News Detail: CD: Top Tipps
POP
Thomas Anders: This Time
"Yo! Back in the fact with full respect! The one and only original. Giving you what you've been waiting for and a place to be. My man, BIG T, give it up for the voice of choice: Thomas Anders!" So lautet das Anfangsplädoyer von "Nothing's Gonna Stop Us Now", enthusiastisch vorgetragen von irgendeinem namenlosen Statisten. Wer nun glaubt, Boxkampfansagen passten nicht zu Thomas Anders, der erinnere sich daran, dass die "Dark Side Of Modern Talking" in 20 Jahren Erfolgsgeschichte keine Peinlichkeiten ausgelassen hat. Warum sollte er ausgerechnet jetzt damit anfangen? "This Time (The 19th Album)" nennt sich das Machwerk Nr. 1 nach dem Split mit Big Dieter. Wir erinnern uns: Das Erstlingswerk der erfolgreichsten deutschen Popband hieß damals "Album Nr. 1". Schön zu wissen, dass es wie daheim bei Muttern auch im Popgeschäft Dinge gibt, die immer gleich bleiben. Und bei Thomas Anders gehört außer der Konsequenz bei der Namensgebung auch ganz besonders das konstante Level dazu, auf dem er seine Popliedchen abliefert. Wie hoch bzw. tief dieses Level einzuordnen ist, ist nach wie vor eine der lustigeren Kontroversen in der deutschen Musiklandschaft. "This Time" macht da keinen Unterschied. Gleich der erste Song "King Of Love", den der Münstermaifelder als Single rausbrachte, überzeugt mit seiner eingängigen Melodie. Zumindest bis die Erkenntnis kommt, dass eben diese Melodie 1:1 von "Ain't No Mountain High Enough", dem Marvin Gaye/Tammi Tarell-Duett abgekupfert ist. Und das auch noch richtig frech. Raffinierter stellt Anders sich da schon bei "Live Your Dreams" an. Hier geht nur die Hälfte des Songs auf das Konto von Michael Jacksons "Don't Stop 'Til You Get Enough".
Der Großteil der Tracks dümpelt auf seichtem, nett anzuhörendem Mainstreampopniveau dahin und hätte sich ebenso gut auf einem Backstreet Boys- oder N' Sync-Output gemacht. Nichts Neues also. Allerdings hält Bernd Weidung, wie Anders eigentlich heißt, das eine oder andere überraschende Schmankerl für den Konsumenten bereit.
"Independent Girl", die erste Singleauskopplung, weist eine tolle Choralkomposition auf, und es wundert beinahe, dass diverse Radiosender den Song nicht bereits totspielten. "World Of Stars" und "In Your Eyes" sind zwei wirklich schöne Balladen, die den richtigen 'Unter die Haut'-Faktor aufweisen. Zum Schluss schmalzt sich "Paradise" noch mal in bester Orange Blue-Manier in die Ohrmuschel.
Was ist nun anders ohne Dieter Bohlen? Nicht viel, denn auch "This Time" ist größtenteils entweder dreist abgekupfert oder billig nachgemacht. Es ist Thomas Anders hoch anzurechnen, dass er im Gegensatz zu Ex-Buddy Bohlen nicht die totale Trash-Pop-Schiene mitfährt. Ob das allerdings auf mehr Mut zum Risiko schließen lässt oder nur auf die Unfähigkeit, eine glatte und saubere Produktion hinzubekommen, ist ebenso unklar, wie die Antwort auf die Frage, warum so viele Lückenfüller sein müssen. Sorry Big T!, war das wirklich nötig? .
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ALTERNATIV / POP
Electric Soft Parade: The American Adventure
Eigentlich ist dieses Album etwas ... unbeschreiblich. Nicht, dass hier übermäßig viele Stile den Hörer unnötig verwirren. Eher bewegen sich The Electric Soft Parade im Alternative-Pop-Genre so geschickt, dass sie immer wieder an dessen Grenzen stoßen, jedoch kaum darüber hinaustreten.
Der Opener "Things I've Done Before" swingt mit fröhlichem, lupenreinem Pop. Zuckersüß singt Alex White "I hope that I was wrong", dazu slidet die Gitarre abgehangen im Hintergrund. Die Brüder beweisen schon hier, dass sie meisterhaft mit der Dynamik eines Songs spielen können. Auch das folgende "Bruxellisation" spricht Bände über die Songwriterqualitäten der sehr jungen White-Bruder. Dazu Alex' fragile Stimme, und der schmachtende Popsong ist perfekt. "Wrongest Thing In Town" schlägt dieselbe Richtung ein, die Brüder zeigen sich noch melancholischer. Nach ca. drei Minuten verzettelt sich der Song leider in einer langweilenden Gitarren-Endlosschleife. Dann lieber einen Abstecher in rockigere Sphären wagen: auf "Lights Out" klingen die Gitarren rau, der Refrain kracht, "and the victories that you've had will make up for the values you lack". Oder die Single "Lose Yr Frown": in der Strophe geben die Gitarren laid back den Ton an, das Keyboard den Rhythmus vor, bevor die Brüder im Refrain ausbrechen, um zu krachen.
Ab dem Titeltrack weicht das Album dann vom Gewohnten ab. Die Melodien sind nicht mehr gradlinig, die Songs nicht mehr so eingängig. Über knapp sieben Minuten hört man beim Track "The American Adventure" mehrere Melodien, Stile und Strukturen in einem Song. Es folgt ein ruhiges, gradliniges "Chaos", das seinem Namen keine Ehre macht, den Hörer beim Träumen jedoch das eine oder andere Mal von der Musik abschweifen lässt. "Headacheville" bewegt sich wieder etwas in Richtung Rock und zieht mit ausgefeiltem Gitarreneinsatz die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich.
Mit einem besinnlichen, nachdenklichen Lullaby endet das zweite Album der White-Brüder. Es beweist, dass den Jungs die Kunst, perfekte Spannungsbögen und Tempowechsel zu basteln und Breaks an der richtigen Stelle zu setzen, wohl in die Wiege gelegt wurde.
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ALTERNATIV / POP
Lost Prophet: Start Something
Erstens kommt es anders, und zweitens Lostprophets. Wer sich von den ersten Takten von "Start Something" in die Irre führen lässt und glaubt, just another Nu Metal-Klon würde hier sein Unwesen treiben, ist auf einem ziemlich holzigen Weg. Die Propheten entziehen sich geschickt jeder Schubladisierung und erweitern mal eben den Horizont ihrer musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten um einige Potenzen. Den Stolperstein der Beliebigkeit überwinden die sechs, mit einem spielend lockeren Hüpfer. Intelligent ausgearbeitete Songstrukturen, eine Ader für packende Melodien und eine gute Produktion machen "Start Something" zu einem Gewinner. Hinzu kommt, dass kein einziger der dreizehn Songs als Ausfall zu Buche steht, ist klar, wohin die Marschrichtung geht: nach oben. Zwar haftet ihnen der Ruf an, sich der verschiedensten Klischees zu bedienen, aber 'tschuldigung, was kümmern mich Klischees, wenn hier eine Platte den Weg an die Öffentlichkeit findet, mit der in dieser Art niemand wirklich rechnen konnte, die dennoch fesselt und Aufmerksamkeit verlangt? Die Lieder gehen nie in belanglosem 08/15-Gedudel unter. Alleine das melancholisch-feine Arrangement von "Hello Again" ist das "Start Something"-Eintrittsgeld wert, der größte Hammer kommt jedoch ganz am Ende. "Sway" leiht sich Elemente bei Portishead, Massive Attack und - Dank des Gesangs von Ian Watkins - Faith No More. Aus diesen Zutaten zimmern die Lostprophets ein eindringliches und atmosphärisches Stück Musik, das als Kehraus nicht passender hätte gewählt werden können.
Das Verweilen in Negativstimmungen überlassen die Briten den Berufsdepressiven. "Last Summer" beschwört geradezu perfekt die Stimmung herauf, die gute Freunde am Strand befällt, die sich des ausgehenden Sommers zwar bewusst sind, die sich von den unvermeidlich sinkenden Temperaturen aber nie und nimmer die gute Laune verderben lassen.
Auf einen Schnellschuss, der außer einer gut geplanten Promo-Kampagne nicht viel zu bieten hat, haben die Prophets verzichtet. Trotz unterschiedlichster Einflüsse, Songs und Stimmungen klingt der rote Faden von vorne bis hinten durch "Start Something". Nach vorne los, "Start Something" eben, aber mit der Kontrolle und einer Überlegtheit, die Freude bereitet. Diese Überlegtheit führt in letzter Konsequenz auch zu einer Überlegenheit anderen Bands gegenüber, die außer dem Wiederkäuen von bewährten Rezepten nicht viel zu bieten haben.
Wer es schafft, Punk, Metal, Pop, Crossover und weißdergeierwasnoch auf einem Album derart homogen zusammen zu schweißen, bekommt den Segen.
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SOUNDTRACK / ALTERNATIV
Soundtrack: Lost In Translation
Sofia Coppola hat sich mit zwei gelungenen Filmen als talentierte Regisseurin mit einem besonderen Blick für das Innenleben ihrer Figuren erwiesen. Ihr Gehör ist anscheinend genau so gut. Die Filmmusik von Lost in Translation, der Geschichte einer von Mai bis Dezember dauernden Freundschaft zwischen zwei entwurzelten Amerikanern in Tokio, ist wie ein Heilmittel gegen den Jetlag. Auf Coppolas Rezept wird eine Dosis verträumten Shoegazer-Pops verschrieben, angefangen von My Bloody Valentines klangvollem "Sometimes" bis hin zu den verzerrten Klängen von Jesus & Mary Chains "Just Like Honey".
Die Musik wird zum Spiegelbild des verworrenen Geisteszustandes der Schauspieler Bill Murray (als Filmstar mitten in seiner Midlife-Crisis) und Scarlet Johansson (als eine emotional bereits im Alter von knapp über 20 Jahren gestrandete Frau). Die Musik liefert aber auch eine sichere, gefühlvolle Hülle, in der die beiden ihr Übersee-Abenteuer ausleben können. Coppola arbeitete mit dem Produzenten Brian Reitzell zusammen und schaffte es, Kevin Shields von Valentine dazu zu bringen, verschiedene Stücke mit entrücktem Indie-Rock und Klangwelten als Hintergrund zu schaffen, die stilisiert und ohne markante Konturen wirken. Begrüßenswert als Zutat ist dieses für uns seltsam klingende japanische Element, eine verzerrte Reflexion der amerikanischen Folk-Rock-Band Happy End aus den frühen 70er-Jahren. Einen zusätzlichen "Hidden" Track liefert der Beitrag von Murray in diesem Film, wenn er seine verschlafene Karaoke-Version von Roxy Musics "More Than This" präsentiert.
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SOUNDTRACK / FOLK
Soundtrack: Cold Mountain
Charles Fraziers Roman-Bestseller wird durch den Regisseur Anthony Minghella mit stimmungsvoller Romantik und mit einer dramatischen Struktur präsentiert, die bereits mit Homers Odyssee verglichen wurde. Dieses neue Filmkunstwerk ist -- was die wesentlichen Aspekte betrifft -- durchaus auf einer ebenbürtigen Ebene mit Coens O Brother, Where Art Thou zu sehen. Der von T-Bone Burnett produzierte Soundtrack mit traditioneller Musik aus der Appalachen-Region, mit einfühlsamen Originalfassungen unterschiedlicher Songschreiber (wie Elvis Costello und Sting), wie mit einer Reihe von packenden Interpretationen (Jack White von den White Stripes und Alison Krauss), geht weit über die sonst übliche Einbeziehung von Stars hinaus.
White beweist bei "Wayfaring Stranger" und mit seiner Version von Howlin' Wolfs "Sittin' On Top Of The World", dass seine traditionellen Bluesstücke nicht als Effekthascherei entstanden sind. Mit seiner Originalversion von "Never Far Away" begibt er sich in den Bereich stimmungsvoller Romantik. Alison Krauss liefert eine faszinierende Version von Elvis Costellos "The Scarlet Tide". Stings wehmütiges "You Will Be My True Love" mit Anklängen an keltische Musik.
Dieser Soundtrack entwickelt ein tief gehendes Gespür für den Schauplatz und die Epoche dieser Handlung und wird von weiteren traditionellen Stücken untermalt, die von einer langen Reihe von bekannten Künstlern der Bluegrass/Country-Folk-Szene dargeboten werden. Ein energiegeladener Beitrag der Sacred Harp Singers at Liberty Church mit Stücken, die an Gospelsongs erinnern und geradezu ätherische Klänge liefern, ergänzt den Soundtrack. Die sanften Orchesterklänge von Gabriel Yared (ganz entscheidend für die Charakterisierung der Figuren und für die Kontinuität der Handlung) dienen jeweils als Ausklang für die vielen Stücke mit urwüchsiger traditioneller amerikanischer Musik. Burnetts musikalische Reise in die Vergangenheit ist düster, ominös und immer melancholisch, sie ist jedoch wesentlich mehr als nur ein zweiter Aufguss von O Brother, Where Art Thou.
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COMPILATION / CHILL OUT
Verschiedene: Buddha Bar Vol. 6 (2 CD)
Nach zwei eher zwiespältigen Versuchen von David Visan hat die Buddha Bar wieder den Meistermixer Ravin gewinnen können, der mit Buddha Bar 3 und mit den beiden Siddharta-Compilations für die besten Mixes der gesamten Szene gesorgt hatte.
Ravin hat nicht nur ein ähnliches gutes Händchen für flüssige und stimmige Collectionen (ähnlich wie Stéphane Pompougnac/Hotel Costes), er weiss natürlich auch, dass die Zeit von Ethno-Mixes à la David Visan vorbei ist. Ebenso sind chillige Lounge-Sounds kaum noch gefragt, der Trend geht eindeutig hin zu jazzigen Klängen und griffigen Rhythmen.
Dies wird schon auf der ersten CD der Buddha-Bar-Box 6 klar, bei der Ravin in leicht indisch angehauchte Klänge immer wieder entspannte Bossas und lässige Jazzstücke einbaut. Obwohl die 14 Titel der mit "Rebirth" benannten CD recht unterschiedlichen musikalischen Charakter haben, klingen sie dennoch äußerst homogen, wie aus einem Guß. Auch wenn die mit "Rejoice" benannte zweite CD der wie immer opulent ausgestatten Box relativ entspannt "indisch" beginnt, verspricht sie doch deutlich mehr Power. Schon in Stück 2 geht's richtig los mit kräftigeren Beats, leichtem House und dazwischen immer wieder eingestreuten Dub-Rhythmen. Ab Titel 8 wird's dann richtig heftig, die treibenden House-Rhythmen erinnern an Collectionen von HedKandi oder Naked Music, sie sind die mit Abstand trendigsten Klänge, die jemals auf einer Buddha Bar CD zu hören waren. Auch wenn das Saxofon ganz am Ende der CD etwas "nervt", ist der zweite Part der CD dennoch richtig gut geeignet für Discos und Parties.
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TIPP: Verschiedene: Hotel Costes Vol. 6
 
HEAVY METAL
Disturbed: Music As A Weapon
Wenn man seine Band "gestört" nennt, muss man entweder ordentlich einen an der Waffel haben, oder "gestört" zum Motto machen. Je nach dem, wie man Disturbed sehen möchte, kann man dieses Attribut anwenden. Ob bekloppt oder nicht, eines kann man den Mannen um Sänger David Draiman aber nicht absprechen: die fast unbändige Power, die aus ihren Songs spricht.
Die Band wird 1997 in Chicago gegründet. Gitarrist Dan Donegan, der nebenbei noch für die elektronischen Elemente im Sound zuständig ist, probt schon eine ganze Weile zusammen mit Schlagzeuger Mike Wengren und Bassist Fuzz, nur um frustriert fest zu stellen, dass kein Shouter, der bei ihnen vorspielt, zu ihnen zu passen schien. Als dann Draiman auf der Bildfläche erscheint, überrascht er die anderen drei mit der Bitte, einfach mal drauf los zu jammen. David überzeugt nicht nur durch sein äußerst versiertes Organ. Die Attitüde, mit der er auftritt, macht ihn von Anfang an zu einer schillernden Figur innerhalb der Band. Geprägt durch ein erzkonservatives, religiöses Umfeld, hatten viele Leute die unterschiedlichsten Pläne für seine Zukunft. Lehrer oder Arzt sollte er werden und sich eine brave bürgerliche Existenz aufbauen. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und drittens war da die Band, in die er zu passen scheint, wie die Faust aufs Auge.
Nachdem die vier die Aufnahmen zu ihren ersten Demos abgeschlossen hatten, steht auch schon die Plattenfirmen auf dem Teppich, um sich das sich schon abzeichnende Potential der Band zu sichern. Der Zuschlag geht an Giant Records, die im großen Hause Warner ihr Zelt aufgeschlagen haben. Kurz nach Veröffentlichung des Debuts "Sickness" im März 2000 ist die Band dann auch gleich zum ersten Mal auf Tour, die Resonanzen sind durch die Bank positiv. Viele, die zu den Konzerten kommen, um sich an der Abendkasse noch ein Ticket zu sichern, müssen unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Einen prominenten Fan können sie mit Ozzy Osbourne gewinnen, der ihnen mit der Einladungen zum Ozzfest 2000 endgültig zum Durchbruch verhilft.
Die Auftritte im Rahmen des Billings treffen die Anwesenden Konzertbesucher wie ein heftiger Schlag in die Weichteile und mit einem Mal sind Disturbed in aller Munde. Diesen Triumphzug setzen sie dann als Headliner auf der zweiten Bühne des 2001er Ozzfest fort.
Der kommerzielle Erfolg lässt dann natürlich nicht lange auf sich warten. Das Album steigt auf Position 67 in die Billboard Charts ein und bekommt ziemlich schnell Doppel-Platin verliehen. Nun steht die Band fast schon auf derselben Stufe mit den Acts, mit denen sie immer verglichen werden, obwohl Vergleiche nichts taugen, um den Stil von Disturbed zu beschreiben. Von melodiös bis knüppelhart ist alles im Programm, was der Hartwurst-Fan so gerne hat. Zu noch größeren Ehren gelangen sie, als sie im Vorprogramm von Godsmack und den Stone Temple Pilots auf der von MTV gesponsorten "Return Of The Rock"-Tour auftreten. Ein Gig in ihrer Heimatstadt Chicago wird sogar exklusiv für MTV aufgezeichnet und entwickelt sich dort zum Dauerbrenner.
Die Kunde von den Gestörten verbreitet sich auch in Europa, nachdem sie im Vorprogramm von Marilyn Manson den alten Kontinent beackeren. Zwar bleibt vom amerikanischen Rummel nicht so viel übrig, aber die Saat ist gesät. Nebenbei fanden sie sogar noch Zeit, Tracks für die Soundtracks zum Komödienspaß Little Nicky (Nebenrolle: Ozzy Osbourne), Dracula 2000 und Valentine ein zu spielen. Nachdem sie sich bis Ende 2001 live wahrhaftig den Arsch wund spielen, gehen sie schnurstracks wieder ins Studio, um den Nachfolger "Believe" einzuspielen. Die erdigen Nu-Rocker aus Chicago machen sich. Klang die letzte Scheibe The Sickness noch ein wenig unausgegoren, so ist das Songwriting auf Believe deutlich überzeugender ausgefallen.
Disturbed haben gelernt, ihr musikalisches Feld effektiver zu beackern. Da die Band keinen Bock auf aufgeblasene High-End-Produktionen und allzu viele Ausflüge in rock-fremde Bereiche hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf abwechslungsreiche Riffs und eindringliche Vocals zu setzen. Beides gelingt ihr auf Believe vorzüglich. Das Riffing wirkt relativ kompakt und traditionell, offenbart bei genauerem Hinhören aber viele interessante Details und originelle Wendungen. Nun ist es an der Zeit, nach so vielen Touren, endlich das, und nicht nur für die "alten" Fans, dass Live Album, auf diesem ist deutlich zu erkennen, Das, die größten Fortschritte der Sänger David Draiman gemacht, der fast jeden der Tracks mit eigenständigen, unter die Haut gehenden Melodielinien veredelt. Sein einzigartiges Organ prägt das Album von der ersten bis zur letzten Sekunde und dürfte Disturbed nicht nur in den USA, sondern auch hier zu Lande zahlreiche neue Fans bescheren.
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TIPP: Disturbed: Music As A Weapon 2 (1 CD & 1 DVD)
 
DEATH METAL
Deicide: Scars Of The Crucifix
Auf der Promo steht: "The Blasphemy is back"! Hat eigentlich nach dem eher aus der Pressesicht durchschnittlichem letzten Album für das alte Label jemand geglaubt, dass Deicide eine neue Platte machen werden? Zudem auch noch Glen Bentons megageile Beteiligung bei Vital Remains nicht unbedingt die Gerüchteküche abkühlen lies! Siehe da, Deicide ist wirklich wieder da und sie haben eine Menge an neuer Power in den letzten 3 Jahren (dazu-)gewonnen. Deicide sind mit den Aufnahmen zu ihrem neuen Album "Scars Of The Crucifix" in den Morrisound Studios in Tampa mit Produzent Neil Kernon (Cannibal Corpse, Nevermore) fertig und liefern ein, nun ja...- Sorry, aber leider wirkt die Scheibe ab dem sechsten Stück zu schlicht und somit eher durchschnittlich und hat somit den gleichen Charakter wie die zwei Vorgängeralben. Schade eigentlich, den Titel wie "Scars of the crucifix", "Mad at God", "Fuck your God", "When heaven burns" und vor allem "Conquered by Sodom" knallen wie die Sau und geben das Gefühl, dass Deicide es mal wirklich richtig aggressiv und bombastisch drauf haben! Halt schnell, präzise, technisch, gewaltig und teuflisch zugleich. Vor allem der Gesang ist diesmal in den o.g. Songs besonders gut, da sich Glen noch furchteinflüssender gibt. Im Grunde ist dieses Werk nicht unbedingt als schlecht zu bewerten, aber an die ersten Werke oder "Serpents of the light" oder gar den Meilenstein "Once upon the cross" kommt es allemal nicht ran. Vielleicht entsteht dadurch die Frage: Wer will das schon, schließlich will man doch keine Kopie eines "alten" Albums? Aber ich meine, dass der ach so geniale und echte Deicide-Spirit irgendwann zwischen "Insineratehymn" und "In Torment in hell" (fast) verlorengegangen ist.
Fazit: Dieses Album hat seine genialen Songs und die Presse dürfte sich durch dieses Werk vom langjährigen "Torment in hell"-Trauma erholen und auch für die Deicide-Fans dürfte sich ganz bestimmt freuen.
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ALTERNATIV / ROCK
John Frusciante: Shadows Collide With People
Die Red Hot Chili Peppers sind seine absolute Lieblingsband, deren Gitarrist Hillel Slovak sein größtes Idol. Als der am 5. März 1971 geborene John Frusciante 1986 im Variety Arts Center in L.A. seiner Götter ansichtig wird, ist es erst recht um ihn geschehen. Fortan übt er die Songs seiner Helden auf der Gitarre noch besessener als zuvor. Den L.A.-Gig nimmt er außerdem zum Anlass, die Band backstage zu treffen. Wie die Legende besagt, beginnt ab diesem Tag - trotz des Altersunterschieds von acht Jahren - eine innige Freundschaft zwischen Frusciante und den Red Hot Chili Peppers (bestehend aus Anthony Kiedis, Flea, Hillel Slovak und Jack Irons), zu deren Gedeihen vor allem Frusciante beiträgt, der der Band zu unzähligen Konzerten hinterher reist. Seine Begeisterung für Slovaks Gitarrenspiel beschrieb Frusciante später einmal so: "Ich versuchte, genau so zu spielen wie er. Meine Freunde meinten, ich hätte einen eigenen Stil, doch alles was ich machte, war, Hillel zu kopieren." Nach dem Achtungserfolg "The Uplift Mofo Party Plan" von 1987 und der '88er EP "Abbey Road" arbeiten die Red Hot Chili Peppers gerade am vierten Studioalbum, das "Rockin' Freakapotamus" heißen sollte (heute der Name des RHCP-Fanclubs!), als Hillel Slovak am 25. Juni 1988 an einer Überdosis stirbt. Die Band ist geschockt und nimmt sich eine einjährige Auszeit. Als Anthony und Flea 1989 die Band wiederbeleben wollen, hat der zukünftige Pearl Jammer Irons das Boot bereits verlassen. Der ebenfalls geschockte John Frusciante ist gerade dabei, ein Angebot der L.A.-Combo Thelonious Monster anzunehmen, als er seinen jugendlichen Traumjob als Red Hot Chili Peppers -Gitarrist angeboten bekommt.
Der Zeitpunkt hätte günstiger nicht sein können. "Mother's Milk" wird mit dem jungen Frusciante noch erfolgreicher als der Vorgänger, erreicht Gold-Status und bringt die Band erneut auf Tour nach Europa. Der große Wurf gelingt den Peppers dann 1991: "Blood Sugar Sex Magik" entwickelt sich zu Beginn des Crossover-Booms rasch zum Welterfolg und ist zu großen Teilen dem Gitarrenspiel Frusciantes zu verdanken. Um den plötzlichen Ruhm zu verdauen, setzt der 20-Jährige wie auch Sänger Kiedis auf üppigen Drogenkonsum, der sich beim Nesthäkchen verstärkt in unvorhersehbaren Verhaltensweisen äußert. Zu dieser Kategorie gehört sein abrupter Ausstieg bei den Peppers inmitten einer Japan-Tournee 1992. Ein Entschluss, den ihm Anthony bis zum Wiedereinstieg im Jahr 1998 nicht verzeiht. Einzig Flea hält sporadischen Kontakt zu ihm aufrecht. In den sechs Peppers-losen Jahren führt John Frusciante das Leben eines millionenschweren Einsiedlers, der sich in seinem Haus in L.A. einschließt und penibel auf uneingeschränkte Drogenzufuhr achtet.
Dank den Überredungskünsten seiner Kumpels River Phoenix, Gibby Haynes (Butthole Surfers) und Perry Farrell (Jane's Addiction) veröffentlicht John 1994 seine privaten Aufnahmen "Niandra Lades" (Songs 1-12) und "Usually Just A T-Shirt" (Songs 13-25) auf einem Album über Rick Rubins Label "American Recordings". Die enttäuschenden Verkaufszahlen kümmern den Misanthropen Frusciante wenig. Ihm geht es einzig darum, seine "wahren Gefühle" zu vermitteln, die ihm Stimmen und Seelen aus dem weiten Universum zuflüstern. Auch auf dem Nachfolger von 1997 krächzt John seine unmittelbaren, nunmehr stark von Heroin kontrollierten Emotionen ungefiltert zur Akustikklampfe ins Aufnahmegerät. Der Release hat diesmal keine idealistischen Gründe mehr, der Eremit braucht schlicht Geld für noch mehr Drogen. Das verstörte und leidende Winseln auf "Smile From The Streets You Hold" gilt als das Paradebeispiel eines Junkie-Albums. Die Songs stammen aus dem Zeitraum zwischen 1988 und 1996, was anhand des durchgehenden Gejaules nicht weiter auffällt. 1997 unterzieht sich John einer Entziehungskur. Der Rest ist Geschichte.
Nach dem Megaerfolg von "Californication" veröffentlicht Frusciante 2001 sein auf Tour komponiertes, drittes Soloalbum "To Record Only Water For Ten Days. 2004 ist wieder ein Frusciante-Jahr: Nachdem sich die Red Hot Chili Peppers mit einem Best Of-Album und der Single "Fortune Faded" erstmal zurücklehnen und einige Festival-Gigs zusagen, spielt John sein viertes Werk "Shadows Collide With People" ein, auf dem auch die Buddys Flea und Chad mitmischen. Das Ergebnis sind 18 neue Songs, die sich zwar vom autistischen Homerecording-Charme des Vorgängers weg bewegen, aber noch immer die verquere, melancholische Eleganz seiner bisherigen Kompositionen verströmen.
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MUSIK DVD
Rolling Stones: Rolling Stones: Four Flicks (4 DVD)
Selbst die Rolling Stones spalten. Für die mitalternde Fangemeinde bleiben sie einfach die beste Rockband der Welt. Andere wiederum ermüdet Keith Richards Drei-Riff-Schema bereits seit den Achtzigern. Eins ist nach über 40 Jahren aber gewiss. Die Stones machen Musikgeschichte. Oder wie es Richards einmal sinngemäß formulierte: erst wenn seine Combo abtritt, wird man wirklich sehen, was im Rock-Zirkus möglich ist. Doch von in-Rente-gehen kann keine Rede sein.
Vielmehr hielten die Stones die Quintessenz ihrer Jubiläumstour auf vier DVDs mit zahlreichen Features rund um Tour, Band und Historie sowie Bonus-Songs und altes Bildmaterial fest. Mick Jagger, Richards, Charlie Watts, Ron Wood und Co. ließen dafür die Shows im Pariser Olympia Theatre, im New Yorker Madison Square Garden sowie im Londoner Twickenham Stadium mit ihren jeweils unterschiedlichen Setlists filmen.
Die Live-Box bildet insofern das Konzept der vor kurzem in der Schweiz zu Ende gegangenen "Fourty Licks"-Welttournee ab: gerockt wird im relativ kleinen Club, in der Halle und im Stadion. So spielten die Stones in München zum Start der Europa-Tour beispielsweise nacheinander in der Olympiahalle, im Olympiastadion und im recht intimen Circus Krone. Bei den drei Konzert-DVDs lassen sich zusätzliche Funktionen, wie Backstage-Eindrücke während des Gigs oder Band-Kommentare zu den Songs anwählen. Es finden sich auch kurze Extras wie die kommentierten Gastauftritte Sheryl Crows und Solomon Burkes oder von AC/DC, bei denen die prominenten Gäste selbst zu Wort kommen. Die DVD-Box wartet zudem mit sechs Songs auf, die noch nie releast und mit 16 Stücken, die live noch nicht veröffentlicht wurden. Gute Unterhaltung bietet der Zusatz-Silberling, der deutlich macht, welch immensen Aufwand eine Stones-Welttour bedeutet und wie lange ihre Vorbereitung dauert. Man begleitet die Band in zahlreiche Städte und Länder, in den Proberaum, zu Promo-Terminen, zum Vocal- und Dance-Coaching, ins Fitnesstraining, ins Flugzeug, schaut bei der Planung der Bühnenshow (54 Trucks!) zu oder schwebt im Zeppelin zum Tourauftakt in Manhattan ein.
Da werden schon mal Erinnerungen an die Anfänge wach: "Da war nichts", so Jagger. Die Kommentare sprechen die Bandmitglieder selbst. Richards profiliert sich einmal mehr als direkter, charmant-ironischer Rabauke, während Jaggers Macher-Image beeindruckt. Drummer Watts ist und bleibt der ruhigste der Stones, und der gut gelaunte Ronnie Wood fragt sich auch nach 30 Jahren noch, weshalb er als Nesthäkchen gilt. Unterm Strich gibts sympathischen, soliden Rock in solider Bild- und Ton-Qualität. Eben genauso, wie es auf einer höchst professionellen Tour zugeht - manchmal rau, dafür ungeschminkt. Passend dazu bleibt die Menüführung im schlichten Design gehalten. Am Ende staunt man trotzdem, wie viel Begeisterung die Stones überall auf der Welt, ob in Japan, Indien, den USA, Spanien, Prag, London oder Deutschland, noch immer auslösen.
Die größten Augenblicke der DVD bleiben aber jene, die die Magie des R'n'Rs einfangen. Die Adrenalin-geschwängerten Sekunden und Minuten vor bzw. nach den Gigs, für die Musiker auf die Bühne und Fans in die Konzerte gehen.

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Text-Quellen: Diverse
28.02.2004 03:20:04 / enzo
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