News Detail: CD: Top Tipps |
POP/ROCK
Robbie
Williams: Greatest Hits
Kaum zu glauben. Man hat tatsächlich endlich die Ehre, eine Robbie
Williams-Platte zu besprechen. Ist zwar "nur" eine Best
of, aber dafür sind alle Hits, die das Entertainer-Herz braucht, darauf
chronologisch-erfolgreich sortiert. Am Ende gibt es sogar noch zwei aktuelle
Überraschungen. Da kann sich ein anderer Ex-Boygroup-Artist, Mr. Supersoftie
Ronan Keating,
mal wieder ein Beispiel dran nehmen. Der hat ja kürzlich, nach gerade
mal drei Solo-Alben (lächerlich), eine Greatest Hits herausgebracht,
die dann auch noch "10 Years Of Hits" hieß! Aha, wohl noch
ein paar Boyzone-Klassiker
drauf gebrannt. Tolle Wurst, da bekommt man schnell eine Super-Compilation
zusammen. - Noch mal Buh!
Sicher hätte Rob auch ein paar Take
That-Schmankerl zu seiner "Greatest Hits" dazu gesellen
können, aber das hat der Mann aus Stoke-On-Trent nicht nötig.
Seine Diskographie zählt sechs Longplayer in knapp sieben Jahren. In
dieser verflixten Zeit hat sich der umworbene Teenieschwarm zu einem göttlichen
Popmusiker entwickelt, das sieht man ihm nicht nur äußerlich
an. Man darf natürlich darüber streiten, ob ein Best of-Album
wirklich notwendig ist. Jeder närrische Fan besitzt eh die Platten
seines Sexgottes, und die zwei neuen Schmuckstücke kann man sich ab
sofort und demnächst als Single besorgen. Ist ja eh nur eine Promo-Aktion
der Plattenfirma. So kurz vor Weihnachten ist eine derartige Zusammenstellung
mit dem unglaublichen Erfolgsweg eines smarten, verträumten, schüchternen
auf seine Art talentierten und very charmanten Engländers der Kassenschlager
galore. In jedem Musiktitel steckt eine kleine Anekdote, die jeder Hörer
und jede Hörerin für sich erzählen kann. Wenn es nach Mr.
Williams gegangen wäre, dann hätte man auf Songs wie "She's
The One" oder "Rock DJ" mit Sicherheit verzichten können.
Aber die kuschelige Eiskunstlauf-Ballade und der versuchte Rap-Dancer gehören
nun mal zu seinen Kassenschlagern. Insgesamt 16 Superhits und zwei, die
es noch werden wollen, umfasst die Compilation. Dennoch lehne ,man sich
zurück und lausche der Karriere eines jungen Mannes, dessen Drogen-
und Alkoholexzesse ihn fast umgebracht hätten. Der jetzt lieber Backstage
wassertrinkend Uno spielt und nur auf der Bühne den rotzigen Rock'n'Roller,
den sexy Frauenschwarm, den smarten Swing-Frank
Sinatra oder den verschmitzten Jung-Entertainer raus lässt.
Seufz!
Der Beginn seiner leidenschaftlichen Karriere war "Old Before I Die"
(1997). Der erste Song, den er gemeinsam mit Guy Chambers schrieb, und der
heute noch die Augen wässert. Für die Stimmung einer gelungenen
Party darf der gut gelaunte Rockfetzen "Let Me Entertain You"
natürlich nicht fehlen. Hier kreischen die Gitarren, und der Rhythmus
fährt dir durch sämtliche Gelenke. Die dramatische Trennung von
seinem ehemaligen Songwriter und besten Freund Guy Chambers dürfte
sich mittlerweile herum gesprochen haben. Robbie brauchte allerdings nicht
lange, einen neuen Jackpop zu ziehen und mit Stephen Duffy ein talentiertes
und schon berühmtes Medium auf seine Seite zu bekommen. Duffy, selber
als Folkmusiker bekannt, Frontmann der ebenfalls zu empfehlenden Gruppe
The Lilac Time und Mitbegründer der Synthie-Popper Duran
Duran, bekommt eines Tages Besuch von Robbie
Williams, und die zwei verstehen sich auf Anhieb. Gemeinsam tüfteln
sie an neuen Songs, und die lassen sich jetzt schon sehr gut hören.
"Radio" ist eine glanzvolle Neo-Wave-Hymne, mit der das Freundschaftsduo
eine neue Williams-Ära einläutet. Der 80er-Sound à la Human
League steht ihm gut. "Listen To The Radio" darf wieder
mal als Beweis dafür gelten, dass Mr. Williams ein musikalisches Chamäleon
ist und stets für Überraschungen sorgt. Der Robert will nicht
länger Robbie sein. Seinen Reifeprozess offenbarte er uns schon mit
dem letzten Album "Escapology". Hier trifft man neben den persönlichen
Lebenshymnen "Come Undone" und "Feel" auf die bewegende
und komplett selbst komponierte Ballade "Nan' Song", die er seiner
geliebten Großmutter widmet (Ja, Robbie kann auch Gitarre spielen!).
Für das nötige Kribbeln im Bauch sorgt der Brite auch mit seiner
zweiten Überraschung auf dieser Greatest Compilation. Bei der Single
"Misunderstood", die pünktlich wie der Weihnachtsbraten unterm
Tannenbaum liegen wird, merkt man erneut den Songwriter-Wechsel. Eine melodische
Umarmung, klassisch mit Streichern untermalt, die sowohl Mädchen, als
auch Jungs, Eltern, Oma, Opa, Billy The Kid und Rooney dahinschmelzen lassen.
Duffy holt so einiges mehr aus dem Entertainer heraus. Noch mehr Gefühl,
mehr Mut zu musikalischen Experimenten und den immer noch teils verborgenen
Talenten. Robbie probiert jetzt auch, selber Bass zu spielen, und auch einige
"Radio"-Synthie-Parts stammen aus seinen Fingern. In spätestens
fünf Jahren bringt Rob ein reines Singer/Songwriter-Album auf den Markt.
Doch jetzt bleibt er erst mal der smarte Superstar im tätowierten Kleid,
der mit seinem nächsten regulären Longplayer und neuem Helferlein,
Stephen Duffy, im übrigen eine ausgesprochen gute Wahl, mit Sicherheit
weitere Zuhörer auf sich zieht, so dass selbst alle fucking Independent
Heads bald rufen: "Robbie, du bist der Größte"! Kreisch!
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POP/ROCK
Cake:
Pressure Chief
1997 waren Cake
mit ihrer Coverversion von "I Will Survive" ein Dauerbrenner auf
Parties und alternativen Radiostationen. Die freche Umwandlung des Gassenhauers
Gloria Gaynors,
dem sie das Solo aus Neil
Youngs "Down By The River" beifügten, war nur eines
der gelungenen Stücke ihres zweiten Albums "Fashion Nugget".
Ob fremde oder eigene Lieder: Die nüchterne Stimme John McCreas, seine
sarkastischen Texte und die Gitarre Greg Browns bildeten eine explosive
Kombination. "Pressure Chief" zeugt sieben Jahre später davon,
dass sich die Band gewandelt hat. Brown hat seine Mitstreiter längst
verlassen, die Gitarre ist in den Hintergrund getreten. Neben einer Trompete
setzen Cake zum
ersten Mal auf Keyboards. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus:
In "Dime", "Waiting" oder "Tougher Than It Is"
muten die Arrangements schon fast schlagermäßig an.
McCreas lyrische Kreationen kreisen wie gewohnt um zwischenmenschliche Beziehungen
und deren Eigenheiten, legen aber eher Frust als Ironie an den Tag. "No
Phone" (oder "no fun"?), "I just wanna be alone today"
singt er etwa im zweiten Lied, "Take your economy car and your suitcase,
take your psycho little dogs, take it all away" im dritten. "Guitar
Man" befasst sich ausnahmsweise mit der Figur des Entertainers, die
Coverversion fällt aber zu lasch aus, um ein Zeichen zu setzen.
So sind es lediglich einzelne Songs, die überzeugen können. Der
Opener "Wheels" bietet die klassischen Zutaten eines Cake-Liedes:
Gitarre, Trompete und eine einprägsame Melodie. "Carbon Monoxide"
befasst sich musikalisch nett verpackt mit Umweltverschmutzung. "Too
much carbon monoxide for me to bear
where's the air?" dichtet
McRea dazu. "She'll Hang The Baskets" handelt von einer beziehungsunfähigen
Frau, die immer wieder ausbrechen muss. Das kurze "End Of The Movie"
kommt fast ausschließlich mit der Begleitung eines Banjos aus. Natürlich
soll es jedem gegönnt sein, sich zu verändern. Was auch für
Bands und ihren Sound zutrifft. Leider haben Cake
auf "Pressure Chief" eine wichtige Eigenschaft verloren: Die Erzeugung
eines unwiderstehlichen Dranges beim Hörer, die Wiederholungstaste
zu betätigen. Zwar liefern sie immer noch interessantes Material, stellenweise
macht sich aber doch Langeweile breit.
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POP/ROCK
Elliott
Smith: From A Basement On The Hill
"Last stop for a resolution, end of the line, is it confusion?"
Mit diesen Worten beginnt das letzte Album von Elliott
Smith. Treffender hätte es der Folk-Sänger, der letztes
Jahr Selbstmord beging, nicht formulieren können. "From A Basement
On The Hill" ist eine Ansammlung von kleinen, melancholischen Meisterwerken.
Jeder Song steht für sich allein - keine Vergleiche, kein besser oder
schlechter, einfach nur ehrliche, geradewegs aus der Seele gespielte Musik.
Das Echo zu Beginn von "Coast To Coast" klingt wirklich so, als
sei die Platte in einem "Basement" aufgenommen worden. Düstere,
verzerrte Gitarren fügen sich Smiths sanfter und doch eindringlicher
Stimme. Ein so heftiger wie gleichzeitig zarter und zerbrechlicher Track.
"Let's Get Lost" sowie das anschließende "Pretty (Ugly
Before)" verwundern mit simpel-süßen Akustikgitarrenklängen,
die tränenschweren Texte sind wohl ironisch zu verstehen. "Don't
Go Down" und "Strung Out Again" spielen in der bekannten
Elliott Smith-Liga.
Langgezerrte, grungige Gitarrenklänge lassen Raum für sanfte und
unaufdringliche Stimmeinlagen. Mit "Fond Farewell" erklingt dann
mit relaxtem Rhythmus und rein akustischen Melodiebögen einer der vielen
Höhepunkte dieser Platte. Der Refrain animiert zum Mitsingen, bevor
man sich erinnert, dass es sich hier um eine Smith-Komposition handelt -
sehr persönlich, sehr intim, nicht wirklich zur Teilhabe geeignet.
Fröhliches Vogel-Gezwitscher begrüßt einen auf "Ostrich
& Chirping", bevor der nahtlose Übergang zu meinem absoluten
Lieblingstrack ertönt. "Twilight" geht mit den Zeilen "...
you don't deserve to be lonely - but those drugs you got won't make you
feel better ..." ziemlich tief unter die Haut. Die Melodie - einmal
gehört, kriegt man sie nicht mehr aus den Gehirnwindungen. Wie alle
Kompositionen weist auch "Twilight" eine dunkle Seite vor, und
trotzdem gelingt es Smith immer wieder, eine verspielte, ja schon fast freudige
Note unauffällig darunter zu mischen. Tatsächlich klingt die hier
vorliegende CD über weite Strecken wie ein Abschiedsalbum. Eine leicht
depressive Ader vereint die Songs, bestimmt kein Soundtrack für ein
nettes Beisammensein. Aber kennen wir das nicht schon von früheren
Smith-Platten? Der Unterschied ist, dass wir hier wissen, dass sich Smith
gegen Ende der Aufnahmen das Leben nahm. Produzent Rob Schnapf und Elliotts
Ex-Freundin Joanna Bolme stellten das Werk fertig. Wäre der sensible
Songwriter noch am Leben, würden die Songs dann anders klingen? Ich
glaube nicht. "From A Basement On The Hill" ist es eine wundervolle,
bitter-süße Platte, aus der man den Gefühlszustand des Künstlers
nicht deutlich heraus hören kann. Eindeutig ist aber, dass Elliott
Smith sich in musikalischer Würde von dieser Welt verabschiedet
hat.
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HARD
ROCK / ALTERNATIV
Frank
Black Francis: Frank Black Francis (2 CD)
Lockt eine neue Platte vom Pixies-Kopf
Frank Black
eigentlich noch jemanden außer den Kollegen Friedrich und Schade hinter
dem Ofen hervor? Die ehrliche Antwort: Nein. Auch wenn der schwarze Frank
in den Anfängen seiner Solo-Karriere durchaus große Hits aufgefahren
hat, so blieb er mit den späteren Alben doch meistens im Mittelmaß
mit Pixies-Bonus
hängen.
Mit "Frankblackfrancis" schafft er den Sprung aus er Mittelmäßigkeit
heraus natürlich auch wieder nicht. Eher sollte hier ein ganz großer
Aufkleber mit der Aufschrift: "File under: 'Für Fans'" auf
dem Booklet kleben, denn nicht ein neuer Song ist auf den zwei CDs zu finden.
Dass Black eine Doppel-CD releast, wundert einen bei seinem jährlichen
Output ja auch nicht mehr. Wenigstens gibt es hier, wie schon im Jahre 2002,
als er zwei Platten zur gleichen Zeit veröffentlichte, einen gravierenden
Unterschied zwischen den Scheiben. Disk 1 besteht aus Demos, die Black kurz
vor den Aufnahmen zum Pixies-Klassiker
"Come On Pilgrim" in einem kleinen Bostoner Studio fabrizierte.
Ganz alleine schrammelt er sich dort einen ab und jault die alten Pixies-Songs.
Was seine ehemalige Band ausmachte, dieses Kraftvolle im Pop der leichten
Melodien, will sich da leider nur selten (z.B. in der großartigen
Version von "Break My Body") einstellen. Die Songs klingen eher
etwas nackt und verloren.
Aber Frank Black
wäre nicht Frank
Black, wenn er den Karren nicht doch noch irgendwie aus dem Dreck
ziehen könnte. Auf CD 2 interpretiert er die alten Songs mit Hilfe
der Two Tale Boys neu, und da blinkert ganz hell der eine oder andere Schatz
hindurch. Und das, obwohl alle Songs durchgehend düster instrumentiert
sind, was für Pixies-Fans
ja ein durchaus ungewohnter Ansatz sein dürfte. Äußerst
spärlich ist die Instrumentierung und hält sich meistens leise
zurück. Tonangebend ist Blacks quietschige Stimme, die Klassiker wie
"Where Is My Mind" oder "Monkey Gone To Heaven" zwei-
bis dreimal langsamer als im Original singt und sie vom feurigen Indie-Hit
zum schleppenden Tragiker umgestaltet. Black singt dabei so beständig
und klar, wie man wohl nur mit Vierzig und Bierbauch klingen kann. Sein
Mitstreiter-Duo musiziert dazu in einer Weise, wie es Calexico
gefallen würde: die Trompeten schreien nach Sargtragen in Tombstone,
die Gitarren sind so karg wie die Wüste. Gemeinsam klingt das wie ein
guter alter Pixies-Whiskey,
der in Ruhe und mit Bedacht getrunken wird. Den Fans werden sicherlich die
Häarchen zu Berge stehen, wenn "Velouria" zum hauchzarten
Kuschel-Song wird oder "The Holiday Song" plötzlich beginnt
zu swingen. Pixies-
und Frank Black-Neueinsteiger
werden aber sicherlich öfters den Kopf schütteln.
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SOUNDTRACK
/ TRIPHOP
Massive
Attack: Danny The Dog
Massive Attack
machen also Filmmusik für Luc
Besson. Da darf sich jeder seinen Teil dazu denken. Der Franzose
hat in der Vergangenheit ja noch nichts wirklich Gehaltvolles abgeliefert,
vom hervorragenden "Leon
Der Profi" einmal abgesehen. Außer halbgarem Science
Fiction Popcorn-Kino ("Das
Fünfte Element") und schmalzigen Meeressäugergeschichten
("Im
Rausch Der Tiefe") kam aus der Ecke bislang noch nichts, was
einen vom Hocker hätte reißen können.
Jetzt macht sich der überschätzte Regisseur daran, einen Stoff
in die Kinos zu bringen, der doch stark an die Geschichte des Kaspar Hauser
erinnert. Und weil jeder Filmemacher, der heutzutage etwas auf sich hält,
mindestens einmal einen Martial Arts-Schinken gedreht haben muss, übernimmt
der unsägliche Jet
Li die Hauptrolle. Dass Besson Massive
Attack für den Soundtrack gewinnen konnte, will nichts Gutes
verheißen und verwirrt, denn bislang hatte die Bristol Connection
ein waches Auge darauf, dass ihr Name nicht mit semi-ambitioniertem Künstlerdasein
in Verbindung gebracht werden konnte. Wer ein Massive
Attack-Album mit regulären Songs erwartet, glotzt bei "Danny
The Dog" ziemlich in die Röhre. Kaum einer der 21 Tracks geht
als vollwertiger Massive-Tune durch, meist pendelt sich die Spielzeit bei
ungefähr zwei Minuten ein. Del Naja und Davidge verlegen sich darauf,
wie es sich für Filmmusik gehört, Szenen mit Musik zu unterlegen.
Die Floskel 'atmosphärisch dicht' darf ruhigen Gewissens bemüht
werden, ruhige, oft mit Streicher-Arrangements umgesetzte Klang-Schnipsel
prägen das Bild.
Nur bedingt spannend klingt der Soundtrack in seiner Gesamtheit. Ein paar
gute Skizzen würden sich - entsprechend weiter entwickelt - auf einem
normalen MA-Album gut machen und hätten "100th Window" auch
gut zu Gesicht gestanden. Das aufpeitschende "Atta Boy" (leider
auch nur eineinhalb Minuten lang) und die rhythmische Blutinwallungbringmaschine
von "One Thought At A Time" sind aller Ehren Wert. Zu oft driften
die Klangspielereien aber in Pfade ab, die Cafe
Del Mar und Konsorten schon zu oft breit getrampelt haben; Filmmusik
eben.
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DANCE
Groove
Armada: The Best Of
Eine Groove
Armada setzt sich heutzutage meist aus Samplern, Synthies und Sequenzern
zusammen. Die große Kunst besteht nun darin, den Maschinen Leben respektive
Groove einzuhauchen. Dass sich Tom Findlay und Andy Cato darauf seit einigen
Alben verstehen, bemerkte nicht nur die Werbeindustrie. Ob Dub, Lounge,
Trip Hop, Big Beat, Rock, Dancefloor oder Funk - das britische Duo ist in
vielen Stilen zuhause. Der House-Dub-Track "Superstylin'" eröffnet
mit Four to the floor-Beat für Groove
Armada-Verhältnisse eher ungewohnt. Anders ihr erster Chartbreaker,
der Big Beat-Clubber "If Everybody Looked The Same", "I See
You Baby" im Fatboy
Slim-Radio Edit oder "At The River": der typische Armada-Groove
hat meist gebrochenen Charakter. Das früheste Stück "At The
River" (1997) mit seiner smoothen Posaune flowt ähnlich zwischen
Lounge und melodischem Trip Hop. Unaufgeregt und funky könnte "My
Friend" fast ewig weiter meandern. Weniger rund produziert, dafür
mit kantigen Samples und coolem Bass ausgestattet, klingt das unveröffentlichte
"All Of Me". Die vielleicht beste Armada-Nummer, "Purple
Haze", basiert auf einem aufpeitschenden Status
Quo-Riff. Und man sollte es kaum glauben, aber Francis Rossi und
Co. machten anno 1970 dicken Rocksound. Zwischen Jam-Atmosphäre und
Elektro rockt auch "Madder". Das relaxte, funky "Chicago"
sowie das mit Streichern und Klavier versehene "Easy" lassen sich
wieder besser in ein Dance-Set integrieren. Die beiden Balladen "Think
Twice" und "Little By Little" featuren die warmen Stimmen
Neneh Cherrys
bzw. des US-Singer/Songwriters Richie
Havens. "Inside My Mind" (Blue Skies)" lässt
den Hörer acht Minuten lang in loungigem Trip Hop versinken, bevor
"But I Feel Good" mit düsteren Strophen und happy Refrain
im Dub/Reggae-Style abschließt. Groove
Armada bewegen sich immer stilsicher durch ihr partytaugliches Stil-Potpourri.
Die Produktionsweise ähnelt zwar der von Fatboy
Slim, Samples und Loops kommen aber etwas weniger cheesy daher.
Wer die regulären Platten schon besitzt, weiche lieber auf "The
Best Of - Live At Brixton" aus. Die demnächst erscheinende DVD
enthält neben dem Live-Gig alle Videos sowie exklusives "Behind
The Scenes"-Material.
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POP/ROCK
/ SYNTHIEPOP
Jean
Michael Jarre: Aero (DVD & CD)
Jean
Michel Jarre hat ein Gespür für das Epische, das Dramatische
und nicht zuletzt für Qualität. Mit "Aero" konzipiert
er zum ersten Mal ein Album, das speziell auf Raumklang zugeschnitten ist.
Die Armen, die sich noch kein Heimkino-Bombast ins Wohnzimmer stellen konnten,
hat er mit einer reinen Audio-CD bedacht, die jedoch im Vergleich zur mitgelieferten
DVD ungefähr so flott daher kommt, wie ein neuer S-Klasse Benz neben
einem Gogomobil. Nicht dass das Gogo nicht auch seinen Charme hätte,
aber Sinn und Zweck dieser Disc ist schließlich die sinnliche Wahrnehmung
des Genusses in der Mitte der Satelliten-Speaker. Was eine 'richtige' DVD
sein möchte, hat natürlich auch seine eigene Video-Spur. Diese
besteht auf "Aero" jedoch aus nur einem Motiv, nämlich dem
Augenpaar der bezaubernden Anne Perillaud, die 1990 in ihrer Rolle als Geheimagentin
Nikita überzeugen konnte. Die Augenbewegungen sind ohne Schnitt aufgenommen
und zeigen die Dame, wie sie auf die verschiedenen Sound-Effekte reagiert,
wenn zum Beispiel nacheinander Streichhölzer entzündet werden,
und das dazugehörige Geräusch auf allen Satelliten-Boxen erklingt.
Vom Cover glotzt uns jedoch Jarre selbst an, der Aero zu einer Werkschau
alter Stücke mit einigen neuen Elementen aufpumpt. Es ist ihm mittlerweile
zur lieben Gewohnheit geworden, seine eigenen Klanggebilde zu remixen, bzw.
remixen lassen, sie fortzuführen, und so ist es nicht allzu verwunderlich,
dass er "Aero" lieber mit seinen Klassikern füllt, als ein
komplett mit Neukompositionen bestücktes Album zu veröffentlichen.
Die Qualität der Aufnahmen beeindrucken von Beginn an,. Einziger Makel:
aufstehen ist nicht, denn sonst verfälscht sich der Sound. Und wer
hat heutzutage noch die Muße, über eine Stunde auf einem Fleck
zu verharren? Hoffentlich bald mehr, denn es lohnt sich (eventuell mit einem
Glas gutem Wein) in den Jarre-Kosmos einzutauchen.
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VOLKSMUSIK
/ COMPILATIONS/SAMPLER
Verschiedene:
S'Bescht Ländler Album Wo's Git
Die besten Ländler-Songs jetzt auf einem Album. Eine Sammlung der letzten
Jahre, die wichtigsten, die schönsten, die bekanntesten - kurzum die
Compilation die jede/r wirklich braucht! Ausgewählt von der Redaktion
Volksmusik/Schweizer Radio DRS1
Songs, die die schweizer Volksmusik geprägt haben. Musik, die diverse
Generationen von Musikern und Musikhörern beeinflusst, inspiriert und
begleitet hat.
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POP/ROCK
/ DANCE
Gabin:
Mr. Freedom
Filippo Clary und Max Bottini, alias GABIN,
haben seit ihrem Riesenhit ´Doo Uap Doo Uap Doo Uap´ vor zwei
Jahren, an verschiedenen Projekten mitgewirkt. Zum Beispiel dem Peggy Lee
Tribute Album, dem Album von Blue Note-Künstler Marc
Moulin sowie der Pink
Panther-Compilation. Nun erscheint mit ´Mr. Freedom´
ihr zweites Werk in einem neuen Gewand. Zum einen arbeiteten sie wieder
mit Elementen aus dem Jazz-Bereich doch hinzu kamen neu Soul und Blues und
die Stimmen verschiedener Gastsänger, wie Edwyn
Collins oder Dee
Dee Bridgewater.
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MUSIK
DVD
Ramones:
We're Outta Here
Ja, nu isses aber dann auch mal gut, dachte ich so bei mir, als mit "We're
Outta Here" nach der "Raw"-DVD vom letzten Monat schon wieder
ein Ramones-Mitschnitt
in die Redaktion flatterte. Der kürzliche Tod des Gitarristen Johnny
Ramone scheint sich ja wieder prächtig auf's Geschäft auszuwirken,
was andererseits bei einer Band wie den Ramones
nicht weiter bedauerlich ist (höchstens, dass sie die Kohle sicher
gerne zu Lebzeiten verprasst hätten). Nach außen hin als reines
Livedokument gekennzeichnet, verbirgt sich dann doch die ein oder andere
Überraschung auf "We're Outta Here". Der Titel spielt auf
das Abschiedskonzert der Truppe an, von jenem '96er Gig in L.A. stammen
aber nicht alle Songs. Vielmehr ist der zweistündige Film eine schön
aufbereitete Dokumentation über die Punkrock-Legende von Clip-Regisseur
Kevin Kerslake (Nirvana
- "Come As You Are"), bei der zahlreiche Musiker zu Wort kommen.
Aus dem engen NY-Zirkel stammen die Ramones-Fans
der Talking
Heads (nicht dabei: David Byrne) und Blondie,
auch Horror-Metaller Rob
Zombie schwärmt in höchsten Tönen über Joey
und Co. und reiht sich damit in die riesige Fangemeinde ein, die u.a. noch
Experimentalfilmer und Musiker Vincent
Gallo, Dead
Kennedys-Sänger Jello Biafra und natürlich Lemmy Mottenkopf
Kilmister (Motörhead)
umfasst. Letzterer war natürlich auch auf dem Abschlusskonzert der
Truppe in Los Angeles mit dabei und hilft Joey beim Klassiker "R.A.M.O.N.E.S."
aus, einem Song, der auch aus Motörhead-Livegigs
kaum mehr wegzudenken ist. Pearl
Jams Eddie Vedder kommt über Backgroundgesang hingegen nicht
hinaus, während der damals noch als Soundgarden-Sänger
tätige Chris
Cornell in einer schönen Backstage-Szene Ramones-Drummer
Marky beim Warm-Drumming beobachtet. Regisseur Jim
Jarmusch, der von sich behauptet, seinen Mut zur Filmerei maßgeblich
durch die von den Ramones
geprägte Kunstform der Simplizität erlangt zu haben, preist die
Band vor allem dafür, dass sie Texte für eine Jugend schrieb,
deren Alltag sich maßgeblich um White Castle Burger und B-Movies drehte.
Jene Teenager könnten vielleicht auch in kaputte TV-Sendungen wie die
Uncle Floyd Show reingezappt haben, wo sich der Moderator für keinen
noch so lauen Scherz zu schade ist. Schön an den auf "We're Outta
Here" vorgestellten Nostalgie-Szenen ist vor allem, dass nicht auf
diffuse Homerecording-Aufnahmen zurück gegriffen wurde, bei denen man
kein Wort versteht (wie allzu oft auf der "Raw"-DVD), sondern
zumeist auf sinnvolle Ausschnitte. Ein Highlight ist der qualitativ hochwertige
Auftritt im Januar 1975 mit dem Song "Loudmouth" und einem Joey
Ramone, dem die Matte erst noch richtig ins Gesicht wachsen muss. Als Krönung
ist ein Ausschnitt der Simpsons-Folge
"Happy Birthday To Mr. Burns" auf der DVD zu sehen, in der die
Ramones mit
einem Kurzauftritt im Atomkraftwerk glänzen. Und wer kann das schon
von sich behaupten?
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Text-Quellen:
Diverse |
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08.12.2004 19:39:05 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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