News Detail: CD: Top Tipps
SCHLAGER
James Last: They Call Me Hansi
James Last ist in. Selbst im Greenwich Village lässt sich zu horrenden Preisen ein Vinyl namens "Voodoo Party" auftreiben. Viele Krauts können das nicht von sich behaupten. Der mittlerweile 75-jährige Orchesterchef prägt die deutsche Unterhaltungsmusik seit den 50ern. Ungezählt seine Veröffentlichungen, die sich millionenfach und überall auf der Welt verkauften.
James Last-Arrangements kennt jeder. Für das junge Pop-Publikum wurde der Jazz-Bassist aber erst durch die Hip Hopper Fettes Brot ein Thema, die Ende der Neunziger zum Hörer griffen und die Kooperation "Ruf Mich An" anleierten. Inzwischen gelten Lasts Platten als beliebte Sample-Quelle. Mit Hilfe des Herbert Grönemeyer-Produzenten Alex Silva legt er 2004 sein Jubiläumsalbum "They Call Me Hansi" vor. Dazu posiert der gebürtige Bremer - von Anton Corbijn inszeniert - im düsteren Country-Look wie Kult-Star Johnny Cash persönlich. Assoziieren viele mit seiner Marke vor allem TV-Musik, zeichnet Last aber auch für Klassiker wie "Der Einsame Hirte" (Kill Bill Vol. 1) und kenntnisreich angeswingte Traditional- oder Opern-Interpretationen verantwortlich und lud nun vornehmlich den Pop-Nachwuchs ins Studio.
Für Fans wohl am schwierigsten nachzuvollziehen dürfte der storytellende RZA-Beitrag sein. "Lonely shepard is one of the most versatile music movement arrangement that I have experienced ... A theme for a champion", so der Wu-tang Clan-Großmeister. Rapper haben eben eine Ader für Blockbuster-taugliche Melodien. Das modern programmierte, mit Jan Delay (Beginners) eingesungene "Halt Es Fest (Fantasy 2004)" offenbart dann die Stärke des Big Band-Leaders: seine raumgreifenden, rhythmisch akzentuierten Streicher- und Bläsersätze sind perfekt getimet und bestechen durch Zeitlosigkeit. Herbert Grönemeyer klingt auf englisch zwar nicht so überzeugend wie auf deutsch. "Live Again/Immer Und Nochmal" wurde dennoch eine ergreifende Popnummer. Auch mit Tom Jones entwickelt Last eine beneidenswerte Dramaturgie zwischen Hip Hop-Beat und Pop-Arrangment. Es gibt eben nur gut oder schlecht gemachte Musik. Ein Tenor vom Können des Opernstars Luciano Pavarotti braucht natürlich keinen Groove, um seine Stimme zu entfalten. "Everything Reminds Of You" mit Xavier Naidoo wächst von Takt zu Takt und jubiliert geradezu zwischen Easy Listening und kräftigem Soulpop. Jazz-Trompeter Till Brönner bleibt als einziger dem Tanzorchester-Format treu. Nina Hagen will dagegen nicht recht mit Lasts Musik harmonieren, und auch der elfenhafte Beitrag der jungen Neuseeländerin Hayley Westenra gerät zu esoterisch. Dass Hansi ein Stück für den King schrieb ("Fool"), bleibt zum Schluss eine nette Fußnote der deutschen Musikgeschichte. "They Call Me Hansi" klingt für einen massenverträglichen Haudegen wohltuend modern: niveauvolle Popmusik für 8- bis 80-Jährige.
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HEAVY METAL / DEATH-/TRASH METAL
The Haunted: Revolver
Im Hause The Haunted stehen die Zeichen auf Sturm. Nicht nur, dass mit Peter Dolving der alte Sänger wieder zur Band zurück gekehrt ist, mit Century Media haben sie auch ein Label im Rücken, das dafür bekannt ist, wirklich an seine Bands zu glauben. Und dieser Glaube ist bei The Haunted durchaus gerechtfertigt, denn die Schweden legen mit "rEVOLVEr" ein extrem abwechslungsreiches Album vor, das weder in punkto Sound, Härte oder Melodie irgendwelche Abstriche macht. Das geht nicht, denkt ihr? Dann pfeift euch das Teil mal rein. Der Opener "No Compromise" ist mit seinem Titel schon mal Programm und gehört fraglos zur Abteilung Schädelspalter. Gleiches gilt für den Old-School-Thrasher "Sabotage" oder das ultrabrutale "Sweet Relief". Die größten Schäden dürfte die Nackenmuskulatur jedoch bei Songs der Marke "99", oder dem treibenden "All Against All" davon tragen. Zwar spielt Geschwindigkeit hier nur ein untergeordnete Rolle, jedoch fahren einem die Grooves dermaßen in Gebein und Genick, dass man schon tot über'm Zaun hängen muss, um eine anständige Ausrede für ausbleibendes Nackenrotieren zu haben.
Für die großen Überraschungen und am meisten Abwechslung sorgen aber "Abysmal" oder "Burnt To A Shell". Während ersteres noch mit deutlicher Slayer-Schlagseite daher kommt und erstmals Peters variabel Stimme zur Geltung bringt, könnte "Burnt To A Shell" sogar aus der Feder von Muskelzwerg Glen Danzig stammen. Die markanten Soli von Anders Björler lassen letztendlich aber doch nie einen Zweifel daran, mit wem man es hier zu tun hat.
Für "Who Will Decide" haben sich The Haunted mit Sick Of It All-Schreihals Lou Koller noch eine Unterstützung geholt, der dem Mitgröler noch ein anständiges Maß Credibility zufügt. Klingt das alles schon recht aufregend und unterhaltsam, so wird es mit Sicherheit der Rausschmeißer "My Shadow" sein, der für die größte Hallos sorgt. Von einem für The Haunted untypischen Song zu sprechen, wäre noch untertrieben, vor allem Peters Vocals sind außergewöhnlich. Einer der experimentellsten, aber auch interessantesten Tracks des Albums.
The Haunted haben es mit "rEVOLVEr" wieder einmal geschafft, sich als Vorreiter der Szene zu etablieren und, ohne auf der Stelle zu treten, ihre Trademarks zu transportieren. Ein Highlight des modernen Thrash-Metals.
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DEUTSCH / PUNK
Die Toten Hosen: Zurück Zum Glück
Es gibt ja diese Theorie, nach der das kollektive menschliche Bewusstsein so tickt, dass es immer wieder Zeiten gibt, in denen wegweisende Erfindungen an mehreren Ecken der Welt gleichzeitig passieren. Man denke an Benz und Daimler, die in etwa zur selben Zeit das Töff entdeckten, oder Nikola Tesla und Thomas Alvar Edison mit ihren Wechsel- bzw. Gleichstromaggregaten.
Das auf Musik zu übertragen, ist nicht schwer. Punk und Metal standen sich ja Äonen lang spinnefeind gegenüber. In letzter Zeit nähern sich beide Lager aber an, eine zärtliche Liebesbeziehung scheint plötzlich möglich. Erst veröffentlichen die Ex-Spaßpunker von Sum 41 ein fast schon beängstigend gutes Stück Metal, und jetzt kommen auf einmal die Hosen hinter der längsten Theke der Welt hervor, kloppen den Punk fast komplett in die Tonne und warten mit Hartwurst-Riffs auf, die sich mit Ako Pads gewaschen haben. Die Evolution vom Punk zum Rocker vollzieht "Zurück Zum Glück" in logischer Konsequenz. Die Toten Hosen führen fort, was sie mit "Unsterblich" und nicht zuletzt in ihrem "Auswärtsspiel" andeuteten. Die lyrische Selbstreflexion benutzt Campino immer wieder als stilistisches Ausdrucksmittel. Trotz Unterstützer Funny Van Dannen gleiten seine Ergüsse nicht in hochgestochene Intellektuellen-Gefilde ab; die Fans werden es ihm danken. Selbstzweifel, Liebeskummer und Wut sind die Emotionen, die die Musik beherrschen, und so nimmt es auch nicht Wunder, dass DTH nach über 20 Jahren Bandgeschichte bodenständiger denn je klingen. Ob als Ausdruckmittel der hormonellen Verwirrungen nun Punk, Metal, simpler Rock, oder sogar Instrumente wie Cello und Geigen ("Die Behauptung") herhalten müssen, ist in erster Linie vollkommen egal. Zwei Dekaden unermüdlichen Songwritings lassen bei den Düsseldorfern keine großen Verschleißerscheinungen erkennen. Hymnen, schmissige Refrains und Singalongs prägen immer noch ihr Repertoire. Soll man ihnen etwa vorwerfen, dass sie in der Wahl ihrer Mittel etwas einfallsreicher geworden sind? Aber bitte doch! Die Ramones sind Geschichte, und Motörhead gibts eben nur einmal. Also danken wir den Toten Hosen für ein solides Album. So halten es Campino und co. wie ihre Kollegen im Geiste und machen einfach das, was sie wollen: Metal. Aber halt! Machen, was man will, ist das nicht schon wieder Punk? Ach leckt mich doch!
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POP/ROCK / KLASSIK
Pur: Pur - Klassisch - Live Auf Schalke 2004
In der Gelsenkirchener Fußballarena 'Auf Schalke' feiern Pur einen Rekord nach dem anderen. Bereits 2001, zum 20-jährigen Bandjubiläum, zelebrierten sie dort mit 72.000 Fans ein berauschendes Fest. Drei Jahre später verdoppelt sich die Zuschauerzahl auf 150.000. Deren 300.000 Ohren lauschen dabei einem Konzertspektakel, das in der Pur-Historie einen fulminanten Höhepunkt markiert. Bei den Konzerten, die im September 2004 stattfanden, werden Pur unterstützt von Heinz Rudolf Kunze ("Bis der Wind sich dreht"), Fool's Garden ("Freunde", "Hab mich wieder mal an dir betrunken") und der Schweizer Soulröhre Nubya. Den Clou des Spektakels stellt jedoch das symphonische Konzept dar. Unterstützt vom 41-köpfigen German Pops Ensemble inszenieren Hartmut Engler & Co. ihre Deutschrock-Hit-Palette im Streicher-Gewand. Drei Monate haben Gitarrist Martin Ansel und Bandkollege Ingo Reichl an den Arrangements gearbeitet.
Eine rein instrumentale Ouvertüre eröffnet wohlklingend die Show, deren Live-Atmosphäre exzellent eingefangen wurde. Bei allen 13 folgenden Pur-Evergreens stimmt die partylaunige Menge lauthals mit ein. Dabei beschränken sich die Mitsing-Orgien keineswegs auf die Refrains. Der gesamte Text wird vom frenetisch feiernden Publikum übernommen. Hartmut Engler genießt es und scheint aus des Volkes Seele zu singen, wenn er "Abenteuerland", "Drachen sollen fliegen" und all die anderen Hits zelebriert. Das bestätigt beeindruckend der 150.000 Stimmen starke Chor.
Da das Konzept 'Rock meets Klassik' nicht neu ist, hält sich der Innovationscharakter in überschaubaren Grenzen. Für meinen Geschmack suggerieren Hartmut Englers Texte im symphonischen Gewand eine etwas zu dick aufgetragene Dramatik, die es nur eingefleischten Fans erlaubt, sich in verklärte Entzückung zu versetzen. Für eben diese und ihre heimische Pur-Sammlung ist "Pur-Klassisch" gedacht und gemacht.
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POP/ROCK
Tom Waits: Real Gone
"'Metropolitan Glide'" geht auf eine lange Tradition von Tanzlehrstücken zurück", erzählt Tom Waits in einem Interview. Es gibt da "den 'Low Bottom', den 'China Moon', den 'Black Swan', den 'Way Too Soon'". Aber auch "den 'Ace Pocket', 'Dog Bone Gone', 'Peacock' und den 'Mean Black Swan', der wiederum anders geht als der 'Black Swan'. Es stecken also eine ganze Menge Informationen in diesem Song." Stammten die Stücke aus den 2002er Alben "Alice" und "Blood Money" noch aus Theaterstücken Robert Wilsons, entstand "Real Gone" wieder aus eigens komponiertem Material. Das Stück "Metropolitan Glide" steht dabei symbolisch für den musikalischen Inhalt: Neben Blues sind auch jamaikanische Rocksteady-Grooves sowie afrikanische und lateinamerikanische Rhythmen zu hören. "Cubist Funk", nennt Waits die eigenwillige Mischung. Zunächst fällt auf, dass er zum ersten Mal ganz auf sein Klavier verzichtet. Im Mittelpunkt steht seine Stimme, die nicht nur Geschichten und Gedanken vorträgt, sondern auch als Rhythmusgrundlage dient. Ein Schlagzeug ist auf dem ganzen Album nicht zu finden. Wo nötig, liefern Perkussionen und Scratcheinlagen seines Sohnes Caseys den notwendigen Rumms.
Schon der Opener "Top Of The Hill" besticht durch seine aus den Tiefen empor steigenden Klangfetzen. Erstaunlich, wie musikalisch "Real Gone" ist, obwohl die einzelnen Elemente kaum zusammen zu passen scheinen. "Hoist That Rag" besteht aus dumpfen Trommeln, einer dreckigen karibischen E-Gitarre, dem angefunkten Bass Les Claypools (Primus) und Waits' tiefer Stimme, die sich so anhört, als ginge sie durch ein Megaphon. Erst das melancholische, zehnminütige "Sins Of The Father" bringt etwas Ruhe in die morbid anmutende Grundstimmung. Im weiteren Verlauf wechseln sich schnellere Stücke wie "Don't Go Into The Barn", "Baby Gonna Leave Me" oder "Make It Rain" mit langsameren wie "How's It Gonna End", "Dead And Lovely" oder "Green Grass" ab. "In Trampled Rose" singt Waits erstaunlich klar und hoch - oder handelt es sich etwa um seine Frau Kathleen Brennan, die auch beim Schreiben und der Produktion eine wichtige Rolle spielte? "Day After Tomorrow" stammt nicht nur aus dem Soundtrack zum gleichnamigen Film Roland Emmerichs, sondern ist eine jener herzzerreißenden Balladen, wie nur Waits sie hinkriegt.
Als Hidden Track fügt er noch eine Kostprobe seiner Rapkünste (oder, wie er es nennt, "human beatboxing") hinzu. Zwar reiht sich "Real Gone" musikalisch in die Tradition seiner letzten Vorgänger ein, dennoch gelingt es Waits, nach guten dreißig Jahren und über zwanzig Platten immer noch zu erstaunen und zu fesseln. Dadurch genießt er nicht nur die Gunst der Kritiker, sondern sorgt auch beim Publikum für Furore: Seine drei Konzerte in Berlin im November 2004 waren kurz nach ihrer Ankündigung trotz horrender Eintrittspreise im Nu ausverkauft.
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METAL / ELECTRO
Laibach: Anthems (2 CD)
Seit nunmehr beinahe 25 Jahren stapfen Laibach in adretten Trachtenkostümen durch die Musikgeschichte. Fein säuberlich geschnürte Kniebundhosen, blank polierte Haferlschuhe und dunkelbraune Janker mit aufgesetzten Hirschhorn-Knöpfen und Edelweißstickereien sind längst zum Markenzeichen der politisch nicht unumstrittenen Bombastmusiker aus Slowenien geworden. Mit dem wunderschön gestalteten Doppel-Album "Anthems" blicken die vier Musiker zurück auf ein Vierteljahrhundert Laibach. Begonnen haben Laibach ihre Karriere 1980 im der kleinen Bergarbeiterstadt Trbovlje im damals noch kommunistischen Jugoslaslawien Titos. Jener starb im selben Jahr, in dem Laibach erstmals mit Pauken und Trompeten drauflos lärmten. Ob zwischen beiden Ereignissen ein ursächlicher Zusammenhang besteht, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Auf alle Fälle blieb Tito so die peinliche Bloßstellung seiner staatstragenden Funktionärskaste durch die subversiven Kunstattacken von Laibach verschont. Offen nahmen sie die totalitaristischen Symbole kommunistischer Macht auf den Arm, indem sie ihre eigene überzeichnete Ästhetik dem Deutungsmonopol des Staates entgegenstellten. Kein Wunder, dass Laibach es schafften, innerhalb kürzester Zeit mit Auftrittsverboten belegt zu werden. Auf "Anthems" dokumentieren lärmige, von Trommelwirbeln durchzogene Klangcollagen wie "Brat Moj" und "Drzava" den Aufbruch des Quartetts in die Laibachkunst. Mit "Die Liebe" treten 1985 verstärkt elektronische Mittel der Klangerzeugung auf den Plan. Industrial-Tracks, wie sie Laibach noch zwei Jahre zuvor im Rahmen ihrer "The Occupied Europe Tour" erstmals auch außerhalb Jugoslawiens zum Besten gaben, machen fortan bombastischen Arrangements im Stile von "Leben heisst leben" Platz. Damit geben sie gleichzeitig den Startschuss für eine ganze Reihe ironisch überzogener Neuinterpretationen von Songs der Beatles, der Rolling Stones, von Status Quo oder DAF. 2004 führen sie diese eigenwillige Tradition mit einem feinen Cover des Schmachtfetzen "Mama Leone" virtuos fort.
Nebenbei bauen Laibach ihre Band zu einem weitverzweigten Künstlernetzwerk aus, das unter dem provokanten Schlagwort 'Neue Slowenische Kunst' firmiert und sich auf den verschiedensten künstlerischen Feldern von der Philosophie, über Theater, Film und Architektur bis hin zur bildenden Kunst betätigt. 1991 spinnen Laibach ihre totalitären Kunstgedanken noch ein wenig weiter und gründen einen virtuellen Staat, sozusagen als duchampschen Kommentar zu den gewaltätigen Nationalismen ihrer Zeit. Bis heute sind Laibach einzigartig im Popgeschäft. Niemand vor ihnen und auch keine Band seither hat einen derart umfassenden und umstrittenen ästhetischen Entwurf verfolgt wie die Slowenen. Ihren längst nicht mehr bestrittenen Status feiern sie auf dem ersten Silberling, wie es sich für lebende Legenden gehört, mit 17 wuchtigen Hymnen.
Die zweite CD steht dafür ganz im Zeichen befreundeter Künstler, die sich der Vorlagen aus der Songschmiede von Laibach angenommen haben. Die belgischen Goa-Veteranen von Juno Reactor erweisen Laibach genauso gerne die Ehre wie Minimal-Pionier Richie Hawtinoder der Produzent Mark Stent, dessen Name sich auf Releases von U2 genauso wiederfindet wie auf Platten von KLF oder Depeche Mode. Wer bisher noch nicht mit Laibach Kunst in Berührung kam und Lust verspürt, diese Lücke zu schließen, der bekommt mit "Anthems" einen Einstieg nach Maß. Die Doppel-CD wartet mit einem oppulent gestalteten knapp 50-seitigen Booklet auf, in dem selbstverständlich einige Kostproben der visuellen Kraft von Laibach zu finden sind. Für Fans gehört die Geschichtsschau von Laibach sowieso zum Pflichtprogramm.
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METAL
Nasum: Shift
War bei Nasum zu Beginn ihrer Karriere die CD-Veröffentlichungsrate nicht unbedingt inflationär hoch, so legen sie inzwischen eine deutliche Steigerung an den Tag. Zwischen "Human 2.0" und "Helvete" lagen nur noch zwei Jahre, und zwischen "Helvete" und "Shift" sind gerade mal 17 Monate ins Land gezogen. Man mag vielleicht argumentieren, dass es durchaus möglich sein sollte, in anderthalb Jahren 37 Minuten Musik auf's Band zu bringen, aber immerhin sind es mal wieder 24 Songs geworden, und außerdem schleicht sich so etwas wie Rock'n'Roll und Struktur bei den Schweden ein. Zwar führen sie einen mit dem Opener "Particles" erst mal auf die falsche Fährte, aber dass man von Nasum tatsächlich Doom Metal präsentiert bekommt, glaubt doch eh kein Schwein. Nachdem also das fröhliche Geholze kurz darauf einsetzt und mit "The Engine Of Death" seine gelungene Forstsetzung findet, ist man doch überrascht, auch in diesem Song schon einen angenehm groovenden Mittelpart zu finden. Und dann passiert doch das Unglaubliche: "Wrath" ist ein prima Midtempobanger, der in dieser Form von den Schweden kaum zu erwarten war. Irgendwie scheint sich ein leichter At The Gates-Einfluss bei den ehemaligen Extremmetzlern eingeschlichen zu haben, anderes sind "The Deepest Hole" oder "Fury" kaum zu erklären. Dass auf der Gegenseite die unter der 60-Sekundenmarke liegenden Geschosse wie "No Paradise For The Damned", "High On Hate" oder "Cornered" für langsamere Parts kaum Zeit haben, liegt auf der Hand. Auch wenn sich deutlich metallischere Elemente in den Grindcore von Nasum gemischt haben, müssen sich die Fans der Extremhärtner eigentlich keine Sorgen machen. Zwar haben sie sich mit Rogga Joahnsson (Paganizer, Edge Of Sanity) einen waschechten Death Metal-Shouter als Gastgrunzer, aber die Trademarks haben sie immer noch beibehalten. Da sich vor allem auch soundtechnisch nichts an "Shift" aussetzen lässt, sind vier Punkte durchaus gerechtfertigt.
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DANCE
Shitmat: Full English Breakfest
English Breakfast. Morgens eine ordentliche Ladung Fett in Form von Schinken, Bohnen, Spiegelei und Würstchen. Lecker. Die adäquate Gaumenfreude nach einer willenlos durchgerauschten Nacht. Der Kater, der Schädel, das Sodbrennen: hinfort. Oder so. Manchmal, nicht immer. Welch spontane Assoziationen Titel bzw. Cover bzw. Booklet einer CD wie der von Shitmat doch auslösen können ...
Nicht unbedingt die Überleitung im Sinne von Gerhard dem Delling, aber was soll's. Dem Debüt von Shitmat alias Henry Collins jedenfalls ging eine Serie von fünf EPs voraus, die nun in Form von "Full English Breakfest" veröffentlicht werden. Der Titel kündet eine Botschaft, die in letzter Konsequenz nur eines heißen kann: volles Programm, Breakcore galore. In diesem Sinne bekommt man von Chief Collins das Frühstücksmenü um die Ohren gehauen, dass die Würstchen fliegen. Vergleichbar mit verehrenswerten Spinnern wie Venetian Snares oder Squarepusher, entwirft Collins einen kernigen Jungle-Splatter-Boliden, der dem Wüten der anderen in nichts nachsteht. Aber während Squarepusher auf seine ganz eigene Art und Weise gerne mal in Jazz-Gefilden herumholzt, schlägt Shitmat mit seinen Arrangements eine etwas anders geartete, jedoch nicht minder radikale Richtung ein. Nicht umsonst ist von einem Breakfest die Rede. Collins' Wahnwitz liegt im Detail. Wie heißt es doch so schön? Jedem Böhnchen sein Tönchen. Entsprechend serviert Maître Shitmat eine Platte für den eher deftigen Gusto, gespickt mit allerhand Samples unterschiedlicher Couleur ("Bombaclad, I'm the lord of Hellfire" etc pp.), die einem unweigerlich das Gefühl geben, diese irgendwann mal verkostet, äh, gehört zu haben. "Big Ben's Big Remix" beispielsweise bringt es fertig, Big Bens Gebimmel, das altbekannte Gedudel der Eurovision, Satzfetzen wie "you got me a beer?!" plus ein Track-Sample der Hühner von Destiny's Child in den Mashup-Generator zu werfen und auf einen passenden Jungle-Nenner zu bringen. Fertig ist ein 1A-Hybrid der Marke Bastard Pop. Ebenso werden irgendwie Erinnerungen wach an DJ Hypes "Ready Or Not"-Remix der Fugees. Und es versteht sich wohl von selbst, dass nicht nur hier über die ganze Platte hinweg, der gute alte englische Humor eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Was will man auch anderes erwarten von jemanden, der sich Shitmat nennt. Hoffentlich bleibt das niemandem im Halse stecken.
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DRUM'N BASS / ELECTRO
Verschiedene: Return To V (Roni Size)
Nach dem Instrumental-Sturm "Touching Down" (2002) lud Roni Size im Stile des Reprazent-Albums "In The Mode" eine Armada von Gästen ins Studio, um seine "Dirty beats and dirty samples"-Gerüste wieder mit menschlichen Stimmen anzureichern. Dabei kommen altgediente und in der Drum'n'Bass-Szene angesagte MCs aber auch prominente Protagonisten wie Beatboxer Rahzel oder Vikter Duplaix zum Einsatz. Roni Size crossovert eben gerne und zwar bevorzugt mit Dancehall/R'n'B/Rap. Die ersten Tunes offenbaren Size-typisches Partyburning. Die Skills des Drum'n'Bass-Producers mit Soul im Herzen und Sinn für Livemusik sind unumstritten: straight nach vorne, elektrisches Tiefbassgedröhne und immer eine Hook an der Hand (gerne aus dem Elektro/House-Bereich oder eine Melodieline), die dem Tänzer Orientierung gibt.

Mit zunehmender Dauer geht der Bristoler von Vocal-Versatzstücken zu durchgehendem Gesang über. Smoother kommt "Groove On" feat. Faye mit seiner prägnanten Basslinie daher. Selbige frisst sich bei "Cheeky Monkey" (Size-Entdeckung Tali und Reprazent-Buddy MC Dynamite am Mic) ins Hirn. Mit der Groove-Keule "Problems" wechselt Size ins Hip Hop-Tempo: eine dicke Nummer mit Dancehall-Raps. Stilistisch ähnlich, aber mit hitverdächtigem Popcharme folgt das sphärische "Time" feat. Darrison. Sinn für Pop zeigen auch "No More" feat. Beverly Knight/Dynamite und "Sing" mit Jocelyn Brown. Immer wieder erstaunlich, wie gut hyperaktive Beats und soulgeschwängerte Vocals harmonieren können. "Rise Up" mit Sweetie Irie und "Thirsty" feat. Willks drehen wieder an der Ragga-Vocal-Schraube, bevor Weirdo Rahzel zur Voice-Attacke bläst. Das hitverdächtige "Give Me A Reason" mit Dancehaller Navigator integriert zum Schluss noch eine Akustik-Gitarre. Roni Size' Hommage an V Recordings, sein Karriere-Sprungbrett, gelingt durchweg. Die mellow bis düsteren Beats rollen zwar typisch, schmecken aber nach frischem Blut und können nur eines bedeuten: Der Brite ist noch lange nicht am Ende.
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MUSIK DVD
Dream Theater: Live in Tokyo / 5 Years in a Livetime
Mit "Live In Tokyo/5 Years In A LIFEtime" erscheint dieser Tage eine Doppel-DVD, die der Dream Theater-Fan vermutlich schon lange in Form zweier VHS-Kassetten bei sich im Schrank stehen hat. Für alle anderen lohnt sich die Anschaffung mit Sicherheit. Mit Live-Veröffentlichungen haben die New Yorker noch nie gegeizt, aber es ist auch immer wieder absolut faszinierend zu sehen, was diese fünf Musiker an ihren Instrumenten leisten, und zu hören, wie sie trotz aller technischen Finesse geniale Songs schreiben. "Live In Tokyo" als auch "5 Years In A LIFEtime" bieten eine Mischung aus Livekonzerten, Making Of Szenen, Videoclips, O-Tönen und Roadimpressions.
Auf DVD Nr. 1 kann man insgesamt acht Live-Stücke der Band in Japan bestaunen, die sich hauptsächlich auf das damals aktuelle Album "Images And Words" konzentrieren. Dass das japanische Publikum nicht zu den enthusiastischsten gehört, sollte bekannt sein, weswegen sich die Schwenks ins Publikum nicht übermäßig lohnen. Dafür gibt es jede Menge Nahaufnahmen von Fingerakrobatik par excellence und auch ein mehr oder weniger notwendiges Drum-Solo vom rotzenden Kraken Mike Portnoy. Die Videoclips könnten schon von MTVIVA bekannt sein und sind auch noch nicht sonderlich beeindruckend. Immer wieder witzig sind dagegen die Handkameraaufnahmen von Band und Fans während der Tour. Für Mike Portnoy scheint es wirklich die Erfüllung eines Jugendtraums gewesen zu sein, im Beatles-Stil über den Zebrastreifen der Abbey Road zu latschen, und auch Kevin Moores Spontanübersetzung eines japanischen weiblichen Fans, ist der Brüller: "Sie sagt 'Eigentlich mag ich Dream Theater nicht so sehr, aber ich hatte ein Stift und ein Batt Papier, also dacht ich mir, was soll's'". Was die Galactic Cowboys und Sebastian Bach aus Dream Theater Songs machen, ist ebenfalls hörens-/sehenswert.
Auf dem zweiten Silberling finden sich Live-Impressions von mehreren unterschiedlichen Touren und auch mit unterschiedlichen Keyboardern (da in dieser Zeit Kevin Moore von Derek Sherinian ersetzt wurde). Sehr interessant sind dabei die Akustik-Session und die Auftritte mit Barney Greenway von Napalm Death, der mit der Band Metallicas "Damage Inc." intoniert, Steve Hogarth und Steve Rothery von Marillion, die zusammen ihren Hit "Easter" aufführen, und Steve Howe von Yes, der Teile von "Starship Trooper" erklingen lässt. Wieder sind es eher die Szenen abseits der Bühne, die am meisten Unterhaltungswert haben. So sieht man z.B. den noch langhaarigen Bruce Dickinson bei den Aufnahmen zu "Perfect Strangers" von "A Change Of Season" oder Backstage-Begegnungen mit Rob Halford, Vinnie Paul (Damageplan, Ex-Pantera) oder Paul Bostaph (Ex-Slayer, Ex-Forbidden).
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Text-Quellen: Diverse
17.11.2004 22:19:02 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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