News Detail: CD: Top Tipps |
DANCE
/ ELECTRO
Miss
Kittin: I Com
In Belgien pflegte man bis vor einigen Jahren eine Atemmeditation der ganz
besonderen Art und Weise. Rhythmisches 'Einatmen, ausatmen' stand hoch im
Kurs. Diese auf's Wesentliche reduzierte Anweisung verwandelten Front
242 bei ihren Konzerten in ein Glaubensbekenntnis. Auch Caroline
Herve wäre der 'Holy Church of EBM' gerne beigetreten, allein ihre
späte Geburt hielt sie davon ab. Also wurde Miss
Kittin DJane und Musikerin und füllte die Rolle der Hohepriesterin
des Electroclash überzeugend aus. Dieser Tage erscheint "I Com",
ihr zweites musikalisches Statement über die volle Spielzeit. Miss
Kittin gibt sich auf "I Com" als eine Frau mit vielen
Facetten zu erkennen. Wer glaubte, mit dem aktuellen Longplayer die Fortsetzung
des stark retrogeschwängerten Debütalbums in Händen zu halten,
sieht sich schnell getäuscht. Ihr langjähriger Partner in crime,
Michel Amato aka The Hacker, schaute lediglich für einen Track ins
Studio zu Miss
Kittin. "Soundtrack Of Now", mit seiner nervös gallopierenden
Sequenzerline und den kühlen Electro-Flächen weist die größte
Nähe zu Produktionen wie "1982" oder "Frank
Sinatra" auf. Einatmen ausatmen? Das muss schon sein, zumindest
ein bisschen. Denn man kann Caroline Herve nicht unterstellen, mit "I
Com" auf der Stelle zu treten oder gar eine Neuauflage vergangener
Erfolgsrezepte zu betreiben. Miss
Kittin inszeniert sich mit ihrem aktuellen Album als vielseitige
Electro-Queen, der in Thies Mynther und Tobi Neumann zwei unbezahlbare Berater
in Sachen Sounds und Grooves zur Seite stehen. Die Chicks
On Speed vertrauten ebenfalls schon auf die Dienste der beiden Herren.
Die erste Single "Professional Distortion" und das quirrlige "Meet
Sue Be She" schlagen die Brücke zum elektronisch aufbereiteten
Punk der Chicks mühelos. Einatmen! Die überwiegende Mehrzahl der
Tracks auf "I Com" gelangen jedoch auf verschlungeneren Wegen
zu den Hörern. Wie ihre Mix-Compilation "Radio Caroline"
setzt auch "I Com" auf feinsinnige Electronica, die nicht notwendigerweise
der Tanzfläche als Existenzgrundlage bedarf. "3ème Sexe",
ein Cover des Indochine-Klassikers aus den 80ern, zieht verträumt am
Ohr vorrüber. Wunderbar naiv und entspannend gibt sich Miss
Kittins Ausflug in die "Kiss Factory". Ausatmen! Das haben
sie gut gemacht, Frau Herve. Was bisher nur als Ahnung durch den Raum schwebte,
wird mit "I Com" zur festen Gewissheit. Miss
Kittin ist in ihre eigene Klangwelt aufgebrochen. Ein primärer
musikalischer Bezugspunkt, wie noch auf ihrem "First Album" lässt
sich bei "I Com" nicht mehr ausmachen. Das Erbe der 80er Jahre
hat vorerst ausgedient und freut sich nun über einen Platz auf den
Oberarmen von Miss
Kittin. Ganz ohne 'einatmen ausatmen' geht's eben doch nicht.
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METAL
Nightwish:
Once: Limited Edition
Der Trend geht eindeutig in Richtung Größenwahn. In Hollywood
schafft es eigentlich kein Film mehr, ohne ein Millionenbudget auszukommen.
Jede Band, die was auf sich hält, muss sich inzwischen ein komplettes
Orchester ins Studio holen und auch für Videoclips müssen natürlich
Beträge verpulvert werden, für die manche ein ganzes Jahr arbeiten.
Wo hört das bitteschön auf? Auch wenn das mittlerweile sechste
Album der Band aus Finnland musikalisch sogar mich überzeugt, kann
ich mir nicht vorstellen, dass es eine Investition von 400.000 € rechtfertigt.
Da ist es mir dann beinahe auch egal, dass Nightwish
mit "Once" eine wirklich ausgewogene Mischung aus kernigen Metal-Riffs
und orchestralen Elementen produziert haben, die es weitesgehend schafft,
Clichés zu umschiffen. Als sehr positiv möchte ich dabei vermerken,
dass sich Tarja die wirklich hohen Sopranpassagen meist verkneift und sich
auf eine angenehme Singstimme konzentriert. Mit "Dark Chest Of Wonders"
läuten sie die Scheibe schon mal ganz gut ein, setzen mit "Wish
I Had An Angel" aber härtetechnisch noch einen drauf, denn das
Riff erinnert schon schwer an Rammstein.
Durch den von Basser Marco gesungenen Chorus gewinnt das Stück zusätzlich
an Emotion. Die Single "Nemo" dreht ja schon seit einiger Zeit
als Trailer bei der pseudo-okkulten Tittenshow "Charmed"
auf Pro 7 ihre Runden und erinnert wohl nicht nur mich an Paradise
Lost mit weiblichem Gesang.
Bei "Planet Hell" liefern sich Marco und Tarja ein ganz ansprechendes
Duell und haben auch einige gemeinsame Passagen, alles in allem überzeugt
mich der Track aber nicht so. Bei "Creek Mary's Blood" (bei dem
sogar ein Quotenindianer zu Wort kommt) und "Ghost Love Score"
lassen sie dann das gemietete London Session Orchester (welches schon die
Musik für die Herr der Ringe-Trilogie eingespielt hat) so richtig loslegen.
"Romanticide" überrascht etwas durch die heftige Ausrichtung
und die schon beinahe rapartigen Passagen von Marco. Mit "Kuolema Tekee
Taiteilijan" haben sie dann auch das erste Stück in ihrer finnischen
Landessprache komponiert. "Once" ist nichts anderes, als die Vollbedienung
für alle Fans und die, die es werden wollen. Wenn man nach dem Prinzip:
"Der Erfolg rechtfertigt die Mittel" geht, muss man hier fünf
Punkte verteilen.
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POP
/ ROCK
Eskobar:
A Thousand Last Chances (2 CD)
Die Vertonung eines blutenden Herzens - so beschreibt man Eskobars Musik
vielleicht am Besten. Weniges vermag so sehr zu berühren wie der melancholische
Synthiepop der Schweden, gepaart mit Daniel Bellqvists unvergleichlicher
Stimme. Natürlich weiß das Trio um seine Ausstrahlung und versucht
nun, diese Erfolgsschiene konsequent weiter zu fahren. Zunächst entsteht
der Eindruck, die Band habe das poppigere "There's Only Now" als
Experiment abgehakt und konzentriere sich erneut auf die ganz ruhige Variante
ihrer eigenen Schaffenskraft. Doch schon bei "Big Sleeper" sticht
der Neil
Young-ähnliche Gitarrenpart als erstes ins Ohr und zeigt klar
auf, dass auch kein zweiter Teil des Klassikers "Til We're Dead"
zu erwarten ist. "You Got Me" könnte in eben dieser Form
auch vom Vorgängeralbum stammen. Fraglich ist, was der nervige, sirenenhafte
Backgroundgesang im Refrain soll, jedenfalls nimmt er dem Stück einiges
an Aussagekraft. Doch das ist bei weitem nicht der einzige Fehlgriff, den
sich die Schweden auf "A Thousand Last Chances" leisten. Zwar
erweckt "Love Comes First" zunächst die Illusion, die Band
könnte ihre alte Klasse erneut erreichen. Doch welcher Faktor auch
immer dafür verantwortlich ist, dass beinahe ausnahmslos jeder Song
der ersten beiden Alben einen akustischen Orgasmus darstellt, er geht auf
dem neuen Album völlig flöten. Einige Stücke wirken beinahe
unerträglich monoton, während andere das Gefühl erwecken,
die Band wolle durch übertrieben flippige Musik das Image der Selbstmordaspiranten
loswerden."A Thousand Last Chances" beweist zwar durch gewohnt
klasse Texte und das herausragende Gesangstalent Bellqvists erneut, dass
die Band durchaus in der Lage ist, überdurchschnittliche Songs aus
dem Ärmel zu schütteln, doch auf einen Übertrack mit Bauchkribbel-Garantie
wartet man vergebens. Das Eskobar-Prinzip wirkt ausgelaugt. Die CD als einen
Schlag in den Magen der Fans zu bezeichnen wäre überzogen, es
steht seinen Vorgängern allerdings in fast allen Belangen deutlich
nach.
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COUNTRY
/ BLUESGRASS
Jimmy
Martin: Don't Cry To Me
Vier Jahre ist es her, dass uns die beiden Coen-Brüder
mit ihrem opulent bebilderten Epos "O
Brother Where Art Thou?" die Südstaaten und ihre Kultur
nahe brachten. Ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Identität ist
die Musik. Bluegrass nennen die Amerikaner die traditionelle Musik der weißen
Einwanderer und Jimmy
Martin ist ihr unbestrittener König. "Don't
Cry To Me" verneigt sich vor dem Schaffen des 'King Of Bluegrass'
mit einigen seiner größten Hits. Weit über 70 Lenze zählt
Jimmy
Martin heute und kämpft seit einiger Zeit tapfer gegen den
Krebs in ihm. Der hält ihn auch nicht davon ab, weiterhin auf der Bühne
zu stehen. Ein Musikbegeisterter und ein Sturkopf ist Jimmy
Martin Zeit seines Lebens. Mit anderen Worten: Ein Original, wie
es im Buche steht. Nun bringt der Film "King Of Bluegrass" das
Leben und die Musik von Jimmy
Martin auf die Leinwand. "Don't
Cry To Me", der Soundtrack zum Film, erscheint bei Chicagoer
Label Thrill Jockey. Ein ungewöhnlicher Schritt, der die Ohren einer
neuen Generation für die Songs des King of Bluegrass öffnet. Die
meisten dieser Lieder sind nicht wesentlich jünger als Martin selbst.
In den späten 50ern geht die Karriere des Tennessee-Boys ihrem Höhepunkt
entgegen. Zuvor bei Bill
Monroe, ebenfalls eine lorbeerumrankte Gestalt des Bluegrass, in
der Band, geht Jimmy
Martin zur Mitte der Dekade mit seinen Sunny Mountain Boys eigene
Wege. Er bringt die heiligen Hallen von Nashvilles Country-Walhalla, der
Grand Ole Opry zum Erbeben und rangiert von nun an auf Augenhöhe mit
Hank Williams und anderen Legenden des amerikanischen Westens. Er spielt
wöchentlich in nationalen Radioshows wie dem Louisiana Hayride und
erreicht damit ein Millionenpublikum. Die frenetische Stimmung im Hayride
und Martins unbestrittene Entertainer-Qualitäten bringt ein Livemitschnitt
seines Klassikers "Ocean Of Diamonds" auf den Punkt. "Don't
Cry To Me" zeichnet das Bild eines Jimmy
Martin, der bei Liveauftritten immer zu einem Scherz mit dem Publikum
aufgelegt ist. Einen Jimmy
Martin, der in endlosen Übungssessions zu seinen Studioalben
sich und seinen Musikern die perfekte Beherrschung des Instruments abverlangt.
Der Perfektionismus von Jimmy
Martin mag für seine Musiker mehr als einmal Grund zur Verzweiflung
gewesen sein. Von der Halsstarrigkeit des King of Bluegrass profitierend,
haben seine Songs auch rund ein halbes Jahrhundert nachdem sie niedergeschrieben
wurden nichts von ihrem Groove verloren. "Hit Parade Of Love",
"On And On" oder "Losing You" faszinieren heute noch
genauso, wie zu Zeiten des Louisiana Hayride.
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GOTHIC
Leaves'
Eyes: Lovelorn
Fünf Jahre nach ihrem letzten Soloalbum und zwei Jahre nachdem sie
bei Theatre
Of Tragedy recht unschön vor die Tür gesetzt wurde, meldet
sich Liv Kristine mit ihrem zweiten Output zurück. Konnte man über
"Deus Ex Machina" noch geteilter Meinung sein, so gibt es an "Lovelorn"
praktisch nichts auszusetzen. Statt Tatort-Musikproduzent Günther Illi,
der auf dem 1999 erschienenen Erstwerk noch für die komplette musikalische
Erscheinung verantwortlich war, ist dieses Mal hauptsächlich Atrocity-Basser
Chris Lukhaup mit am Start. Zusammen mit dem kompletten Rest der schwäbischen
Dark Metaller bildet die blonde Sängerin jetzt die Band Leaves'
Eyes und macht dabei nicht nur optisch eine sehr gute Figur. Im
Gegensatz zu ihrer alten Band, die immer mehr in Richtung Elektro-Pop abdriftete,
kommen den Gitarren bei Leaves'
Eyes durchaus dominante Rollen zu, über denen Livs Stimme mit
leichter Eleganz zu schweben scheint. Ihr Ehemann Alex Krull gibt sich zwar
bei "Oceans Way", "The Dream" und "Temptation"
auch als Sänger die Ehre, beschränkt sich aber sonst hauptsächlich
auf die Keyboards und die Produktion des Albums. Obwohl die Stimme der Norwegerin
immer sanft und beinahe zerbrechlich klingt, könnte man Leaves'
Eyes gegenüber Within
Temptation oder Nightwish
den Vorzug, weil Livs Stimmlage wesentlich angenehmer ist und hinter den
meisten Komposition auch ordentlich Feuer steckt. Auch sehr romantische
Kompositionen wie der Titeltrack "Lovelorn" oder das gegen Ende
an Fahrt aufnehmende "For Amelie" finden ihren Weg auf das Album
und erinnern nicht selten an die von Liv sehr geschätzte Kate
Bush. Mit dem erstaunlich heftigen "Return To Life" findet
die Scheibe dann ihren Abschluss und wer sich nicht dran stört, dass
die Dame mit einem großen, kräftigen Kerl verheiratet ist und
auch schon Nachwuchs mit ihm gezeugt hat, der wird an dem Video zu "Into
Your Light" bestimmt auch seine Freude haben.
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POP
/ FRANÇAIS
Celine
Dion: A New Day: Live In Las Vegas (CD & DVD)
Las Vegas. Stadt der Sehnsüchte, Stadt der Träume, Stadt der überstürzten
Eheschließungen mit anschließender Annulierung. Mitten in der
Wüste Nevadas gelegen, ist Las Vegas seit 2003 auch Celine
Dions Stadt. Bis einschließlich 2006 tritt sie regelmäßig
in der Spielerstadt auf, um ihre Sangeskunst feil zu bieten. Die Gelegenheit
scheint günstig und so bannt die stimmgewaltige Kanadierin eines ihrer
Las Vegas-Konzerte auf Silberling, damit sich ihre Fans ein Bild davon machen
können, was sie verpassen, sollten sie sich nicht dazu hinreißen
können, ein Ticket zu lösen.
Insgesamt dreizehn Songs fanden den Weg auf die nun vorliegende Aufnahme,
abgerundet von zwei neuen Studio-Tracks, die Dion als Bonus noch obendrauf
packt. Als zusätzliches Schmankerl präsentiert "A New Day
- Live In Las Vegas" noch eine DVD mit dem ominösen Titel "One
Year, One Heart", die in 45 Minuten die Entstehung der Aufnahmen dokumentiert
und einen Vorgeschmack auf eine weitere, im Herbst erscheinende DVD gibt.
Besinnlich steigt Celine
Dion in ihr Konzert ein. "Nature Boy" ist alles andere
als ein aufrüttelnder Opener. Ein fetziger Song zu Beginn einer ihrer
Show käme dem Ambiente der Spielerstadt wohl auch wenig entgegen. Wo
ein Frank
Sinatra mit einer selbstverständlichen Nonchalance auftrat,
zollt sie der zu erwartenden Atmosphäre Tribut. Das passt durchaus
zu ihren Stärken. Immer dann, wenn es ruhiger wird im weiten Rund,
kann sie ihre klare Stimme am besten zur Geltung bringen.
So muss sich der Hörer bis zur vierten Nummer "I'm Alive"
gedulden, bis Celine etwas mehr aufs Gaspedal drückt. Die Live-Version
profitiert von der lebendigen Instrumentierung, während der Song auf
dem Album viel von einem verunglückten Eurodance-Liedchen hat. Gewöhnungsbedürftig
und nicht jedermanns Geschmack ist allerdings Dions durchgehend seltsame
Betonung der Worte, die an vielen Stellen sehr gekünstelt daher kommt.
Die Kanadierin hat nun einmal einen Hang zum kitschigen Pathos. Die Tendenz,
ein wenig zu dick auf die Emotionstube zu drücken, kommt auch bei diesem
Konzertmitschnitt voll zum Tragen. Sie widmet ein Lied allen Eltern und
Kindern dieser Welt ("If I Could") und erinnert das Publikum daran,
dass sie immer noch am Leben ist ("I'm Alive"). Wenigstens verzichtet
sie darauf, ihren Überhit "My Heart Will Go On" den Hinterbliebenen
der Titanic zu widmen, wie bereits geschehen.
Etta
James ("At Last"), Peggy
Lee ("Fever") und Frank
Sinatra ("I've Got The World On A String") preist Dion
zu Recht als große Stimmen, die vor ihr in Vegas Erfolge feierten,
doch kann ihnen die kanadische Chanteuse nur sehr bedingt das Wasser reichen.
Technisch fährt ihr zwar niemand an den Karren, doch was Ausdruck und
Charisma anbelangt, bleiben die Größen der 50er Jahre unerreicht.
Ohne ihrer Gesangsperformance zu Nahe treten zu wollen, aber ein aufregendes
Konzert braucht mehr als abgeschmackte Pathetik.
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HARD
ROCK
Queensryche:
The Art Of Live: Live
Ach ja, war natürlich schon lange mal wieder an der Zeit, dass Queensryche
ein Live-Album aufnehmen. Das letzte ist ja immerhin schon drei Jahre alt
und die neuen Songs sind ja auch so enorm aufregend, dass man die Live-Atmosphäre
einfangen muss. Sarkasmus ist schon 'ne feine Sache. Hätte ich den
nicht, müsste ich mich wahrscheinlich echt über so 'ne schnarchnasige
Veröffentlichung wie "The Art Of Live" aufregen.
Dass die Songs auf dem letzten Studioalbum "Tribal" beinahe durch
die Bank relativ ruhig ausgefallen sind, ist ja in Ordnung, aber wenn die
sechs Songs dieser Scheibe sich live zu ziemlich trostlosen Nummern entwickeln,
dann bin ich mir nicht sicher, ob ich die demnächst erscheinende DVD
zu diesem Album sehen muss. Dass die meisten Fans auf die älteren Sachen
deutlich euphorischer reagieren, als auf die neueren, hat ja schon beinahe
Tradition und wird von Geoff Tate und Co. genauso traditionell auf ihren
Studioalben ignoriert. Von daher ist "The Art Of Live" nicht ganz
uninteressant, denn die beiden "Operation: Mindcrime"-Klassiker
"Breaking The Silence" und "The Needle Lies" gibt es
normalerweise nicht zu hören. Bei "Anybody Listening" musste
ich zwar auch mal kurz aufhorchen, doch irgendwie klingt mir die ganze Atmosphäre
des Konzerts zu verschnarcht und belanglos. Auch wenn man der Tatsache Respekt
zollen muss, dass es außer den genannten noch einige andere Songs
ins Set geschafft haben, die normalerweise außen vor bleiben und umgekehrt,
geht diese Veröffentlichung für meinen Geschmack eher in die Richtung
"überflüssig". Mal abwarten, was die DVD
bringt, aber ohne visuelle Untermalung ist diese Live-Scheibe entbehrlich.
Immerhin spielt nicht mal mehr Chris DeGarmo mit.
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PUNK
Bad
Religion: The Empire Strikes First
Weltuntergangsstimmung: Apokalyptische Chöre erwachen, ein dumpfer
Rhythmus ist aus der Ferne zu vernehmen, langsam schwellen dunkle Gitarrenklänge
an und vereinen sich mit einem rollenden Bass zu einem Inferno, das in einem
Gitarrenbrett und nicht zu haltenden Drums endet. Darin erhebt Greg Graffin
seine Stimme, legt in bekannter Manier eine wütende Melodie über
die Gitarren und schon ist man mittendrin in Bad
Religions düster beginnendem Werk "The Empires Strikes
First". Der Titel spricht eine deutliche Sprache: Die Kalifornier schieben
die Schuld an ihrer schlechten Laune der Regierung Amerikas in die Schuhe.
Das Album greift in voller Länge und aller Offenheit die Bush-Administration
an. Mit jedem Song feuert Graffin, unterstützt von seiner Band, eine
Breitseite auf die Verhältnisse im mächtigsten Staat der Welt.
Dabei wird Bad
Religion ihrem Namen einmal mehr gerecht.
Das beherrschende Thema ist die unsägliche Verquickung politischer
Interessen und scheinheiliger Gläubigkeit. "Sinister Rouge"
beklagt die blutige Rückkehr westlichen Missionarseifers, "Let
Them Eat War" prangert den Krieg als Ablenkungsmanöver an, und
der Titelsong "The Empire Strikes First" ist schließlich
der bitter-sarkastische Abgesang auf den Irak-Feldzug. Politisch hochaktuell,
ist das Album in musikalischer Hinsicht dagegen konservativ ausgefallen.
Bad
Religion setzen auf Beständigkeit und wandeln weiterhin auf
dem Weg, der vor gut 20 Jahren einmal wegweisend war. Kompromissloser Punkrock
im 4/4-Takt und obligatorische Backgroundchöre liefern das Fundament
für Graffins melodiös und kraftvoll vorgetragene Gesangslinien.
Innovatives ist auf
dieser Scheibe, sieht man von einem kurzen Gastauftritt des Rappers Sage
Francis einmal ab, nicht zu finden. "Sinister Rouge" oder die
Single-Auskopplung "Los Angeles Is Burning" haben durchaus ihren
Reiz, klingen aber wie schon einmal gehört. Abwechslung kommt nur
auf, wenn die Band etwas ruhigere Töne anschlägt. "To Another
Abyss" lässt Graffin genügend Zeit, seine gesanglichen
Qualitäten voll auszuschöpfen und ist ein richtig nettes Lied
geworden. Dieses Potenzial der Band für gefühlvolles Songwriting
bestätigt sich ein weiteres Mal im halbakustischen "Boot Stamping
On A Face Forever". Mit "The Empire Strikes First" melden
sich Bad
Religion lautstark als Band mit politischem Anspruch zurück.
Für eine Band amerikanischer Herkunft ist das in dieser Deutlichkeit
nicht unbedingt üblich, wohl aber erfreulich. Greg Graffin vermeidet
in seinen Reflexionen über die amerikanische Gesellschaft Plattitüden
und verpackt seine Botschaften einmal mehr in ansprechende Melodien. Das
Album ist ein drastisches politisches Statement, das aktuelle Bezüge
nicht scheut, musikalisch allerdings in altem Gewand daher kommt. Bad
Religion wagen keine Experimente und bleiben ihrem Stil treu,
auch wenn der seine besten Tage hinter sich hat. Etwas mehr Mut zu Neuem
täte da gut.
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HIP
HOP/RAP
Söhne
Mannheims: Noiz
"Noiz"!? Was will uns dieser Titel sagen? Hieß das platingekrönte
Debütalbum nicht "Zion"? "Zion" - "Noiz"?
Aaaah, ein doppeldeutiger Buchstabendreher! Soviel Schelmhaftigkeit hätte
man den würdevollen Söhnen
Mannheims gar nicht zugetraut. Nach wie vor haben sie sich der Befreiung
ihrer Heimatstadt von Elend, Armut und Ungerechtigkeit verschrieben.
Auch wenn ihnen deshalb mitunter missionarische Ambitionen unterstellt werden,
sind fester Glaube und Engagement nicht die schlechtesten Tugenden. Gehaltvolle
Texte und ausdrucksstarke Musik sind ihre musikalischen Waffen im Kampf
gegen das Böse. Der "König der Könige" schreitet
orchestral arrangiert und salbungsvoll aus den Boxen. Die Singleauskopplung
"Vielleicht" charakterisiert die harmonische und sanfte Seite
der Söhne. Süßlich und verschmust synkopiert sich der Refrain
in die Gehörgänge. Die "Babylon System"-Gitarre schrammelt
genüsslich und entspannt auf ihrem Breakbeat-Fundament. Angenehm seeedet
der Titel mit Ragga-Flair und Ohrwurm-Refrain vor sich hin. Darf man den
Worten von Produzent Michael Herberger Glauben schenken, ist auf "Noiz"
die Band stark in den Produktionsprozess einbezogen. Das ist auch der Grund,
warum die dreizehn Albumtitel abwechslungsreich und live klingen.
Getreu ihrem musikalischen Motto öffnen die Söhne mal die Soul-,
mal die Rap-, mal die R&B- oder Rockschublade. Die Ergebnisse überzeugen
in allen Variationen. "Noiz" offeriert ohrwurmige Hits, tanzbare
Grooves und gefühlvolle Balladen simultan mit Tiefsinnigkeit und Echtheit.
Damit schaffen die Söhne
Mannheims den Balanceakt zwischen Anspruch und Kommerzialität
auf fast beängstigende Weise. Und genug Buchstabenkombinationen für
erhoffte weitere Alben stehen auch zur Verfügung: "Nozi",
"Oinz", "Izno", "Nzio". Außerdem ersetzt
H-Blockx-Fronter
Henning Wehland den ausgeschiedenen Sänger Rolf Stahlofen.
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MUSIK
DVD - SOUL / R&B
Seal:
Live at the Point - Dublin
Kurze Zeit nachdem er sich mit seinem vierten Album "Seal
4" erneut ins Bewusstsein der Musikgemeinde singt, veröffentlicht
Seal
eine Live-DVD, die sich einem Konzertmitschnitt vom 16. Dezember 1991 (!)
widmet. Immerhin 13 Jahre und einige wichtige Singles ist das jetzt her.
Zum Glück hatte er zu diesem Zeitpunkt schon sein Debütalbum "Seal"
(ebenfalls 1991) auf dem Markt. Trotzdem ist sein Repertoire nach nur einem
Album naturgegeben eingeschränkt. In Sachen Genre-Schubladisierung
definiert sich Seal
in der bis heute gültigen Kategorie 'Black Rock-Funk'n'Soul-Pop'. Die
gitarrenlastigen Rocktitel ("Future Love Paradise", "Whirlpool"
und "Hide") sind dabei stilecht und unüberhörbar von
den 70ern inspiriert. Jimi Hendrix, Peter Frampton und andere Heroen der
damaligen Zeit tauchen mit voller Wucht aus den tiefen des Gedächtnisses
auf. Ersterem wird gar in Form eines "Hey Joe"-Covers gehuldigt.
Aber Seals
Männlichkeitsdarstellung begnügt sich nicht mit martialischen
Rockbeats. Seiner soften Popmusikseite liegt immer eine gehörige Portion
Funk'n'Soul zugrunde. "The Beginning", "Crazy" und "Wild"
legen davon ein ehrliches Zeugnis ab. Alles nett, aber - in einer auf die
Popmusik bezogenen Zeitrechung - alt.
Den Gesamteindruck von "Live At The Point" mindern ferner unübersehbare
Synchronisationsfehler. Singende Mundbewegungen ohne Ton bzw. Höreindrücke
ohne die entsprechenden Mundbewegungen stören das Vergnügen mindestens
so stark wie rhythmische Handclap-Spielereien mit dem Publikum, die partout
nicht mit dem Sound übereinstimmen wollen. Obwohl sich der Silberling
eher als Fan-Sammlerobjekt entpuppt, bieten die Extras einen gewissen Mehrwert.
Vor allem die Unplugged-Versionen von "Deep Water", "Show
Me", "Crazy", "Wild", "Whirlpool" und
"Violet" überzeugen. Die akustischen Versionen rücken
Seals
Kompositionen in ein nacktes Licht und lassen seine gesangliche Ausdruckskraft
in intimen Farben leuchten. Die zusätzlichen Video-Takes legen lediglich
ein authentisches Zeugnis der Klang- und Videoästhetik der frühen
90er ab. Allenfalls historisch interessant. Ein weiterer dicker Minuspunkt
ist das ausschließlich der Labelwerbung dienende Booklet. Keine einzige
Zeile darin ist für Hintergrundinformationen reserviert. Es werden
lediglich Kaufempfehlungen ausgesprochen. Das kann man für Seals
"Live At The Point" nicht ruhigen Gewissens tun.
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MUSIK
DVD - TRASH / HEAVY METAL
Anthrax:
Music of Mass Destruction - Live in Chicago (DVD & CD) (Veröffentlichung:
26. Juli 2004)
Tracklisting für die DVD
01. What Doesn't Die
02. Got The Time
03. Caught In A Mosh
04. Safe Home
05. Room For One More
06. Antisocial
07. Nobody Knows Anything
08. Belly Of The Beast
09. Inside Out
10. Refuse To Be Denied
11. I Am The Law
12. Only
13. Be All End All
14. Indians
15. Bring The Noise
Bonus Tracks:
16. Fueled
17. Metal Thrashing Mad
Tracklisting für die CD
01. What Doesn't Die
02. Got The Time
03. Caught In A Mosh
04. Safe Home
05. Antisocial
06. Nobody Knows Anything
07. Belly of the Beast
08. Inside Out
09. Refuse To Be Denied
10. I Am The Law
11. Only
12. Fueled
13. Metal Thrashing Mad
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Text-Quellen:
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25.06.2004 21:14:14 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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