News Detail: CD: Top Tipps |
HIP
HOP/RAP
Ghostface
Killah: Pretty Toney
Marvin
Gaye lebt! Oder manifestiert sich zumindest in der Person des Ghostface
Killahs. Dessen Melange aus Sex, Sozialkritik und Street Credibility,
emotional intoniert, reanimiert den verstorbenen Soul-Gott, die deepen Loops
zerren ihn aus dem Grab. Ohne Leichenfledderei. Wo Kanye
West mit glasklaren Chören und live eingespielten Streichern
die musikalische Perfektion sucht, stylt Ghost grimey und gutter, scheuern
sich die Samples an den Drums förmlich die Rillen wund. "Save
My Dear" interpretiert "You Got What I Need" von Freddie
Scott, der superbe Piano-Tune "It's Over" zitiert im Hook "I'm
Afraid The Masquerade Is Over". "Beat The Clock" hat Laura
Lees "Since I Fell For You" gefressen, und Nottz' Albumhymne "Be
This Way" lebt und brennt von Billy Stewarts "We'all Always Be
Together". Klar, dass es hier von Claps nur so wimmelt, doch "Ironman"
könnte auch über altbackene Snare-Sounds stylen, Soul würde
hier trotzdem atmen. Ghostface
oder auch der Liebling deines Lieblingsrappers. Ob Everlast,
Kanye
West, Nas,
Cormega,
Aesop
Rock oder Necro,
sie alle rücken den Wutanger ob dieses Talents in den elitären
Kreis der ganz Großen. Auch Missy
Elliott zählt zu seinen Fans, wie sie im herrlich soulig-schlüpfrigen
Pausenbouncer "Tush" durch die Speaker stöhnt. "Tush,
tush, tush. Wanna slide in the bush, bush, bush? (I'm on top, you like push,
push, push." Sex statt Murder on the dancefloor. Ghost selbst singt
auch nicht mehr so schräg wie auf seinem 2000er Mörderalbum "Supreme
Clientel", das keinen Geringeren als Jay-Z
zu seinem "Blueprint" veranlasste. Auch seine eigenen Slang-Kreationen,
die nicht immer verständlich waren, ließ er in Staten Island.
Tru Masters "Biscuits" steht dank positiven Old School-Vibe fast
auf einer Stufe mit Jay-Zs
"Encore"-Brenner, während ihn auf der smoothen Liebesballade
"Love" Soulchild Musiq unterstützt. Sein viertes Soloalbum
zeichnet wieder einmal die einzigartig stimmige Atmosphäre früher
Wu
Tang Clan-Platten aus. Hier reihen sich keine kurzweiligen Stücke
nur seelenlos aneinander, hier passt alles. Selbst die Skits entwickeln
ihr eigenes Songleben. Ghost rappt dort in und über real life situations.
Immer vibe-förderend unterlegt von alten Soul-Klassikern. Mal erklingt
Mark Greens "Not On The Outside" im Hintergrund, während
Ghost mit seiner Lady in der Badewanne sitzt ("Bathtub"). Mal
schreibt er Sylvia Robinson hörend einen "Letter" an jene
Frau. Dieses "Rappen über alte Lieder"-System gipfelt im
Track "Holla", wo Ghost nicht nur auf "La La Means I Love
You" der Delfonics rappt, sondern auch Teile des Originals einfach
mitcroont. Wo Snoop
Dogg auf funky abgedrehten Pimpadelic macht, ist Ghost der herzensgute
"Pretty Toney"-Pimp alter Prägung, ohne jedoch sein Gangsta-Image
zu verlieren. Im Gegensatz zu den waffenstarrenden Lyrics eines 50
Cent erzählt Ghost jedoch lieber Geschichten aus dem Ghetto.
Hautnah. Über einen kongenial hektischen RZA-Moloch
flieht er mit dem wieder erstarkten Jadakiss auf "Run" vor den
Cops. Großer Sport.
Freddie
Foxxx rappte einst über den Status von "Supreme Clientel":
"I Save Hip Hop Like Ghost Saves The Wu". Vier Jahre später
rettet das Killah-Face trotz der Abstinenz anderer Wu-Emcees beide. Veteranen
wie Everlast
oder Chuck
D (Public
Enemy) forderten vor kurzem mehr Emotionen im Rap. Bitte, here they
are. Classic Shit!
Jetzt
bestellen für nur SFr. 19.90 anstatt SFr. 24.90 |
|
POP/ROCK
The
Streets: A Grand Don't Come For Free
DVD vergessen, Akku vom Handy leer, Tee mit Mum geplatzt, Kohle futsch.
Pillengeschmack im Mund, Bier oder Brandy, Wette verzockt, die Freundin
will ihren Wohnungsschlüssel zurück. Erst mal noch einen rollen.
Willkommen in der Welt des Mike Skinner Teil 2. Gut zwei Jahre nach dem
Debüt "Original Pirate Material" nun also "A Grand Don't
Come For Free". Und wieder lässt uns Skinner an seiner Süd-Londoner
Realität teil haben, vielleicht ist er nicht mehr ganz so aufgewühlt
wie bei seinem Erstwerk, ehrlich und real ist er allemal. Die Geschichten,
die er erzählt, passieren so oder so ähnlich schätzungsweise
Millionen britischer Großstadtjungs, nur hat Skinner das Talent, sie
in Reimform auf den Punkt zu droppen. Manchmal irgendwie strange und eigentlich
doch stinknormal. Keine hohlen Selbstbeweihräucherungs-Ergüsse,
kein stereotypes Gefasel von Gangs, Chicks und Crime wie es viele seiner
Sprechgesangs-Kollegen in 2Step, Grime und Hip Hop zu tun pflegen. Anstatt
mit dem dicksten Bimma um den Block zu cruisen, glotzt Skinner bei seiner
Freundin Fußball, sein eigener Fernseher ist nämlich kaputt.
Und anstatt darüber zu fabulieren, in welcher In-Disse es den besten
Champagner gibt, lässt er uns an seinem Unmut über überlaufende
Klos, fehlenden Handyempfang und der Entscheidung zwischen Brandy und Bier
teilhaben. Häufig schlackern die Beats irgendwo zwischen Hip Hop und
Garage, vor allem macht Skinner auf "A Grand Don't Come For Free"
einen deutlichen Schritt in Richtung Harmonien und Songwriting. Die Vorabsingle
"Fit But You Know It" führt in seiner rockigen Ausrichtung
jedoch etwas auf die falsche Fährte. Analog zu den nachdenklichen Ausführungen
in seinen Lyrics schlägt er nun durchaus auch ruhigere, melodische
Töne an, das brit-soulige "Dry Your Eyes" spricht für
sich. Aber trotz der musikalischen Entwicklung, die der Londoner durchlaufen
hat, klackern und schieben oftmals Beats unter den Lyrics, die man als "typisch
The
Streets" bezeichnen kann: Leicht irre musikalische Achterbahn-Fahrten,
die sich durch ihre Sounds und Richtungswechsel jenseits ausgetretener Pfade
bewegen. Wie schon bei seinem Erstling kann man sich auch bei "A Grand
Don't Come For free" nicht des Eindrucks erwehren, dass Mike Skinner
einfach nur das macht, worauf er Bock hat, und Schubladendenken in Sachen
Musik sein Ding nicht ist. Aber gerade das macht The
Streets unverkennbar, die Slang-geschwängerten Vocals tun ihr
übriges - so tönt nur einer. Ob er allerdings mit Album Nummer
Zwo sein Erstwerk zu toppen vermag, sei dahin gestellt. Mit Sicherheit ein
wichtiges, interessantes Album, das man sich auf alle Fälle zu Gemüte
führen sollte. Es jedoch vorab zu einem der zehn wichtigsten Alben
des Jahres hochzujubeln, ginge dann doch zu weit.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 27.90 |
|
METAL
Haggard:
Eppur Si Muove
Im Laufe der Jahre gab es immer wieder ein paar interessante Ansätze,
Metal und klassische Musik miteinander zu kreuzen. Bei einigen ging das
Konzept auf, bei vielen blieb es aber bei einer etwas leblosen Co-Existenz,
in der beide Stile nur nebeneinander standen, ohne sich wirklich homogen
zu vermischen. Dass es auch anders geht, zeigen Haggard
schon seit ihrer legendären "Once... Upon A December's Dawn"
CD. Damals ging mein Horizont noch nicht allzu weit über den klassischen
Thrash Metal hinaus, und alles, was irgendwie mit einer Violine aufwartete,
war eh schon kaum zu ertragen. Auch wenn es in der Redaktion bestimmt Widersprüche
hagelt, aber sogar ich entwickle mich im Laufe der Zeit musikalisch weiter
(Kollege Schuh schafft das ja noch nicht mal evolutionär). Somit kann
ich mir "Eppur Si Muove" nicht nur ohne Hirnverkrümmung anhören,
sondern gewinne der Mucke sogar noch was ab. Wer in der Schule an dem Tag
gerade gefehlt hat und sich fragt, wer der nette Opi mit dem Rauschebart
auf dem Cover ist, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um den italienischen
Philosophen und Mathematiker Galileo Galilei handelt. Selbiger hat doch
tatsächlich behauptet, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht,
wie von der Kirche behauptet, umgekehrt. Das fand man damals gar nicht witzig,
letztendlich wurde der Mann wegen Ketzerei zum Tode verurteilt. Die Legende
besagt nun, dass er sich mit den Worten "Eppur Si Muove" (zu deutsch:
und sie dreht sich doch) von dieser schnöden Welt verabschiedet hat.
Da sich Haggard
schon mit ihren letzten beiden Alben der Figur des Nostradamus angenommen
hatten, war ein ähnlich gelegenes Thema wohl die logische Wahl. Auch
dieses Mal setzen sie die Geschichte mit teils englischen, teils deutschen
und teils lateinischen Texten um. Musikalisch hingegen ist der Anteil der
klassischen Elemente im Vergleich zum Vorgänger noch ein gutes Stück
angestiegen, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass auch das Ensemble
auf inzwischen 20 Personen angewachsen ist. Die Übergänge zwischen
den Death Growls von Sänger/Gitarrist Asis Nasseris und dem Sopran
von Gabi Koss sind wie immer fließend, und durch die Querflöte
und andere klassische Instrumente fühlt man sich hin und wieder an
Bands wie In
Extremo erinnert. Doch Haggard
gehen einen Schritt weiter, bzw. sind in einer anderen Abteilung, denn mit
Mittelalter-Rock hat das nur am Rande zu tun. Schließlich dienen Chöre
und Violas nicht nur als modisches Beiwerk, sondern tragen maßgeblich
zu Stücken wie "Per Aspera Ad Astra" oder "Herr Mannelig"
bei. Somit zählen die Münchner zu den wirklich innovativen Bands,
die es endlich mal verdient hätten, den Durchbruch zu schaffen.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 30.90 |
|
PUNK
/ COMPILATION/SAMPLER
40
Swiss Punk Sampler (2 CD)
Der "40
Swiss Punk Sampler" von Toxx Records ist eine Kompilation die
versucht, möglichst die ganze Schweizer Musikszene um den Begriff "Punk*
wiederzuspiegeln. Es kommen jedoch sehr viele Stilrichtungen zum Zug, da
man auch dem Punk nahestehende Musikstile auf den Sampler gewonnen hat.
Schlussendlich sind Songs aus folgenden Richtungen auf dem Swiss Punk Sampler
zu finden: Punk, Punkrock, Meldoic Punk, Ska, Ska-Punk, Rock, Rock´n´Roll,
Grung und Hardcore.
Neben der Durchmischung der verschiedenen Musiksorten, stammen auch die
Bands aus verschiedenen Regionen der Schweiz. Zürich, Bern, Basel und
Chur sind die häufigsten Herkunftsorte der Bands, jedoch auch die Westschweiz
und Bands aus kleineren Gemeinden werden berücksichtigt.
Als dritte Durchmischung auf dem Swiss Punk Sampler sehen wir die verschiedenen
Bekanntheitsgrade der Bands. Bekannte Bands mit diversen Studio Alben sind
ebenso vertreten, wie junge Newcomerbands, die erst einmal etwas aufgenommen
haben. Natürlich variieren hier die Qualität der Aufnahmen, aber
genau das soll dieser "40
Swiss Punk Sampler" aufzeigen: Das Spektrum der Punk Musik
welche in der Schweiz gemacht wird.
Das Ziel dieses Sampler ist, Newcomer -Bands zu fördern. Als junges
Label hat sich Toxx Records von Anfang an dafür eingesetzt, dass auch
noch unbekannte Bands möglichst zum Zug kommen. Der Swiss Punk Sampler
ist somit auch als Chance für junge Bands gedacht, ihre Songs auf einer
CD mit bekannten Bands zu veröffentlichen. Sowie bei Konzerten als
Support Band îhr können vor möglichst vielen Zuschauern
beweisen können, werden gier die jungen Bands zusammen mit bekannten
Namen auf eine CD gebracht.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 22.90 |
|
POP/ROCK
Alanis
Morissette: So Called Chaos
Schnippschnapp, Haare ab, dachte sich Alanis
Morissette auf ihrer letzten Tour, als sie ihre Mähne nach
und nach auf Pagenschnitt-Länge reduzierte. Ein kleiner Schritt für
Alanis, ein großer Schritt für die Menschheit. So können
wir ihr Gesicht in voller Pracht sehen, und auch musikalisch drängt
sich der Eindruck auf, sie habe sich von Fesseln der Vergangenheit frei
gemacht. Die wütende junge Dame aus "Jagged Little Pill"-Zeiten
ist einer selbstbewussten Frau gewichen, die ihren Frieden gefunden zu haben
scheint. Ex-Freunde und -Liebhaber müssen 2004 nicht mehr fürchten,
dass Alanis sie immer noch ans Kreuz nageln möchte. Der Umschwung im
Denken resultiert in einer gedämpfteren Emotionalität, was jedoch
nicht heißen soll, dass sie sich mit Oberflächlichkeiten begnügt.
Morissette kann Konflikten jetzt auch positive Seiten abgewinnen, wo sie
vorher nur frustriert und verärgert war. Das schlägt sich denn
auch in der positiveren Grundtendenz des Albums nieder. Unkonventionell
bleibt die Kanadierin trotzdem. Oder wer setzt sonst schon die erste Single
seines neuen Albums ans Ende der Trackliste? An erster Stelle müsste
sie allerdings auch nicht stehen, denn "So-Called Chaos" hält
weitaus spannenderes Material zum Entdecken bereit. Der Einstieg "Eight
Easy Steps" sei nur beispielhaft erwähnt. Ohne hemmende Wirkung
einer musikalischen Handbremse lässt es Alanis
Morissette gut krachen. Das steht ihr gut, das macht Laune, weiter
so.
Und tatsächlich ist die Klischee-Ballade erst einmal nicht in Sicht.
Alanis geht beim Großteil der Tracks den seichten Tönen aus dem
Weg. "So-Called Chaos", sowohl das Album, als auch der Song gefallen.
Selbst wenn der Titeltrack dem beschriebenen Chaos mit vertracktem Arrangement
und noisigen Zutaten noch einmal Ausdruck verleiht. Bis zum achten Lied
dauert es, bevor sie kommt, die Ballade. "This Grudge" läutet
eine Runde Wohlklang ein, ohne sich schon zigmal bemühter Gefühlsduseleien
zu bedienen. Die alten Bärte sind aber nicht alle abgeschnitten. Der
eine oder andere Totalausfall stolpert auch 2004 in ihren Weg. "Knees
Of My Bees" klingt trotz Sitar-Fragmenten etwas pausbackig, "Spineless"
fällt gegenüber dem starken Anfangsquartett ganz deutlich ab.
Ziemlich enttäuschend ist auch die Mickerspielzeit von lediglich 41
mageren Minuten. Ein bisschen wenig value for money. In ihrer eigenen Nische,
die etwas verschroben dem Gitarrenpop fröhnt und den einen oder anderen
Wackler im Songwriting beinhaltet, fühlt sich die Kanadierin wohl.
Mit ganz großen Dingen scheint sie uns nicht mehr überraschen
zu wollen. Macht nix: jeder so, wie er's kann.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 19.90 anstatt SFr. 30.90 |
|
POP/ROCK
Lenny
Kravitz: Baptism
Nein wie hübsch! Lenny
Kravitz nackend in roter Farbe. Lediglich mit Gitarre bewaffnet
liegt er da, hat die Augen geschlossen und philosophiert wohl über
den Sinn des Lebens. Für Erotomane ist alleine die optische Gestaltung
des Albums Kaufgrund genug. Die holde Weiblichkeit vergrößert
sich das Bild auf zwei mal zwei Meter hoch, der männliche Teil der
Bevölkerung ist entweder neidisch auf den Hübschen oder sitzt
mit dem Booklet bewaffnet bereits auf dem Abort und lässt seiner Phantasie
freien Lauf . Freien Lauf ließ Lenny wieder einmal seinem Bedürfnis,
Soul, Rock, Funk und Schnulz auf einem Album zu vereinen. Ein Lenny
Kravitz-Album ist ein Lenny
Kravitz-Album. An dieser Tatsache ändert auch das siebte Studio-Werk
des Brooklyn Boys nichts. Produced, arranged, written and performed by wem
wohl? Ja, auch der Tradition des "ich machs mir selbst" ist er
treu geblieben. Messen lässt sich der Multiinstrumentalist ohnehin
nur noch an der Zahl seiner Smash Hits. Die hat sich in den letzten Jahren
zwar nicht mehr so dramatisch geändert, für den einen oder anderen
Kracher hat er jedoch immer noch genug Songwriter-Talent auf der Pfanne.
"I'm the minister of rock'n'roll, I can heal you, I can save your soul"
brüllt er im Opener leidenschaftlich. Recht so. Der Kravitz, der die
fette Wurst vom Teller zieht, ist sowieso immer der Rocker gewesen, wohingegen
der Barde mit den Rosen zwischen den Zähnen immer darauf achten muss,
nicht selbst auf dem Glitsch seiner Schnulzen auszurutschen. Der Balanceakt,
den er in der Vergangenheit mit Womanizern wie "Stand By Your Woman"
und vor allem "Rosemary" bravourös meisterte, will ihm auf
"Baptism" nicht so recht gelingen. "Calling All Angels"
glänzt durch nicht vorhandene Stimmung. Da will das Kuscheln vor allzu
viel Sülze keinen rechten Spaß machen. Etwas besser schmiegt
sich der Titeltrack an die Ohrmuschel. Mr. Eisenpimmels Qualitäten
liegen - abseits seines gepiercten Gemächtes - ganz eindeutig bei flotteren
Nummern der Marke "California", dem schmissigen "Lady"
(keine Ballade). Ganz großen Funk-Sport präsentiert Lenny bei
"Sistamamalover". Sehr reduziert schmirgelt die Klampfe über
einen pumpenden Bass und dezenten elektronischen Einwürfen. Dazu lässt
sich vortrefflich durchrhythmisierte Hüftgymnastik veranstalten. Die
Vorab-Single "Where Are We Runnin'" kann da leider nur bedingt
mithalten, zu flach und unspannend wuppelt das sich Liedlein durch nicht
einmal drei Minuten Spielzeit. Interessanter gestaltet sich das Klangbild
mit David Sanborns leider etwas kurz geratener Saxophon-Attacke in "Flash".
Mit Jay-Z
taucht ein eher untypischer Gast auf. Mit wuchtig wummernden Bässen
breitet Kravitz dem Hip Hop-Rentner den roten Teppich aus, auf dem jener
zweifach seine Einlage zum Besten geben darf. Geht in Ordnung. So auch der
Schmuseauklang mit der solo Akustikeinlage "Destiny". "Baptism",
Kravitzens Taufe ist eine angenehme, wenn auch nicht überraschende
Angelegenheit. Aber bitte, muss das mit der roten Grütze sein? Das
mutiert doch zu einer furchtbaren Sauerei, und das ist wiederum gar nicht
hübsch.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 19.90 anstatt SFr. 29.90 |
|
HIP
HOP/RAP
Method
Man: Tical 0: The Prequel
Die beinhart bornierten Wu-Fans kotzen seit Monaten. Method
Man möchte mit seinem dritten Soloalbum in den Club. Unbedingt.
Für dieses "hehre" Ziel verzichtete das Clanmitglied bewusst
auf Beats und Gastauftritte des eher Ruffneck orientierten Shaolin-Camps.
Abgesehen vom typisch hypnotischen Rza-Banger
"The Turn" mit Slangmaster Raekwon
erinnert nur noch das Intro an alte "Tical"-Zeiten. "Strong
Wu-Tang-Brother
Number One. Method
Man ... Fourty Million Albums sold. And The Sage Continues",
predigt Wu-Boss RZA
zum x-ten Mal. Doch bereits der von Westcoast-Schattenmann Rick Rock produzierte
Opener "The Prequel" startet als wirrer Synthie-Spalter mit Clap-Snare.
Meth flowt heiser cool und inhaltlos wie auf dem "Blackout"-Album
mit Redman.
"If she don't smoke, get her trunk", lauten seine wertvollen Tipps.
Auch das folgende Missy
Elliott-Feature "Say What" treibt den wutang'schen Die
Hard-Dauernörglern wohl die Zornesröte ins picklige Gesicht. Kein
Geringerer als P.
Diddy darf nach zehn Jahren wieder auf einem Wu-Soloalbum seine
Champagner-Gucci-Styles durchnuscheln. Der "Timbaland für Arme"-Beat
stammt zudem von Puffys Protegé Tony Dofat und bounct recht dünn
über die Tanzfläche. Clifford Smith weiß auch hier wieder
Nennenswertes zu berichten: "Ladies love to play like ladys love Cool
J".
Den ersten Banger bringt Kollege Busta
Rhymes aus seinem Flipmode
Studio mit. "What's Happenin'" lautet die Frage, Club-Hektik durch
Krishna-Sample die Antwort. Da kommen auch die Wu-Stans auf ihre Kosten,
die vom folgenden Alibi deepen Track "The Motto" doch wieder enttäuscht
werden. Aber auch für alle anderen gilt in diesem Fall, kein Rza,
keine Klasse.
Dann lieben wir doch den neuen, inhaltslos clubtauglichen Meth auf "We
Some Dogs" mehr. Zusammen mit Redman
und Snoop
Dogg nutzt er die "Licence To Dog", die sich so anhört:
"Like Snoop said It ain't nutin but a g-thang. Got a bitch in my bed
with nutin but G-string." Alles klar, Tical. Den lässig abhangenden
G-Funk-Beat lieferte übrigens Denaun Porter aus dem Shady Camp, der
bereits 50
Cents Single-Hits "Stunt 101" und "P.I.M.P."
zusammen schraubte.
Ansonsten setzt sich der Method
Man nicht in die Nesseln, sondern 'nur' im gehobenen Durchschnitt
fest. Kanye
West-Mentor No.ID verliert mit "Tease" den Lenny Williams'
"Cause I Love You"-Samplingcontest gegen seinen Schüler,
dessen Produktion für Twistas "Overnight Celebrity" etwas
vielschichtiger klingt. Mit Dirty South-Schelm Ludacris
geht es zum rockigen "Rodeo"-Reiten, und der Rocwilder legt mit
futuristischen Killersnares einen okayen "Da Rocwilder"-Nachfolger
aufs Parkett. Wu-Fans ride this rodeo? Come on, wenigstens das. Zu 'guter'
Letzt chillt Meth bei der "The Afterparty" mit Wu-Kumpel Ghostface,
der auf dem Track sowie mit seinem fast parallelen "Pretty Toney"-Release
beim internen Emcee-Wettkampf gegenüber Meth locker die Nase vorn hat.
Method
Man geht den Weg des geringsten Widerstands, sieht einmal von dem
der Wu-Fans ab. Diese hätten natürlich lieber das den Gerüchten
nach fertige, von Rza
produzierte, von Def Jam jedoch abgelehnte Method
Man-Album in den Händen gehalten. Mit "Tical O: The Prequel"
ist Meth neben Cassidy, Dipset, G-Unit
usw. nur noch einer von vielen, die kein tightes Album, sondern nur einige
tighte Tracks auf die Reihe kriegen. Gute Zeit, für kurze Zeit.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 19.90 anstatt SFr. 24.90 |
|
ITALIA
/ POP/ROCK
Zucchero:
Zu & Co
Miles
Davis, Sting,
Tom
Jones, Macy
Gray, Eric
Clapton, Sheryl
Crow ... Die Liste der Gäste, die in der Vergangenheit mit
Zuccheros
zusammen gearbeitet haben, liest sich wie der Weihnachtswunschzettel von
so manchem anderen Interpreten. Wenn der italienische Rockveteran ruft,
kommen sie eben alle. Jetzt lässt sich das bunte Sammelsurium an Kollaborationen
in einer Best Of-Compilation zusammengefasst bewundern. Somit ist "Zu
& Co." beinahe eine Art Zeitreise durch die nun über 30-jährige
musikalische Laufbahn Zuccheros
geworden. Allerdings klingen die Aufnahmen alles andere als verstaubt oder
abgestanden. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass einige der insgesamt
18 Titel bisher schlicht und einfach noch nie veröffentlicht wurden.
Doch auch vielen Klassikern spendierte der Songwriter bei den Neuaufnahmen
einen zeitgemäßen Sound oder interpretierte sie noch einmal völlig
neu. Zwischen getragen-schnulzigen Balladen ("Hey Man" mit B.B.
King) und trockenen Rockern ("Mama Get Real" mit Mousse
T.) ist jede Facette des italienischen Musikers vertreten. Dabei
bekommt jeder der Songs durch den jeweiligen Duettpartner seinen individuellen
Klangcharakter. Sogar eine - leider etwas verkrampft wirkende - Disconummer
der alten Schule aus der Zusammenarbeit mit Tom
Jones hat ihren Weg auf den Silberling gefunden.
Den Fan erwartet jedoch nicht nur Material aus vergangenen Jahren, denn
zwei komplett neu aufgenommene Songs runden den positiven Gesamteindruck
ab. Damit ist "Zu & Co." eine durchaus gelungene Bestandsaufnahme
der Highlights aus den letzten drei Jahrzehnten. Einige der Songs dürften
aufgrund der namhaften internationalen Unterstützung sogar Hörer
außerhalb des Kreises der Genre-Anhänger interessieren.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 27.90 |
|
ALTERNATIV
/ POP/ROCK
Morrissey:
You Are The Quarry (2 CD)
Er ist zurück. Nach fast sieben Jahren. Zweitausend vierhundert und
zweiundsiebzig Tage Beschäftigung mit Epigonen haben ein Ende: Morrissey,
der zölibatäre Dandy, der aufrichtige Zyniker, der vielbewunderte
Außenseiter und natürlich Ex-Sänger der 80er-Legende The
Smiths präsentiert auf neuem Label sein siebtes Studio-Album. Die Platte
beginnt mit einem - hier verfällt der Kritiker in verschwörerisches
Flüstern - Beat! Der vorgebliche Disco-Hasser Morrissey
auf triphoppigem Pfad. Die Stimme setzt ein, Die Stimme, der vermutlich
göttliche Lohn von Enthaltsamkeit und Vegetarismus, diese Stimme ist
in ihrer ganzen Erhabenheit konserviert: "America, your head's too
big." Morrisseys
Hassliebeserklärung an seine Wahlheimat werden ihm Gegner reflexhaft
mal als oberlehrerhaft, mal als larmoyant auslegen, unfähig, zwischen
der Person Morrissey
und den diversen Ich-Erzählern seiner Texte zu differenzieren. Es folgt
die erste Single. Das etwas verquere Plädoyer für ein neues England
und die Sehnsucht nach einem 'korrekten' Patriotismus, tritt dabei eher
in den Hintergrund der überraschend energisch rockenden Gitarren. "There
is no one on earth I'm afraid of", singt der Mann, für den die
Bezeichnung 'teenage angst' einst erfunden wurde. Jetzt ist klar: Morrissey
ist wirklich wieder da. In voller Form. Druckvoll und prägnant.
Amerika, England, Jesus - Mit seinen Auftakt-Themen entzieht sich Morrissey
jeglichem Anfangsverdacht einer neuen Bescheidenheit. "I have forgiven
Jesus." Größenwahnsinnige Altersmilde? Keineswegs. Doch
ein Selbstbewusstsein, das man durchaus 'erwachsen' nennen darf. Und das
Coverartwork belegt: Morrissey
leidet am 'David
Bowie-Syndrom': Er sieht mit jedem Jahr besser aus. Stylish, klarer
Blick, graue Schläfen, die legendäre Tolle aufgerichtet gegen
die Konformität der Mode, gegen Langweiler und Streber, die unsere
Welt dominieren - "this world, I'm afraid, is designed for crashing
bores." Zur Mitte erreicht das Album seinen Höhepunkt: "How
Can Anybody Possibly Know How I Feel" ist eine Hymne aller Unverstandenen,
halb verzweifelt, halb trotzig, laut mitgesungen von Außenseitern
aller Kulturen und Altersgruppen. "First Of The Gang To Die",
die hoffentlich zweite Single, gehört zu den besten Solo-Songs Morrisseys
überhaupt. Die tragische Legende vom Jugendbanden-Idol Hector, dem
Vernehmen nach eine Referenz Morrisseys
an die Latino-Jugendkultur Kaliforniens, unterlegt Co-Songwriter Alain Whyte
mit einer zuckersüßen Radio-Melodie. "We are the pretty
petty thieves." Gegen Ende strahlt dann ein weiteres Glanzstück
des Albums. Zwischen all den Tiraden auf Autoritäten und Hymnen an
die Einsamkeit heißt es unvermittelt: "Could it be, I like you?"
Kann das wirklich wahr sein? Ein reines, aufrichtiges, euphorisches, ja:
Liebeslied, fern aller hohlen Floskeln. Wunderbar. Willkommen zurück.
Morrissey
in lyrischer Höchstform und endlich auch musikalisch wieder auf der
Höhe der Zeit (oder die Zeit auf seiner?). Was sind schon sieben Jahre?
Jetzt
bestellen für nur SFr. 19.90 anstatt SFr. 27.90 |
|
MUSIK
DVD
No
Doubt: The Videos 1992-2003
Nach den goldträchtigen "The Singles 1992 - 2003" zur mittlerweile
über 15-jährigen Bandgeschichte (angesichts des frischen Teints
Gwen Stefanis kaum zu glauben), schiebt Motor die obligatorische DVD mit
allen No Doubt-Clips nach, die das Erfolgsgeheimnis des Vierers aufdeckt:
Die hyperaktive Frontfrau und Gattin Gavin Rossdales (Bush) sieht verführerisch
aus, singt gut und versteht es, ein Massenpublikum mitzureißen. Tony
Kanal (Bass), Drummer Adrian Young und Gitarrist Tom Dumont kommen dabei
äußerst sympathisch herüber und lassen live wirklich nichts
zu wünschen übrig. Die 16 Videos und zwei Bonus-Clips, die meist
auf Live-Sequenzen oder plotmäßigen Konzepten beruhen, zielen
aufs Massenpublikum ab und präsentieren sich von flippig-farbenfroh
bis spärlich ausgeleuchtet oder schwarz-weiß. Stefani schlüpft
dabei gerne in unterschiedliche Rollen oder experimentiert mit dem Styling.
Und auch ihre Bandkollegen versuchen sich gerne mal in bester Schauspielermanier.
So erhitzte kürzlich das Achtziger-Cover "It's My Life" die
Gemüter. Ein Hit ist die Nummer zwar nur dank der Kompositionskünste
von Talk
Talk. Dennoch kann sich No
Doubts mit Bedacht modernisierte Version hören lassen. Eine
männermordende Stefani tut im Clip ihr Übriges. Eher dokumentarische
Bilder zeigt "Running". Subversiv geben sich No
Doubt in "Hella Good", um im coolsten Clip "New"
im Kinoformat aufzutreten. Neonfarbig sticht dagegen "Ex-Girlfriend"
ins Auge, ausgeflippt geht's im älteren "Oi To The World"
zu. Am unschuldigsten wirkt die Band naturgemäß im ältesten
Clip "Trapped In A Box" (1992). Ihr intensivstes und bestes Stück
bleibt aber dank der deepen Gitarrenlicks die Durchbruchsnummer "Don't
Speak" von 1996. Die musikalische Bandbreite des Vierers reicht mittlerweile
vom anfänglichen Ska über alternative Rockmusik bis hinzu Black
Music-Einflüssen, Dancehall und elektronischen Spielereien. Mit der
Produktion von "Rock Steady" gingen No
Doubt dann noch deutlicher aufs breite Publikum zu. Nummern wie
das Dancehall-angelehnte "Hey Baby" oder das Reggae-Stück
"Underneath It All" passen auf jede Party-Compliation oder lassen
sich problemlos nach Michael Jackson auflegen. Kann man bei den Bonus-Features
auf den gängigen TV-tauglichen Zusammenschnitt aus Videodrehs und Interviews
getrost verzichten, macht das reichliche Behind The Scences-Material dagegen
Spaß. Denn ob bei der Arbeit im Studio, auf Tour, Backstage oder beim
Foto-Shooting - das Quartett aus dem südkalifornischen Anaheim hat
seinen Job drauf. Im Umkehrschluss heißt das: live besser als auf
DVD.
Jetzt
bestellen für nur SFr. 31.80 |
|
Text-Quellen:
Diverse |
|
21.05.2004 21:14:03 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
Zur Monatsübersicht |
|
Wird aktuell angeschaut... |
| |
|