News Detail: CD: Top Tipps
SOUNDTRACK
Kill Bill Vol. 2
Für die Fortsetzung von Quentin Tarantinos grandios überschätzter Song-Zitatensammlung im Soundtrack zu Teil eins muss dieses Mal der wilde Westen als Inspirationsquelle herhalten, um die Verschwendung so vieler Handvoll Dollars zu rechtfertigen. Genre-Musik soll die Stimmung des Films unterstreichen. Drei Scores aus Morricone-Filmen tragen das Gerüst, um das Tarantino sein dünnes Pappmaschee aus nicht vorhandenen Ideen klebt. Country-Legende Johnny Cash reicht mit einem Mahalia Jackson-Cover Rockabilly-Ikone Charlie Feathers die Hand, die Lücken füllen wieder einmal Dialogsequenzen des Films. Das Soundtrack-Konzept ist mittlerweile in Beton gegossen; es würde wahrlich einem Wunder gleichen, sollte Plagiateur Quentin einmal etwas Eigenes und vor allem Neues einfallen. Über derlei Nebensächlichkeiten können auch die restlichen Beiträge kaum hinweg täuschen. Kindlich pathetisches Flamenco-Gesinge ("Tu Mirá") taugt nicht einmal als Einschlafhilfe, zu nervig. Lediglich der ehemalige Sex Pistols-Manager Malcolm Robert Andrew Edwards aka Malcolm McLaren koloriert das Sammelsurium farbloser Songs mit einem energischen Kleks ("About Her").
Selbst Beat-Genius s gar nicht versteckter Hidden Track wuppt nicht so richtig aus dem Quark. Damit passt er sich nur dem wattierten Erscheinungsbild der Filmmusik an, bis dato klang noch kein Tarantino-Soundtrack derart saft- und kraftlos. Bevor jetzt wieder das Hohelied des künstlerischen Freigeistes im Regisseur in ellenlangen Psaltern devote Ehrung erfährt, sei dringend geraten, die Platte probezuhören, bevor die Öre über die Ladentheke wandern. Für den Film bleibt indes noch etwas Hoffnung über. Erstens sieht David Carradine auch im Alter noch sackencool aus. Vor allem mit dem Monstergefährt, das das Booklet ziert. Letztgehegte Bitte: hoffentlich bleiben die Zuschauer des finalen Aktes wenigstens dieses Mal von Uma Thurmans erschreckend hässlichen Füßen verschont.
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COMPILATION / POP/ROCK
Eurovision Song Contest 2004 Istanbul (2 CD)
Eins vorweg: Einen zeitgemäßen Hit wie Sertabs letztjähriger Siegersong sucht man dieses Mal vergeblich. Ihre türkischen Nachfolger Athena könnten zwar konservative Grand Prix-Fans mit ihrem orientalischen Ska-Stück schocken, richtig stimmig funktioniert die Mischung jedoch nicht.
Ansonsten dominieren beim "Eurovision Song Contest Instanbul 2004" altbackener Eurodance aus Belgien und Dänemark, lahmer Latinpop von den Eidgenossen und Griechen sowie risikoloser Rock von der grünen Insel. Die Chancen für Max' "Can't Wait Until Tonight" steigen, zumal sich 22 der 36 Teilnehmer noch für das Finale qualifizieren müssen. Manch überdurchschnittlichem Track droht also die Gefahr, bereits im Halbfinale am 12. Mai auszuscheiden, denn mit Albanien, Andorra, Slowenien, Niederlande, Mazedonien, Malta und vor allem Litauen müssen viele hoffnungsvolle Künstler in den Ausscheidungswettbewerb. Marta Roure aus Andorra überzeugt zum Beispiel auf ihrem Beitrag "Jugarem A Estimar-Nos" mit treibenden Rock-Grooves, während sich Mazedoniens Tose Proeski an ungewohnt experimentelle Synthie-Sounds ("Life") und Albaniens Anjeza Shahini an astreinen Elektro-Pop ("The Image Of You") wagt. Den Sympathie-Preis gewinnen jedoch Linas Ir Simona aus Litauen für ihr mit Scratches, Bongo-Percussion und Live-Bläsern ausgestattetes "What Happened To Your Love". Es wäre doch sehr schade, würden es diese Länder nicht ins Finale schaffen.
Ein Problem, mit dem sich favorisierte Nationen wie Spanien, Großbritannien, Polen, Frankreich und eben Deutschland nicht herumschlagen müssen. Zum Glück, zumindest für den Spanier Ramon und den Briten James Fox. Zwar haben sie gewisse visuelle Vorteile gegenüber unserem Mondgesicht Max, musikalisch verlieren sie jedoch haushoch. Casting-Teilnehmer Ramon kommt auf "Para Llenarme De Ti" als Ricky Martin für Arme, Fox geht mit seinem balladesken Pop-Tune "Hold On To Our Love" zu sehr auf Nummer sicher. Am ehesten könnte das polnische Blue Café ("Love Song") oder der französische Chanson von Jonatan Cerrada ("A Chaque Pas") dem Stefan Raab-Protegé gefährlich werden. Doch vielleicht gewinnt auch ein völlig untauglicher Song ob der erotischen Performance. Immerhin: wenigstens müssen wir dieses Jahr kein Ralph Siegel-Desaster befürchten.
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ALTERNATIV / POP/ROCK
Chumbawamba: Un
Die britische Agitpop-Combo scheint ihren Stil gefunden zu haben. Zwei Jahre nach "Readymades" veröffentlichen Chumbawamba ein weiteres Album mit netter Popmusik und anspruchsvollen Texten, die mal provozieren, mal irritieren, fast wie zu Zeiten des bierseligen "Pissing the night away". Dabei sorgen neben Samples oder Scratches die behutsame Auffrischung des Klangbildes für Abwechslung, die teilweise sehr eingängigen mehrstimmigen Harmonien dagegen für Wiedererkennungswert.
Eine ausgedehnte Südamerika-Reise hat eher dezente Spuren hinterlassen. Vielleicht tanzen Akkordeon und Mundharmonika noch etwas beschwingter als früher ("Everything You Know Is Wrong"), vielleicht hat die Akustische früher nicht so nach Flamenco geklungen ("Be With You"). Überhaupt scheint überall die Sonne auf dieser Platte; ansonsten aber beschränken sich die mitgebrachten Reise-Impressionen auf Rand-Aspekte, etwa eine spanischsprachige Einleitung zu "When Fine Society Sits Down To Dine" oder eine Mariachi-Trompete am Anfang von "We Don't Want To Sing Along".
Im Mittelpunkt der neuen Platte der Unruhestifter stehen aber natürlich wieder die Texte. Sie handeln vom Versagen der Amerikaner im Irak, dessen Kunstschätze "On eBay" in einer käuflichen Ramsch-Welt versickern, und mit einem köstlichen Backgroundchor, der ständig "Buy, buy buy!" flötet, vom "Buy Nothing Day". Oder von der 'Biotic Baking Brigade', die prominente Übeltäter wie Bill Gates mit Kuchen oder Eiern bewirft; das Booklet hat dazu noch einen Link mit den nötigen Hintergrundinfos in petto (bioticbakingbrigade.org). Obwohl so ziemlich jeder Song irgendeinen lustigen Einfall oder eine originelle Wendung zu bieten hat, stellt sich doch gelegentlich ein 'das hab ich schon zu oft gehört'-Gefühl ein. Das mag mit den sehr prägnanten Stimmen der Beteiligten zusammenhängen, oder damit, dass Chumbawamba sich melodisch wie textlich gelegentlich selbst zitieren.Die eingangs zitierte Liedzeile aus ihrem größten Hit "Tubthumping" verwandelt sich in "When Fine Society Sits Down To Dine" in ein trockenes "Pissing in the vine ..." - bereiten die früheren Londoner Anarcho-Punks vielleicht einen Umzug in die Toskana vor?
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PAGAN- / VIKING METAL
Finntroll: Nattfödd
Humppa forever, man. Finntroll rumpeln wieder durch Wald und Wiesen, und sämtliche Zwerge, Elfen, Orks schaukeln sich dazu im Takt die Eier. Könnte ich mir auch gut als Saufmusik zum nächsten Oktoberfest vorstellen. Nachdem es in Form der "Trollhammaren"-EP schon einen kleinen Appetizer vorneweg gab, liegt jetzt mit "Natfödd" das nächste stromverstärkte Finntroll-Album vor. Nach einem Ausflug ins Akustik-Genre mit "Visor Om Slutet", dem Ausstieg von Frontroll Katla und dem wenig ruhmreichen dahin geschiedenen Gitarrist Somnium musste man sich wirklich Gedanken über den Fortbestand der Finnen machen. Doch anstatt sich aufzulösen, legen sie mit ihrem dritten Langeisen ein wirklich begnadetes Album vor. Nach einem sehr nach Ragnarök klingenden Intro geben die Jungs mächtig Gas und beweisen, dass sie nach wie vor zu ihren Black Metal-Wurzeln stehen. Doch schon im Mittelteil des Openers kann man mit dem Highspeed-Schunkeln beginnen, denn dann kommen die ersten Off-Beats zum Einsatz, und die Keyboardmelodie erinnert mehr als nur latent an die Titelmelodie von "Loggerheads", dem Wikingercartoon auf Pro 7.
Was echter finnischer Humppa ist, und warum das Zeug eng mit der Polka verwandt ist, zeigen sie schon beim genialen "Eliytres". Wer hier beim Schunkeln zu dicht an der Wand sitzt, dürfte diese bald durchbrochen haben, vor allem wenn das Tempo plötzlich massiv anzieht.
"Fiskarens Fiende" packt dann endlich auch den Groove aus und dürfte den Höhepunkt eines jeden Saufgelages markieren. Dazu zieh ich mir den Helm auf, lass den Bart rauschen und hau Kollegen Schuh mit der Keule im Takt die Klöten platt. "Trollhammaren" ist schon von der gleichnamigen EP bekannt und zischt genauso locker in die Löffel wie das kurz und knackige "Ursvamp". "Marknadsvisan" gibt einen akustischen Eindruck davon, wie's in einer Trollküche zugeht, bevor sie mit "Grottans Barn" das finnische Gegenstück zu manch einem Subway To Sally-Song abliefern.
"Rök" lässt das Album sehr ruhig und atmosphärisch ausklingen, was mich unweigerlich zu der Frage bringt, warum man bei einem Album von gerade mal 36 Minuten Länge unbedingt noch einen Monat früher eine EP rausbringen muss.Wenn die vier Tracks ebenfalls auf der CD gelandet wären, hätte die Band die fünf Punkte sicher gehabt. So müssen eben vier reichen, obwohl das Teil musikalisch wirklich geil ist.
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POP/ROCK
Patti Smith: Trampin'
Ziemlich klassisch eröffnet Patti Smith ihr viertes Studioalbum nach der Hausfrauenpause. Die einfache Melodie, das trockene Klangbild aus Gitarre, Drums und Bass und Pattis herausfordernde Stimme lassen einen typischen Drei-Minuten-Punker erwarten. Nur dass "Jubilee" erst im Mittelteil unerwartete Kapriolen schlägt, wenn die Gitarre in wilde Improvisationen ausbricht, um dann Bass und Stimme ganz allein zu lassen, und sich schließlich in einen finalen, vollkommen unpunkigen Chorus hinein steigert. Die folgenden Stücke "Mother Rose" und "Stride Of The Mind" beginnen nicht nur konventionell, sondern gehen auch so weiter. Ersterer deutet eine für Pattis Verhältnisse eher unerwartete Melodieseligkeit an, zweiter geht dagegen durchweg druckvoll nach vorne.
Dieser Stücke muss sich niemand schämen, doch seine volle Intensität entfaltet das Album erst mit "Cartwheels", das mit einer eingängigen Gesangslinie, betörendem Gitarrenklingeln und tiefstem Bass einen regelrechten Sog ausübt. Mit "Trespasses" ist noch ein weiteres Stück dabei, das es an schöner Eindringlichkeit mit Pattis frühem Erfolg "Because The Night" aufnehmen kann. Doch auch mit Songs wie "My Blakean Year" oder "Cash" lässt die Ex-Hausfrau heutzutage hoch gehandelte Rockgören wie Avril Lavigne reichlich alt aussehen. Das gut 12-minütige "Radio Baghdad" findet inmitten zügelloser Wut Raum für nachdenkliche Improvisationen und macht wie die beiden live eingespielten Songs Lust auf einen Konzertbesuch. Das Booklet zeigt übrigens das Foto einer Blume in der Hand von Pattis 16-jähriger Tochter; ähnlich harmonisch und poetisch endet mit dem klavierbegleiteten "Trampin'" auch das Album.
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COMPILATION
50 Jahre Rock: Thomas Gottschalk (2 CD)
Ja ja, 50 Jahre soll es jetzt her sein, dass sich der Rock aus der Ursuppe von Blues und R'n'B erhob und aufbrach, die Musikgeschichte zu revolutionieren. Das Datum der Aufnahme von Bill Haleys "Rock Around The Clock" hält als Zeitmarke her, damit Thomas Gottschalk ein halbes Jahrhundert später im ZDF seine Geschichtsumdeutung lang und breit auf der Fernsehbühne inszenieren darf.
Dabei erlebte er im Vergleich mit Karl Moiks Musikantenstadel den quotentechnischen Untergang. Logische Konsequenz: ein Moderatorenjob für das Revival von 'Telespiele' auf Neun Live. Dort gehört er nach der "50 Jahre Rock"-Katastrophe auch hin. Wer so fahrlässig die Chance vertut, der Generation Playstation das nahe zu bringen, was diese Musik bedeutet, der sollte dorthin gehen, wo er mit seiner dummblöden Moderation noch am besten aufgehoben ist: in den Zirkus. In der Sendung wollte der Grufti-Rocker Gottschalk erklären, was Rock ausmacht. Das beinhaltet aber eben nicht "Das Beste aus den Fünfzigern, Sechzigern, Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern und den dümmsten Bockmist von heute". Ebenjenes wollen uns die Mafiosi der Formatradios vom Schlage SWR 3 und BR 3 mit ihrer gequirlten Scheiße aus aneinandergereihten Tönen jeden Tag aufs Neue vorgaukeln.
Getrost könnte eine echte Geschichtsstunde in Sachen Rock auf den Großteil dieser Compilation verzichten. Ohne Kümmelspalterei fliegen zwei Drittel der hier vertretenen Titel aufgrund unparteiischer Geschmackskontrolle raus. ELO? Fort damit. Toto? Ne, hau weg den Quatsch. Phil Collins' "In The Air Tonight"? Vielleicht im Sado Maso-Studio. Die musikalische Anbiederung an den Massengeschmack der Jugendlichen gerät mit den finnischen Milchbubis von The Rasmus zur Posse der peinlichsten Sorte. Dass die Scorpions dereinst wirklich einmal Pfeffer im Hintern hatten, wissen wir. Aber "Wind Of Change"? Ausgerechnet diese furchtbarste aller furchtbaren Klang-Kreaturen? Schürzt eure Lippen und pfeift auf diesen pathetischen Quatsch. "Alt wie ein Baum möchte ich werden, genau wie der Dichter es beschreibt" sinnieren die Puhdys. Wie dicht der Dichter sein muss, damit er sich den Mumpitz über die volle Distanz gibt, zu diesem Thema fragen wir einmal bei Lemmy nach, der wirds schon wissen. Nüchtern lässt sich das nicht ertragen, selbst wenn die kompilierenden Gehörlosenhühner den einen oder anderen Glückstreffer landen. ZZ Tops "La Grange" geht immer, mit Chuck Berry konnte sich wenigstens ein Schwarzer in den Kreis der erlauchten Milchbrötchen schmuggeln. Wer den Flop des Jahres im Fernsehen verfolgen musste, macht um diese zwei CDs ganz sicher einen großen Bogen. Bei medial pompös in Szene gesetzten Peinlichkeiten und bombastischen Fehlbesetzungen wie Bonnie Tyler, Wanda Jackson und Leslie "Dschingis Khan" Mandoki stellte es dem Zuschauer bereits am 17. April alle noch vorhandenen Haare auf.
Gottschalk selbst meinte, nach der Sendung auf die fehlenden wirklichen Stars angesprochen, man müsse "nehmen, was man kriegen kann". Self fulfilling prophecy nennt der Freizeitphilosoph. Die Trackliste bestätigt die Weissagung. Pfui. "50 Jahre Rock". So großspurig der Titel, so grottig die Umsetzung. Herr Gottschalk, eine bitte nur: lassen sie die Lederklamotten in Zukunft im Schrank. Sie sehen darin aus wie eine Bratwurst.
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POP/ROCK
Agnetha Fältskog: My Colouring Book
Agnetha. Der personifizierte Traum vieler kleiner Buben, die in den Siebziger Jahren aufgewachsen sind, meldet sich mit "My Colouring Book" zurück. Rein optisch hat sich wenig geändert. Immer noch glänzen die blitzweißen Zähne in einem strahlenden Lächeln. Die tragende Stimme von Abba erklingt noch genauso frisch wie damals in den seligen Siebzigern. Sanft gerät der Einstieg mit dem Titeltrack. Sanfte Südsee-Gitarrenklänge untermalen die ruhige Stimmung, ehe Agnetha ihrer Sehnsucht nach dem entschwundenen Geliebten Nachdruck verleiht. Etwas abba-esker mutet "When You Walk In The Room" an. Etwas mehr Pop-Pepp, ein energischeres Schlagzeug richten den Blick nach vorne. Ein geschickt gesetztes Break im Mittelteil hebt den Track von der schnurgeraden Schiene und verleiht ihm einen gewissen Charme. Es mutet jedoch etwas seltsam an, dass eine Frau, die mit Abba derart viele Welthits performte, anscheinend so wenig Vertrauen in ihre eigenen Songschreibekünste hat. Kein einziges der 13 Lieder stammt aus ihrer Feder. Sie verlegt sich vielmehr darauf, Fremdkompositionen ihren Stempel aufzudrücken. Das gelingt ihr durchaus, auch wenn sie sich ihre Neuinterpretation von "Sealed With A Kiss" hätte sparen können. Sie schafft es partout nicht, der Romantik des Originals eine interessante Note hinzuzufügen. Uptempo-Nummern finden sich auf "My Colouring Book" keine. Dies wirkt sich etwas negativ auf den Abwechslungsreichtum des Album aus. Zwar glänzen einiges Songs mit eingängigen Melodien und netten Gesangs-Arrangements, auf die gesamte Wegstrecke des Albums betrachtet, geht der Originalität aber die Puste aus. Da hilft eine gelungene Interpretation von Gilbert Becauds "What Now My Love" leider nur wenig.
Der sehnsüchtig romantische Kanon passt sich der naiven und glockenklar klingenden Stimme der Agnetha Fältskog perfekt an, ein harmonisches Duo also, dass sich da durch die Trackliste schmachtet. Durchwirkt von einigen Glanzpunkten, fehlt dem durchweg professionell geknüpften Gewebe an einigen Stellen jedoch der überraschende Farbtupfer, der aus "My Colouring Book" ein gutes Album gemacht hätte. Ein gelungenes Comeback zwar, das die hohe Erwartungshaltung der Fans wohl nicht zur Gänze erfüllen kann. Dazu passt auch die Farbgestaltung des Covers. Komplett in pastellenem Lila gehalten, der Farbe der unbefriedigten Frau.
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HEAVY METAL
W.A.S.P.: The Neon God: Pt. 1: The Rise
Blackie Lawless will es anscheinend wirklich noch mal wissen. Nachdem das "The Crimson Idol"-Konzeptalbum das erfolgreichste der W.A.S.P.-Geschichte war, macht er sich mit "The Neon God" an den nächsten Versuch, und der soll gleich über zwei Alben gehen. Hat er sich damit aber auch einen Gefallen getan? So ganz schlüssig bin ich mir noch nicht, denn schon allein der Opener "Overture" strapaziert meine Nerven nicht nur mit völlig lächerlichen Trompeten-Synthies, sondern auch mit der von mir gehassten Hammondorgel. Dieses Problem setzt sich auch über das komplette Album fort, denn der gute Gesetzlose hat nämlich an allen Ecken und Enden mit den Keyboards alles zugepflastert. Das überfrachtet einige der ansonsten recht anständigen Songs doch etwas. Auch die Drums sind nicht unbedingt das, was ich als organisch und inspiriert beschreiben würde, das kann aber auch am Sound liegen. Der lässt nämlich allgemein etwas zu wünschen übrig, vielleicht hätte Blackie nicht alles selbst in die Hand nehmen sollen, sondern besser einen anständigen Produzenten verpflichtet. Songs der Marke "Asylum # 9", "X.T.C Riders" oder "Running Man" (furchtbarer Sound, die Drums klingen wie aus der Keksdose) hätte das bestimmt gut getan. Dass "The Rise" das musikalische Thema von "Overture" wieder aufgreift, ist zwar eine nette Sache, aber ... siehe oben.
Dabei ist die Story wieder interessant geschildert und sowohl musikalisch als auch textlich schön umgesetzt. Blackie leidet, schluchzt und schreit sich durch 14 Songs, die das emotionale Dilemma des Protagonisten Jessie schildern, der von der drogensüchtigen Mutter ausgesetzt in einem Waisenhaus aufwächst, von einer sadistischen Nonne dort sexuell missbraucht wird und langsam am Rad dreht. Als er dann aus der Klinik abhaut, gabelt ihn ein seltsamer Charakter namens Judah auf, der ihn zu einem religiösen Sektenführer aufbaut. Die Ansätze sind mal wieder sehr gut gelungen, es wurde nur an den falschen Sachen gespart, was das Album folglich nicht übers Mittelmaß hinaus hebt. Schade eigentlich, denn mit "What I'll Never Find" haben W.A.S.P. mal wieder eine richtig geile Ballade am Start.
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POP
Jane Birkin: Rendez Vous
Eigentlich hat die Musikerin Jane Birkin das selbe Problem wie Kollegin Courtney Love: ihr Stigma ist es, auf Lebenszeit von der Öffentlichkeit nur als die Geliebte einer großen Musiker-Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Gegen dieses Unbill kann man auf verschiedene Arten vorgehen: Love bevorzugt bekanntlich die Variante, ihr geschundenes Ego durch Brustimplantate, Party-Exzesse oder Medikamentenmissbrauch aufzuwerten. Ihre musikalischen Statements, so Kurt Cobains Witwe dafür Zeit findet, fallen ähnlich aussagekräftig aus. Um einiges relaxter geht Jane Birkin mit dem schweren Thema Vergangenheit um. "Wenn sie mich irgendwann einmal mit den Füßen voraus aus meiner Wohnung tragen", so die ehemalige Muse Serge Gainsbourgs kürzlich in einem Interview, "spielen sie als Begleitmusik im Fernsehen 'Je t'aime' und das geht auch in Ordnung". Ihrem 1991 verstorbenen Ex-Partner widmete sie bereits letztes Jahr das orientalisch geprägte Album "Arabesque", das das Erbe seiner Musik an neue Generationen heran tragen sollte. Auch wenn dieses Ansinnen zumindest bei mir überhaupt nicht fruchten wollte, Birkins sympathischer und beinahe altersweiser Umgang mit ihrem Back-Catalogue scheint ihre Kreativität merklich anzufachen. Jedenfalls legt das "Blow Up"-Nacktmodell von 1966 mit "Rendez-Vous" schon wieder ein neues Studioalbum vor, obendrein ein durchweg überzeugendes, und das, oha, ohne einen einzigen Gainsbourg-Song. Nordafrikanische Einflüsse bleiben außen vor, dafür konzentriert sich Birkin auf gefühlvolle Chanson-Duette mit französischen und internationalen Stars. Zu den herausragenden der zumeist ruhigen Kollaborationen gehört sicherlich das Duett mit Beth Gibbons, das an Intensität keinen Portishead-Song scheuen muss. Zumal Gibbons mit gar ungeheuerlich schauerlichem Background-Heulen aufwartet. Ebenso brillant gelingt der englischstämmigen Sängerin die Umdeutung des Roxy Music-Klassikers "In Every Dream Home A Heartache", bei dem sich Bryan Ferry an ihrer gesanglichen Leistung prompt ein Beispiel nimmt. Auch der andere Brian, der Placebo-Molko nämlich, macht seine Sache mit Jane im zäh fließenden "Smile" ziemlich gut. Manu Chao brachte Birkin neben seinem "Te Souviens-tu?" gleich noch seinen alten Produzenten-Spezie Renaud Letang mit ins Studio, der sich mit dem Berliner Kaputtnick Gonzales den Platz hinter dem Mischpult teilte. Jener wiederum dürfte mit Feist eine weitere Kanadierin ins Duett-Spiel gebracht haben, deren sanft schmeichelnder Zucker-Pop in "The Simple Story" ebenso zu den Album-Schönheiten zu zählen ist. Freunde des französischen Chansons kommen im besinnlichen "La Grippe" (mit Etienne Daho), in "Tas Pas Le Droit D'avoir Moins Mal Que Moi" oder im recht schwülstigen "Palais Royal" (mit Schauspieler Alain Souchon) auf ihre Kosten, wohingegen die fröhliche Single "Je M'appelle Jane" mit Popstar Mickey 3D beinahe schon aus dem Rahmen fällt. Auch Nationalheldin Francoise Hardy ist auf "Rendez-Vous" vertreten, deren "Surannée" aber leider nicht ganz an Keren Anns Interpretation heranreicht. Dennoch: Serge Gainsbourg wäre stolz auf seine Jane. Ganz sicher.
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MUSIK DVD (POP)
Beyoncé: Live at Wembley (DVD & CD)
Beyoncé ist Cleopatra. Zumindest zu Beginn ihrer Wembley-Show. Dort räkelt sich das Destiny's Child lasziv und lustweckend wie die ägyptische Königin auf ihrer Sänfte. Sekunden zuvor war sie noch von der Decke geschwebt. Eine Aktion, die das englische Publikum zwar mit wildem Gekreische quittiert, Beyoncé von Konzert zu Konzert jedoch zunehmend schwerer fällt, wie die R'n'B-Queen im Bonus-Material ihrer üppigen VIP-Lounge berichtet. "Ich dachte, ich sei tough, doch nach 15 Auftritten in Folge habe ich diese Abseil-Idee bereut", erzählt der entspannt und sympathisch wirkende Superstar. Auch auf der Bühne schafft Jay-Zs Ehefrau in spe die Gratwanderung zwischen Professionalität und Down-to-earth-Mentalität. Orientalisch bauchfrei bekleidet und gut bei Stimme startet sie ihr Set mit den Solo-Songs "Baby Boy" und "Naughty Girl". Aufwendige Bühnenbauten und Feuerwerk-Firlefanz braucht Beyoncé nicht. Unterstützt von nur einem DJ und einer Handvoll Tänzer(innen) lässt ihr erotisches "Bootylicious"-Charisma Männerherzen und -hosen eh höher schlagen. Bei so viel Sex-Appeal verwundert es schon ein wenig, dass das Londoner Publikum überwiegend aus Frauen besteht. Jetzt wird auch klar: Der Spruch von Old School-Lady Lover Lionel Richie, dass bei seinen Konzerten schon viele Männer ihre Traumfrau gefunden hätten, ist endgültig überholt. Wer ein Singledasein fristet, geht zu Beyoncé! Ihre Show würde jedoch in einem mittelgroßen, schweißnassen Club noch stärker und intimer rüber kommen. Gerade beim jammenden Destiny's Child-Medley verlieren sich die animierenden Rhythmen von "No, No, No", "Survivor", "Independent Women" oder "Say My Name" im Soundbrei des Saals. Beyoncé hüpft auch nicht wie einst Janet Jackson über die Bühne, und gewisse Entertainerqualitäten gehen ihr ebenfalls ab - selbst wenn ihr Becken verführerischer schwingt als Shakiras. Trotzdem beherrscht Beyoncé das Spiel einer Diva. Ungefähr sechsmal wechselt sie die aufreizenden Klamotten. Ansagen sind Mangelware, und bei der Coverversion "Fever" adaptiert sie arrogant verführerisch die modernen Kinomusicals "Moulin Rouge" und "Chicago". Doch trotz 30er Jahre Swing passt wohl kein Song besser zu Beyoncés Bewegungen und Ausstrahlung als der Jahrhundert-Hit "Crazy In Love". Ein dynamischer Shake Ya Ass-Groove gepaart mit rockigem Live-Sound und roughen Raps, die hier natürlich nur vom Band kommen. Der Song beendet dann auch das kurzweilige Konzert. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass J. Lo (arroganter) und Britney Spears (dümmer) keine echte Konkurrenz für Beyoncé darstellen. Wie gerne würde Mann ihr Caesar sein. Oder wenigstens Jay-Z. Ein wenig mehr von Letzterem hätte auch der Bonus-CD gut getan.
Immerhin versucht sich der Rapstar erfolgreicher an der Rose Royce-Nummer "Wishing On A Star" als seine Verlobte. Auf dem zu seichten Tune lässt sich ihr aggressive Erotik nicht wirklich entfalten. Ebenfalls stark nach Langeweile klingen die sterile Roger Troutman-Interpretation "What's It Gonna Be" sowie die Entjungferungs-Hyme "My First Time". Okay, wenn Beyoncés Zeilen wie "Baby, I'm not afraid to go the way, but it's my first time" singt, möchte mancher vielleicht sein Schwert ziehen. Nach den House-Remixen von "Crazy In Love", "Baby Boy" und "Naughty Girl" bleibt es dank Dauerwellen-Erotik und Ibiza-Feeling dann doch lieber in der Scheide.
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Text-Quellen: Diverse
02.05.2004 03:34:34 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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