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POP/ROCK
/ INDIE ROCK
U2:
How To Dismantle An Atomic Bomb
Das Öffentlichkeitsbild von U2:
Bono in einer Audienz bei Papst Johannes Paul II., Bono am Rednerpult der
Labour Party, Bono bei Hamid Karzai in Afghanistan und Bono beim Fotoshooting
mit George W. Bush. Globalaktivismus im PR-Gewitter, Gutmensch im Blitzlicht.
Natürlich ist es weder eine Neuigkeit noch verwerflich, dass der Ire
seine Prominenz dazu nutzt, um die Lebenssituation für Menschen in
Drittweltländern wie Äthiopien oder im Sudan erträglicher
zu gestalten. Dass Bono in diesem Zusammenhang auch mal Diktatoren die Hand
schüttelt, finden Kollegen wie Chumbawamba
in Verkennung seiner Ziele regelrecht widerlich. Und doch, ohne zynisch
klingen zu wollen: gerade aufgrund Bonos omnipräsenter Lobbyarbeit
verkam die Band U2
in der öffentlichen Wahrnehmung der letzten Jahre zum ausrangierten
Rock-Vehikel seiner Auftritte auf politischem Parkett. Ein Preis, den Bono,
der Drop The Debt-Star, bereit ist, für die gute Sache zu zahlen. mmerhin
ein kleinerer als der des Kollegen Bob
Geldof, der sein künstlerisches Schicksal einmal haarsträubend
feinsinnig formulierte: "Live
Aid hat meine Karriere zerstört. Was ganz logisch ist: Niemand
will Mutter Teresa in einem Rockkonzert zujubeln." Auch wenn Bono diese
Horrorvorstellung wohl erspart bleibt; die Zeiten, in denen U2
mit ihrer Musik begeisterten, sind lange her. Gute Momente auf "All
That You Can't Leave Behind" konnten über diese Tatsache auch
nur hinweg täuschen, weil der Vorgänger "Pop" ziemlich
degoutant ausfiel.
Bei U2-Gitarrero
The Edge soll das Bild von Bono mit Bush in der Presse der Auslöser
einer Auseinandersetzung gewesen sein. Folglich verriet der Sänger
bereits Ende letzten Jahres, auf den Sound der neuen Platte angesprochen:
"It's driven by a guitar player who is sick of the sight of me shaking
hands with dodgy politicians. The anger is unbelievable!" Extrahiert
man aus Bonos Zitat die Assoziation, "How To Dismantle An Atomic Bomb"
rocke ähnlich wie ein U2-Album
aus den 80ern, gelangt man dennoch zu einer unerwarteten Erkenntnis: die
Band legt ihr bestes Album seit "Achtung Baby!" vor. "Vertigo",
Vorabsingle und Apple erprobter Heißmacher, ist der legitime Nachfolger
von "The Fly": Bono klingt endlich wieder giftig und The Edge
beißt derart in die Saiten, dass er Bass und Schlagzeug mit seinen
Riffs schier nieder mäht. Beileibe nichts für die "Beautiful
Day"-Popfraktion unter den U2-Fans.
Zu bedauern ist höchstens, dass die Band sich im weiteren Verlauf nicht
mehr in ähnliche Rockhöhen empor wagt. Aus diesen Zeiten sind
sie ja eigentlich schon lange rausgewachsen und so fehlten mir am letzten
Album auch wenigstens richtige Hymnen. Höchstens "Stuck In A Moment
You Can't Get Out Of" verdiente noch diesen Ausdruck, aber dass U2
jemals wieder so berührende Stücke wie "Running To Stand
Still", "So Cruel" oder natürlich "One" komponieren
würden, schien doch aussichtslos. Und nun: "Sometimes You Can't
Make It On Your Own", ein atmosphärisches Meisterwerk mit, ja,
beinahe "Joshua Tree"-mäßigen Gitarren, die im Refrain
in zart klagende Cure-Akkorde
umschlagen. Dazu Bonos Stimme in Topform, fertig ist der Klassiker. Überhaupt
ist Edges Handschrift präsenter denn je und lässt das Album in
weiten Teilen kantiger klingen als den Vorgänger. "Crumbs From
Your Table", ebenfalls großartig, birgt kräftige Riffs,
die sich allerdings nur im Thema austoben und eine geile Bridge tragen,
während The Edge in Strophe und Refrain Bonos Gesangslinie songdienlich
Raum lässt. Vom Aufbau her vielleicht ein wenig wie "Until The
End Of The World". Auch mehr als ordentlich geraten sind "Original
Of The Species", das dreckige, von Brian
Eno synthetisch verstärkte "Love And Peace Or Else"
(mal ein gelungenes Elektro-/Rock-Experiment!) und "All Because Of
You", das The Edge gegen Ende in ein furioses Solo-Finale hinein peitscht.
Die prototypischen U2-Songs
"Yahweh" und "City Of Blinding Lights" hätten dagegen
auch auf dem letzten Album ihren Platz gefunden, sind aber dennoch nicht
so belanglos wie beispielsweise "Wild Honey".
Textlich bleibt Bono alten Themen treu. In Terror- und Kriegszeiten ist
es für den Mann natürlich mehr denn je Pflicht, Stellung zu beziehen,
selbst das Wort "atomic bomb" benutzt er erstmals seit 1983 wieder
im U2-Kontext -
sogar im Albumtitel. Eine Atombombe (oder im heutigen Jargon: eine Massenvernichtungswaffe)
zerlegt man seiner Ansicht nach am besten durch Frieden, Liebe und Dialog.
"Freedom has a scent like the top of a new born baby's head",
dichtet er in "Miracle Drug", im erwähnten "Love And
Peace Or Else" spricht er sogar den Nahost-Konflikt an, bevor er im
Refrain in bester Prediger-Manier fleht: "I need some release, we need
love and peace". Der Plakativität dieser Zeilen macht das Duo
Eno/The Edge ruppig den Garaus.
Die Welt 2004 ist nicht besser geworden. Umso schöner, dass dies auf
U2 zutrifft. Wer
sich schon damit abgefunden hatte, dass die Jungs musikalisch auf dem absteigenden
Ast sind, muss umdenken. Die Frage scheint eher: How long, how long will
they sing this song?
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HIP
HOP/RAP
Wu-Tang
Clan: Disciples Of The 36 Chambers
Shame On The Nigga: Der Wu-Tang
Clan feiert sein zehnjähriges Jubiläum, tritt zum ersten
Mal in 'voller' Besetzung auf, Oberboss RZA
kündigt das letzte Album der Hip Hop-Heroen an, und was passiert? Ol'
Dirty Bastard stirbt. "Ohhh, Baby, Come On."
Der Hofnarr im wu-tang'schen Charakterkosmos hängte das Mic anscheinend
zu oft an die Nadel und gab jetzt den Löffel ab. Nach Big
Punisher (Übergewicht) und Eazy
E (Aids) der nächste Rap-Star, der an den eigenen Schwächen
krepiert. Wenigstens kann man die One-Man-Army auf dem Live-Werk "Diciples
Of The 36 Chambers" ein letztes Mal in Topform genießen. "Remember
what Ol' Dirty said? I fuck your ass up" lautet die Methode, "Dog
Shit, "Brooklyn Zoo" und "Shimmy Shimmy Ya" die Songs:
"Ol'
Dirty Bastard, live and uncut!" Das heißt Snoop
Dogg-Interpretationen, Pöbeleien, krumme Sexgesänge, Rotz
und Wodka als exquisite Extras. Das vorliegende Live-Album gerät so
nicht nur zum Denkmal einer der wichtigsten Gruppe der Musikgeschichte,
sondern auch zum Denkmal für Dirty. Überhaupt waren die Wu-Tanger
als Solisten on stage immer besser als im Gesamtpaket. Da regierte auf und
neben der Bühne oft das sprichwörtlich nackte Chaos. Die einen
krakelen sich durch die unzähligen Wu-Klassiker, während die anderen
Champagner und Groupies einfordern - zur gleichen Zeit natürlich.
Dem neutralen Rap-Gourmet sei auf Grund dieses genre-typischen Verhaltens
die DVD zum soundtechnischen Low Fi-Livealbum ans Herz gelegt, die Ende
November 2004 erscheint. Dort dürfte dann gerade bei Wu-Fans die eine
oder andere Träne fließen, wenn ODB in Farbe durch das Bild hampelt.
Auch zu Lebzeiten dank angesprochenem Drogenkonsums ein durchaus seltenes
Vergnügen. Kollege Method Man fasst es zusammen: "Even the Ol'
Dirty Bastard showed up". Leider zum letzten Mal. Genau wie
der Wu-Tang
Clan. Ruhe in Frieden.
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HIP
HOP/RAP
Eminem:
Encore: Deluxe Version (2 CD)
Curtains up. Schon das Cover erinnert an "The Eminem
Show" (2002). Auch soundtechnisch groovt nicht nur die Single "Just
Lose It" im bouncend klaren Westcoast-Flavor Dr.
Dres: Ausladender Elektrobass, abgespeckter, aber mächtiger
Beat und Synthies, die die Lücken meist mit orchestralen Passagen oder
Einwürfen schließen. Weil "Encore" bereits im Netz
kursiert, erscheint EMs vierte Platte jetzt (wie schon der Vorgänger)
einige Tage früher als geplant - und erfüllt die Erwartungen.
Eminem und
Dre kennen die Club-Tempi, die sich ins Gehirn fräsen. Paradebeispiel
das angefunkte "Never Enough": Der Track, dessen Synthie-Chords
an "Sweet Dreams" erinnern, funktioniert nicht zuletzt dank 50
Cents dreckig swingendem Flow: ob 50 vor dem Beat rappt oder ihn
ein Stück entkommen lässt - er beherrscht ihn nach Belieben. Ein
willkommener Kontrapunkt zu Eminems
Atemlosigkeit. Hymnisch pumpt "Encore/Curtains Down" nach dem
selben Prinzip. Der angeshuffelte Groove von "Yellow Brick Road"
sollte den Club ebenfalls füllen. Dres Tunes ("Rain Man"
oder "Big Weenie") sind in ihrer reinen Funktionaliät darauf
eh abonniert. Songs wie das im Refrain auf einem Achtziger-Sample (Martika)
basierende "Like Toy Soldiers" oder die aktuelle Anti-Bush-Single
"Mosh" bleiben dagegen untanzbar. In beiden Fällen dominieren
Lyrics und Inhalt den Sound. Sitzt Eminem
allein hinter den Reglern, bekommen die Beats (von "Yellow Brick Road"
abgesehen) oft einen irren Drive ("My 1st Single", "Puke").
Dafür können sie melodisch melancholischer ("Mockingbird")
oder schräg-poppiger ("Crazy In Love") klingen. Politisch
unkorrekt verhält sich das Downtempo-Stück "Ass Like That":
vor orientalischen Sounds klingt EM wie die Bhangra-Ausgabe eines Taxifahrers,
der vom Hintern Gwen
Stefanis schwärmt.
Aber gleichgültig, mit wem Slim Shady abrechnet oder wen er verspottet
(übliche Verdächtige: George Bush, Michael
Jackson, The Source und Kim Mathers) - er versteht es vorzüglich,
seine Themen und Aggressionen zu inszenieren. Irgendwie fehlt der Platte
aber ein zweiter zwingender Hit. Im Clubbereich könnte der "Encore/Curtains
Down" sein. "Mockingbird" und das rastlose "Evil Deeds"
liefern passend eingängige Refrains, während die Ballade "Spend
Some Time" zu anstößig bleibt. Ein Heavy Rotation-Video
ließe sich aber zu jedem Track drehen. Die Texte liefern dafür
genügend Material ab, auch wenn "Encore" nicht unbedingt
das nächste Sound-Level erreicht. Eminem
ergänzt seinen Hip Hop-Zirkus eher um den einen oder anderen neuen
Show-Effekt. Doch er klingt noch hungrig: so schnell dürfte der Vorhang
nicht fallen.
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POP/ROCK
/ COMPILATIONS/SAMPLER
Verschiedene:
Fahrenheit 9/11: Songs And Artist That Inspired
Total einseitig, absolutes Propaganda-Material, wird sowieso nur von Demokraten
angeschaut. Und das vorliegende Album ist im eigentlichen Sinne gar kein
Soundtrack. "Songs And Artists That Inspired Fahrenheit
9/11" liest sich der Titel der Scheibe.
Also sind ausschließlich Künstler hier vertreten, die entweder
Einfluss auf den Film oder auf Roger
Moore selbst hatten. Vaterlandshymnen wie "I Am A Patriot"
von Little Steven & The Disciples Of Souls oder Bruce
Springsteens Freiheitsgesänge auf dem Dylan-Cover "Chimes
Of Freedom" zeigen, in welche Richtung die Zusammenstellung geht. Der
gute alte Bob
Dylan, König der Protest-Song-Bewegung, darf natürlich
selbst auch nicht fehlen. Mit "With God On Your Side" steuert
er ein typisch akustisches, textlich sehr bewegendes Lied bei. Bei Zack
De La Rocha und System
Of A Down geht es dann etwas heftiger zu. "Boom!" ist
eines von Moores persönlichen Lieblingstücken, das ihn wohl zu
"Bowling
For Columbine" genauso wie zu "Fahrenheit
9/11" inspiriert hat.
"Masters Of War" von Pearl
Jam (ein weiteres Bob
Dylan-Cover) ist wie viele andere Songs ein Live-Mitschnitt. Eine
wirklich gelungene Aufnahme, die keinen Zweifel an der Message aufkommen
lässt. Die Dixie
Chicks, John
Fogerty und Steve
Earle hissen anschließend die amerikanische Flagge. Folkiges
Country-Gezupfe und raunende Gitarren lassen das Patrioten-Herz höher
schlagen.
The
Clash rumpeln durch "Know Your Rights" und verbreiten
noch ein wenig Endsiebziger Punk-Revolution, bevor die Black
Eyed Peas ihren Mega-Hit "Where Is The Love" zum Besten
geben dürfen. Passt nicht wirklich ins rockige Gesamtbild, ist dafür
aber der modernste und aktuellste Friedens-Song. Das abschließende
"Hallelujah", gesungen von Jeff
Buckley und geschrieben von Leonard
Cohen, lässt den Sampler so richtig schön ausklingen.
Stimmungsvoll, einfühlend, eine Hymne - Hallelujah, das andere Amerika!
Fahrenheit
9/11, wie parteiisch er auch sein mag, erlaubt einen aufklärenden
Einblick ins gelobte Land, der uns sonst wahrscheinlich verwehrt geblieben
wäre. Michael Moore ist eben trotz seiner Filme ein waschechter Amerikaner,
und das hört man auch aus dieser Kollektion deutlich heraus.
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POP/ROCK
Leonard
Cohen: Dear Heather
"Dear Heather, please walk by me again, with a drink in your hand and
your legs all white from the winter", trägt Leonard
Cohen im Titellied seines vierzehnten Studioalbums gebetsmühlenartig
vor. Die Strophe scheint ihm so wichtig zu sein, dass sie das ganze Lied
stellt und er sie vier Mal wiederholt. Handelt es sich um das Stottern eines
greisen Mannes, der hoffnungslos einer jungen, hübschen Frau hinterher
starrt?
Eine Blindenorgel und die begleitende Frauenstimme weisen eher auf die Selbstironie
hin, die Cohens Werke seit den 80er Jahren kennzeichnen. Die Stücke
drehen sich wie gewohnt um Liebe, Beziehungen und existentielle Themen,
dennoch sorgt der Poet aus Kanada immer wieder für ein Schmunzeln.
Wie etwa in "Nightingale", wenn er seine Maultrommel auspackt
und einige Takte auf ihr spielt. War "Ten New Songs" (2001) ein
eher missglückter Versuch, eigene Gedichte von einer anderen Person
vertonen und ausführen zu lassen, reißt Cohen das Ruder dieses
Mal wieder an sich. Sharon Robinson darf zwar Hand anlegen, aber nur bei
"Go No More A-Roving", "The Letters" und "There
For You". Ansonsten traut sich der Meister neben der Produzentin Leann
Ungar seiner langjährigen Backgroundsängerin Anjali Thomas an.
Sie sorgen dafür, dass im Studio anstelle von Keyboards echte Instrumente
den Ton angeben. Dass sich das Ergebnis nicht anhört wie "Suzanne"
oder "Bird On A Wire" versteht sich von selbst - schließlich
ist seitdem über ein Drittel Jahrhundert vergangen. Ja, Cohens Stimme
ist tiefer geworden, so tief, dass er sich stellenweise eher wie ein rezitierender
Schauspieler als wie ein singender Musiker anhört. Und ja, es wäre
bestimmt nett, ihn wie damals alleine mit Gitarre hören zu dürfen.
Bis sich Rick Rubin seiner annimmt, muss man halt die eine oder andere Schwachstelle
großzügig überhören. Dafür gibt es aber auch gelungene
Arrangements wie etwa in "Nightingale" oder dem abschließenden
Country-Stück "Tennesse Waltz", das aus einem Liveauftritt
von 1985 stammt. "On That Day" liefert den wahrscheinlich intelligentesten
Kommentar zum 11. September, wenn man ihn mit den Ergüssen vergleicht,
die Cohens Kollegen hervorgebracht haben. "Manche sagen, es ist das,
was wir für unsere Sünden gegen Gott und unsere Verbrechen in
der Welt verdienen. Ich weiß nicht, ich halte nur die Stellung
Beantworte diese Frage, ich werde dich nicht verklagen: Bist du verrückt
geworden, oder bist du zur Arbeit gegangen, an dem Tag, an dem sie New York
verwundet haben?"
Es ist eben eine Menge vonnöten, um einen mehr oder weniger funktionierenden
Status Quo ins Wanken zu bringen. Das Leben geht weiter. Was auch für
Cohen selbst zutrifft. "Ich habe ein bestimmtes Territorium besetzt
und versucht, es mit all meinen Möglichkeiten zu verwalten und zu pflegen.
Ich werde es weiterhin tun, so lange meine Kräfte es zulassen. Hier
kenne ich mich aus", erzählte er 1994 in einem Interview. "Dear
Heather" stellt Leonard
Cohen im Alter von 70 Jahren dar: Einen intelligenten Menschen,
der immer noch etwas Interessantes zu sagen hat, das Leben mit einem Schmunzeln
betrachtet und sich von nichts und niemandem von seiner Stellung verdrängen
lässt. Wenn ab und an eine hübsche junge Frau mit einem Drink
vorbei schlendert, ist er um so zufriedener.
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POP/ROCK
Tina
Turner: All The Best (2 CD)
Eine Frau, eine Stimme - Tina
Turner. Als 16-jährige junge Frau stieg sie in einen Bus, der
sie vom ländlichen Nutbush, Tennesse in die Metropole St. Louis brachte.
Sie lernte das Arschloch Ike Turner kennen, heiratete ihn, ließ sich
wieder scheiden und steht heute immer noch da, wo sie eindeutig hingehört
- auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Ein voll-umfängliches Bild ihres Schaffens bietet nun die hier vorliegende
Best Of. "Nutbush City Limits" verspricht gleich zu Anfang eine
gehörige Portion Sixties Feeling. Damals noch unter dem Namen Ike
& Tina Turner bekannt, raunt und schreit sie sich durch ihren
ersten selbst geschriebenen Mega-Hit. Disc One enthält weitere Smasher
wie "The Best", "When The Heartache Is Over", "I
Can't Stand The Rain" und das genial-grandiose "Golden Eye".
Ein Intro, bei dem vom Kleinkind bis zur alten Omi jeder gleich 007 um die
Ecke spähen sieht. Einmal gehört - nie mehr vergessen. So sollten
Filmmelodien klingen. Neben dem simplen Urururhit "Proud Mary"
serviert Tina uns abschließend eine Live-Version von "Addicted
To Love". Wer Tina
Turner einmal live gesehen hat, weiß, warum diese Frau mit
über sechzig Jahren auf dem Buckel noch da oben steht. Sie kann nicht
anders, sie will nicht anders, die Bühne ist ihr Zuhause und das hört
man dem Song überaus deutlich an. Disc Two: Ein dahin gehauchtes "In
Your Wildest Dreams" wird von dem auf ewig im Gehörgang festklebenden
"Private Dancer" abgelöst, bevor nach zwei weiteren Stücken
die Kollaborationen-Periode beginnt. Ja, ja die Tina hat schon mit allem,
was Rang und Namen hat, das Mikro geteilt. Man schlägt ja auch keine
Einladung der Queen Of Rock aus. Veteranen des Geschäfts wie Mick
Jagger und David
Bowie wissen das schon lange, und deshalb hat letzterer auch für
"Tonight" seine Songwriter-Qualitäten beigesteuert. Nicht
gerade seine beste Komposition, aber Tinas einzigartige, unvergleichliche
Hammer-Stimme versprüht ein angenehm relaxtes Flair.
"We Don't Need Another Hero" - Hymne - keine Frage. Gleich danach
dringen bei "It's Only Love" rockige Gitarrenriffe ans Ohr. Das
kann doch nur Bryan
Adams sein ... ist es auch. Der King des 'straight den Highway runter'-Rock
wird seinem Image mehr als gerecht und schenkt der Frau Turner ein tanzbares,
Openair-taugliches Stückchen Musik. Eros
Ramazotti meets Tina
Turner heißt es im Anschluss mit "Cose Della Vita".
Dank südlicher Atmosphäre und sonnig-fröhlicher Melodie ein
Muss für alle Italien-Fans. Bluesig, rau, mit Fuß-wipp Rhythmus
erscheint dann noch einmal die Rockröhre - "Steamy Windows"
heißt das Stück, eine ihrer besten Darbietungen. Fast am Schluss
angelangt, muss natürlich das soulige "What's Love Got To Do With
It" auch noch aus den Boxen tönen. Ein wohl ziemlich autobiographischer
Song, der ihr unter anderem zu ihrem unerwarteten Durchbruch Anfang der
Achtziger verhalf. Auch wenn es viele nicht gern zugeben, Tina
Turner lässt uns allen einen Anflug von Nostalgie um die Ohren
wehen. Die Songs erinnern an längst Vergessenes, lassen Augen glänzen
und Beine in die uncoolsten Tanzschritte ausbrechen. Irgendwie schweben
die Lieder immer und überall in der Luft. Ob in der Kneipe um die Ecke
oder im überfüllten Flughafen-Wartesaal, man kommt um die Tina
einfach nicht herum. Also gar keine großen Anstrengungen tätigen
- Einkaufstaschen auf - "All The Best" rein - und ausdrücklich
genießen.
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SOUNDTRACK
Soundtrack:
Bridget Jones: The Edge Of Reason
"Ach du meine Scheiße, was soll das denn? Eine pummelige Frau,
die über ihre Männer-Miseren und Schoko-Flashes jammert. Und das
Ganze als Komödie? Kann doch nur ein Film für Leute sein, die
'Ildiko' von Kürthy lesen und das auch noch ernst meinen." Ja,
so dachten viele als Unwissende vor dem Besuch des ersten Bridget
Jones-Films. Als ich mangels besserem Kinoprogramm und dank wahnsinniger
Überredungskünste der besten Freundin dann im Kino saß,
hab ich mir ... verdammt noch mal, vor Lachen fast in die Hose gemacht!
Das war super! Wahnsinn, wann geht's weiter? Jetzt! Ab sofort darf weiter
gelacht werden - und zwar alles andere als instant.
Auf dem dazugehörigen Soundtrack kann good ol' Robbie
Williams natürlich nicht fehlen. "Misunderstood"
schmachtet so wunderbar passend: Bridget fühlt sich im Film eben meist
ziemlich missverstanden - die Frau versteht sich ja selbst nicht mal. Und
rührselig schunkeln ist allemal angesagt. Doch auch Neulinge kommen
auf der CD zu Wort, häufig mit Coverversionen alter Meister. Zum Beispiel
Jamelias Interpretation des Motown-Klassikers "Stop". Die Reife
und Fülle in der Stimme, die bei Diana
Ross diesen wundervollen, zugleich emotionalen und groovenden Song
ausmacht, fehlt der jungen Britin. Bei ihr klingt das Ganze etwas kieksig.
Zu dem Song sollte Ernie nicht mit seinem Quietsche-Entchen spielen. Doch
die R'n'B-Chanteuse steht nicht alleine da. Auch Will Youngs Version von
Sades "Your
Love Is King" geht in seiner Lahmarschigkeit nach hinten los. Der Track
bringt einen ungefähr so in Weihnachtsstimmung wie Geschenke-Shopping
an Advents-Samstagen. Wie man es besser macht, zeigt Mary
J. Blige. Die in Tränen schwimmende Elton
John-Ballade "Sorry Seems To Be The Hardest Word" ist
auf ein Minimum reduziert. Nur das auftrumpfende Keyboard im Mittelteil
hätte wirklich nicht sein müssen. So ist es sehr angenehm, wenn
Joss Stone
zwischendurch ihr "Super Duper Love" rausgroovt. Die Dame hat
Stimme, was man ohne rot zu werden auch so benennen darf. Dass die Macher
bei "You're The First, The Last, My Everything" (Barry
White) die Originalversion gewählt haben, dafür muss man
unendlich dankbar sein. Noch ein Song, der unheimlich Bridget ist. Sting
lädt Annie Lennox zum Duett ("We'll Be Together") und anrührend
nehmen Rufus
Wainwright und Dido
gemeinsam ihr Dinner ein. Eine folkige Indie-Ballade, die zu Tränen
rührt. Und dann "Loaded": mit Primal
Scream kann die Party beginnen!
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GRUNGE
Nirvana:
With The Lights Out: Limited Edition (3 CD + DVD)
- I wish I was like you -
Das dachten wohl viele Anfang der Neunziger, während sie in ihren Jugendzimmer
lagen, nicht wussten was und wie sie sich fühlen sollten. Plötzlich
zeigte ihnen jemand laut und doch emotional, dass man diesen verworrenen
Gefühlen Ausdruck verleihen kann. Viele sahen in Kurt Cobain ihr Idol,
mehr noch, ihr größtes Vorbild. Nach seinem Tod machten bald
Gerüchte von unveröffentlichten Nirvana-Songs
die Runde. Dave
Grohl (Foo
Fighter, Probot)
und Krist Novoselic, die zwei verbleibenden Nirvana-Mitglieder,
versuchten, sich mit Kurts Witwe Courtney
Love (Hole)
auf eine ordentliche Nachlassverwaltung zu einigen. Der Versuch endete vor
Gericht. So bekamen die Fans erst 2002 die Best Of mit einem neuen Stück,
dem in Nirvana-Tradition
verzweifelt-wütenden "You Know You're Right", zu hören.
Und nun also diese Box. Alle warteten auf diese sagenumwobene Box, endlich
mit einigen "previously unreleased" Stücken. Nun ja: "Smells
Like Teen Spirit" spielte die Band in Versionen ein, die man bis heute
so noch nicht gehört hat. Auch Cover-Versionen der Wipers
oder von Velvet
Underground kommen dem Hörer zu Ohr. Die bisher unveröffentlichten
Aufnahmen reichen von Proberaum-Sounds wie in "White Lace And Strange"
(von einer '87er-Radio-Session) oder dem melodiösen, ruckelig-rauhen
'88er "Blandest"-Demo bis hin zu Kurts Solo Akustik-Versionen.
Trotz der verminderten Instrumentierung büßen die Stücke
meist nichts an Intensität, dafür allerdings an Sound ein. Hört
sich ein wenig an, als hätte Cobain bei seinem Schlafzimmer-Tapedeck
auf Record gedrückt.
Irgendwo zwischen diesen Extremen der ersten, lauten und rauen Aufnahmen
und der späteren milderen (und doch gar nicht glatten) Akustik-Stücke
befinden sich Demo-Versionen bekannter Songs, die sich anhören ...
nun ja, wie Demo-Versionen sehr guter Stücke eben!
Die Frage, ob man das braucht, kann allerdings nur der Fan mit "Ja"
beantworten. Denn die Musik weckt alte Gefühle, bis einem schwummerig
wird. Oder kannst du "All Apologies", "Where Did You Sleep
Last Night" oder "Polly" hören, ohne eine Träne
im Knopfloch zu verdrücken? Eben!
Richtig gespannt darf man vor allem auf die DVD sein, die nur einer limitierten
Auflage beiliegt. Der Vorab-Trailer lässt immerhin vermuten, dass man
Interessantes, u.a. aus dem Proberaum im Keller von Krists Mutter zu Augen
bekommt.
- What else could
I write/I don't have the right -
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SCHLAGER
/ WEIHNACHTEN
Dieter
Thomas Kuhn: Lieblingsweihnachtslieder
Die volle Ladung Kuhn-Sound und Kuhn-Humor garantiert schon der schnulzig
dämliche Gesichtsausdruck unseres Protagonisten auf dem Cover. Klischeehaft
hat DTK sich dort mit Weihnachtsstern im Knopfloch vor dem Kamin positioniert.
Will er auch dieses Mal Spott und Häme über die (weihnachtliche)
Idylle gießen, oder seinen treuen Fans einfach nur zur besinnlichen
Jahreszeit eine Freude machen? Schon der Opener legt offen, was Kuhn im
Schilde führt. Als traditionell mexikanisches Weihnachtslied passt
"Feliz Navidad" nicht eben gut zu unserer Auffassung von der kalten
Jahreszeit. Dank Ukulele und Frauenchor im Hintergrund verbreitet DTK auf
"Lieblingsweihnachtslieder" eher Urlaubsatmosphäre als besinnliche
Stimmung.
in "LaLaLaLaLa" geht Kuhn natürlich auch hier mühelos
über die Lippen. Scheinbar voller Elan trällert der prominenteste
Föhnwellenträger Deutschlands in den folgenden 50 Minuten englisch-
und deutschsprachiges Liedgut. Nicht fehlen darf das besinnliche "Schneeflöckchen,
Weissröckchen", eine ruhige Akustik-Gitarre begleitet Dieters
unspektakuläre Stimme auf diesem Track. Auch die folgenden Stücke
überraschen nicht mit Stimmgewalt sondern eher mit einfallsreicher
Instrumentierung. So interpretiert der Sänger "Rudolph The Red-Nosed
Raindeer" mit einem Akkordeon neu. "Vom Himmel Hoch, Da Komm'
Ich Her" besticht mit Trompeten-Soli und einer Orgel, "Es Ist
Ein Ross Entsprungen" hebt sich als schlichte A-Capella-Version vom
Rest ab. Dagegen swingt "Santa Claus Is Coming To Town" mit Kinderchor
und Elektro-Orgel. Überrascht wird der Hörer vom reggae-lastigen
"Jingle Bells" mit Scratches und Raps. Diese positiven Eigenschaften
des Silberlings trüben alleine Zwischenrufe und das dämliche und
künstliche Gelächter des Meisters selbst. So hätte Dieter
bei "Oh Du Fröhliche" lieber den Mund halten und sich Kommentare
wie "Haha, das Geschepper" sparen sollen, wenn er schon nicht
singen kann.
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MUSIK
DVD
Placebo:
Once More With Feeling - Singles 1996-2004
Nach der langweiligen ersten DVD "Soulmates Never Die", die außer
einem zwar beeindruckenden, aber nicht ungewöhnlichen Live-Auftritt
der Band nur ein schmales Backstage-Special zu bieten hatte, erwarte ich
nicht viel von der neuen Placebo-DVD.
Doch ich werde eines anderen belehrt. Die Single-Zusammenstellung ist mehr,
als der Name vermuten lässt. Unterhaltung pur ... und noch viel mehr!
Placebo-Videos
bewegen sich auf einem sehr hohen Level. Eine einfache Zusammenstellung
wäre wohl etwas langweilig. Riesigen Unterhaltungswert haben dagegen
die Videos mit Audiokommentaren der Band, die mit der Zeit immer alberner
werden. Hier erfährt man nicht nur Insider-Informationen über
Band und Aufnahmen, sondern auch über krudes Medienrecht (so dürfen
in Musik-Videos zwar geschlossene, nicht aber offene Scheren gezeigt werden
...) und selektive MTV-Politik. Zunächst bietet die DVD 17 dunkle Videos,
die den Stil, die Attitüde und das Image von Placebo
visuell auf den Punkt bringen. Unglaublich ästhetische, dabei aber
alles andere als geradlinige Kurzfilme. Placebo
haben einen Hang zu sarkastischen, künstlerisch verspulten Regisseuren.
Schon zu ihrem ersten Video führt Chris Cunningham (später Aphex
Twin, Björk)
Regie. Ein Video, das fast komplett unter Wasser spielt, sogar die Szenen
mit Instrumenten.
Es scheint als hätten sie schon zu ihrem dritten Video "Nancy
Boy" ihren endgültigen Stil gefunden. Den Regisseur Howard Greenhalgh
engagiert die Band, da ihnen sein zynisches Video zu Soundgardens "Black
Hole Sun", in dem er Barbiepuppen auf dem Grillspieß schmelzen
lässt, so gut gefällt. Zu Placebos
Musik entwickelt der Director einen visuellen Kosmos, der die Musik der
Band optimal widerspiegelt: Leicht surreale Bilder wie im Meisterwerk "Bruise
Pristine". Die Fahrt in den Schlund einer Plastikpuppe zu Beginn des
Videos zeigt, welche Ästhetik vorherrscht: Dunkle Plastikwelten, in
denen erschlagend schöne Models ihre Blutergüsse präsentieren.
In denen Männer, an deren Körper langsam Milch hinunter läuft,
an der Decke hängen. Surreale Farben, die eine Bret Easton Ellis-Stimmung
verbreiten. Sex-Orgien werden angedeutet. Die Grundstimmung bleibt kalt.
Ein weiteres Meisterwerk kreiert der Regisseur mit dem Video zu "Slave
To The Wage". Ein Video, das - trotzdem es in Farbe gefilmt ist - eine
Schwarz-Weiß-Ästhetik besitzt. Es erhält die Optik eines
futuristischen 60er-Jahre Films. So entsteht auch hier eine unwirkliche,
distanzierte Stimmung, zu der zusätzlich die Story und die unnahbare
Hauptdarstellerin beitragen.
Doch nicht nur Greenhalgh schafft es, Placebos
Songs 1:1 in visuelle Eindrücke umzusetzen. Auch Nick Gordons "Pure
Morning", ein düsterer Kurzfilm über einen Selbstmörder,
Barbara McDonoghs "Taste In Men", eine Dreiecks-Liebesgeschichte,
in der Brian Molko einfach umwerfend aussieht, und "Special Needs"
von Paul Gore, das Sex mit Unsichtbaren zeigt, sind kleine Meisterwerke
der Musikvideokunst. Die Stimmung der Songs, der Kulisse und der verwandten
Farben ergeben ein vollendetes Ganzes. Auch "You Don't Care About Us"
zeigt ein gutes Bild: Darin gibt es eine Szene, in der Brian Molko exakt
so guckt, wie man sich als Placebo-Fan
mit 16 fühlt: Aufgeschreckt aus der heilen Welt, ängstlich, vor
dem was kommen mag. Etwas Schwäche zeigen nur die Live-Performance-Videos
wie "Every You Every Me" und "Without You I'm Nothing"
mit einem väterlichen David
Bowie. Vor allem wegen der sehr interessanten und unterhaltsamen
Kommentaren der Band zu den Videos, lohnt sich der Kauf der DVD. Wenn ich
darüber jetzt mehr erzähle, sind allerdings die Pointen weg, also:
selber anschauen. Das Feature "Care In The Community" gibt dann
einen noch tieferen Einblick in die Gedanken und Erlebnisse der einzelnen
Mitglieder der Band und den kompletten Placebo-Kosmos.
Brian, Steve und Stefan geben zunächst alleine, dann im Gespräch
Antworten auf Fragen - über sich und die anderen Band-Mitglieder -
die man als DVD-Schauender leider nicht mitbekommt. Kennt man sich mit Placebo
und den Geschichten um die Band nicht gut aus, gibt es hier einige Sprünge
in den Stories, bei denen man nicht mitkommt. Trotzdem erfährt man
so Dinge über die Band, die aus ihren eigenen Mündern kommen und
garantiert kein Gossip sind.
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Text-Quellen:
Diverse |
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13.12.2004 13:10:40 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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