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Der Ehebriefwechsel: Grosse Brandenburger Ausgabe. Briefe, Bände 1-3
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(Buch) |
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Inhalt: |
Vordere Klappe
Eröffnet wird dieser ungewöhnliche Briefwechsel im September 1844 durch ein "Billet" des 24jährigen Fontane an die fünf Jahre jüngere Emilie Kummer in der Oranienburger Strasse 33 in Berlin. Dass er diesmal nur fünf Zeilen statt fünf Seiten geschrieben hat, erscheint dem jungen Mann als gratulationswürdiger Umstand. Doch auch sie hat das Bedürfnis und das Talent zu ausführlichen Briefen, die ihr in den schwierigen Zeiten monatelanger Trennung unmittelbarer Lebenshalt sind. Mit ihrer Heirat 1850 beginnt ein Jahrzehnt des Überlebenskampfes und der kräftezehrenden Bewältigung des Alltags. Während er als Journalist in London Fuss zu fassen sucht und sein "Hundeleben" ihm immer neue Projekte des Geldverdienens eingibt, lebt sie in äusserst beengten Verhältnissen, bringt in sechs Jahren fünf Kinder zur Welt, von denen drei im Säuglingsalter sterben. Physische Erschöpfung und nervliche Belastung machen beide oft gereizt und ungerecht, doch können sie das Fundament dieser Ehe nicht erschüttern: ihre tiefe Verbundenheit und besonders Emilie Fontanes innige Liebe zu ihrem "Herzensmann".
Rückseite
Meine liebe Herzens-Mila.
Es ist ein wahres Spielen mit unsren besten Empfindungen, oder wenigstens mit den Deinigen - jeder meiner Briefe widerruft den vorigen! ...
Beurtheilt die ewigen Widersprüche so billig wie möglich; die Wahrheit ist die: es ist überall gut, wo man von der Sorge ums Fressen nicht aufgefressen wird. Gieb mir in Berlin eine Stellung mit 1000 Rthr jährlich und es ist prächtig dort; lass uns von Pump und Lieblosigkeit leben (oder richtiger halb sterben) so ist es entsetzlich. Dasselbe gilt von London: das Leben hier ist zauberhaft, aber dieselbe Grösse die hier den Einzelnen erhebt, erdrückt ihn auch völlig wenn er nicht satt zu essen hat.
Theodor an Emilie Fontane
London, 23. August 1852 |
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