheinen. Zu flach bleiben auch die restlichen Stücke, um eine gute und abwechslungsreiche Platte herzugeben. Für Klassik untypisch kurze Tracks vermögen es nicht, den Hörer auf dieselbe Weise zu fesseln, wie ein durchkomponiertes Werk. Sie fungieren eher als Stimmungsübermittler. Für sich allein machen sie wenig Sinn, zum Film mögen sie durchaus passen.
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TECHNO / COMPILATIONS/SAMPLER
Verschiedene: Team Kitty Jo (2 CD))
Am 19. November hatte es sich das Kitty-Yo-Team redlich verdient, mit viel guter Musik und dem einen oder anderen Gläschen Sekt das Zehnjährige zu feiern. Zum runden Geburtstag lud das Berliner Label in die Volksbühne ein, wo langjährige Weggefährten wie der junggebliebene Crooner Louie Austen das passende Geburtstagsständchen anstimmten. Für alle, die keine Gelegenheit hatten, mit Label-Chef Raik Hölzel persönlich auf die nächsten zehn Jahre Kitty Yo anzustoßen, versammelte der Mann die Highlights der ersten Dekade in Form von exklusiven Tracks und ungehörten Remixen auf zwei Silberlingen. Wohin die Reise führen würde, war 1994, als Hölzel und Patrick Wagner mit ihrer Labelidee an die Öffentlichkeit traten, noch längst nicht absehbar. Klar war nur, dass Kitty-Yo nicht irgendein weiteres Label sein sollte, sondern eine Plattform mit Charakter und einer unverwechselbaren Identität. Auch deshalb bestachen die ersten Singles, die das Licht der Welt erblickten, mit einem von Hölzel selbst gestalteten Artwork. In guter Indie-Tradition bekamen die rockigen Singles von Surrogat, Wuhling und Kerosin so ihr eigenes Gesicht.
Der familiäre Charakter prägt die Labelarbeit bei Kitty-Yo bis heute, auch wenn sich das musikalische Spektrum in den folgenden Jahren beständig auffächerte. Ab 1996 geriet die Ausrichtung elektronischer. Techno, der Massenseller jener Jahre, hatte auf Kitty-Yo aber keine Chance. Bewusst entschied sich das Berliner Label für den Weg am Rande des Mainstreams. Statt auf satte Tanzflächen-Füller setzten sie auf die vertrackten und experimentellen Grooves von Rechenzentrum, To Rococo Rot und Tarwater. Oder der Pop hüpfte mit Jeans Team durch die Clubs. Gleichzeitig blieb Kitty-Yo der Liebe zu handgemachter Gitarrenmusik treu. Die unbekannte Formation Kante lässt 1997 mit ihrem Debütalbum "Zwischen den Orten" mächtig aufhorchen und zählt bis heute zu den Vorzeige-Acts bei Kitty-Yo. Wen wundert's, dass die Jungs auf "Team Kitty-Yo" gleich zweimal ran dürfen. Ein anderer Topseller tut es ihnen gleich. Die Rede ist vom kanadischen Agent Provocateur Gonzales, der sich mit seiner performativen Kunst in einer ganz eigenen Pop-Nische eingerichtet hat. Gleich nebenan wohnt seine Verwandte im Geiste, Peaches. Beide erweisen ihrem Label zum Zehnjährigen mit dem Track "Hot Pink Hot Sex" die Ehre. Neben Gonzales und Peaches komplettiert ein österreichischer Sänger im fortgeschrittenen Alter den Reigen der exzentrischen Acts. Die Rede ist natürlich vom stets gut gekleideten Sympathieträger Louie Austen, der mit seinem letzten Album "Easy Love" sein fulminantes Stelldichein gab.
Entdeckungen des laufenden Jahres runden den Blick auf zehn Jahre Labelgeschichte ab, als da wären Gold Chains & Sue Chi sowie Rhythm King And Her Friends. Die Kalifornier umschmeichelten mit ihrem Album "When The World Was Our Friend" nicht nur Kritiker-Ohren, sondern wurden auch von Smudo in den höchsten Tönen gelobt. Nicht minder frisch sind die Grooves von Rhythm King And Her Friends, die allseits für Verzückung sorgen.

Was das Berliner Label in der Zukunft ans Licht der Öffentlichkeit zerren wird? Man darf gespannt sein. Eines aber kann man mit Sicherheit sagen: Stillstand ist tabu. Überraschungen kommen ganz bestimmt. In diesem Sinne: Cheers zum Zehnjährigen.
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HEAVY METAL
GWAR: War Party
Da flattert uns zum Nikolaus auch noch eine GWAR-Scheibe auf den Tisch.
GWAR scheinen endlich erkannt zu haben, dass sie mit dem Punk/Hardcore-Sound ihrer bisherigen Veröffentlichungen nichts mehr reißen können. Das hat Metal Blade wohl ähnlich gesehen, denn das Label hat die Scumdogs Of The Universe gedroppt, weshalb sich nun DRT Entertainment der Belange der Band annehmen. Oderus Urungus als begnadeten Sänger hinzustellen, wäre wohl nach wie vor stark übertrieben, und auch an seinen provokanten Texten scheiden sich nach wie vor die Geister. Doch dass vor allem die US-Bevölkerung mit dem Thema Satire so seine Probleme hat, ist ja nichts neues. Zwar sind manche Sachen wirklich arg plump und platt formuliert, jedoch spricht die Hackfresse mit "You Can't Kill Terror" ein wahres Wort. Musikalisch ist "War Party" aber für die eine oder andere Überraschung gut, denn spielerisch scheinen die Jungs mächtig zugelegt zu haben. Lediglich der Titeltrack erinnert an die alte auffe-Schnauze-Vergangenheit. Die meiste Zeit herrscht recht sauber gespielter Thrash vor, der hier und da einen leichten Nu Metal-Einschlag aufweist. Zwar klingt nicht jedes Break wirklich flüssig und sinnvoll, aber zumindest scheint die musikalische Untermalung der Show eine immer größere Rolle zu spielen.
Vor allem Songs wie "The Reaganator" oder "Bonus Plan" hätte ich musikalisch von einer Band wie Death Angel erwartet, aber nie und nimmer von GWAR. Traditionellen 80er Jahre Thrash bekommt man mit "Bonesnapper" serviert, das bereits erwähnte "You Can't Kill Terror" erinnert schwer an Megadeth. In Verbindung mit dem sehr guten Sound der Scheibe bleibt mir somit nichts anderes übrig, als vor den Splatterfreaks den Hut zu ziehen und sämtliche Vorurteile zurückzunehmen. Für diejenigen, die tatsächlich noch nichts von der Show der Scumdoggianer gehört oder gesehen haben, gibt es als Bonus noch einen Videotrack, der sämtliche Sauereien einer GWAR-Show beinhaltet.

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MUSIK DVD
Roger Waters: The Wall - Live In Berlin - Special Edition
Nur ein Größenwahnsinniger wie Roger Waters konnte auf eine solche Idee kommen. "Ende der 80er Jahre überlegte ich mir, 'The Wall' als große Show noch einmal aufzuführen. Es sollte ein spektakulärer Ort sein, etwa die Sahara oder die Monument Valley. Dann fiel die Mauer, und ich dachte mir: Warum nicht in Berlin?", erzählt der ehemalige Pink Floyd-Frontmann in einem Interview. I n der Tat: Warum nicht in Berlin? Neun Monate nach der Aufhebung der Trennung zwischen Ost und West fand das denkwürdige Ereignis im Juli 1990 auf dem Potsdamer Platz statt. An sich gar nicht so lange her, dennoch scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein: Da, wo heute Sony-Center und Shopping-Meilen zum Bummeln einladen, fand man eine riesige, brach liegende Fläche vor, die im Niemandsland seit Ende des zweiten Weltkriegs auf allen Seiten von einer hohen Mauer umgeben war. Vor der Freigabe wurde es nach Minen und Sprengkörper abgesucht.
Wie viele Leute tatsächlich kamen, steht nicht fest. Verkauft wurden 200.000 Tickets, aber die Organisatoren mussten die Tore öffnen, um Krawalle unter den draußen Gebliebenen zu verhindern. Konservativen Schätzungen zufolge waren 300.000 Zuschauer anwesend. Damit ist "The Wall" nach wie vor das größte Rock-Konzert, das jemals in Deutschland stattfand.
Im Mittelpunkt stand eine 20 Meter hohe und 300 Meter lange Mauer aus Styropor-Elementen, die sich hinter der Bühne auftürmte und eine spektakuläre Kulisse bot. Wer neben Roger Waters stand, war dabei eher zweitrangig. Die Scorpions lieferten mit Limos und Harleys zu Beginn von "In The Flesh" einen peinlichen Auftritt, Sinéad O'Connor fühlte sich sichtlich unwohl, The Band passten mit ihrem starken Ami-Akzent nicht wirklich hinein. Die gelungenste Darbietungen zeigten Cyndi Lauper, die in Schulklamotten lasziv "We Don't Need No Education" ins Mikrophon zischte, Joni Mitchell, die neues Leben in "Goodbye Blue Sky" hauchte, und Van Morrison, der sich überraschender Weise zu "Comfortably Numb" überreden ließ.
Mehr als ein Rock-Konzert war es ein Theaterstück mit gesungenen Texten. Die Kulissen wechselten mit atemberaubender Geschwindigkeit, ständig passierte etwas Neues. Zu "Another Brick In The Wall Part 2" erschien ein riesiger aufblasbarer Lehrer, den ein Kran bewegte. Das obligatorische Schwein in ebenfalls kolossalen Dimensionen kam auch zum Zuge. Das Militärorchester der russischen Armee sowie Orchester und Chor des Berliner Rundfunks sorgten für eine gewaltige Klangkulisse. In "One Of My Turns" durfte Waters ein Zimmer durchs Fenster ausräumen, Animationen aus Alan Parkers Verfilmung vermischten sich mit den realen Bildern. Zum Schluss lieferten sich Albert Finney als Richter, Tim Curry als Staatsanwalt, Thomas Dolby als zappelnder Lehrer, Marianne Faithfull als Mutter und Ute Lemper als Ehefrau ein gewaltiges Sprachduell. Passend mit Graffitis der echten Mauer beleuchtet, krachte schließlich das Styroporgebilde ein. Das Publikum begleitete das Gedöns mit der inbrünstig vorgetragenen Forderung "Tear Down The Wall". Es war der Höhepunkt und der krönende Abschluss der Show. Bei soviel Begeisterung wäre es aber vermessen gewesen, das Konzert zu diesem Zeitpunkt zu beenden. So kamen noch einmal alle auf die Bühne und stimmten "The Tide Is Turning" aus Waters' 1987er Album "Radio Kaos" an. Das versöhnliche "Outside The Wall" aus dem Album kommt erst mit dem Abspann. "The Wall" bleibt auch lange nach seiner Aufführung ein gewaltiges Spektakel. Zwar wirkt das Line-Up hier und da altbacken, aber die reine Größe und der Zeitpunkt, an dem es stattfand, machen es zu einem unwiederholbaren Ereignis - im Gegensatz zur DVD, die nun zum wiederholten Mal auf den Markt kommt, diesmal zu wohltätigen Zwecken. Neben hochwertigen Bildern und perfektem Sound bietet sie auch eine gelungene halbstündige Dokumentation. Der einzige Unterschied zu den vorherigen Ausgaben ist die Option, die Tonspuren von "In The Flesh" und "Goodbye Blue Sky" getrennt zu hören. Sie gehört aber eher in die Kategorie "toll, was man mit einer DVD alles machen kann", als wirklich interessant zu sein.

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Text-Quellen: Diverse
22.12.2004 22:07:17 / enzo
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