Prousts Vater war katholisch, seine Mutter französisch-jüdischer Abstammung. Proust wurde getauft und galt als katholisch. Doch dem Selbstverständnis des auserwählten Volkes nach war Marcel Proust als Sohn einer jüdischen Mutter Jude. Und dieses »Jüdischsein« lässt sich bis tief in alle Bereiche seines Lebens und seines Werks verfolgen - vor allem im Zusammenhang mit der Dreyfus-Affäre und ihrem Widerhall in Gesellschaft und Politik, mit den Charakteren der Salons der
Recherche
ebenso wie den Protagonisten diverser Liaisons. Und die Proust'sche
écriture
mit ihrer spezifischen Syntax und ausufernden Metaphorik scheint jüdische Tradition fortzuschreiben.
Diesen Themen ging der internationale Referentenkreis des Berliner Proust-Symposions 2019 nach. Die 19. Veröffentlichung der Marcel Proust Gesellschaft versammelt Vorträge von Andreas Isenschmid, Évelyne Bloch-Dano, Patrick Mimouni, Patrick Bahners, Philippe Berthier, Florian Neumann, Kirsten von Hagen, Alexis Eideneier, Giulia Agostini, Antoine Compagnon und Thomas Sparr, herausgegeben von Reiner Speck und Alexis Eideneier.