News Detail: CD: Top Tipps
HIP HOP/RAP / R&B
Moabeat: Dringlichkeit Besteh Immert
Moabeat, aus Berlin. Moabeat, vier Typen, sehr cool, sehr qualitätsbewusst, leicht großmäulig, immer elegant. MOABEAT ist deutschsprachiger HipHop! Aber deutscher HipHop hinkt doch! Die Alten sind müde und die Jungen kommen nicht aus dem Knick! Genau deshalb hat sich die Truppe um DJ Illvibe (bekannt durch sein Wirken bei Seeed), Malo und den beiden Brüdern Yasha und Monk, vorgenommen, den Laden von hinten aufzurollen! Hör' mal diese Produktion an. Allein schon dieses Intro. Nicht kleckern..! Die Beats, diese Sounds, das läßt mühelos alles hinter sich. Sind hier die deutschen Neptunes am Werk? Wohnt Timbaland jetzt in der Turmstraße?
Pharrell ist bei seinem letzten Deutschland-Besuch auf die Jungs aufmerksam geworden und hat sie gleich beauftragt, die neue Single von N.E.R.D. zu remixen. Auch Air- und Lambchop-Remixe sind in Arbeit…es spricht sich rum, dass hier neue Meister am Werk sind (nach Remixen für Sean Paul, Asian Dub Foundation u.a.). Das Album ist ein erster früher, künstlerischer Höhepunkt in der noch so jungen Karriere von Moabeat: Sie haben den Sack zu gemacht und ernten nun die fetten Früchte ihrer jahrelangen Feinarbeit. DJ Illvibe ist ein Meister des Cut-ups, aus englischen und deutschen Bits vollständige Sätze zu bauen, während er in einer regelrechten Scratch-Orgie über die Beats rast. Yashas tragende Hooklines, Monk & Illvibes unverschämt musikalischer Minimalismus, geniale Produktion, Cuts & Scratches und die subversiven Raps von Malo und den beiden Brüdern verschmelzen zu einer Einheit.
Und: Ihre Live-Konzerte werden eine reisende Hip Hop-Revue werden, mit kompletter Band und vielen, vielen Gästen. Ganz großes Beats-Entertainment.
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POP/ROCK
Supergrass: Supergrass Is 10 Best Of
Die sind aber groß geworden. Ist das tatsächlich schon zehn Jahre her, seit Supergrass mit der ersten Brit Pop-Welle abgefeiert wurden? Da durfte ich ja noch nicht mal legal Kippen kaufen! Wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert ...
Auf vier Alben darf das britische Trio seither zurückblicken, und aus denen haben sie ihre 19 Prachtstücke gepickt, und noch zwei neue Songs oben drauf gelegt, wohl gedacht als Geburtstagsgeschenk und Vorgeschmack auf das kommende fünfte Supergrass-Album. Das Schöne ist ja, dass man zu so einem Jubiläum ja auch mal sentimental auf die guten alten Zeiten anstoßen darf. Auf das Debütalbum "I Should Coco" zum Beispiel, das an Vitalität, Originalität und noch jugendlicher Unverblümtheit von den Nachfolgern leider nicht mehr übertroffen wurde. Aus dem 95er Album eröffnet das rauh-rotzige "Caught by The Fuzz", und man kommt nicht umhin, sich unwillkürlich die Frage zu stellen, wo später auf dem Weg diese Energie auf der Strecke geblieben ist. Und "Strange Ones"!- aber mit den Jahren wich der Druck dem freundlichen, aber manchmal eckenlosen Supergrass-Sound. Dass sie schon damals einen Hang zum Power Pop hatten, beweist schon der Straßenfeger "Alright" von derselben LP, der auf einer Best of nicht fehlen darf. Aus dem zweiten Album "In It For The Money" ist es erfeulich, dass unter den fünf Songs die es "geschafft" haben, nicht nur das knackige "Richard III", sondern auch das zarte Ballädchen "Late In The Day" zu finden ist.
Aus dem selbstbetitelten dritten Album sind die allesamt in meinen Ohren etwas flachen Liedchen "Moving", "Mary" und "Pumpin On Your Stereo" mit drauf. Die sind ja auch lustig, aber der exponentiell fallende Anspruch an die eigene Musik wird von Album zu Album eben deutlicher. "Seen The Light" und "Rush Hour Soul" von der letzten Platte ziehen die Kurve und den Spannungsbogen da schon wieder ein bisschen nach oben. Was bringen die beiden neuen Songs? Naja. Das ist schon in Ordnung so, das ist eben aus Supergrass geworden, eine Pop Band mit ein bisschen Brit davor. Und wie um das Gegenteil zu beweisen, setzen sie zumindest mit "Bullett" jetzt wieder auf staubige Gitarrenriffs, nur dass man ihnen das nach dem Hören dieser Zusammenstellung eben nicht mehr so recht abnehmen will. Steht zum Pop, ihr seid kein Rock!
Was bleibt, ist eine Best of Platte, die auch ziemlich vollständig ist und kaum einen Hit vermissen lässt, aber nun mal auch kein Ass im Ärmel schüttelt, hat man schließlich alles schon gehört. Wer Geschmack an ihren Gutelaune-Shalala-Hymnen zum Mitsingen findet, ist hiermit schon gut bedient.
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POP
Kelly Family: Homerun (2 CD)
Nach der durchschnittlichen ersten Single "Flip A Coin" ist der Beginn des neuen Kelly Family-Albums "Homerun" eine durchaus positive Überraschung. "I'll Be There" klingt sehr viel erwachsener, als man es von den Kellys erwartet hätte. Ein zurückhaltender Song, der die Stimmen zu Klavier- und Schlaginstrumenten voll klingen lässt. Aufs Nötigste reduziert entfernen sie sich damit weitest möglich von ihrem Straßensänger-Image. Der Opener weist den Weg, den der erste mit "Home" betitelte Teil des Doppelalbums gehen soll. Die Arrangements sind ausgefeilter, die Songs durchdacht und erwachsen. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Kelly Family vor allem billige Gassenhauer-Strukturen verarbeitete. Es tut den Kellys offenbar gut, dass sie nicht mehr im Clan zusammen wohnen und sich sowohl menschlich als auch musikalisch (solo) weiter entwickeln. Die Songs auf "Home" sind eine entspannende Wohltat, die so gar nichts mehr mit der plakativen "Wir spielen irgendwie alle jedes Instrument, und das darf man auch hören"-Philosophie zu tun haben, die die reisende Familie einst vereinte.
Solche Untugenden haben die verbliebenen Mitglieder wohl zusammen mit ihrer langen Haarpracht abgelegt. Gott sei Dank. Statt dessen finden sich nun Jazz- und Folk-Elemente in ihren klassischen, schlichten Popsongs. Die ruhige, ausgefeilte Rhythmussektion bildet da nur noch das Sahnetüpfelchen. Damit bewegen sie sich langsam in die Gefilde, die sonst Künstler wie Norah Jones bearbeiten. Diese Entwicklung ist nur zu unterstützen. Auf "Don't Always Want" überrascht den Hörer sogar ein Oldschool-Rap, der wider Erwarten wirklich nicht peinlich ist. Etwas komisch mutet es an, wenn darauf eine Intermission, ein kurzer Auszug aus einer Rede Mutter Theresas folgt. Damit verhält es sich wie mit den Texten der Family: Sie versuchen die Hörer von ihrer Weltansicht zu überzeugen, kriegen das mit der Verpackung aber nicht allzu gut hin, was das folgende "Carry My Soul" sofort beweist. Wieso bloß haben sie sich nicht schon viel eher in diese Richtung bewegt, wenn jahrelang solch ein Talent zum erwachsenen Songwriting in ihnen schlummerte, fragt man sich, während man zur zweiten CD wechselt. Mit "Run" stellt sich dann zwar nicht die große Enttäuschung, wohl aber eine gewisse Ernüchterung ein. Da ist er wieder, der typische Hang der Kellys zum europäisierten, angerockten Gospel-Verschnitt. Zwar geraten auch hier die Songstrukturen lange nicht mehr so platt, wie auf früheren Alben. Doch mit dem, was die Kellys auf der ersten CD vorgelegt haben, kann der zweite Teil nicht mehr mithalten.
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POP/ROCKl
Ringo Starr: Tour 2003: Live
Wie heiße ich?", fragt Ringo Starr am Ende des Openers "It Don't Come Easy". "Ringo!", ruft das vergnügte Publikum. "Das ist der Grund, weshalb ich hier bin", lautet die überraschend ehrliche Antwort. Wäre er unter seinem bürgerlichen Namen Richard Starkey aufgetreten, hätte sich wohl kaum jemand für ihn interessiert. 'Ringo' dagegen steht trotz melancholischer Gesichtszüge für Frohsinn und Spaß. Und vor allem: für die Beatles.
Während sich Paul McCartney 2003 in den größtmöglichen Arenen austobte, begnügte sich sein ehemaliger Drummer mit Sporthallen und Casinos. Im Gepäck hatte er eine Auswahl an bekannten Liedern und seine All-Starr Band, die aus Paul Carrack (Keyboards), John Waite (Bass), Colin Hay (Gitarre), Mark Rivera (Saxophon) und Sheila E. (Prince) bestand. Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen an Musikern, deren Glanzzeit in den 80er Jahren lag.
Kein Wunder also, dass an der Veranstaltung eine spürbare Staubschicht klebt. Mit Ausnahme von "Memphis In Your Mind" bleibt Starrs 2003er Album "Ringorama" unbeachtet. Stattdessen greift er auf sein erstes gesungenes Stück bei den Beatles ("Boy", 1963) und das kaum jüngere "Honey Don't" (1965) zurück. "Yellow Submarine" leiert er mit wenig Begeisterung runter, wie auch "Don't Pass Me By", das einzige Stück aus seiner Feder. "With A Little Help From My Friends" ist zum Schluss durchaus wörtlich zu verstehen: Nicht nur gibt Starr Material anderer wieder, er lässt auch noch seine Begleitband den Hauptteil des Konzerts bestreiten. Den Anfang macht Paul Carrack mit "How Long". Colin Hay darf "Down Under" seiner Men At Work zum Besten geben, bevor sich John Waite an "When I See You Smile" von Bad English wagt. Sheila E.s Beitrag lautet natürlich "Love Bizarre". Nach einem Starr-Intermezzo geht es wieder von vorne los: "Living Years (Carrack/Mike And The Mechanics), "Missing You" (Waite), "Glamorous Life (Sheila E./Prince) und "Who Can It Be Now" (Hay/Men At Work).
Zwar ist die Begeisterung der Beteiligten zu spüren, dennoch entsteht das ungute Gefühl, eine "Best Of The 80s" eines TV-Direktversands in den Händen zu halten. Schade, denn trotz seiner zu unrecht belächelten Gesangs- und Schlagzeugtechnik kann Starr durchaus gute Stücke vorweisen.
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HARD ROCK
Van Halen: Best Of Both Worlds: Limited Edition (2 CD)
Armer Gary Cherone. "The Best Of Both Worlds" lautet der Titel der Van Halen-Compilation, die die Geschichte der Band auf zwei CDs zusammen fassen soll. Der Titel entlehnt sich dem "5150"-Track gleichen Namens, spielt aber auch mit den zwei Hauptphasen der Van Halen Geschichte. Sammy Hagar ersetzt David Lee Roth nach dem "1984"-Album. Dieser wiederum steigt etwa zehn Jahre später nach der verkorksten "Balance" aus; ihm folgt ex Extrem-Sänger Gary Cherone.
Der aber fand bei der Auswahl der Tracks zur Doppel-CD keine Berücksichtigung - sonst hätte die Scheibe wohl "The Best Of All Three Worlds" heißen müssen, oder so ähnlich. Nicht einmal die Liner-Notes lassen ein Sterbenswörtchen darüber verlauten, dass es neben Hagar und Roth einmal einen weiteren Fontmann gab, der mit den zwei Van Halen-Brüdern und Michael Anthony auf der Bühne stand. Drei neue Tracks reichern die 33 Songs umfassende Retrospektive an. Die Zusammenstellung der Songs geht weitgehend in Ordnung. Was sich die Jungs aber dabei dachten, nach der Tapping-Onanie von "Eruption" gleich das neue "It's About Time" ins Rennen zu schicken, bleibt ein Rätsel. "Eruption" ist mit "You Really Got Me" siamesisch verwachsen, also was soll der Unsinn? Was die neuen Kompositionen betrifft, überrascht lediglich die etwas vertracktere Rhythmik - nette Riff-Synkopen, die Eddy da auffährt. "It's About Time", "Learning To See" und "Up For Breakfast" lauten die Titel der neuesten Kreationen aus dem Hause Van Halen.

Abgesehen von der etwas fetter abgemischten Gitarre, die fast schon bösartig klingt, regiert bei den Amerikanern jedoch musikalisch gelegentlich das Motto "Im Westen Nichts Neues". Ihr Erscheinungsbild schließt sich dem an. Hagar hat ein paar Big Macs mehr auf der Hüfte und zeigt dem Rest der Welt nach wie vor, wo der Bartel seine Dauerwellen her holt. Nickelbacks Chad Kroeger? Hier kommt der wahre Sauerkraut-King. Van Halen haben es sich in ihrer Rock-Nische gemütlich gemacht, produzieren gefällige Nummern, die Spaß machen, falls einem nicht irgendwann bei den abgekauten Arrangements die Grütze wieder hoch kommt. "The Best Of Van Halen Vol.1", die erste Compilation der Band aus dem Jahr 1996 war ja ein eher lauer Versuch, die Historie zusammen zu fassen. Jetzt gibts mit der Doppel-CD den würdigen Rahmen, um eine der erfolgreichsten Rock-Kapellen der vergangenen 20 Jahre abzufeiern. Jeder, der etwas mit ihrer Mucke anfangen kann, hat so seine Lieblings-Nummern. Über die Nicht-Berücksichtigung einzelner Lieder zu schwadronieren, wäre deshalb auch wieder vergebene Liebesmüh'.
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POP/ROCK / COMPILATION/SAMPLER
Unity-Official Athen 2004 Olympic Games
Offizielle Tonträger, die gewisse Großereignisse musikalisch unterstützen, sollten unter normalen Umständen mit Vorsicht genossen werden. Wer sich noch an Untaten der Deutschen Fußballnationalmannschaft erinnert ("Wir sind schon überm Brenner - wir brennen auf den Sieg"), bekommt bei derlei Veröffentlichungen das kalte Grausen. Es gibt sie aber, die positiven Ausnahmen, und eine davon ist mit dem etwas pathetischen Titel "Unity" ausgestattet. 16 Songs umfasst die Compilation, die den Geist der Spiele in Noten unters Volk bringen soll. Das schafft die Platte über den Großteil der Strecke auch ganz famos. Highlights sind Kracher aus dem Hause Moby & Public Enemy, Macy Gray mit Unterstützung von Keziah Jones, Schockrock-Godfather Alice Cooper zusammen mit Rapper Xzibit, sowie das atmosphärische "Pass The Flame", bei dem Everything But The Girl-Mastermind Trevor Horn seine Finger mit im Spiel hatte.
Beim Blick auf die Trackliste fällt sofort ins Auge, dass sämtliche Titel Kollaborationen entspringen. Diese sind zum Teil das Ergebnis sehr ungewöhnlicher Sessions, ähnlich den beiden Soundtrack-Klassikern "Spawn" (Elektro und Rock), sowie "Judgement Night" (Hip Hop und Rock), scheinen die Macher - wiederum ganz im Zeichen der fünf Ringe - Gegensätzliches unter einen Hut bringen zu wollen. Etwas deplatziert wirkt hingegen Herbert Grönemeyers englischsprachiger Beitrag "Everlasting", den er mit George Dalaras und Cheb Mami eingesungen hat. So richtig begeistert das melancholische Stück nicht. Ganz großen olympischen Sport präsentiert dagegen Soundtüftler Brian Eno, der im Verbund mit Ex-Skunk Anansie-Röhre Skin und Rachid Taha die Beats zum Krachen bringt. Löblich, dass der klamme Major EMI auch in Zeiten zurückgehender Absatzzahlen im Zuge dieser Veröffentlichung 180.000 $ für Projekte gegen die Immunschwäche Aids stiftet.
Bei einem Sampler wie "Unity" dürfte es vielen leicht fallen, mit dem Kauf der CD der angeschlagenen Plattenfirma pekuniär unter die Arme zu greifen.
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POP/ROCK
Jojo: Jojo
Jojo, eine neue Britney Spears? Mitnichten, das Debütalbum der 13-jährigen Joanna Levesque, kurz Jojo, lehnt sich eher an eine Mischung aus Jeanette und Lumidee an. Vom Aussehen her an Jeanette erinnernd, nimmt sich ihr minimalistisch smoother R'n'B ganz klar "(Ohoh) Never Leave"-Sängerin Lumidee zum Vorbild. Zufälligerweise trägt die Single "Leave (Get Out)" einen ähnlichen Titel und setzt sich auch in Sachen 'Sommerhit' auf die Spuren von Lumi.
Im Gegensatz zur Newcomerin aus Spanish Harlem, New York, schielt Jojo auf ihrer Single stärker Richtung Pop. Der eingängig schmalzige Refrain und die zart angeschlagene Akustikgitarre erinnern dann auch eher an Kelly Clarkson oder eine frühe Britney Spears. Doch ihre Produzenten Soulshock & Karlin (Craig David), Mike City (Brandy) und Static (Genuwine) führen Jojo professionell auf den R'n'B-Pfad zurück. Sie schneidern der 13-Jährigen, deren süße Stimme natürlich noch ausbaufähig ist, ein Potpourri an minimalistischen, aber effektiven Black Beats auf den weißen Leib. "Breezy" und "Baby It's You" erinnern mit ihren Claps und dezenten Piano-Einsätzen an anfangs erwähnte Lumidee, während "City Lights" auf treibende Funk-Grooves setzt. Ein Club-Brecher ("Yes Of No") darf auch nicht fehlen, bounct aber wegen der süßen, jedoch noch ausbaufähigen Stimme von Jojo etwas dünn über die Tanzfläche. Auch bei den Balladen "The Happy Song" und "Never Say Goodbye" muss Jojo um die richtige Tonlage kämpfen. Noch. Mit dreizehn Jahren fängt eine Gesangskarriere normalerweise nicht an. Das nötige Volumen in der Stimme wird sie sicher in den nächsten Jahren aufbauen. Doch wenn Blackground Records-Gründer Barry Hankerson sie schon jetzt nach dem Studieren ihrer Tapes für eine Schwarze hält, hat dieses frühe Album durchaus eine Berechtigung.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Mark Lenegan: Bubblegum
Zwei Jahre tourte Mark Lanegan bekanntlich mit den Queens Of The Stone Age, nun hat er diese Zeit, so schön sie auch gewesen sein mag, hinter sich gelassen. Mit seinen Screeming Trees hatte Lanegan bereits vor dem Grunge die psychedelischen Klänge der 60er mit Garage Rock und Punk verknüpft, solo verließ er sich gern auf traditionellere Klänge aus dem Folk- und Country-Bereich. Auf seinem aktuellen Album nun akzeptiert der Sänger überhaupt keine Grenzen mehr. Auch wenn das von Chris Goss (Masters Of Reality) produzierte "Bubblegum" mit Josh Homme und Nick Oliveri die beiden prägenden Köpfe der Queens mitwirkten, klingt doch jederzeit eine deutliche eigene Note mit, denn Lanegan berreichert die staubtrockene Schroffheit der Wüstenrocker um ein wärmendes harmonisches Element. Schon der Opener "When Your Number Isn't Up" eröffnet ein neues Universum, in dem ein heiter-leichtes Piano-Vorspiel und ein beruhigender Basslauf für Wohlbehagen sorgen. Den größten Kontrast zu seiner Zeit als Queens-Sänger bewirkt Lanegan dabei mit seiner Stimmlage. Während er früher oft die hohe Kopfstimme bevorzugte, brummt er hier wie die Wiederkehr des Crash Test Dummys, tiefer sang bisher nur Brad Roberts. Von den vielen Gaststars (außer Josh und Nick u.a. Dean Ween von Ween, Duff MCKagan und Izzy Stradlin von den Guns n' Roses) hinterlässt PJ Harvey im folgenden "Hit The City" die prägnanteste Duftnote, was nicht nur an ihrem typischen Gesang, sondern auch an der schleppenden Dynamik der Gitarrenriffs liegt. Während "Wedding Dess" wie eine Mischung aus Queens, Johnny Cash und Calexico rüberkommt, und beim "Methamphetamine Blues" offenbar alle gemeinsam Drogen genommen haben, drückt Mark Lanegan den folgenden "One Hundred Days" und "Bombed" mit beruhigend dunkler Stimme wieder deutlich seinen Stempel auf.
Weitere Tracks lassen sich mal eher dem Blues, mal dem Rock'n'Roll zuordnen, andere überhaupt nicht. Viele Stücke sind von industrial-ähnlichen Rhythmen und singenden bis heulenden Gitarren geprägt, alle begeistern mit ausgefeilt vertrackter Songstruktur und vielen überraschenden Wendungen. Dabei scheint einer immer den Überblick zu behalten, eine ordnende Kraft bändigt den Überfluss an Ideen in ein harmonisches Ganzes namens Freiheit. Wird wohl der Herr Lanegan gewesen sein.
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POP/ROCK
Pearl Jam: Live At Benaroya Hall: 22. October 2003 (2 CD)
Nun also "Benaroya Hall October 22nd 2003", noch dazu ein Livekonzert von Pearl Jam, hach wie lustig. Sind die Hundertschaften an halboffiziellen Live-Bootlegs von zwei Welttourneen also noch nicht genug? Jein. Vor zwölf Jahren spielten Pearl Jam für MTV ein Akustikset ein, das als Raubkopie in der Folge millionenfach unterm Ladentisch verkauft wurde. Vorliegendes Doppelalbum ist deshalb das erste offizielle "Unplugged"-Album, live und stromlos in Seattle vor 2500 Zuschauern mit 24 Songs und - natürlich - für einen guten Zweck. Auch vom Erlös des Tonträgers geht ein Großteil an die gemeinnützige Organisation Youthcare in Seattle, die sich um junge Obdachlose kümmert. Zur Sache, Schätzchen: "Of The Girl" ist ein softer, aber auch heimeliger Einstieg, der die intime Atmosphäre der ganzen Veranstaltung vorwegnimmt. Schön klingt das, ein bisschen ungewohnt gar ob des bluesigen Einschlags der Lead-Gitarre. Mit dem Einsetzen von Eddie Vedders einmaligem Bariton werden dennoch schlagartig all die alten Erinnerungen wach: die Drecksau-Parties zu Zivi-Zeiten einerseits, aber auch der verzweifelte Versuch, "Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town" auf der Akustikgitarre nachzuspielen. Dass ausgerechnet jener leise Höhepunkt der Pearl Jam-Karriere an dieser Stelle fehlt, ist so bedauerlich wie unverzeihlich. "Low Light" ist dann eine dieser typischen Balladen, die früher "Indifference" hießen und besser waren. "Thumbing My Way" entwickelt sich dafür zu einem Highlight ihrer Spätphase, während "Fatal" einen schier umbläst. Diese Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung in der Stimme, wie konnte ich sie all die Jahre achtlos links liegen lassen?
"Nothing As It Seems" von "Binaural" kenne ich mal wieder, hier vertreten mit einer netten Mike McCready-Gniedel-Einlage. Unmerklich rauscht Song für Song an einem vorbei, alles zusammen gehalten von Vedders präsenter Performance. "Man Of The Hour" ist der Beitrag zu Tim Burtons "Big Fish"-Film, "Off He Goes" ohnehin Wahnsinn. "Can't Keep" widmet Vedder dem verstorbenen Songwriter Elliott Smith, hält aber noch drei deftige Cover-Überraschungen bereit. "I Believe In Miracles" von den Ramones klingt zunächst lustig, wächst aber mit der Zeit. Was man von Johnny Cashs "25 Minutes To Go" leider nicht behaupten kann. Zu volkstümlich klingen die Rocker bei dem Versuch, die beschwingte Kittchen-Ode in ein neues Licht zu tauchen. Dafür gelingt ihnen wiederum Bob Dylans Anti-Kriegssong "Masters Of War" meisterlich. Dass beim Gänsehautfeger "Black" jede Refrain-Zeile vom Publikum mitgesungen wird, nun, das war auch schon auf "Live On Two Legs" von 1998 der Fall. In "Daughter" droppt Eddie mehrfach Beatles-Lyrics, womit er endgültig wieder auf der sicheren Seite gelandet ist. Ob ich mir jetzt die im letzten Herbst erschienene und weitgehend unbeachtete Raritätensammlung "Lost Dogs" etwa auch noch zulegen muss? Ich überlege ernsthaft.
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MUSIK DVD - ROCK
Doors, The: Doors of the 21st Century: L.A. Woman: Live in Concert
Schön, skandalumwittert, geheimnisvoll und ständig im Rausch - wie kein Zweiter verkörpert Jim Morrison das Idealbild des Rockstars. Seine poetischen Texte und esoterischen Anwandlungen, vor allem aber sein Tod im Alter von 27 Jahren machten aus ihm eine Ikone. Seine Mitstreiter bei den Doors - Ray Manzarek (Orgel), Robbie Krieger (Gitarre) und John Densmore (Schlagzeug) - gerieten in den Hintergrund und kämpfen seitdem erfolglos gegen ihren Status als Fußnote in der Morrison-Saga. Ökonomisch bestens abgesichert - bei der Gründung der Band vereinbarten die Vier, jegliche Einnahme zu teilen, - fristen sie seit dem Tod des Sängers ein musikalisch trostloses Dasein. Deshalb war ihre Ankündigung 2002, mit einem neuen Sänger auf Tour zu gehen, durchaus verständlich. Wer würde nicht gerne vor tosenden Mengen den einen oder anderen Auftritt absolvieren? Zwar verklagten Densmore und Morrisons Eltern die weiteren zwei Viertel der Originalband, Manzarek und Krieger setzten sich aber durch, verpflichteten Cult-Sänger Ian Astbury und gingen mit einem Studio-Schlagzeuger und - Neuheit! - einem Bassisten auf Tour.
Das mitgeschnittene Konzert fand am 26. Oktober 2003 in Houston, Texas statt. Als offizielle Begründung für die Tour gab Manzarek an, das letzte Album der Band mit Morrison, "L.A. Woman", endlich mal on the Road vorstellen zu wollen. Etwas fadenscheinig, zumal die Platte 1971 erschien und nicht gerade zu ihren besten zählt. Der wahre Grund zeigt sich schon bei den ersten Takten: Die Beteiligten wollen ihren Spaß haben und sich dabei feiern lassen. Erstaunlich, wie sehr Astbury Morrison ähnelt. Nicht nur seine Frisur, auch seine Stimme kommt dem Original beeindruckend nahe. "It's really strange because I'm English", erzählt er mit einem Augenzwinkern in einem Interviewschnipsel zwischen den Stücken. Zwar ist er mit 41 Jahren um einiges älter als Morrison bei seinem Tod, den Unterschied sieht man ihm jedoch kaum an. Clever imitiert er ihn, ohne seine eigene Identität aufzugeben, wie ein Schauspieler, der eine Rolle interpretiert. Zwang sich Val Kilmer in Oliver Stones Verfilmung "Doors" noch in eine enge Lederhose, kleidet sich Astbury mit Jeans, Sonnenbrille und Hemd. Zwar rennt er stellenweise auf der Bühne rum, trance-ähnliche Zustände vermeidet er aber ebenso wie entblößte Körperteile. Wäre wahrscheinlich auch nicht allzu schön anzusehen. Die Schnörkellosigkeit des Sängers ist Ausdruck des Gesamtkonzepts: Ray Manzarek bedient ein einzelnes Keyboard auf der Linken, Manzarek seine Gibson SG auf der Rechten, Schlagzeuger und Bassist halten sich als No Names dezent im Hintergrund, wo eine Riesenleinwand computeranimierte Grafiken und Filmschnipsel ausstrahlt. Große Kerzen und ein Perserteppich erzeugen eine kirchliche Atmosphäre. Im Vordergrund stehen Morrison und seine Worte. Mit Klassikern wie "Roadhouse Blues", "Break On Through" und "When The Music's Over" versuchen die Musiker zu Beginn, dem Publikum einzuheizen. Zunächst wirkt es zurückhaltend; vor allem beim Material aus "L.A. Woman" (Tracks 7 bis 16) kommt kaum Stimmung auf, bis Regen vom Band "Riders On The Storm" einführt. Ein Ford Mustang aus den 60er Jahren, der durch eine Palmenallee braust, liefert einen schönen Rahmen für das abschließende "L.A. Woman".
Nach dem Ende des Pflichtprogramms herrscht plötzlich Entspannung. Bei der Leichtkost "Light My Fire" fangen nicht nur die Zuschauer an, zu tanzen; Manzarek und Krieger verlassen die Schiene der treuen Wiederholung der Studioversionen und liefern sich ein instrumentales Duell. Während sich der Keyboarder auf seinen Loorberen ausruht und eher fahrig spielt, hat der Gitarrist in den letzten dreißig Jahren einiges dazugelernt. Das Publikum ruft danach so laut, dass die Neu-Doors noch einmal für ein abschließendes "Soul Kitchen" ("Well, the clock says it's time to close now / I guess I'd better go now / I'd really like to stay here all night") auf die Bühne kommen. Nicht nur sie; bald stürmen auch die ersten Reihen über die Absperrung und lassen den Musikern kaum noch Platz zum atmen. Deren Souveränität zeigt sich auch darin, dass sie nicht in Panik geraten, sondern mitmachen und fröhlich weiterspielen. Ein schönes Ende der Party.
Wer Intensität und biografische Angaben sucht, sollte sich eher die Dokumentation "The Doors - Soundstage Performances" holen. "L.A. Woman Live" hat mit dem Original wenig zu tun. Gemeinsamkeiten sind allein wegen der Besetzung nicht abzuerkennen; die Doors Of The 21st Century sind aber keine Fortsetzung, sondern lediglich eine gute Aufführung. Oder auch: eine Coverband mit prominenter Besetzung.
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Text-Quellen: Diverse
05.08.2004 18:41:16 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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