Kaum ein internationaler Konflikt hat in jüngerer Zeit eine derart polarisierende Kraft entfaltet wie der Irak-Krieg 2003. Befürworter und Gegner der amerikanischen Politik stehen sich bis heute unversöhnlich gegenüber. Zugleich hat der Konflikt wenig zu einer öffentlich über die Medien geführten Debatte beigetragen. Diesseits und jenseits des Atlantiks verharrten Journalisten weitgehend auf nationalen Standpunkten, statt einen kritischen Diskurs auch über Staatsgrenzen hinweg zu führen.
Mittels einer umfassenden quantitativen Inhaltsanalyse zeichnet Annika Rechmann ein differenziertes Bild der Berichterstattung über den Irak-Krieg 2003 in deutschen und amerikanischen Qualitätszeitungen. In Anlehnung an die Theorie des kommunikativen Handelns und der deliberativen Demokratie von Jürgen Habermas fragt sie: "Wie konnten zwei freiheitliche Gesellschaften den Krieg so unterschiedlich wahrnehmen?" und "Wieso kommt es nicht zu einem fruchtbaren Diskurs zwischen den polarisierten Lagern?". Antwortmöglichkeiten lassen sich durch einen systematischen Vergleich der politischen Systeme und der politischen Kommunikationskultur beider Staaten finden. So zeigt sich, dass in Deutschland ein Stil politischer Kommunikation vorherrscht, während Amerika von einem Stil kommunikativer Politik geprägt ist.