News Detail: CD: Top Tipps
POP/ROCK
K.D. Lang: Hymns Of The 49th Parallel
Stimmungsvoll, perfekt für lange Winterabende," beschrieb die Kritik K.D. Langs letztes Album "Invinsible Summer". Den selben Satz könnte man auch zur neuesten Veröffentlichung der Kanadierin vortragen. Die Lieder handeln fast ausschließlich von der Liebe, sind sehr stimmungsvoll produziert und mit viel, viel Gefühl gesungen. Und darauf kommt es an, den bei der aktuellen Scheibe handelt es sich nicht um ein reguläres K.D. Lang-Studioalbum, sondern um eine Kollektion von Coversongs. Die Singer/Songwriterin schrieb außer "Simple" keinen einzigen Track selbst. Statt dessen bedient sie sich im großen Fundus kanadischer (F)Volkshelden. Stücke von Neil Young, Joni Mitchell, Leonard Cohen und Ron Sexsmith kommen auf dem Album zu Ehren.
Mit dem Neil Young-Song "After The Gold Rush" beginnt die sanfte musikalische Reise durchs verschneite Kanada. Mit reichlich Streichern unterstützt und mit klaren Vocals gesungen, erzeugt Lang das Gefühl, dass ihr der Song wirklich am Herzen liegt. Mit "Simple" stellt sie eine weitere Album-typische Ballade vor. Piano-Intro, eingängige Stimmlage und eine zart, zerbrechliche Melodie zeigen, dass sie auch als Co-Autorin durchaus ihre Berechtigung hat. Mein Favorit ist eindeutig "Helpless", das im Original ebenfalls von Neil Young stammt. Pompöse Streicher wechseln sich mit leisen Pianoklängen ab, während der Gesang von fast unhörbarem Flüstern zu einer herausbrechenden Stimm-Einlage heranwächst. So darf "Hymns Of The 49th Parallel" als fast repräsentative Sammlung von kanadischen Song-Perlen gelten, aber wie bei den meisten Cover-Versionen kommen die hier vorliegenden Stücke nicht an das Original heran. Es sind K.D. Langs ganz eigene Interpretationen ihrer Lieblingsstücke. Gut und mit viel Herzblut gesungen, aber manchmal versinkt ihr stimmliches Talent zu tief in schwülstigen Streicher-Arrangements. Große Namen zu covern, ist halt immer ein Risiko.
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HIP HOP/RAP / DEUTSCH
Azad: Der Bozz
"Deutsch Rap will jetzt Ghetto werden, doch die Nutte weiß nicht wie", umschrieb der Rapper Bushido vor gut einem Jahr den Zustand der heimischen Sprechgesangs-Szene. Der damalige Aggro Berliner schrieb sich gemeinsam mit B-Tight und Sido auf die Fahne, die 'Straße' in die beschauliche Hip Hop-Community einzubringen. Dass ein Rapper wie Azad, die selbsternannte "Faust des Nordwestens", diesen Lifestyle längst repräsentierte, wurde völlig übersehen - zum Teil auch von jungen Fans. Jetzt kehrt das ehemalige 3p-Mitglied mit seinem dritten Album "Der Bozz" und einer Menge Wut im Bauch ins Rapgame zurück. "Ich hab eure Zeit gelassen zum Spielen, ihr konntet euch wie jemand fühlen. Ich war weg, doch der Bozz ist back", sorgt Azad im Opener "Der Bozz" über dramatisch bösen, fett produzierten Eastcoast-Sound für klare Verhältnisse. Der Deutsch-Kurde überzeugt besonders mit seinem verbessertem Flow. Musste sich der Hörer früher hundertprozentig auf Azads genuschelte Highspeed-Attacken konzentrieren, um überhaupt einen Bruchteil des Inhalts zu verstehen, fließt er heute vollkommen klar und deutlich aus den Boxen. Smarte Wortspielereien sucht man zwar vergebens, doch die Beschimpfen auf hohem technischen Niveau lassen kaum Raum zum Atmen. Der selbsternannte "Kaiser und Peiniger" rollt nach Savas-Vorbild über Hip Hop wie eine Walze. Sein Twista-Triple-Time-Tempo im Shout Out-Skit gehört sicherlich zu den beeindruckendsten Rap-Leistungen ever. Eine Zeile aus dem Refrain der ersten Single "Phoenix" vertieft die Motivation des Frankfurters: "Ich will nach oben, Homie". Über einem melancholischen Piano-Loop öffnet Azad seine Seele und erzählt nach den vorangegangenen Hasstiraden von seinem Struggle: "Ich schreibe Zeilen mit dem Blut des Lebens, will das Gute seh'n. Ich kenn es gut, das Elend." So musste er eine Zeit lang auf dem Boden seines kleinen Musikstudios schlafen. Nach dem Universal-Deal sieht Azad jedoch Licht am Ende des Tunnels und fordert in "Phoenix": "Ich will kein Käfer, ich will AMG fahren, Leder, großes LCD für Navigator, dickes Haus und fett Monatos." Dass diese Ziele Wunschvorstellungen bleiben könnten, kalkuliert Azad durchaus ein, boxt er sich bis auf das soulige "Kopf Hoch" doch ausschließlich mit Hardcore-Tunes kompromisslos seinen Weg durch das Album. "Flieh" setzt auf dramatische Streicherloops und lebendige Live-Drums, während "Der Peiniger" mit Big Pun-Cuts im Hook kommt.
Bei "Blackout" indes knallt die Prügelei mit Sido wie eine rechte Grade in den Kopf des Zuhörers. "Du bist ein Opfer, das am Mic ein großes Maul kriegt. Ich zeig dir die Realität und zwar direkt mit meiner Faust, Bitch." Ähnlich diskussionswürdig ist der Song "Mein Block". In einem Interview mit einer Hip Hop-Seite erklärte Azad zwar, dass der Track vor Sidos gleichnamigen Megahit entstanden sei. Nach der Attacke auf den Hip Hop-Open muss sich seine Version jedoch mit der des Berliners messen lassen.
Ergebnis: Erzählte Sido noch über einem gebrechlichen Synthie-Gerüst seine ironisch frivolen Storys, holt Azad die Brechstange raus. Dramatische Streicher und pumpende Drums legen das Fundament, auf dem er kompromisslos und ohne doppelten Boden die Härten des Ghettos schildert: "In meinem Block ist es nachts leer auf der Straße. Bullerei patrouliert wie Militär auf der Straße". Azads Deutschrap-Nutte ist Ghetto. Heute mehr denn je.
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POP/ROCK
Brian Wilson: Smile
Brian Wilson bringt im Oktober 2004 'Smile' heraus". Schluck. Die Nachricht ist eine von jenen, die das Herz des Musikerliebhabers zum Rasen bringen. Ist es möglich, dass dieses legendäre Album, angeblich das wichtigste nie veröffentlichte in der Popgeschichte, tatsächlich noch das Licht der Welt erblickt? 37 Jahre sind vergangen, seitdem es die Beach Boys und ihr Label in einer Schublade verschwinden ließen. Wilson hatte die Grenzen seiner Genialität überschritten und war dem Wahnsinn nahe gekommen. Ganz überraschend kommt die Veröffentlichung allerdings nicht, schließlich stellte Wilson mit seiner Begleitband The Wondermints das ursprünglich als "Teenage Symphony To God" bezeichnete Werk bereits im Frühjahr 2004 auf erlesenen Bühnen aus. Bastelte Wilson 1967 mit Songschreiber Van Dyke Parks monatelang am Material rum, brauchten er und seine Mitstreiter diesmal nur wenige Tage, um die Basisaufnahmen abzuschließen. Als amerikanische Antwort auf die britische Pop-Avantgarde von Beatles, Who und Co. gedacht, halten die Stücke auf "Smile" bewusst nicht die traditionelle Anordnung von Strophe, Refrain, Strophe, Refrain ein. Geräusche, Instrumente, Harmonien und Melodien sind so angeordnet, dass sie vorrangig einem Konzept folgen. Wilsons und Parks Ziel war es, die Geschichte der USA musikalisch zu beschreiben. So befassten sie sich mit den Folgen der Wanderung von der Ostküste bis hin nach Hawaii, aber auch mit den Entwicklungen in der Gesellschaft. Ein Projekt, das in den 60er Jahren angesichts seiner Größe von Beginn an zum Scheitern verurteilt war. Damals war es für eine Band üblich, zwei Platten und ein halbes Dutzend Singles pro Jahr heraus zu bringen - da blieb kaum Zeit für einen solch unverkäuflichen Wirrsinn. Kein Wunder also, dass die einzigen veröffentlichten Ausschnitte gerade die waren, die sich wie Lieder anhörten: "Good Vibrations", "Heroes And Villains" oder das Herzstück "Surf's Up". In drei Teile gegliedert, beginnt "Smile" mit den Leben und Taten der vergangenen Generationen. In "Heroes And Villains" erzeugen vokale Harmonien und Streicher das Gefühl, auf einem Rummelplatz zu sein: Bunt geht es zu, es ist lustig, alles dreht sich. "Roll Plymouth Rock" erinnert an das Rollen eines Sturms und symbolisiert die amerikanische Gründerkultur, die sich ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Territorium ausbreitet. Die Stücke vier bis sechs befassen sich mit dem Leben auf dem Land, Liebe, Sehnsucht und dem Traum nach Heim und einem eigenen Acker. Der eher melancholische zweite Teil porträtiert das Familienleben (Gründung, die Rolle des Nachwuchses) und endet mit der Aufforderung, alte Strukturen abzulegen ("a blind class aristocracy, back through the opera glass you see") und der neuen Generation zu folgen ("surf's up! Aboard a tidal wave. Come about hard and join the young"). Der wieder fröhlichere dritte Teil beschreibt schließlich die Träume, Sehnsüchte und Erfahrungen eines heranwachsenden Jugendlichen. Dazu gehören Enttäuschungen, aber auch Wünsche und imaginäre Abenteuer, die in der großen Liebe und dem grandiosen "Good Vibrations" münden: "Gotta keep those lovin' good vibrations a-happenin' with her" lautet die Losung am Ende des Werkes. Das hört sich ziemlich nach einem Hippie-Motto an, was auch kein Zufall ist: "Smile" ist letztendlich ein Produkt seiner Periode und keine zeitlose literarische bzw. musikalische Anstrengung über das menschliche (oder US-amerikanische) Schicksal. Eine Tatsache, die der Untertitel "presents" bewusst signalisiert. Die Relativierung schmälert aber weder die Genialität Wilsons und Parks noch den Einfluss des Albums: In den Ecken hat sich ein bisschen Staub angesammelt, und der Rohbau hat unter der fast 40-jährigen Witterung gelitten, dennoch liefern die Beteiligten ein solides und durchaus anhörbares Ergebnis.
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GOTHIC
L'Ame Immortelle: Gezeiten
Eine Formation wie L'Âme Immortelle macht es mir nicht gerade leicht, ein Urteil zu fällen. Zwar ist mir Sonja Kraushofers Organ zehnmal lieber, als jede Opernstimme, die sich momentan zu harten Gitarren versucht, doch auf der anderen Seite kann ich ein gewisses Gefühl von Schwulst im Zusammenhang mit dem Duo nie ganz verdrängen. Dabei ist dieses Vorurteil eigentlich langsam überholt, denn schon auf ihrer letzte Veröffentlichung "Als Die Liebe Starb" integrierten die Österreicher harte Gitarren in ihren Sound. Diese Unbekümmertheit im Umgang mit jeglichen Stilen und Instrumenten haben sie auf "Gezeiten" beibehalten. Daran sollte eigentlich spätestens seit der Kooperation mit Oomph! kein Zweifel mehr bestehen. Und so gibt es auch auf dem neuesten Output auch einiges an harten Tönen zu bestaunen. Der Opener "Es Zieht Dich Davon" verzichtet zwar auf Gitarren, wartet aber mit beinahe industrialartigen Beats auf, die man nicht unbedingt von L'Âme Immortelle gewohnt ist. Nach der bereits bekannten Single "5 Jahre" singen Sonja und Thomas erstmals gemeinsam beim unglaublich abwechslungsreichen "Fear". Harte Gitarren treffen auf Trip Hop-Rhythmen und eben die beiden unterschiedlichen Gesangsstimmen der beiden Akteure. In die ebenfalls härtere Richtung gehen "Fear", "Stumme Schreie" und "Masquerade", das auch dank Thomas' Gesang das eindeutig derbste Stück des Albums ist.
Um diese Härte auch angemessen zu vertonen, haben die beiden nicht nur auf die Hilfe von Paradise Lost-Klampfer Aaron Aedy, sondern auch auf die der beiden Produzenten John A. Rivers (Dead Can Dance) und Rhys Fulber (Fear Factory, Paradise Lost, Front Line Assembly) zurückgegriffen. Die beiden sorgen bei den bereits genannten Tracks und auch bei dem sehr atmosphärischen "Calling" oder dem chilligen Titeltrack für einen exzellenten Sound.

Doch dass bei den unsterblichen Seelen auch die ruhige, melancholische Seite ein gewichtige Rolle spielt, muss man wohl niemandem mehr noch groß erzählen. "Fallen Angel" und "Ohne Dich" sind die verträumtesten Nummern der Scheibe, zu denen man auch "Without You" rechnen sollte, obwohl der Bonustrack von Beat her etwas mehr an Tempo vorlegt. Doch nicht nur "Believe In Me" und "Without You" sollten zum Kauf der Limited Edition anregen, denn es gibt zusätzlich noch zwei 16-seitige Booklets (eins für Sonja, eins für Thomas) die wieder sehr aufwendig und liebevoll gestaltet sind.
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HIP HOP/RAP
SX-10: Rhymes In The Chamber
Zwei Lieder zu Beginn. "Caught Up In The System": tiefer gestimmte, Rhythmus-orientierte Hardcore-Gitarren, mittelschwer groovende Drums und harter Sprechgesang. Oder "Goin' Crazy", eine klassisch rauhe Funkrock-Nummer. Wem's jetzt schon reicht, klickt bitte die nächste Review an. Der Rest kann mit Rap-Metal, Rap-Core oder schnellem Rap-Rock offensichtlich etwas anfangen und kommt an Cypress Hills Sen Dogs Rock-Combo kaum vorbei. Auch wenn die Platte ein alter Hut ist. In den Staaten erschien "Rhymes In The Chamber" bereits anno 2000 unter dem Titel "Mad Dog American". Wer SX10 hierzulande live gesehen hat, kennt die Stücke folglich. Mit dem Re-Release soll in Europa die Veröffentlichung des im Frühjahr 2005 geplanten Zweitlings vorbereitet werden. SX10s Aufstellung erinnert schwer an die gute alte Zeit - Body Count und Konsorten lassen grüßen. Aber auch Limp Bizkit-Fans könnte die Scheibe gefallen. In den amtlichen Kollabos tauchen die üblichen Verdächtigen aus dem kalifornischen Hip Hop-, Latin- und Hardcore-Umfeld auf. Cypress-Chef DJ Muggs und Downset-Sänger Rey Oropeza brettern zu "Heart Of A Rebel". Cypress-Perkussionist DJ Bobo verleiht besagtem "Goin' Crazy" noch mehr Drive.
Bluesrapper Everlast flowt zum langsameren "Rhyme In The Chamber", die Kottonmouth Kings moshen zum verdrogten "Tequila". Sen Dogs Bruder Mellow Man Ace, Mitglied des Cypress-Vorläufers DVX, darf gleich dreimal mitlärmen. Die Kollabo-freien Nummern "Had Enough" und "Punk Ass" grooven heavy, während "Gotta Get Away" und "I'm Not Jesus" im Uptempo rock'n'rollen. SX10 rollen durchweg beinhart, aber viele Menschen werden sie nicht brauchen. Zumal Cypress Hill die zwingenderen Gitarrentracks drauf haben, und Bandleader Sen Dog nicht zu den kreativsten Reimkünstlern zählt. Das Frühjahr sollte zeigen, was sich in fünf Jahren SX10 getan hat.
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POP/ROCK
Client: City
Als Mute-affiner Musikkonsument ist man redaktionsintern schon mal gerne höhnischen Späßchen ausgesetzt, wenn man ein Produkt aus dem Hause Daniel Millers über den grünen Klee lobt. Auch Kollege Straub plagt bisweilen diese Vorverurteilung, dennoch verlieh er dem Client-Debüt furchtlos hervorragende vier Punkte. Im Nachhinein, an einem unserer abendlichen Elektro-Stammtische, waren wir uns aber beide einig, dass es eine Dreier-Wertung auch getan hätte, schmeckten die elf femininen Pop-Häppchen auf Albumlänge doch zu sehr nach Mensa-Käse, sprich: extrem cheesy.
Ein Jahr später kommt nun das Desert, wieder Toast Hawaii, diesmal aber auch auf den zweiten Biss ausgesprochen saftig. Zwar verstecken Kate Holmes und Sarah Blackwood beim Opener ihren Drang, fortan rocken zu wollen, noch hinter einem schluffigen E-Piano und einem sicheren Client-Hit. Wer aber bei "Come On" noch nicht merkt, dass hier ein neuer Spirit weht, hat an Client bislang wohl vor allem die fraglos hübschen Frauenbeine bewundert. Ultradreckig tönt hier der Synthie-Bass in der Rotationsschleife, Blackwoods Strophen verlassen alte "Rock'n'Roll is all I wanna do"-Herzschmerz-Schemata, und huldigen dafür beinahe gelangweilt der Monotonie. Ein neues Groove-Bewusstsein im Client-Konzept. Gleich danach das zweite Highlight: "Overdrive". Man muss - natürlich im Kontext - sogar erstmals das Wort Soul zur Beschreibung eines Client-Songs heranziehen, woran nicht unwesentlich ein gewisser Martin L. Gore (Depeche Mode) - (ja, auch Mute!) mit seinen ultra-cheesy "Yeah"-Background Vocals mitschuldig ist. Ist Gores Geschlecht auf Anhieb nur schwer zu erraten, verhält sich das bei "Pornography" anders. Carl Barât, momentan alleiniger Libertines-Steuermann, lenkt das Synthie-Boot gemeinsam mit Blackwood im Refrain dank gewohntem Leiergesang weit weg von jeglichen Kitschfelsen. Dies schafft auch Pete Doherty, Libertines-Steuermann a.D., der im folgenden, bereits von der Single-Auskopplung bekannten "Down To The Underground" sogar in den Strophen ran darf. Bedanken darf man sich für diesen Gäste-Coup vermutlich bei Alan McGee, hauptberuflich Libertines-Manager, und nebenbei Ehemann von Keyboarderin Holmes. Natürlich bietet "City" auch die bekannten sequencer-gestärkten Hits und zwei Erasure-mäßige Balladen auf, die dann auch etwas über's Ziel hinaus schießen: das mit Streichern angereicherte "The Chill Of October" und "One Day At A Time", dank Uralt-"Speak & Spell"-Sounds aber nicht uncharmant. Mit "Don't Call Me Baby" und dem ruhigen "Everything Must End" beweisen Client vielmehr, dass sie mittlerweile als Pet Shop Boys des Damen-Pops bezeichnet werden dürfen. Selbst wenn Neil Tennant niemals "nuthin" statt "nothing" oder "enugh" statt "enough" singen würde.
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POP/ROCK
The Killers: Hot Fuss
Als "beste britische Band, die nicht aus Großbritannien kommt", meinte der NME schon vor Monaten die Band The Killers bezeichnen zu müssen. Interessant deswegen, weil das in letzter Zeit vor allem durch gerechtfertigtes Hype-Gebrüll (Libertines, Morrissey, Dogs Die In Hot Cars) in Erscheinung getretene Zentralorgan musikalischer Meinungsmache auch noch irren kann.
Nun ist es im Falle von The Killers lange nicht so schlimm wie dereinst beim schwedischen Ideen-Supergau namens Melody Club, wirklich mitreißend oder hypeverdächtig allerdings ebenso wenig. In den Booklet-Fotos etwas realitätsfern als Rockband dargestellt, stehen die vier Killer-Jungs eher für ein Zwitterwesen aus Elektro und Rock, wie man es in ähnlicher Form auch von den beatorientierteren Radio 4 oder The Rapture kennt. The Killers sind allerdings, großer Unterschied, durch und durch SWR 3-kompatibel, stehen auf schwülstige Synthie-Sounds, rocken daher nur im Ansatz und dürften ihrer Plattenfirma aufgrund des hohen Single-Potenzials Tränen der Dankbarkeit in die Augen treiben. Mit dem Single-Hit "Mr. Brightside" und dem gemächlichen Groover "Andy, You're A Star" sind auch zwei richtig geile Songs dabei, bei denen man mal nicht so sehr an Robert Smith (Cure) ("On Top", "Everything Will Be Alright") oder Morrissey ("Midnight Show"-Refrain) denken muss. Dennoch klingen The Killers meist altbacken ("Smile Like You Mean It") oder übertrieben poppig ("Somebody Told Me"), also ungefähr so, wie man sich die neue Duran Duran-Scheibe (die erste in Originalbesetzung seit 1983!) vorstellt. Gute Ansätze sind vorhanden, ausbaufähig ist einiges. Weniger Trash-Synthies auf alle Fälle, und mehr rollende Bassläufe wie im Opener, dann wird das noch. "Hot Fuss" wirkt trotz reichlich New Wave-Anleihen einfach zu künstlich, als dass man als Rezensent über die so stimmige Tatsache hinweg schreiben könnte, dass The Killers aus der Schein- und Glitzerstadt Las Vegas stammen. Und dass sie ausgerechnet New Orders "Crystal"-Video auf ihren Bandnamen aufmerksam machte, zeigt zwar, dass man selbst in Las Vegas auf geschmackssicheren Pfaden wandeln kann, vor allem aber, dass es noch ein weiter Weg hin zu den Idolen ist.
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JAZZ
Terry Callier: Lookin Out
Gitarrist, Songschreiber und Sänger Terry Callier hat mit "Lookin' Out" ein Album veröffentlicht, das sich am einfachsten und gleichzeitig am treffendsten mit dem Titel des zweiten Songs charakterisieren lässt: "Jazz My Rhythm And Blues". Die geraden Grooves lockern der umspielende Bass, die filigranen Solis und der gefühlvolle Gesang auf. Es entsteht eine luftige Rhythm and Blues-Atmosphäre, oder anders herum gesagt, straighter Jazz. Man könnte ihn vielleicht in das Genre Souljazz einordnen, doch dafür ist die Liedstruktur bei den Stücken zu sehr ausgeprägt, und es dominieren nicht die Solisten, wie es im Jazz üblich ist. Viele langsame Songs befinden sich auf der CD, in denen die Band unterschiedliche Stimmungen vereint. Bei dem langsamen "We R One" kommt zu der Leichtigkeit eines sparsam gespielten Basses und Schlagzeugs noch eine gewisse Melancholie, die sich durch das Klavier vermittelt, doch hauptsächlich transportieren Calliers Gesang und der weibliche Backgroundchor die Schwermut. Der Sänger schafft es auf der CD immer wieder, gefühlvoll und weich zu klingen, ohne dabei das Maß zu verlieren. Nie hört man ein nerviges Vibrato oder ähnlichen Schnickschnack. Angenehm und glaubhaft klingen die vermittelten Gefühle. Nach dem ruhigen "We R One" schließt sich das treibende "Midnite Mile" an. Die Combo spielt einen richtig bodenständigen Shuffle, der Bandleader röhrt einen Blues. Doch das Lied driftet nicht gänzlich ab ins kraftvolle Stampfen. Vor allem das Saxophon klingt zu soft. Das Riff und auch das Solo wird nicht so hart gespielt, so dass Souljazz-Assoziationen aufkommen, die ein wenig an Gene Ammons erinnern. Das Lied lebt von dem interessanten Stilmix, einem sehr guten Gesang und dem hervorragenden Groove der Band. Das Songmaterial an sich, ist aber eher gewöhnlich. Die Gesangmelodie bewegt sich in dem üblichen Rahmen und die Riffs strotzen auch nicht vor Originalität. Ein wenig funky kommt "Stripper" aus den Boxen. Ein langsamer Beat mit durchlaufenden Sechzehntel bildet die Grundlage. Langgezogene Akkorde und Flötentöne überlagern die Rhythmusinstrumente. Dazu wiederholt Callier die kurzen Gesangsphrasen. Langsam steigert sich das Stück. Der Einsatz eines Männerchores bildet den Höhepunkt. Hier ist auch keine Strophen-Refrain-Abfolge zu hören, Callier orientiert sich an dem, was im Funk üblich ist. Man kann die tragende Stimmung des Stückes genießen, doch leider fehlen auch dieses Mal die überraschenden Ideen. Bei dem schönen Song "Africa Now" schlägt Terry Callier musikalisch eine Brücke zu dem afrikanischen Kontinent. In der Strophe ist ein Achtelrhythmus zu hören. Im Refrain wechselt die Band aber dann zu Vierteltriolen, damit ist eine Zwei gegen Drei-Überlagerung vorhanden, was ja in der afrikanischen Musik durchaus üblich ist. Der Refrain besteht aus an Ring-Shouts erinnernde Melodien, gepaart mit Call-and-Respons zwischen Leadsänger und Backgroundchor. Der Text beschäftigt sich wie die Musik mit dem Spannungsfeld zwischen afrikanischem Ursprung und jetzigen Lebensbedingungen der Afroamerikaner. "Paris Blue" bietet einen Ausflug in die südliche Hälfte von Amerika. Bossa Nova-Akkordfolgen paart der Sänger und Gitarrist mit einem Bar Jazz-Piano und cleaner Gitarre. Die Instrumentalisten agieren sehr zurückhaltend und entspannt. Der Gesang kann sich somit richtig entfalten. Die einfühlsame Stimme entwickelt zwar auch durch die gekonnte Phrasierung ihren Charme, doch hauptsächlich begeistert sie durch den leicht heiseren Timbre. Sie stellt damit das perfekte Gegengewicht zu den perlenden Pianoklängen dar. Resümierend lässt sich feststellen, dass Terry Callier mit großem Einfühlungsvermögen die siebzehn Songs seines Albums aufgenommen hat. Die Band spielt gekonnt und schafft es, die Unterschiede zwischen Rhythm and Blues und Jazz gut herauszustellen, sie aber andererseits auch in den Liedern zu vereinen. Negativ ist das Fehlen von musikalischen Überraschungen anzumerken. Alles bewegt sich doch in einem allzu bekannten Rahmen. Bei Auftritten der Band fällt dies sicherlich nicht so ins Gewicht, da man sich dann von den Fähigkeiten der Musiker begeistern lassen kann.
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JAZZ
Jan Garbarek: In Praise Of Dreams
Die Lebensgeschichte von Jan Garbarek liest sich wie eine Odyssee durch alle (anspruchsvollen) Musikstile der Welt und der Epochen; auf seinem neuen Album zeigt der begnadete Norweger, dass letztlich doch alles zusammen gehört. Dabei ist der Einstiegstrack am ehesten mit dem Jazz der frühen Alben zu vergleichen, auf denen Gabarek mit Hilfe prominenter Mitstreiter wie Bobo Stenson oder Keith Jarrett den neuen europäischen Jazzsound maßgeblich prägte. So wie viele Garbarek-Veröffentlichungen der 70er Jahre lebt auch "As Seen From Above" von der Spannung zwischen durchkomponierten und improvisierten Elementen. Wo die vorliegende, traum-gepriesene Reise hinführt, macht erst "In Praise Of Dreams" deutlich. In dem Titeltrack passiert eigentlich relativ wenig: nachdem sich zögerlich die harmonischen Nebel aus sphärischen Keyboards legen, erhebt eine eingängige, folkloristisch angehauchte Melodie ihr Haupt im Zusammenspiel der beiden Solo-Instrumente Saxophon und Bratsche, die ja beide nicht unbedingt für fröhlichen Klang bekannt sind und sich gegenseitig um so sanfter umgarnen. In Kim Kashkashian an der Viola hat Jan Garbarek aber auch, was sicher nicht einfach war, eine Mitstreiterin gefunden, die ihm durchaus das Wasser reichen kann. Die Amerikanerin georgischer Abstammung nimmt im Bereich der zeitgenössischen, ernsten Musik eine ähnlich prominente Stellung ein, wie der berühmte Blechbläser. Sie ist unter anderem durch ihre Arbeiten mit dem derzeit weltbesten Geiger Gideon Kremer bekannt geworden; mittlerweile hat fast jeder zeitgenössische Komponist von Rang und Namen Stücke für sie verfasst. Auf "In Praise Of Dreams" macht das streng aufgebaute "One Goes There Alone" zum ersten Mal ganz klar, dass Kashkashian durchaus ihre Erfahrungen aus der modernen Klassik einbringen will. Im weiteren Verlauf sorgt vor allem das einfühlsame Zusammen- und Frage/Antwort-Spiel der beiden Star-Solisten für Aufregung, während der ebenfalls begnadete Drummer Manu Katché zuverlässig bis behäbig im Hintergrund agiert.
Denn bei aller Solistenpower verweigern die drei doch jede sportlich-virtouse Anstrengung. Bei den meisten Stücken breitet Garbarek zunächst einen warmen Klangteppich aus allerlei synthie-generierten (Holz)bläsern, aus Klaviertupfern oder sogar Harfenklängen ("Cloud Of Unknowing"), der mit seinen einfachen Harmonien sogleich eine meditative Stimmung verbreitet. Und auch Bratsche und Sax gehen beim Improvisieren kaum riskante Wege, sondern tasten sich vielmehr in zaghaften Pastelltönen am Thema entlang und wiederholen oft die klanglichen Figuren in kaum merklicher Abwandlung. Das ausgeprägt repetitive Element trägt nicht nur fast schon esoterische Züge, sondern macht auch das Album insgesamt zu einem in sich geschlossenen Musik-Universum, das kaum Fremdes mehr zulässt; manchmal wünscht man sich schon eine Spur von Selbstironie oder ein Fünkchen Humor. Wider diesen tierischen Ernst hört man "In Praise Of Dreams" einfach am besten als Hintergrundmusik.
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MUSIK DVD
Killer Barbies: Freakshow (2 DVD)
Jetzt haben auch die Killer Barbies das Medium DVD entdeckt. Gratulation. Ist schon ein dolles Ding. Und Sachen kann man damit machen. Sagenhaft. Ultra viel Speicherplatz geht da drauf und Funktionen, ... ich sag euch Kinners, der Hammer. Leider ist diese frohe Kunde vor Veröffentlichung der DVD nicht bis auf die iberische Halbinsel durch gedrungen. Wie sonst lautet die Erklärung dafür, dass "Freak Show" lediglich eine Ansammlung belanglosen Behind The Scenes-Materials, Making Ofs und mehr oder minder lustiger Clips ist? Die Musik der Killer Püppchen war nie, ist nicht und wird nie ein Quell der Inspiration sein. Nicht umsonst liegt der Hauptaugenmerk ja auch auf Silvias großen ... ähmm ... Ländereien. Titties'n Beer regieren die Welt, wie Frank Zappa richtig konstatierte. Von wackelnden Quarktaschen und Hinterteilen macht Frau Superstar denn auch regen Gebrauch. Über das eher durchschnittliche Gegniedel ihrer Komparsen tröstet das auf die Dauer nur bedingt hinweg; das Image der Trash-Freaks nutzt sich rasch ab. Was dabei heraus kommt, wenn Silvia und co. eine Videokamera in die Hand bekommen, fassen eindrücklich die Dokumentationen "In India", "At The Studio" und "In Tokyo" zusammen. Diese Bilder haben Raritäten-Charakter. Zeigen sie doch Menschen, denen trotz aufrechten Ganges nichts Blöderes einfällt, als indischen Kindern die Segnung von Schokoriegeln zu bringen. Bravo Killer Barbies!
Wer nicht wusste, wo die Barbies in Indien wohnen, bekommt Einblicke in ihr Haus, und noch besser: wo sie Pipi und Häufchen machen. Sehr wichtig und vor allem: witzig! Hab' bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr so gut gelacht, ich kann kaum noch an mich halten. Grenzdebile Eindrücke liefern sie auch aus New York (witzig) und Tokyo (wer hätte es gedacht: witzig). Fishbone skandierten dereinst "Give a monkey a brain and he'll swear he's the center of the universe". Im Falle der Mörder Barbies müsste es sinngemäß "Give an idiot a hand held camera and he'll swear he's funny" lauten. Die Bonus-CD hält sieben Überflüssigkeiten bereit, die nur schwer oder gar nicht mehr erhältlich und in etwa so wichtig für die Menschheit sind wie ein weiteres Ozonloch. Bei den versammelten Grausamkeiten der DVD würde das Produkt mit einer glatten einskommanull durchs Ziel gehen. Den zweiten Punkt gibts für die Bildergalerie auf der Zusatzdisc und die Tatsache, dass da tatsächlich ein Silvia Superstar-Nippel zu sehen ist.
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Text-Quellen: Diverse
04.11.2004 17:18:46 / enzo
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