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Der grüne Heinrich: Zweite Fassung - Erster Band
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(Buch) |
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Lieferstatus: |
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Veröffentlichung: |
Dezember 2022
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Genre: |
Romane, Erzählungen, Gedichte |
ISBN: |
9791041901753 |
EAN-Code:
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9791041901753 |
Verlag: |
Culturea |
Einband: |
Kartoniert |
Sprache: |
Deutsch
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Dimensionen: |
H 220 mm / B 170 mm / D 27 mm |
Gewicht: |
764 gr |
Seiten: |
496 |
Zus. Info: |
Paperback |
Bewertung: |
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Inhalt: |
Lob des Herkommens
Mein Vater war ein Bauernsohn aus einem uralten Dorfe, welches seinen Namen von dem Alemannen erhalten hat, der zur Zeit der Landteilung seinen Spiess dort in die Erde steckte und einen Hof baute. Nachdem im Verlauf der Jahrhunderte das namengebende Geschlecht im Volke verschwunden, machte ein Lehenmann den Dorfnamen zu seinem Titel und baute ein Schloss, von dem niemand mehr weiss, wo es gestanden hat; ebensowenig ist bekannt, wann der letzte »Edle« jenes Stammes gestorben ist. Aber das Dorf steht noch da, seelenreich, und belebter als je, während ein paar Dutzend Zunamen unverändert geblieben und für die zahlreichen, weitläufigen Geschlechter fort und fort ausreichen müssen. Der kleine Gottesacker, welcher sich rings an die trotz ihres Alters immer weiss geputzte Kirche legt und niemals erweitert worden ist, besteht in seiner Erde buchstäblich aus den aufgelösten Gebeinen der vorübergegangenen Geschlechter; es ist unmöglich, dass bis zur Tiefe von zehn Fuss ein Körnlein sei, welches nicht seine Wanderung durch den menschlichen Organismus gemacht und einst die übrige Erde mit umgraben geholfen hat. Doch ich übertreibe und vergesse die vier Tannenbretter, welche jedesmal mit in die Erde kommen und den ebenso alten Riesengeschlechtern auf den grünen Bergen rings entstammen; ich vergesse ferner die derbe ehrliche Leinwand der Grabhemden, welche auf diesen Fluren wuchs, gesponnen und gebleicht wurde und also so gut zur Familie gehört wie jene Tannenbretter und nicht hindert, dass die Erde unseres Kirchhofes so schön kühl und schwarz sei als irgend eine. Es wächst auch das grünste Gras darauf, und die Rosen nebst dem Jasmin wuchern in göttlicher Unordnung und Überfülle, so dass nicht einzelne Stäudlein auf ein frisches Grab gesetzt, sondern das Grab muss in den Blumenwald hineingehauen werden, und nur der Totengräber kennt genau die Grenze in diesem Wirrsal, wo das frisch umzugrabende Gebiet anfängt. |
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