News Detail: CD: Top Tipps |
HIP
HOP/RAP / R&B
Moabeat:
Dringlichkeit Besteh Immert
Moabeat,
aus Berlin. Moabeat,
vier Typen, sehr cool, sehr qualitätsbewusst, leicht großmäulig,
immer elegant. MOABEAT
ist deutschsprachiger HipHop! Aber deutscher HipHop hinkt doch! Die Alten
sind müde und die Jungen kommen nicht aus dem Knick! Genau deshalb
hat sich die Truppe um DJ Illvibe (bekannt durch sein Wirken bei Seeed),
Malo und den beiden Brüdern Yasha und Monk, vorgenommen, den Laden
von hinten aufzurollen! Hör' mal diese Produktion an. Allein schon
dieses Intro. Nicht kleckern..! Die Beats, diese Sounds, das läßt
mühelos alles hinter sich. Sind hier die deutschen Neptunes
am Werk? Wohnt Timbaland
jetzt in der Turmstraße?
Pharrell ist bei seinem letzten Deutschland-Besuch auf die Jungs aufmerksam
geworden und hat sie gleich beauftragt, die neue Single von N.E.R.D.
zu remixen. Auch Air-
und Lambchop-Remixe
sind in Arbeit
es spricht sich rum, dass hier neue Meister am Werk
sind (nach Remixen für Sean
Paul, Asian
Dub Foundation u.a.). Das Album ist ein erster früher, künstlerischer
Höhepunkt in der noch so jungen Karriere von Moabeat:
Sie haben den Sack zu gemacht und ernten nun die fetten Früchte ihrer
jahrelangen Feinarbeit. DJ Illvibe ist ein Meister des Cut-ups, aus englischen
und deutschen Bits vollständige Sätze zu bauen, während er
in einer regelrechten Scratch-Orgie über die Beats rast. Yashas tragende
Hooklines, Monk & Illvibes unverschämt musikalischer Minimalismus,
geniale Produktion, Cuts & Scratches und die subversiven Raps von Malo
und den beiden Brüdern verschmelzen zu einer Einheit.
Und: Ihre Live-Konzerte werden eine reisende Hip Hop-Revue werden, mit kompletter
Band und vielen, vielen Gästen. Ganz großes Beats-Entertainment.
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POP/ROCK
Supergrass:
Supergrass Is 10 Best Of
Die sind aber groß geworden. Ist das tatsächlich schon zehn Jahre
her, seit Supergrass
mit der ersten Brit Pop-Welle abgefeiert wurden? Da durfte ich ja noch nicht
mal legal Kippen kaufen! Wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert
...
Auf vier Alben darf das britische Trio seither zurückblicken, und aus
denen haben sie ihre 19 Prachtstücke gepickt, und noch zwei neue Songs
oben drauf gelegt, wohl gedacht als Geburtstagsgeschenk und Vorgeschmack
auf das kommende fünfte Supergrass-Album.
Das Schöne ist ja, dass man zu so einem Jubiläum ja auch mal sentimental
auf die guten alten Zeiten anstoßen darf. Auf das Debütalbum
"I Should Coco" zum Beispiel, das an Vitalität, Originalität
und noch jugendlicher Unverblümtheit von den Nachfolgern leider nicht
mehr übertroffen wurde. Aus dem 95er Album eröffnet das rauh-rotzige
"Caught by The Fuzz", und man kommt nicht umhin, sich unwillkürlich
die Frage zu stellen, wo später auf dem Weg diese Energie auf der Strecke
geblieben ist. Und "Strange Ones"!- aber mit den Jahren wich der
Druck dem freundlichen, aber manchmal eckenlosen Supergrass-Sound.
Dass sie schon damals einen Hang zum Power Pop hatten, beweist schon der
Straßenfeger "Alright" von derselben LP, der auf einer Best
of nicht fehlen darf. Aus dem zweiten Album "In It For The Money"
ist es erfeulich, dass unter den fünf Songs die es "geschafft"
haben, nicht nur das knackige "Richard III", sondern auch das
zarte Ballädchen "Late In The Day" zu finden ist.
Aus dem selbstbetitelten dritten Album sind die allesamt in meinen Ohren
etwas flachen Liedchen "Moving", "Mary" und "Pumpin
On Your Stereo" mit drauf. Die sind ja auch lustig, aber der exponentiell
fallende Anspruch an die eigene Musik wird von Album zu Album eben deutlicher.
"Seen The Light" und "Rush Hour Soul" von der letzten
Platte ziehen die Kurve und den Spannungsbogen da schon wieder ein bisschen
nach oben. Was bringen die beiden neuen Songs? Naja. Das ist schon in Ordnung
so, das ist eben aus Supergrass
geworden, eine Pop Band mit ein bisschen Brit davor. Und wie um das Gegenteil
zu beweisen, setzen sie zumindest mit "Bullett" jetzt wieder auf
staubige Gitarrenriffs, nur dass man ihnen das nach dem Hören dieser
Zusammenstellung eben nicht mehr so recht abnehmen will. Steht zum Pop,
ihr seid kein Rock!
Was bleibt, ist eine Best of Platte, die auch ziemlich vollständig
ist und kaum einen Hit vermissen lässt, aber nun mal auch kein Ass
im Ärmel schüttelt, hat man schließlich alles schon gehört.
Wer Geschmack an ihren Gutelaune-Shalala-Hymnen zum Mitsingen findet, ist
hiermit schon gut bedient.
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POP
Kelly
Family: Homerun (2 CD)
Nach der durchschnittlichen ersten Single "Flip A Coin" ist der
Beginn des neuen Kelly
Family-Albums "Homerun" eine durchaus positive Überraschung.
"I'll Be There" klingt sehr viel erwachsener, als man es von den
Kellys erwartet hätte. Ein zurückhaltender Song, der die Stimmen
zu Klavier- und Schlaginstrumenten voll klingen lässt. Aufs Nötigste
reduziert entfernen sie sich damit weitest möglich von ihrem Straßensänger-Image.
Der Opener weist den Weg, den der erste mit "Home" betitelte Teil
des Doppelalbums gehen soll. Die Arrangements sind ausgefeilter, die Songs
durchdacht und erwachsen. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Kelly
Family vor allem billige Gassenhauer-Strukturen verarbeitete. Es
tut den Kellys offenbar gut, dass sie nicht mehr im Clan zusammen wohnen
und sich sowohl menschlich als auch musikalisch (solo) weiter entwickeln.
Die Songs auf "Home" sind eine entspannende Wohltat, die so gar
nichts mehr mit der plakativen "Wir spielen irgendwie alle jedes Instrument,
und das darf man auch hören"-Philosophie zu tun haben, die die
reisende Familie einst vereinte.
Solche Untugenden haben die verbliebenen Mitglieder wohl zusammen mit ihrer
langen Haarpracht abgelegt. Gott sei Dank. Statt dessen finden sich nun
Jazz- und Folk-Elemente in ihren klassischen, schlichten Popsongs. Die ruhige,
ausgefeilte Rhythmussektion bildet da nur noch das Sahnetüpfelchen.
Damit bewegen sie sich langsam in die Gefilde, die sonst Künstler wie
Norah
Jones bearbeiten. Diese Entwicklung ist nur zu unterstützen.
Auf "Don't Always Want" überrascht den Hörer sogar ein
Oldschool-Rap, der wider Erwarten wirklich nicht peinlich ist. Etwas komisch
mutet es an, wenn darauf eine Intermission, ein kurzer Auszug aus einer
Rede Mutter Theresas folgt. Damit verhält es sich wie mit den Texten
der Family: Sie versuchen die Hörer von ihrer Weltansicht zu überzeugen,
kriegen das mit der Verpackung aber nicht allzu gut hin, was das folgende
"Carry My Soul" sofort beweist. Wieso bloß haben sie sich
nicht schon viel eher in diese Richtung bewegt, wenn jahrelang solch ein
Talent zum erwachsenen Songwriting in ihnen schlummerte, fragt man sich,
während man zur zweiten CD wechselt. Mit "Run" stellt sich
dann zwar nicht die große Enttäuschung, wohl aber eine gewisse
Ernüchterung ein. Da ist er wieder, der typische Hang der Kellys zum
europäisierten, angerockten Gospel-Verschnitt. Zwar geraten auch hier
die Songstrukturen lange nicht mehr so platt, wie auf früheren Alben.
Doch mit dem, was die Kellys auf der ersten CD vorgelegt haben, kann der
zweite Teil nicht mehr mithalten.
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POP/ROCKl
Ringo
Starr: Tour 2003: Live
Wie heiße ich?", fragt Ringo
Starr am Ende des Openers "It Don't Come Easy". "Ringo!",
ruft das vergnügte Publikum. "Das ist der Grund, weshalb ich hier
bin", lautet die überraschend ehrliche Antwort. Wäre er unter
seinem bürgerlichen Namen Richard Starkey aufgetreten, hätte sich
wohl kaum jemand für ihn interessiert. 'Ringo' dagegen steht trotz
melancholischer Gesichtszüge für Frohsinn und Spaß. Und
vor allem: für die Beatles.
Während sich Paul
McCartney 2003 in den größtmöglichen Arenen austobte,
begnügte sich sein ehemaliger Drummer mit Sporthallen und Casinos.
Im Gepäck hatte er eine Auswahl an bekannten Liedern und seine All-Starr
Band, die aus Paul
Carrack (Keyboards), John
Waite (Bass), Colin Hay (Gitarre), Mark Rivera (Saxophon) und Sheila
E. (Prince)
bestand. Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen an Musikern, deren Glanzzeit
in den 80er Jahren lag.
Kein Wunder also, dass an der Veranstaltung eine spürbare Staubschicht
klebt. Mit Ausnahme von "Memphis In Your Mind" bleibt Starrs 2003er
Album "Ringorama" unbeachtet. Stattdessen greift er auf sein erstes
gesungenes Stück bei den Beatles
("Boy", 1963) und das kaum jüngere "Honey Don't"
(1965) zurück. "Yellow Submarine" leiert er mit wenig Begeisterung
runter, wie auch "Don't Pass Me By", das einzige Stück aus
seiner Feder. "With A Little Help From My Friends" ist zum Schluss
durchaus wörtlich zu verstehen: Nicht nur gibt Starr Material anderer
wieder, er lässt auch noch seine Begleitband den Hauptteil des Konzerts
bestreiten. Den Anfang macht Paul
Carrack mit "How Long". Colin Hay darf "Down Under"
seiner Men
At Work zum Besten geben, bevor sich John
Waite an "When I See You Smile" von Bad
English wagt. Sheila
E.s Beitrag lautet natürlich "Love Bizarre". Nach
einem Starr-Intermezzo geht es wieder von vorne los: "Living Years
(Carrack/Mike
And The Mechanics), "Missing You" (Waite), "Glamorous
Life (Sheila
E./Prince)
und "Who Can It Be Now" (Hay/Men
At Work).
Zwar ist die Begeisterung der Beteiligten zu spüren, dennoch entsteht
das ungute Gefühl, eine "Best Of The 80s" eines TV-Direktversands
in den Händen zu halten. Schade, denn trotz seiner zu unrecht belächelten
Gesangs- und Schlagzeugtechnik kann Starr durchaus gute Stücke vorweisen.
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HARD
ROCK
Van
Halen: Best Of Both Worlds: Limited Edition (2 CD)
Armer Gary Cherone. "The Best Of Both Worlds" lautet der Titel
der Van
Halen-Compilation, die die Geschichte der Band auf zwei CDs zusammen
fassen soll. Der Titel entlehnt sich dem "5150"-Track gleichen
Namens, spielt aber auch mit den zwei Hauptphasen der Van
Halen Geschichte. Sammy
Hagar ersetzt David
Lee Roth nach dem "1984"-Album. Dieser wiederum steigt
etwa zehn Jahre später nach der verkorksten "Balance" aus;
ihm folgt ex Extrem-Sänger
Gary Cherone.
Der aber fand bei der Auswahl der Tracks zur Doppel-CD keine Berücksichtigung
- sonst hätte die Scheibe wohl "The Best Of All Three Worlds"
heißen müssen, oder so ähnlich. Nicht einmal die Liner-Notes
lassen ein Sterbenswörtchen darüber verlauten, dass es neben Hagar
und Roth einmal einen weiteren Fontmann gab, der mit den zwei Van
Halen-Brüdern und Michael Anthony auf der Bühne stand.
Drei neue Tracks reichern die 33 Songs umfassende Retrospektive an. Die
Zusammenstellung der Songs geht weitgehend in Ordnung. Was sich die Jungs
aber dabei dachten, nach der Tapping-Onanie von "Eruption" gleich
das neue "It's About Time" ins Rennen zu schicken, bleibt ein
Rätsel. "Eruption" ist mit "You Really Got Me"
siamesisch verwachsen, also was soll der Unsinn? Was die neuen Kompositionen
betrifft, überrascht lediglich die etwas vertracktere Rhythmik - nette
Riff-Synkopen, die Eddy da auffährt. "It's About Time", "Learning
To See" und "Up For Breakfast" lauten die Titel der neuesten
Kreationen aus dem Hause Van
Halen.
Abgesehen von der
etwas fetter abgemischten Gitarre, die fast schon bösartig klingt,
regiert bei den Amerikanern jedoch musikalisch gelegentlich das Motto
"Im Westen Nichts Neues". Ihr Erscheinungsbild schließt
sich dem an. Hagar hat ein paar Big Macs mehr auf der Hüfte und zeigt
dem Rest der Welt nach wie vor, wo der Bartel seine Dauerwellen her holt.
Nickelbacks
Chad Kroeger? Hier kommt der wahre Sauerkraut-King. Van
Halen haben es sich in ihrer Rock-Nische gemütlich gemacht,
produzieren gefällige Nummern, die Spaß machen, falls einem
nicht irgendwann bei den abgekauten Arrangements die Grütze wieder
hoch kommt. "The Best Of Van
Halen Vol.1", die erste Compilation der Band aus dem Jahr
1996 war ja ein eher lauer Versuch, die Historie zusammen zu fassen. Jetzt
gibts mit der Doppel-CD den würdigen Rahmen, um eine der erfolgreichsten
Rock-Kapellen der vergangenen 20 Jahre abzufeiern. Jeder, der etwas mit
ihrer Mucke anfangen kann, hat so seine Lieblings-Nummern. Über die
Nicht-Berücksichtigung einzelner Lieder zu schwadronieren, wäre
deshalb auch wieder vergebene Liebesmüh'.
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POP/ROCK
/ COMPILATION/SAMPLER
Unity-Official
Athen 2004 Olympic Games
Offizielle Tonträger, die gewisse Großereignisse musikalisch
unterstützen, sollten unter normalen Umständen mit Vorsicht genossen
werden. Wer sich noch an Untaten der Deutschen Fußballnationalmannschaft
erinnert ("Wir sind schon überm Brenner - wir brennen auf den
Sieg"), bekommt bei derlei Veröffentlichungen das kalte Grausen.
Es gibt sie aber, die positiven Ausnahmen, und eine davon ist mit dem etwas
pathetischen Titel "Unity" ausgestattet. 16 Songs umfasst die
Compilation, die den Geist der Spiele in Noten unters Volk bringen soll.
Das schafft die Platte über den Großteil der Strecke auch ganz
famos. Highlights sind Kracher aus dem Hause Moby
& Public
Enemy, Macy
Gray mit Unterstützung von Keziah
Jones, Schockrock-Godfather Alice
Cooper zusammen mit Rapper Xzibit,
sowie das atmosphärische "Pass The Flame", bei dem Everything
But The Girl-Mastermind Trevor Horn seine Finger mit im Spiel hatte.
Beim Blick auf die Trackliste fällt sofort ins Auge, dass sämtliche
Titel Kollaborationen entspringen. Diese sind zum Teil das Ergebnis sehr
ungewöhnlicher Sessions, ähnlich den beiden Soundtrack-Klassikern
"Spawn"
(Elektro und Rock), sowie "Judgement
Night" (Hip Hop und Rock), scheinen die Macher - wiederum ganz
im Zeichen der fünf Ringe - Gegensätzliches unter einen Hut bringen
zu wollen. Etwas deplatziert wirkt hingegen Herbert
Grönemeyers englischsprachiger Beitrag "Everlasting",
den er mit George Dalaras und Cheb
Mami eingesungen hat. So richtig begeistert das melancholische Stück
nicht. Ganz großen olympischen Sport präsentiert dagegen Soundtüftler
Brian
Eno, der im Verbund mit Ex-Skunk
Anansie-Röhre Skin
und Rachid
Taha die Beats zum Krachen bringt. Löblich, dass der klamme
Major EMI auch in Zeiten zurückgehender Absatzzahlen im Zuge dieser
Veröffentlichung 180.000 $ für Projekte gegen die Immunschwäche
Aids stiftet.
Bei einem Sampler wie "Unity"
dürfte es vielen leicht fallen, mit dem Kauf der CD der angeschlagenen
Plattenfirma pekuniär unter die Arme zu greifen.
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POP/ROCK
Jojo:
Jojo
Jojo,
eine neue Britney
Spears? Mitnichten, das Debütalbum der 13-jährigen Joanna
Levesque, kurz Jojo,
lehnt sich eher an eine Mischung aus Jeanette und Lumidee an. Vom Aussehen
her an Jeanette erinnernd, nimmt sich ihr minimalistisch smoother R'n'B
ganz klar "(Ohoh) Never Leave"-Sängerin Lumidee zum Vorbild.
Zufälligerweise trägt die Single "Leave (Get Out)" einen
ähnlichen Titel und setzt sich auch in Sachen 'Sommerhit' auf die Spuren
von Lumi.
Im Gegensatz zur Newcomerin aus Spanish Harlem, New York, schielt Jojo
auf ihrer Single stärker Richtung Pop. Der eingängig schmalzige
Refrain und die zart angeschlagene Akustikgitarre erinnern dann auch eher
an Kelly
Clarkson oder eine frühe Britney
Spears. Doch ihre Produzenten Soulshock & Karlin (Craig
David), Mike City (Brandy)
und Static (Genuwine)
führen Jojo
professionell auf den R'n'B-Pfad zurück. Sie schneidern der 13-Jährigen,
deren süße Stimme natürlich noch ausbaufähig ist, ein
Potpourri an minimalistischen, aber effektiven Black Beats auf den weißen
Leib. "Breezy" und "Baby It's You" erinnern mit ihren
Claps und dezenten Piano-Einsätzen an anfangs erwähnte Lumidee,
während "City Lights" auf treibende Funk-Grooves setzt. Ein
Club-Brecher ("Yes Of No") darf auch nicht fehlen, bounct aber
wegen der süßen, jedoch noch ausbaufähigen Stimme von Jojo
etwas dünn über die Tanzfläche. Auch bei den Balladen "The
Happy Song" und "Never Say Goodbye" muss Jojo
um die richtige Tonlage kämpfen. Noch. Mit dreizehn Jahren fängt
eine Gesangskarriere normalerweise nicht an. Das nötige Volumen in
der Stimme wird sie sicher in den nächsten Jahren aufbauen. Doch wenn
Blackground Records-Gründer Barry Hankerson sie schon jetzt nach dem
Studieren ihrer Tapes für eine Schwarze hält, hat dieses frühe
Album durchaus eine Berechtigung.
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POP/ROCK
/ ALTERNATIV
Mark
Lenegan: Bubblegum
Zwei Jahre tourte Mark
Lanegan bekanntlich mit den Queens
Of The Stone Age, nun hat er diese Zeit, so schön sie auch
gewesen sein mag, hinter sich gelassen. Mit seinen Screeming
Trees hatte Lanegan bereits vor dem Grunge die psychedelischen Klänge
der 60er mit Garage Rock und Punk verknüpft, solo verließ er
sich gern auf traditionellere Klänge aus dem Folk- und Country-Bereich.
Auf seinem aktuellen Album nun akzeptiert der Sänger überhaupt
keine Grenzen mehr. Auch wenn das von Chris Goss (Masters
Of Reality) produzierte "Bubblegum" mit Josh Homme und
Nick Oliveri die beiden prägenden Köpfe der Queens mitwirkten,
klingt doch jederzeit eine deutliche eigene Note mit, denn Lanegan berreichert
die staubtrockene Schroffheit der Wüstenrocker um ein wärmendes
harmonisches Element. Schon der Opener "When Your Number Isn't Up"
eröffnet ein neues Universum, in dem ein heiter-leichtes Piano-Vorspiel
und ein beruhigender Basslauf für Wohlbehagen sorgen. Den größten
Kontrast zu seiner Zeit als Queens-Sänger bewirkt Lanegan dabei mit
seiner Stimmlage. Während er früher oft die hohe Kopfstimme bevorzugte,
brummt er hier wie die Wiederkehr des Crash
Test Dummys, tiefer sang bisher nur Brad Roberts. Von den vielen
Gaststars (außer Josh und Nick u.a. Dean Ween von Ween,
Duff
MCKagan und Izzy
Stradlin von den Guns
n' Roses) hinterlässt PJ
Harvey im folgenden "Hit The City" die prägnanteste
Duftnote, was nicht nur an ihrem typischen Gesang, sondern auch an der schleppenden
Dynamik der Gitarrenriffs liegt. Während "Wedding Dess" wie
eine Mischung aus Queens, Johnny
Cash und Calexico
rüberkommt, und beim "Methamphetamine Blues" offenbar alle
gemeinsam Drogen genommen haben, drückt Mark
Lanegan den folgenden "One Hundred Days" und "Bombed"
mit beruhigend dunkler Stimme wieder deutlich seinen Stempel auf.
Weitere Tracks lassen sich mal eher dem Blues, mal dem Rock'n'Roll zuordnen,
andere überhaupt nicht. Viele Stücke sind von industrial-ähnlichen
Rhythmen und singenden bis heulenden Gitarren geprägt, alle begeistern
mit ausgefeilt vertrackter Songstruktur und vielen überraschenden Wendungen.
Dabei scheint einer immer den Überblick zu behalten, eine ordnende
Kraft bändigt den Überfluss an Ideen in ein harmonisches Ganzes
namens Freiheit. Wird wohl der Herr Lanegan gewesen sein.
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POP/ROCK
Pearl
Jam: Live At Benaroya Hall: 22. October 2003 (2 CD)
Nun also "Benaroya Hall October 22nd 2003", noch dazu ein Livekonzert
von Pearl
Jam, hach wie lustig. Sind die Hundertschaften an halboffiziellen
Live-Bootlegs von zwei Welttourneen also noch nicht genug? Jein. Vor zwölf
Jahren spielten Pearl
Jam für MTV ein Akustikset ein, das als Raubkopie in der Folge
millionenfach unterm Ladentisch verkauft wurde. Vorliegendes Doppelalbum
ist deshalb das erste offizielle "Unplugged"-Album, live und stromlos
in Seattle vor 2500 Zuschauern mit 24 Songs und - natürlich - für
einen guten Zweck. Auch vom Erlös des Tonträgers geht ein Großteil
an die gemeinnützige Organisation Youthcare in Seattle, die sich um
junge Obdachlose kümmert. Zur Sache, Schätzchen: "Of The
Girl" ist ein softer, aber auch heimeliger Einstieg, der die intime
Atmosphäre der ganzen Veranstaltung vorwegnimmt. Schön klingt
das, ein bisschen ungewohnt gar ob des bluesigen Einschlags der Lead-Gitarre.
Mit dem Einsetzen von Eddie Vedders einmaligem Bariton werden dennoch schlagartig
all die alten Erinnerungen wach: die Drecksau-Parties zu Zivi-Zeiten einerseits,
aber auch der verzweifelte Versuch, "Elderly Woman Behind The Counter
In A Small Town" auf der Akustikgitarre nachzuspielen. Dass ausgerechnet
jener leise Höhepunkt der Pearl
Jam-Karriere an dieser Stelle fehlt, ist so bedauerlich wie unverzeihlich.
"Low Light" ist dann eine dieser typischen Balladen, die früher
"Indifference" hießen und besser waren. "Thumbing My
Way" entwickelt sich dafür zu einem Highlight ihrer Spätphase,
während "Fatal" einen schier umbläst. Diese Hoffnungslosigkeit
und Verzweiflung in der Stimme, wie konnte ich sie all die Jahre achtlos
links liegen lassen?
"Nothing As It Seems" von "Binaural" kenne ich mal wieder,
hier vertreten mit einer netten Mike McCready-Gniedel-Einlage. Unmerklich
rauscht Song für Song an einem vorbei, alles zusammen gehalten von
Vedders präsenter Performance. "Man Of The Hour" ist der
Beitrag zu Tim
Burtons "Big
Fish"-Film, "Off He Goes" ohnehin Wahnsinn. "Can't
Keep" widmet Vedder dem verstorbenen Songwriter Elliott Smith, hält
aber noch drei deftige Cover-Überraschungen bereit. "I Believe
In Miracles" von den Ramones klingt zunächst lustig, wächst
aber mit der Zeit. Was man von Johnny
Cashs "25 Minutes To Go" leider nicht behaupten kann.
Zu volkstümlich klingen die Rocker bei dem Versuch, die beschwingte
Kittchen-Ode in ein neues Licht zu tauchen. Dafür gelingt ihnen wiederum
Bob
Dylans Anti-Kriegssong "Masters Of War" meisterlich. Dass
beim Gänsehautfeger "Black" jede Refrain-Zeile vom Publikum
mitgesungen wird, nun, das war auch schon auf "Live On Two Legs"
von 1998 der Fall. In "Daughter" droppt Eddie mehrfach Beatles-Lyrics,
womit er endgültig wieder auf der sicheren Seite gelandet ist. Ob ich
mir jetzt die im letzten Herbst erschienene und weitgehend unbeachtete Raritätensammlung
"Lost Dogs" etwa auch noch zulegen muss? Ich überlege ernsthaft.
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MUSIK
DVD - ROCK
Doors,
The: Doors of the 21st Century: L.A. Woman: Live in Concert
Schön, skandalumwittert, geheimnisvoll und ständig im Rausch -
wie kein Zweiter verkörpert Jim Morrison das Idealbild des Rockstars.
Seine poetischen Texte und esoterischen Anwandlungen, vor allem aber sein
Tod im Alter von 27 Jahren machten aus ihm eine Ikone. Seine Mitstreiter
bei den Doors - Ray
Manzarek (Orgel), Robbie Krieger (Gitarre) und John Densmore (Schlagzeug)
- gerieten in den Hintergrund und kämpfen seitdem erfolglos gegen ihren
Status als Fußnote in der Morrison-Saga. Ökonomisch bestens abgesichert
- bei der Gründung der Band vereinbarten die Vier, jegliche Einnahme
zu teilen, - fristen sie seit dem Tod des Sängers ein musikalisch trostloses
Dasein. Deshalb war ihre Ankündigung 2002, mit einem neuen Sänger
auf Tour zu gehen, durchaus verständlich. Wer würde nicht gerne
vor tosenden Mengen den einen oder anderen Auftritt absolvieren? Zwar verklagten
Densmore und Morrisons Eltern die weiteren zwei Viertel der Originalband,
Manzarek und Krieger setzten sich aber durch, verpflichteten Cult-Sänger
Ian Astbury und gingen mit einem Studio-Schlagzeuger und - Neuheit! - einem
Bassisten auf Tour.
Das mitgeschnittene Konzert fand am 26. Oktober 2003 in Houston, Texas statt.
Als offizielle Begründung für die Tour gab Manzarek an, das letzte
Album der Band mit Morrison, "L.A. Woman", endlich mal on the
Road vorstellen zu wollen. Etwas fadenscheinig, zumal die Platte 1971 erschien
und nicht gerade zu ihren besten zählt. Der wahre Grund zeigt sich
schon bei den ersten Takten: Die Beteiligten wollen ihren Spaß haben
und sich dabei feiern lassen. Erstaunlich, wie sehr Astbury Morrison ähnelt.
Nicht nur seine Frisur, auch seine Stimme kommt dem Original beeindruckend
nahe. "It's really strange because I'm English", erzählt
er mit einem Augenzwinkern in einem Interviewschnipsel zwischen den Stücken.
Zwar ist er mit 41 Jahren um einiges älter als Morrison bei seinem
Tod, den Unterschied sieht man ihm jedoch kaum an. Clever imitiert er ihn,
ohne seine eigene Identität aufzugeben, wie ein Schauspieler, der eine
Rolle interpretiert. Zwang sich Val
Kilmer in Oliver
Stones Verfilmung "Doors"
noch in eine enge Lederhose, kleidet sich Astbury mit Jeans, Sonnenbrille
und Hemd. Zwar rennt er stellenweise auf der Bühne rum, trance-ähnliche
Zustände vermeidet er aber ebenso wie entblößte Körperteile.
Wäre wahrscheinlich auch nicht allzu schön anzusehen. Die Schnörkellosigkeit
des Sängers ist Ausdruck des Gesamtkonzepts: Ray
Manzarek bedient ein einzelnes Keyboard auf der Linken, Manzarek
seine Gibson SG auf der Rechten, Schlagzeuger und Bassist halten sich als
No Names dezent im Hintergrund, wo eine Riesenleinwand computeranimierte
Grafiken und Filmschnipsel ausstrahlt. Große Kerzen und ein Perserteppich
erzeugen eine kirchliche Atmosphäre. Im Vordergrund stehen Morrison
und seine Worte. Mit Klassikern wie "Roadhouse Blues", "Break
On Through" und "When The Music's Over" versuchen die Musiker
zu Beginn, dem Publikum einzuheizen. Zunächst wirkt es zurückhaltend;
vor allem beim Material aus "L.A. Woman" (Tracks 7 bis 16) kommt
kaum Stimmung auf, bis Regen vom Band "Riders On The Storm" einführt.
Ein Ford Mustang aus den 60er Jahren, der durch eine Palmenallee braust,
liefert einen schönen Rahmen für das abschließende "L.A.
Woman".
Nach dem Ende des Pflichtprogramms herrscht plötzlich Entspannung.
Bei der Leichtkost "Light My Fire" fangen nicht nur die Zuschauer
an, zu tanzen; Manzarek und Krieger verlassen die Schiene der treuen Wiederholung
der Studioversionen und liefern sich ein instrumentales Duell. Während
sich der Keyboarder auf seinen Loorberen ausruht und eher fahrig spielt,
hat der Gitarrist in den letzten dreißig Jahren einiges dazugelernt.
Das Publikum ruft danach so laut, dass die Neu-Doors
noch einmal für ein abschließendes "Soul Kitchen" ("Well,
the clock says it's time to close now / I guess I'd better go now / I'd
really like to stay here all night") auf die Bühne kommen. Nicht
nur sie; bald stürmen auch die ersten Reihen über die Absperrung
und lassen den Musikern kaum noch Platz zum atmen. Deren Souveränität
zeigt sich auch darin, dass sie nicht in Panik geraten, sondern mitmachen
und fröhlich weiterspielen. Ein schönes Ende der Party.
Wer Intensität und biografische Angaben sucht, sollte sich eher die
Dokumentation "The Doors
- Soundstage Performances" holen. "L.A. Woman Live" hat mit
dem Original wenig zu tun. Gemeinsamkeiten sind allein wegen der Besetzung
nicht abzuerkennen; die Doors
Of The 21st Century sind aber keine Fortsetzung, sondern lediglich eine
gute Aufführung. Oder auch: eine Coverband mit prominenter Besetzung.
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Text-Quellen:
Diverse |
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05.08.2004 18:41:16 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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